Monympia tous les jours

Deutscher Endspurt mit 3 Goldenen, Österreich, die Segelnation und holländische Shootout-Spezialisten im Hockey – das und viel mehr geschah am Freitag. Ich entschuldige mich jetzt schon für etwas Deutschtümelei und meinen Mut zur Lücke.

Graziös zum Sieg mit Band und Keule

Nimmt man alle Vorleistungen, dann war die Gymnastin Darja Varfolomeev fast die sicherste deutsche Gold-Kandidatin. So überlegen war sie bei der vergangenen WM, als sie alle Einzeltitel gewann und auch die Gesmtwertung. Aber neuer Wettbewerb, neues Glück, und sie musste ja erst fehlerfrei durch ihre 4 Übungen im Finale, was ihr etwa im Vorkampf mit dem Reifen nicht gelang. Doch am Freitag war die 17-Jährigepoint, lieferte starke bis fantastische Übungen mit Ball, Reifen, Keulen sowie Band und holte souverän Gold. Unglaublich sind die Beweglichkeit, Koordination und die Geschicklichkeit; wenn sie etwa zwei Keulen meterhoch in die Luft wirft und elegant auffängt, nachdem sie zwischendurch schwindelerregende Drehungen und Wendungen vollführte. Dazu immer anmutig lächelnd.
Fast noch mehr beschäftigte sie allerdings, dass ihre Trainingskollegin Margarita Kosolov als Vierte eine Medaille knapp verpasste. Varfolomeev ließ Goldjubel erst mal Goldjubel sein und ging zum Trösten. Eine ganz große Sportlerin und  ein toller Mensch ist die in Sibirien geborene Varfolomeev, hoffentlich wird sie dieses Jahr Sportlerin des Jahres, nichts für ungut, Jessica von Bredow-Werndl.
Vielleicht müsste die Sportart etwas moderner herkommen (das Kiss und Cry mit Trainerin bei der Notenvergabe und eben das wie festgetackerte Dauerlächeln erinnern stark an Eiskunstlauf), um auch die Jüngeren abzuholen. Die schauen lieber Breaking, dessen sportliche Faszination wiederum an mir völlig vorbeigeht …

Ogunleye nutzt Gunst der Stunde

Die deutsche Kugelstoßerin machte den Mihambo-Move: Nein so elegant wie die Weitspringerin wird Yosemite Ogunleye nicht mehr, obwohl sie für eine Kugelstoßerin recht schlank ist. Aber Mihambo-Nervenstärke im letzten Versuch – die zeigte sie. Silber war ihr gewiss, als sie das Gerät auf genau 20 Meter wuchtete – die Führung, und kurze Zeit später stand auch das Gold fest, das erste und höchstwahrscheinlich auch einzige der deutschen Leichtathleten. Sie profitierte natürlich davon, dass die Favoritinnen nicht ins Stoßen kam, so hatte Doppelweltmeisterin und Jahresbeste Chase Jackson sich nicht einmal fürs Finale qualifiziert. Dem verdienten Gold tat das keinen Abbruch, und so durfte sie wie alle Goldenen die Glocke im Stadion läuten, noch eine so hübsche Idee der Veranstalter.
Schon zuvor hatten die deutschen Sprinterinnen in einem reichlich konfusen Rennen Staffelbronze geholt, obwohl der erste Wechsel wahrhaft nicht perfekt war (und fast irregulär). Das galt allerdings für alle Staffeln. Gina Lückenkemper lief in der zweiten Kurve ein fantastisches Rennen, umso ärgerlicher ihr verpatzter Start im Einzel-Halbfinale über 100 Meter. Sogar Gold wäre für die Staffel bei einem perfekten Lauf drin gewesen, denn auch die siegreichen Amerikanerinnen waren alles andere als perfekt bei ihren Wechseln und blieben weit hinter dem Weltrekord.
Weitaus schlimmer erging es den US-Männern, die nach einem völlig missratenen Wechsel ohne Medaille blieben. Der Sieg in einem ebenfalls von Fehlern geprägten Rennen ging letztlich an Kanada vor Südafrika, den Einlauf hätte man mal voraussehend wetten sollen ….
Kaum zu glauben, aber die US-Boys sind in der Sprintstaffel tatsächlich seit 2000 (!) ohne Gold. Okay, zwischen 2008 und 2016 war ein gewisser Usain Bolt für Jamaika am Start … Apropos Jamaika: Keine Staffel-Medaille, kein Sprint-Gold, keine Sprintmedaille für die Frauen überhaupt  – Olympia zum Vergessen, wenn es da nicht den Gold-Diskuswerfer Roje Stona gäbe.
Ein eher seltenes Ergebnis brachten die 400 Meter Hürden. Wie 2020 gewannen Rai Benjamin, Karsten Warholm und Alison dos Santos die Medaillen. Allerdings diesmal Benjamin Gold und Warholm Silber, in Tokio war es genau anderherum.
Last but not least sei Marileidy Paulino erwähnt: Die rannte in schier unglaublichen 48,17 Sekunden zu 400-Meter-Gold, das erste bei Olympia überhaupt für eine Frau aus der Dominikanischen Republik. Sie schaffte die sechstbeste Zeit jemals, olympischen Rekord dazu (zuvor Flammenwerferin Marie-José Perec) und vebesserte ihre persönliche Bestleistung um sagenhafte sechs Zehntel. Soll ich das bejubeln oder doch Zweifel bekommen, ob da alles mit rechten Dingen zugegangen ist? Das eewige Problem mit dem Doping …

Die holländischen Shootouts

Nach den Männern haben auch die Frauen Hockey-Gold geholt. Und wie die Männer gegen Deutschland brauchten auch die Frauen gegen aufmuckende Chinesinnen die Entscheidung im Shootout. Da zeigten die Oranjes ihre Klasse, verwandelten 3 von 4 Versuchen, während China relativ hilflos nur einmal erfolgreich war. Das schmucke Stadion ertrank in Jubel-Orange. Nationalsport halt …

Klarer als erwartet

Ein Entscheidungstag im Kanu ohne deutsches Gold ist kein Kanu-Tag. Nun, ganz so groß ist die Dominanz nicht mehr, aber der Zweierkajak über 500 Meter mit Jacob Schopf und Max Lemke siegte klar vor den Weltrekordhaltern Bece Todas und Sandor Totka aus Ungarn. „Klar“ heißt in für Kanu doch respektable 28 Hundertstel.

Der Wolff lässt Spanier verzweifeln

Im Halbfinale der Handballer. Der Schlussmann Andreas Wolff, einer der Besten der Welt, entschärfte reihenweise auch die besten Chancen der Iberer. Wenn ein Klasse-Torwart erst mal in einem Flow ist, lässt er sich kaum noch überwinden. Noch am Mittwoch hatte er einen rabenschwarzen Tag im Viertelfinale gegen Frankreich erwischt, hielt keinen Ball und verließ bereits nach gut einer Viertelstunde das Parkett für seinen dann glänzenden Stellvertreter David Späth. Und jetzt diese monströse Leistung. die die Spanier verzweifeln ließ, die sich am Ende gar nicht mehr zu werfen trauten. Allerdings wird es eine solche (oder eben von Späth) am Sonntag im Finalae gegen Dänemark erneut brauchen. Unschlagbar scheinen mir die Skandinavier allerdings nicht zu sein. Allerdings haben die mit Emil Nielsen und Niklas Landin ebenfalls zwei absolute Weltklassetorhüter.

Und sonst

  • Segelsieg fürs Binnenland, Nummer 2: Kitesurfer Valentin Bontus aus Niederösterreich am Freitag alle 3 Wettfahrten und holte völlig überraschend Gold, das zweite im Segeln für Österreich und das zweite für Österreich insgesamt bei Olympia. „Olympiasieger hört sich surreal an. Das ist unglaublich. Ich bin überwältigt“, befand er im ORF.
  • Gold für den Discjockey: Im Beachvolleyball-Finale waren die Brasilianerinnen Ana Patricia/Duda und Melissa/Brandie aus Kanada nach einem umstrittenen Ball aneinandergeraten, viel hätte nicht gefehlt, sie hätten eine zünftige Zickenkrieg-Rauferei mit Haareziehen und so (was sich der Münchner Löwe halt so vorstellt …) angefangen. Völlig ungewöhnlich bei den Beachern, die sich gewöhnlich alle gut verstehen in ihrem gemeinsam herumziehenden Beachzirkus. Und was macht der Discjockey? Spielt geistesgegenwärtig „Imagine“ – und zauberte nicht nur bei den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht, sondern auch bei 3 der 4  Athletinnen. Nur die muffelige Ana Patricia verzog keine Miene. Jedenfalls waren jetzt alle wieder entspannt. Am Ende holten sich die favorisierten Brasilianerinnen Gold – und herzliche Glückwünsche der Gegnerinnen ab, und jetzt konnte auch Ana Patricia selig lächeln, ja lachen.
  • Gold für Imane Khelif: Die algerische Boxerin war in der vergangenen Woche die wohl umstrittenste Athletin der Spiele. Angezweifelt wurde ihr Frausein, weil sie  – sehr verkürzt gesagt – ihr Testosteronspiegel eher männlich ist. (Besser und genauer: hier https://www.spiegel.de/sport/olympia/olympia-2024-boxerin-imane-khelif-gewinnt-gold-ich-bin-eine-frau-wie-jede-andere-frau-auch-a-46c1d210-14f1-4897-b1c4-832597b8a465
    Der Box-Weltverband hat sie deshalb für WMs ausgeschlossen. Zu dem allerdings muss man sagen, dass er dermaßen korrupt ist, dass ihn das (ebenfalls sehr korrupte) IOC nicht anerkennt und das Boxen in eigener Regie händelt. Und es eben für unproblematisch fand, eine Imane Khelif starten zu lassen. Auf dem Rücken der Boxerin (und ihrer unterlegenen Konkurrentinnen) wurde eine Art Stellvertreterkrieg ausgetragen. Rassismus und Woke-Debatten inklusive auch von den Melonis und Trumps und Musks dieser Welt – das Ganze extrem unschön. Jetzt in Roland Garros, wohin die Boxer zu ihren Finali nach Beendigung der Tennis-Wettbewerbe umziehen durften, das Happy End für Khelif, die souverän das Finale gewann und sich vom Publikum feiern ließ.
    Ein ungutes Gefühl bleibt ob einer möglichen Ungerechtigkeit. Das IOC hat es verabsäumt, schon im Vorfeld eindeutig Stellung zu beziehen, warum sie die Entscheidung des Box-Verbandes für null und nichtig hielt. Und auch in der Debatte, die jetzt hochkam, hat es Khelif elendig im Stich gelassen. Danke, Thomas Bach!

 

Monympia tous les jours

Ein Duell, das zum Solo-Triumphlauf wurde, unglückliche Basketballer und brave Kanuten – dies und vieles mehr passierte an diesem wahnsinnigen Donnerstag

Chance vertan, Medaillenchance vorhanden

Die Basketball-Weltmeister sind draußen aus dem Goldtraum, und wenn sich die Deutschen die Partie gegen Frankreich noch mal anschauen sollten, werden sie sich ärgern. Denn die Gastgeber um Viktor Wembanyama waren bei all ihrer schlagbar, deren Dreierquote mit 22 Prozent grauenhaft.  In allen statistischen Bereichen war verlief die Partie ausgeglichen (auf relativ bescheidenem Niveau, möchte ich anmerken), aber man leistete sich immer wieder blöde Fehler: ein vergebener Freiwurf hier, ein verjuxter Korbleger dort. Exemplarisch die Szene ganz am Ende der Partie. Nach einem vergebenen Freiwurf der genauso fehlerhaft agierenden Franzosen, die genauso fehlerhaft agierten, hatte Franz Wagner schon den Rebound gesichert, er rutschte aus, und der Ball trudelte ins Aus. Ballbesitz Frankreich, anstatt die gute Möglichkeit auf den Ausgleich und eine eventuelle Verlängerung. Apropos Franz Wagner: Der startete zwar furios, hatte dann aber mal wieder große Probleme mit seinem Distanzwurf. Bester des deutschen Teams war für mich Daniel Theis, der an beiden Körben grandiose Arbeit verrichtete.
Jetzt bleibt der Trost des Spiels um Platz 3, also um die Bronzemedaille. Der Gegner heißt wie erwartet Serbien, die den USA im anderen Halbfinale allerdings einen heroischen Kampf boten. Sie führten zweistellig bis ins Schlussviertel hinein gegen die verunsicherten NBA-Stars, die derlei Gegenwehr nicht erwartet hatten. Doch sie haben eben ein Ensemble mit 12 überragenden Einzelkönnern, und irgendjemand wird dann schon wieder in unaufhaltsame Top-Form finden. In diesem Fall Kevin Durant, der zweieinhalb Viertel überhaupt nicht traf, dann aber Verantwortung übernahm und mit äußerst wichtigen Würfen auch aus fast unmöglicher Position die Wende herbeiführte. Und wenn ein Steph Curry dazu noch 36 Punkte auflegt, wird es halt schwierig, vor allem weil den Serben mit ihrer kleineren Rotation auch die Kräfte schwanden. Wenn sie in der Bronze-Partie morgen aber  auch nur ansatzweise diese Form  zeigen, wird das für das deutsche Team eine sehr schwierige Aufgabe im Revanchespiel des letztjährigen WM-Finals. Die USA dagegen dürften ihre Lektion gelernt haben, und im Kampf um Gold die Franzosen richtig ernst nehmen – und klar gewinnen. Prophezei ich jetzt locker vom Hocker.

Wo liegt die Grenze, Sydney?

Sydney McLaughlin vs Femke Bol, das war mein auserkorenes Duell für die gesamten Spiele. Dieses Duell über die 400 Meter Hürden fiel aus, weil Femke Bol, offenbar noch etwas geschwächt von ihrem famosen Lauf in der Mixedstaffel, nicht in Fahrt kam und sogr nur Dritte wurde.. McLaughlin-Levrone, wie sie nach der Heirat mit einem Footballprofi der Baltimore Ravens richtig heißen muss, lieferte dagegen. Sie lief unwirklich anmutende 50,37 und verbesserte ihren ohnehin schon unglaublichen Weltrekord um weitere 28 Hundertstel. Mit dieser Zeit hätte sie fast den 400-Meter-Endlauf (ohne die 10 Hürden, versteht sich) erreicht. Weil ich sie so leicht und locker und vermeintlich mühelos  die Stadionrunde samt der Hürden dahinschweben sah, traue ich ihr mittlerweile alles zu: auch das Knacken der 50er-Grenze. Und wenn ihr die Hürden zu langweilig/mühsam werden, über die flache Strecke ein Auftauchen in Martina-Koch-Zeiten (47,60), die seit 1986 unerreichbar scheint. Morgen wird es wahrscheinlich noch mal zum Duell McLaughlin vs Bol kommen, in der 400-Meter-Staffel (ohne Hürden, versteht sich). Mal schauen, ob die Amerikaner sie auch aufstellen.

Hockey-Shootout – so was Blödes

Dass denken sich zumindest die Deutschen Hockey-Männer. Die scheiterten nämlich im Finale an dieser Art der Entscheidung an den Holländern, zu der es nach dem 1:1 in der regulären Spielzeit (ohne Verlängerung) kam: Ein Läufer startet an der 30-Meter-Linie und hat 7 Sekunden Zeit, den Ball im Tor unterzubringen. Die deutschen schafften es nur einmal, den holländischen Schlussmann zu überwinden, auch weil alle vier Versuche gleich einfallslos abliefen: auf den Torwart zurennen und dann probieren, den Torwart auszutricksen. Das gelang eben nur einmal, während die Holländer sich sehr viel geschickter und variantenreicher anstellten und gleich 3 Versuche um deutschen Kasten unterbrachten.
Sehr unschöne Szenen gab es nach Ende der Partie, als nach äußerst provokanten Berührungen der Holländer die Szene die Vertretungen beider Teams aufeinander losgingen und nur mit Mühe eine wäste Keilerei verhindert wurde. Auch gutes Gewinnen darf man Lernen, liebe Holländer.
Schon die deutschen Frauen waren im Shootout gescheitert – im Viertelfinale nach ähnlich einfallslosen Versuchen an Argentinien, weswegen sie sogar im Gegensatz zu den Silber-Männern ohne Medaille blieben.

Kanuten liefern (natürlich)

Bei (fast) allen Olympischen Spielen ist es das Gleiche: Auf die Deutschen Kanuten ist Verlass. Am ersten Entscheidungstag im Flachwasser gab es gleich zwei Medaillen: Gold im Viererkajak der Männer, der sich nach 500 Metern um vier Hundertstel gegen das australische Quartett durchsetzte, und Silber für die Viererfrauen, die sich nur Neuseeland, allerdings recht klar,geschlagen gegben mussten. Heute hat Canadier-Spezialist Sebastian Brendel beste Chancen auf Edelmetall, das sogar golden glänzen könnte.

🇩🇪 🇦🇹 👓

 

  • Segelsieg fürs Binnenland: Die Österreicher Lara Vadlau (Steuerfrau) und Lukas Mähr (Vorschoter) gewannen die 470er-Klasse. Im entscheidenden Medal Race reichte ein 7. Platz. Es sind die dritten Segelolympasieger aus Austria, 2000 gewann Christoph Sieber, und gleich zweimal waren 200 und 2004 Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher im Tornado erfolgreich. Mit einer Medaille hatte Vadlau geliebäugelt, „aber dass wir Olympiasieger sind, ist unbeschreiblich“. Die Seglerin Vadlau eine offenbar brillante „und perfektionistische“ Forscherin auf dem Gebiet der Plastisch-Ästethischen Chirurgie. Und einen engen Deutschland-Bezug gibt es auch, schlechter gesagt: gab es: Sie war mit Nationalspielerin Lea Schüller liiert, doch diese Beziehung sei beendet, wie sie gestern auf Nahcfrage bekannt gab. Soweit Gala-Content hier.
  • Mihambos Silbersprung: Wahrscheinlich nicht vollends zufrieden wird Malaika Mihambo die Spiele verlassen. Weniger der Umstand, dass sie ihr Gold von 2021 nicht wiederholen konnte, was noch nie einer Weitspringerin gelang, sondern vielmehr die „nur“ 6,98, die sie im Endkampf schaffte. Die Siegesweite von 7,10 Meter der Amerikanerin Tara Davis-Woodhall hätte die Deutsche in den Beinen gehabt. In der Quali sprang sie schon 6,87, obwohl sie beim Absprung 30 Zentimeter verschenkte. Besonders wird sie ärgern, dass sie ihren letzten Versuch, gewöhnlich ihre Domäne, schon im Anlauf völlig verpatzte. Immerhin: die zweite deutsche LA-Medaille.
  • Medaillenfund im Sand: Die haben die Beacher Nils Ehlers und Clemens Wickler nach dem doch überraschenden 2:1 gegen das höher eingeschätzte Par Mol/Sörum aus Norwegen sicher. Nichts für schwache Nerven war die Partie, der Entscheidungssatz endete 15:13. Morgen geht es um Gold gegen die Schweden Ahmann/Hellvig, und wieder sind die Deutschen Außenseiter
  • Medaillenchance für Darja Verfolomeev: Und das, obwohl sie ihre Reifen-Kür völlig verpatzte und in der dortigen Einzelwertung nur auf Platz 13 landete. Als insgesamt Zweitbeste qualifizierte sie sich aber souverän fürs Finale, bei dem es wieder von vorn losgeht. Dort dürfte es gegen die Italienerin Sofia Raffaeli und vielleicht auch die Bulgarin Boryana Kareyn um Gold gehen.
  • Erwartete Niederlage: Die deutschen Titschtennisfrauen verloren ihr Halbfinale gegen Japan mit 1:3. Schon der eine Sieg der erst 18-jährigen Annett Kaufmann gegen die weit höher eingeschätzte Miwa Harimoto ist eine echte Sensation.
  • Blech für die Bahnradler: Im Keirin belegte Emma Hinze den vierten Platz. Die höher eingeschätzte Lea Friedrich verpasste als Letzte in ihrem Halbfinallauf gar das Finale

Und sonst?

  • Bronze mit Corona: Seltsam kraftlos wirkte der 200-Meter-Lauf von Noah Lyles, mit dem der 100-m-Olympiasieger nur den dritten Platz belegte. Kurze Zeit später kam heraus: Der US-Sprinter hatte Corona, ließ sich im Rollstuhl aus dem Stade de France karren. Ob er in Bestform den überragenden Letsile Tebogo aus Botswana geschlagen hätte, bezweifle ich. Der rannte 19,45 Sekunden und ließ es dabei angesichts seines Riesenvorsprung am Ende sogar locker angehen, war zumindest mein erster Eindruck.
    Mit dem Speer überraschte die Pakistani Arshad Nadeem, der das Gerät zum Olympischen Rekord von 92,97 Meter schleuderte.
  • Volleyball mon amour: Vor allem, wenn die Frauen am Werk sind, weil hier nicht nur die brachiale Gewalt entscheidet wie bei den Männern. Die beiden Halbfinals zwischen Italien und der Türkei (3:0) und vor allem USA vs Brasilien (3:2) waren spektakulär und machen Vorfreude aufs morgige Finale und das Spiel um Platz 3.

 

Monympia tous les jours

„It aint over, till the fat lady sings“ – das ist die Durchhalteparole aller Sportler: Sprich, erst wenn wirklich die Schlusssirene ertönt, ist der Wettkampf wirklich verloren. Zwei atemberaubende Comebacks am Mittwoch zeigten das mal wieder auf unglaublichste Weise.

Handball-Wunder im Fußball-Stadion

Ich mag das Wort „historisch“ nicht, das wir Sportjournalisten inflationär gebrauchen. Doch was sich im Handball-Viertelfinale zwischen Gastgeber Frankreich und Deutschland zutrug, habe zumindest ich nicht erlebt und offenbar auch Menschen nicht, die diesen Sport sehr viel intensiver verfolgen. Was also war geschehen? Es laufen die letzten 20 Sekunden einer bis dato auch vom Publikum aufgeheizten Partie. Frankreich führt mit 2 Toren Vosprung, die Deutschen haben den Ball, aber was kann da schon nocn passieren. Es passierte: der Anschlusstreffer, na und, sind ja nur noch bei eigenem Ballbesitz Sekunden zu spielen. Aber die dicke Frau war offenbar noch nicht dran. Frankreichs Trainer Guillaume Gille, einst selbst ein brillanter Handballer, nahm mit 6 Sekunden Spielzeit auf der Uhr eine Auszeit. Der Himmel weiß, warum er die Partie bei eigenem Ballbesitz nicht einfach auslaufen ließ. Naja, seine Worte hinterließen beim Team offenbar nachhaltigen Eindruck: Sie passten den Ball wie angeordnet (ein Spässle vom Opa) sofort zum Gegner. Ausgerechnet dem bisher so starken Dika Mem unterlief das Missgeschick, als er versuchte, ausgerechnet über den längsten deutschen Spieler hinweg einen Kollegen zu finden. Julian Köster fing jedenfalls den Ball ab, passte geistesgegenwärtig nach vorn zum völlig freien Renars Unscins, der Sekundenbruchteile vor Schluss mit seinem Schuss die Torlinie überwand – 29:29. Verlängerung statt Siegestaumel. Und in der setzten sich die Deutschen nicht viel weniger dramatisch mit 35:34 durch.

Das ohnehin schon prallgefüllte unglaubliche-deutsche-Handballspiele-Buch ist um ein dramatisches Kapitel reicher. Was für eine Atmosphäre im Fußballstadion von Lille. Die Deutschen verschliefen den Start, lagen mit bis zu fünf Toren zurück, ehe sie Mitte der zweiten Halbzeit die Aufholjagd starteten und ausglchen. Danach versäumten sie es allerdings, den angeschlagenen Gegnern den Todesstoß (mir fällt grade kein anderes Wort ein) zu versetzen, auch weil sie gleich 3 Siebenmeter vergaben. In der Schlussphase schwangen sich dann zwei Spieler der Deutschen zu den Sieggaranten auf, die sonst nicht ganz in der ersten Reihe stehen. Zum einen Torwart David Späth, relativ früh (entschuldigung!) für den glücklosen Andi Wolff ins Spiel gekommen, hielt einige schwere Bälle. Und Mitte der zweiten Halbzeit übernahm Uscins, der Jüngste, Verantwortung, traf wie er wollte und verwandelte auch kaltschnäuzig wie ein ganz Alter drei Siebenmeter. Am Ende standen für ihn 14 Tore zu Buche, der letztlich auch den entscheidenden Treffer in der Verlängerung erzielte, bevor Späth noch einen letzten späthen (muss sein) Verzweiflungswurf der Franzosen abwehrte.

Nachdem sich nach dem aufwühlenden Spiel alle ein wenig beruhigt hatte, nahm einer der Größten des Handballs aller Zeiten seinen Abschied: Nikola Karabatic, 40 Jahre alt und mittlerweile ziemlich ergraut, sagt au revoir vom internationalen Sport. Er prägte die vergangenen 2 Jahrzehnte, führte die Franzosen zu drei olympischen Goldmedaillen und 4 WM-Titeln. Dreimal gewann er mit seinen Clubs die Champions League, u. a. 2007 mit dem THW Kiel. Das Spalier, das ihm Deutsche und Franzosen erwiesen, hat er sich redlich verdient – und noch viel mehr an Ehrerbietung.

Schweden-Wunder gegen das Wunderkind

Nein, ganz so dramatisch und unglaublich war die Wende der schwedischen Tischtennisspieler gegen Japan im Mannschafts-Halbfinale nicht, aber zum Nägelkauen reichte es allemal. 2:0 führten die Japaner nach dem Doppel und dem Spitzenspiel zwischen Harimoto und Silbermedaillengewinner Moregard. Die Schweden glichen aus, doch im entscheidnenden Spiel traf Harimoto, das Wundekind, das vor acht jahren damals mit 13 Jahren, in die Weltelite aufstieg auf Anton Källberg, einen durchaus begabten, aber wahrlich nicht mit Erfolgen überhäuften Schweden, der am 17.August 27 Jahre alt ist. Die ersten beiden Sätze gewann Harimoto klar mit 11:5, sogar beim so ernsten japanischen Trainer entspannten sich die Gesichtszüge – vielleicht auch eine Fehlwahrnehmung meinerseits. Harimoto brüllte wie gehabt bei jedem gewonnen Punkt wie in einem schlechten Kung-Fu-Film. Das ging extrem auf meine Nerven, doch ein Tischtennis-Experte beschied mir in einem Kommentar, das sei vor ein paar Jahren noch viel schlimmer gewesen. Naja, der Japaner verlor (wg seiner Schreierei?) den Faden. Källberg hingegen traf plötzlich auch die unmöglichsten Bälle und gewann die nächsten beiden Sätze jeweils 11:7. Also entscheidender fünfter Satz im fünften entscheidenden Spiel. Der verlief völlig ausgeglichen bis zum 9:9, bevor Harimoto die Nerven wegschmiss und mit zwei verhältnismäßig leichten Fehlern die Partie verlor. Fast ungläubiger Jubel bei den Schweden ob des Finaleinzugs und der sicheren Medaille, tiefe Trauer und Entsetzen bei den Japanern, und Harimoto weinte bittere Tränen. Erst 21 jahre ist er alt, diese Niederlage wird ihm nachhängen.

Ein Gold-Jamaikaner – mit dem Diskus

Zu Sprint-Gold reichte es um Tausendstel nicht, und die Sprinterinnen blieben nach fast 4 Jahrzehnten sogar ohne Medaille. Gut, dass Jamaika auch noch die Diskuswerfer hat. Gleich drei kamen ins Finale, und Roje Stona gelang der goldene Wurf. Auf genau 70 Meter schleuderte er die 2-Kilo-Scheibe und lag damit ganze drei Zentimeter vor Weltrekordler Mykolas Alekna, der damit den Olympischen Rekord seines Vaters Virgilius verbesserte, sich aber letztlich mit Silber begnügen musste. Dritter in einem hochklssigen Wettbwerb wurde der Australier Matthew Danny. Dem Österreicher Lukas Weisshaidinger blieb mit 67,54 nur Platz 5, der Deutsche Clemens Prüfer wurde Sechster.
Auch die anderen LA-Finals waren bemerkenswert: Über 400 Meter schaffte der Amerikaner Quincy Watts in 43,40 Sekunden die viertbeste je gelaufene Zeit. Der Brite Matthew Hudson-Smith wurde mit Europarekord (43,44) Zweiter vor Muzala Samukonga (43,74/NR). Gleich fünf Läaufer blieben unter 44 Sekunden. Im Stabhochsprung überwand die Australierin Nina Kennedy als Einzige 5,95 Meter. Über 300 Meter Hindernis siegte nach gewaltigem Schlussspurt der Marokkaner Soufina Bakkali. Weltrekordler Lamecha Girma aus Äthiopien kam in der Schlussrunde schwer zu Sturz und konnte das Rennen nicht beenden. Noch auf der Bahn wurde er medizinisch versorgt. Offenbar war er kurze Zeit sogar bewusstlos.

Und sonst?

  • Für die deutschen Basketball-Frauen ist das Olympiamärchen beendet. Im Viertelfinale verloren sie gegen Frankreich mit 71:84. Es war mehr drin, aber sie wachten zu spät auf, und Wunder gegen Frankreich gibt es halt nicht immer.
  • Kletterte die Polin Alexandra Miroslav so schnell eine Wand hoch wie keine andere und holte endlich das erste Gold für Polen.
  • Noch ein Erfolgserlebnis für die darbende Sportnation Polen: Die Volleyballer gewannen ein hochdramatisches Halbfinale gegen die USA mit 3:2 und treffen im Endspiel am Freitag auf Gastgeber Frankreich, das sich klar gegen Italien durchsetzte.
  • der deutsche Box-Schwergewichtler Nelvin Raman Tiafack verlor sein Halbfinale gegen den Usbeken Bakhodir Jakolov nach Punkten, hat aber Bronze sicher, weil Platz 3 nicht ausgeboxt wird (Es gibt wie im Judo 2 dritte Plätze).

Zu guter Letzt:

Gestern gaben die Veranstalter die Pferde bekannt, die den Modernen Fünfkämpfern zugelost werden. Lesebefehl: https://olympics.com/OG2024/pdf/OG2024/MPN/OG2024_MPN_C45A_MPN——————————-.pdf
Utopie Rossignol würde mir gefallen, galt mal als Skimarke schlechthin. Jump Lucky klingt auf dem ersten Blick ganz nett, aber nur aufs Glück würde ich mich als Reitersmann, der ich nicht bin, auf einem Gaul ungern verlassen, auch wenn der Rücken der Pferde das Glück dieser Erde verheißt.

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K.-o.-Spiele allenthalben, aber relativ wenige Entscheidungen, das war der Spieltag

Souveräne Basketballer

Erstaunlich genug ist schon die Tatsache, dass die deutschen Basketballer als Favorit in eine Partie gegen Griechenland gegangen sind, obwohl das Spiel in der Sportkultur in Hellas eine weitaus größere Bedeutung hat. So hat Panathinaikos Athen dieses Jahr die Euroleague gewonnen, während Bayern und Alba die Play-offs klar verpassten. Und was passierte gestern? Ließen sich die deutschen Weltmeiste nicht einmal von einem desaströsen Start und einem 6:18-Rückstand verrückt machen. Soll sich doch Giannis Antetokuomnpo, einer der Topstars der NBA, austoben. Die Deutschen behielten also weltmeisterliche Ruhe, kamen noch im 2. Viertel haran und setzten sich sukzessive ab, so dass ich das Ende fast schon beruhigt betrachten konnte. „Fast“ auch nur deswegen, weil ich im Basketball halt die tollsten Dinge gesehen können. Jetzt steht das Team im Halbfinale und trifft morgen auf Frankreich, das etwas überraschend Kanada, mE und vom Namen her das zweitstärkste Team im Turnier, eliminierte. Zwar haben die Deutschen das Vorrundenspiel gegen die Gastgeber klar für sich entschieden, aber jetzt scheinen Victor Wembanyama und Co. den olympischen Drive gefunden zu haben. Das andere Halbfinale bestreiten USA und Serbien, das nach einem Overtime-Thriller gegen Australien gewann. Alles andere als ein klarer Sieg der US-Stars morgen wäre eine absolute Sensation.

Am Ende blieb nur Blech

An Jakob Ingebrigsten scheiden sich die Geister. An seiner läufwerischen Klasse besteht kein Zweifel, aber er neigt zu Arroganz wie sein aufreizend lässiger Vorlauf bewies. Jetzt war der Norweger Hauptakteur an einem denkwürdigen 1500-Meter-Endlauf. er schlug ein wahsinnig hohes Tempo an, ungewöhnlich bei einer Mittelstrecke. Offenbar lautete sein Plan, der Konkurrenz einfach wegzulaufen weil sie schlicht nicht so schnell können. Das war eine fatale Fehleinschätzung. Nicht nur hielten drei Läufer mit bis zur letzten Kurve, dort hatten sie noch mehr zuzusetzen als der Titelverteidiger und sausten rechts und links vorbei. So blieb für den Favoriten nur Platz 4 – obwohl er schneller war als bei seinem Sieg in Tokio. Am Ende gewann der US-Amerikaner Cole Hocker iin 3:27,65 Minuten, drei Sekunden unter seiner bisherigen Bestzeit, vor Josh Kerr aus Großbritannien (PB) und seinem Landasmann Jakob Nuguse (PB). Es war mit Abstand das schnellste 1500-Meter-Rennen aller Zeiten, noch der 6. blieb unter den magischen 3:30.

Reitfestspiele für Team Deutschland

Nämlich im sechsten Wettbewerb das vierte Gold. Dies schaffte Christian Kukuk auf Checker 47. Er blieb nicht nur im Grunddurchgang als einer von drei Reitern ohne Fehlerpunkte, sondern legte auch als erster Starter im Stechen einen Nullfehler-Ritt vor. In einer schnellen Zeit, weswegen Steve Guedat (Schweiz/Beauville Z) und Maikel van Vleuthen (Niederlande/Dynamix de Belheme) viel Risiko nehmen mussten und jeweils eine Stange abwarfen. Gold also für Kukuk; sein Checker 47 gehört übigens anteilig Fußball-Nationalspieler Thomas Müller, dessen Frau Lisa begeisterte Dressurreiterin ist. Den beiden gehört eine Pferdezucht. Endlich Fußball-Bezug auch hier …

Finale auf Tahiti

Endlich ließen Wetter und Wellen die Finali in den Surfwettbewerben zu. Der Franzose Kauli Vaast, auf Tahiti und praktisch im Ozean aufgewachsen, erwischte die Superwelle, die ihn zu Gold führte. Naja, er hat sie schon perfekt zu nutzen gewusst. Dem Australier Jack Robinson blieb da nur Silber. bei den Frauen setzte sich die Amerikanerin Caroline Marks hauchdünn gegen die Brasilianerin Tatjana Welton-Webb durch. Großartige Wettbewerbe sind damit zu Ende gegangen, es gibt schon Vorfreude auf LA 2028 – dort soll der Pazifik ja auch ganz hübsche Wellen bereitstellen …

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Medaille für die Hockey-Männer: Die haben sie nach dem harterkämpfen 3:2-Halbfinalsieg gegen Indien sicher. Zweimal gingen die Deutschen in Führung, zweimal konnte de Olympiasieger ausgleichen. Nach der erneuten Führung durch. Nach der erneuten Führung durch Marco Miltkau hatte Indien noch eine Riesenchance, doch der scharfe Schuss flog knapp übers deutsche Gehäuse. Im Finale trifft das Team auf Holland, das sich 4:0 gegen Australien durchsetzte.
– Die Fußballerinnen müssen ihren Goldtraum begraben. In einem weitgehend langweiligen Halbfinale verlor das Team von Horst Hrubesch den USA mit 0:1 nach Velängerung. Eine Unachtsamkeit in der Abwehr brachte die Entscheidung, eine Riesenmöglichkeit kurz vor Schluss wurde vergeben. Im Spiel um Bronze trifft die Auswahl nun auf Spanien, das etwas überraschend Brasilien mit 2:4 unterlag. Dieses Spiel hatte in der 2. Halbzeit sage und schreibe 18 Minuten Nachspielzeit. Das ist einfach lächerlich, wie das die FIFA handhabt. Erneut mein Wunsch, ja meine Forderung: Her mit der effektiven Spielzeit: Uhr anhalten entweder wie im Basketball bei jeder Unterbrechung oder wie im Handball bei jeder längerfristigen Pause. Funktioniert in beiden Sportarten glänzend, und am Ende gibt es wenigstens um den Schlusspfiff keinen Stress.
Letztlich ohne Chance waren die Handballerinnen im Viertelfinale gegen Frankreich. Sie zeigten allerdings trotz der 23:26-Niederlage ihre beste Leistung im Turnier und ärgerten den Gold-Favoriten bis in die 2. Halbzeit hinein.
Beach-Duo souverän: Nils Ehlers und Clemens Wickler gewannen das Viertelfinale gegen die Holländer Stefan Borman und Yorick de Groot mit 2:0 Sätzen. Auch eine Schwächephase im ersten Durchgang als das Paar einen hohen Vorsprung verspielte, änderte nichts am klaren Erfolg. Jetzt treffen die beiden auf das schwedische Paar/Ahman Helvig, das als Gold-favorit gilt.
Tischtennis-Männer gescheitert: Im Viertelfinale gegen Schweden mussten Dmitrij Ovcharov, Timo Boll und Co. sich Schweden klar mit 0:3 Spielen geschlagen geben. Für Boll was es der letzte Auftritt auf internationaler Bühne, dementsprechend wurde der 43-Jährige gefeiert.

Und sonst?

  • Holländischer Weltrekord: Im Bahnrad-Teamsprint gewann Oranje Gold vor Großbritannien
  • Olympischer Rekord! (für die Ewigkeit?): Ein Kunststück der besonderen Art gelang dem Ringer Mijain Lopez: Als erster Sportler in der olympischen Geschichte dem Schwergewichts-Greco-Ringer in ein und derselben Disziplin (bis 130 kg) das fünfte Einzel-Gold. Auf „nur“ viermal Gold kamen die US-Ikonen Michael Phelps (200 Meter Freistil) und Carl Lewis (Weitsprung). Sogar fünf Triumphe kann sogar Isabell Werth vorweisen – allerdings in der Dressur-Mannschaft mit unterschiedlichen Teamkolleginnen und-Kollegen. Mehr zu diesem faszinierendem Athleten hier.

Olympia tous les jours

Zwei Gänsehautmomente ziemlich zur gleichen Zeit, und ein lohnender Schwimm durch die dreckige Seine – das waren nur die Höhepuntke des Montags.

Krönung vor zwei Königen

Das Basketballmärchen ist perfekt. Die deutschen 3×3-Basketballerinnen haben tatsächlich Gold gewonnen. Es war ja schon eine Glanzleistung, überhaupt nach Paris zu kommen mit einem Wurf in letzter Sekunde beim Quali-turnier in Ungarn. Die unglaubliche Vorrunde mit 6 Siegen und nur einer Niederlage nährte schon leichte Hoffnungen. Und in zwei unfassbar spannenden Begegnungen erst im Halbfinale gegen Kanada und noch am Abend im Endspiel gegen Spanien schafften Svenja Bronckhorst, Sonja Greinacher, Marie Reichert und Elisa Mevius die Krönung: Gold vor den Augen des spanischen Königs Felipe und des deutschen Basketballkönigs Dirk Nowitzki, der es sich nicht nehmen ließ, live vor Ort bei der ersten olympischen Basketball-Medaille für Deutschland überhaupt live vor Ort am stimmungsvollen Court am Place de la Concorde zu sein. Er war dann auchn einer der ersten Gratulanten.
Wieder hatten die Frauen im Finale einen 4-Punkte-Rückstand aufgeholt. Sie waren in ihren Partien ja nie haushoch überlegen, aber am nervenstärksten und auch das eingespielteste Team. Und sie hatten mit Greinacher auch die vielleicht beste Spielerin des Turniers in ihren Reihen: eine exzellente Verteidigerin und gute Schützin. Für Bronckhorst hingegen konnte der Abschied vom Leistungssport in ihrem letzten Spiel überhaupt besser nicht sein.
An Spannung nicht zu toppen? Vielleicht nicht aus deutscher Sicht, aber später das Finale der Männer war wenn das überhaupt möglich ist, noch nervenaufreibender zwischen Frankreich und Holland. Es ging in die Verlängerung, wo dann derjenige gewinnt, der als Erster 2 Punkte schafft, also jenseits der Linie trifft. Die Franzosen schafften nur einen Einer, die Holländer waren noch mal am Ball, die Zeit lief ab. Ttsächlich traf Worthy de Jong mit einem unglaublichen Zweier, auf den der weiter anwesende Nowitzki stolz gewesen wäre. Die fanatischen Franzosen verstummten, aber nur kurz, dann feierten sie ihre Silber-Jungs, und auch die Gold-Oranjes. 3×3-Basketball, zum zweiten Mal olympisch, hat sich etabliert als fantastische Version des Hallenbasketballs.

Dem Himmel ein Stück näher

Diese Überschrift, las ich im „kicker“, als in den 70ern der Amerikaner Bob Saegren mit dem Stab 5,63 Meter überwand, damals Weltrekord. Und damals war eine Höhe bereits jenseits der 6 Meter utopisch, aber erst recht die 6,25 Meter, die der Schwede Mondo Duplantis am späten Montag auflegen ließ. Als Olympiasieger stand er fest, die Konkurrenz um Sam Kendricks (5,95/Silber) und Emmanoul Karralis (5,90/Bronze) hatte sich schon längst aus dem Wettbewerb verabschiedet und stand Spalier, um ihren Stabhochsprungkönig zu huldigen. Zunächst übersprang er 6,10 Meter – olympischer Rekord. Jetzt also Weltrekord-Versuche: Nummer 1 scheiterte knapp, Nummer 2 ziemlich klar. In knisternder Spannung also Versuch Nummer 3, und diesmal klappte es. Ohne die Stange zu berühren überflog Duplantis 6,25, die wahrscheinlich sogar 6,30 Meter gewesen wären. Das Stade de France explodierte, und Duplantis feierte ausgelassen, wie man es selten gesehen hatte. Herzte die Freundin, herzte die Trainer, herzte Renaud Lavellinie, vor Duplantis Weltrekordler und mittlerweile ein guter Freund. Jeder Konkurrent klatschte ihn ab ohne Neid: Was für ein Gefühl muss das sein, von vornherein zu wissen, auf keinen Fall Gold zu gewinnen.
Dieser olympische Moment wird bleiben – bei mir hat er sich jetzt schon sehr viel tiefer eingebrannt als das 100-Meter-Finale.

Dreckig zu Gold

Nein, den Schmutz der Seine sah ich den Triathleten nicht an, nachdem sie in der Mixed-Staffel die Seine durchquert hatten. Und zumindest den Deutschen wird er letztlich auch egal sein, Denn zum Abschluss der Wettbewerbe siegte die Staffel Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann vor den USA und Großbritannien. Lindemanns fantastischer Endspurt sicherte das Gold. Im Einzel hatte sie noch Pech, als sie auf der Radstrecke stürzte und den Anschluss an die Spitze verlor. „Dafür lohnt es sich, zwei Tage krank zu sein“, spielte Tertsch auf die Kolibakterien im Fluss an.

Standhaft in der Hölle

In den Ballsportarten kommt es im Viertelfinale ja gleich viermal zum Duell Frankreich gegen Deutschland. Die Volleyballer machten gestern den Anfang, und dem Team um Georg Grozer (Hammer Schorsch genannt) stand gegen die Gastgeber und Weltmeister vor der Sensation. Die ersten zwei Sätze gewannen die Deutschen, die dort wahrscheinlich das beste Volleyball vorführten, das je ein Team aus Germany gezeigt hat. Frankreich glich aus, schaffte im Decider einen klaren Vorsprung. Die Deutschen kamen noch mal heran im Hexenkessel zu Paris, doch zum ganz großen Coup sollte es nicht reichen, weil am Ende die risikoreichen Aufschläge allesamt im Aus landeten. Niemand muss sich etwas vorwerfen. Augenzeugen berichteten, sie hätten noch nie beim Volleyball ein feindseligeres Publikum erlebt als das französische, das bei jedem deutschen Aufschlag zu einem gellenden Pfeifkonzert ansetzte. Dieses ist ja für seine Unsportlichkeit berüchtigt, wie es Jahr für Jahr bei den French Open in Roland Garros zeigt.

Und sonst?
– ein absurder Wettbewerb: Kanu-Cross heißt die neueste olympische Errungenschaft. Vier Kajakfahrer gleichzeitig stürzen sich in den Eiskanal, das kennt man vom Skifahren und Snowboard. Dort klappt es einigermaßen, doch beim Kanu erinnert das Ganze eher an Autoscooter, wenn sich die Kanus gegenseitig rammen, und die Slalomstangen dem Gegner mit Absicht vor den Bug geknallt werden. Sicher amüsant, aber der sportliche Wert erschließt sich mir nicht. Dann könnte man auch das Wiesn-Teufelsrad olympisch machen, wäre das nicht eine Idee für die Spiele 2040, wenn sie denn wirklich wie erhofft/befürchtetin Deutschland stattfinden. Seis drum: Am Ende fanden sich auch hier zwei Goldene: Noemie Fox aus Australien (nicht zu verwechseln mit Kanu-Ikone Jessica Fox) und Finn Butcher aus Neuseeland jubelten über Gold. Für den Deutschen Noah Hegge blieb Bronze
– Geschlagene Simone Biles: Am Schwebebalken blieb sie gar ohne Medaille nach einem unfreiwilligen Abgang, und am Boden musste sie sich trotz einer spektakulären Kür mit Silber hinter der Brasilianerin Rebecca Andrade begnügen. Barren-Weltmeister Lukas Dauser war nach seiner Bizeps-Verletzung nicht wieder voll fit und wurde nur Siebter.

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Im Teamsprint sicherte das Bahnradtrio Pauline Grabosch, Emma Hinze und Lea Friedrich Bronze. Die dreifachen Weltmeisterinnen mussten ihren Traum von Gold trotz Weltrekordes im Vorlauf begraben, weil dort die Britinnen und Neuseeländerinnen noch schneller waren.Die Britinnen holten letztlich Gold
Klettermaxe Jakob Schubert: Der Österreicher beeindruckte in der Lead-Quali und darf sich Hoffnungen auf Gold machen.

 

Monympia tous les jours

Was für ein Sonntag. Und einer der Sportstars, sei es Novak Djokovic, Scottie Scheffler und Noah Lyles. Und die deutschen Reitersleute schwimmen weiter auf der Goldwelle.

Djoker komplettiert die Titelsammlung

Ehre wem Ehre gebührt. Ich mag Novak Djokovic nicht besonders (um es noch vorsichtig auszudrücken), aber sein Tennisspiel ist ist immer noch erstaunlich. In einem hochklassigen Finale bezwang der Serbe den Spanier Carlos Alcaraz, der ihn in Wimbledon noch besiegt hatte. Zum Teil unfassbare Ballwechsel faszinierten die Zusschauer in Roland Garros. Vielleicht wollte der Djoker das Olympiagold etwas mehr als der junge Spanier, so engagiert hat er in diesem Jahr überhaupt noch nicht gespielt. Dieser Titel fehlte dem 37-Jährigen noch in seiner ansonsten kompletten Sammlung – und es war realistisch gesehen sein letzter Versuch. Es war Titel Nummer 99, Zahlenfetischisten rechnen schon weiter: Titel auch bei den US Open Anfang September, es wäre Nummer 100 und sein 25. Grand-Slam-Erfolg, womit er den Alltime-Rekord der Margaret Court übertreffen würde. Und dann darf er gerne aufhören …

Schefflers Aufholjagd

Nahezu gleichzeitig sicherte sich der Amerikaner Scottie Scheffler, zurzeit mit Abstand bester und konstantester Golfer der Welt, mit einer sagenhaften 62er-Schlussrunde noch das Gold, das er eigenntlich schon abgeschrieben hatte. Ein absolut olympiawürdiges Finale mit Traumschlägen, aber auch furchbaren Felhleinschätzungen. So versanken Rory McIllroys Hoffnungen in einem Wasserhindernis. Jon Rahm versemmelte bei schon 4 Schlägen Vorsprung die letzten 9 Löcher inklusive Triplebogey an der 14. Der Brite Tom Fleedwood holte Silber, Hideki Matsuyama aus Japan Bronze.

5 Millimeter entscheiden

Der schnellste Mann der Welt heißt Noah Lyles. Zumindest ist der Amerikaner 100-Meter-Olympiasieger geworden. Knapper hätte der Erfolg nicht ausfallen können, denn der lag bei 9,78 Sekunden nur 5 Tausendstel  vor dem Jamaikaner Kishane Thompson. Diese Tausendstel-Entscheidungen finde ich nicht so prickelnd, sie gibt es auch etwa im Schwimmen nicht., wo es dann halt 2 Goldmedaillen gibt. Es war ein in der Breite unfassbar schnelles Rennen. Der Achte kam mit 9,91 Sekunden ins Ziel. So faszinierend der Sprint ist: Das unfassbare Buhei drumherum, Glitzer, Glamour, besondere Einlaufmusik finde ich völlig übertrieben; es wird meines Erachtens den anderen Disziplinen, wo das alles nicht stattfand, nicht gerecht.
Da wäre zum Beispiel Ethan Katzberg. Fast schon ein Hänfling für seine Disziplin Hammerwerfen. Im ersten Versuch schleuderte der schnauzbärtige Kanadier das Gerät auf mehr als 84 Meter, schon die Entscheidung, denn im letzten Jahrzehn hatte nur er diese Weite erzielt. Am Ende lag er mehr als Mehr Meter vor dem Zweiten Bence Halasz aus Ungarn, deutlicher geht es kam noch.

Doch noch Weltrekorde im Schwimm-Becken

Nämlich zwei am Schlusstag durch den Amerikaner Bobby Finke über 1500 Meter und die US-Lagenstaffel der Frauen und damit insgesamt vier. Finke führte von Beginn an in einem faszinierendem Rennen gegen den bärenstarken Italiener Gregorio Paltinieri, auch lange unter der alten Rekordmarke, bevor ihm etwas die Luft ausging. Und der Staffelerfolg im letzten Wettbewerb ist für die Amis doppelt wertvoll, denn so konnten sie mit 8 Goldmedaillen noch den Medaillenspiegel im Schwimmen vor Australien für sich entscheiden, immer bei Großereignissen eine Prestige-Angelegenheit zwischen den beiden führenden Schwimm-Nationen. Und Sarah Sjöström, die unermüdliche Schwedin, sprintete zu 50-m-Gold im Freistil.

Doppelschlag von Jessica von Bredow-Werndl

Die deutsche Dressurreiterin eroberte auch Einzelgold mit ihrer großartigen Stute Dalera. Sie verwies Isabell Werth/Wendy, die ihre üppige Medaillensammlung weiter aufstockte, und Charlotte Fry/Glamourdale auf die Plätze. Die favorisierte Dänin Cathrine Laudrup-Dufour kam auf dem offenbar nicht mehr ganz frischen Freestyle nur auf Platz 5. Dressur ist und bleibt eine Frauen-Angelegenheit. Als einziger Mann kam der Brite Carl Hester/Fame unter die besten 10. Ein klarer Fall für eine eigene Wertung …

Ein Chinese zuviel

Das ist übehaupt nicht abwertend gemeint für diese fantastische Tischtennis-Nation. Es war ja schon überraschend dass es kein rein-chinesisches Finale gab. In dem aber sicherte sich Fan Zhengdong Gold gegen den Schweden Truls Moregard. Nach verlorenem ersten Satz zog Fan an und gewann letztlich sicher in fünf Sätzen.

Und sonst?
– eine Überraschungssiegerin im Straßenrennen. Die Amerikanerin Kristen Faulkner gewann im Alleingang. Sie setzte sich etwa 5 Kilometer ab und profitierte davon, dass sich die viel höher eingeschätzten Marianne Vos aus Holland und Lotte Kopecky (Belgien) gegenseitig belauerten. Keine der beiden wollte echte Nachführungsarbeit verrichten. Lieber auf Gold verzichten, als das die Kontrahentin (es lebe die niederländisch-beligsche Rivalität) gewinnt.
Drama im Badminton: Goldfavoritin Carolina Marin aus Spanien war im Halbfinale auf dem besten Weg zum Sieg gegen die Chinesin Jing Bao He. Erster Satz gewonnen, Führung im 2. Satz. Dann brach bei einem. Ausfallschritt eine alte Knieverletzung wieder auf. Lange Behandlungspause. Mit einem Verband probierte es Marin noch mal, doch nach ein paar Ballwechseln musste sie aufgeben. In den Armen ihrer Betreuer weinte sie hemmungslos, die Chinesin tröstete und war sichtlich velegen ob des geschenkten Erfolgs, wusste nicht genau, was sie machen sollte. Ein Rollstuhl wurde herangekarrt, doch die stolze Spanierin wollte ihn nicht und verließ erhobenen Hauptes unter tosenem Applaus des Publikums den Court. Diese Bilder gingen mir unter die Haut und konnten niemanden kaltlassen.
(Süd)Koreanischer Durchmarsch: Im Bogenschießen gab es in 5 Wettbewerben fünfmal Gold. Die Deutschen blieben bei einmal Silber im Mixed-Team leicht unter den Erwartungen. Florian Unruh erreichte zwar das Einzel-Halbfinale, hatte dort aber trotz guter Serien gegen den Amerikaner Brady Ellison und im Match um Platz 3 gegen den Koreaner Wooseok Lee keine Chance.

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3 Erfolgreiche Ballsportler: Alle Teams haben die Vorrunde überstanden und stehen nun in der K.-o.-Runde. Dort kommt es zu deutsch-französichen Festspielen. Gleich viermal treffen die Vertretungen aufeinander: Männer und Frauen im Handball, Frauen im Basketball und Männer im Volleyball. Einerseits für jeden Athleten ein Festival der Gefühle bei unvergleichlicher Atmosphäre (zB 27.000 Zuschauer beim Handball in Lille), andererseits bliebe man bei einer Niederlage gegen die Gastgeber ohne Medaille. Mein Tipp: Die Handballer und Volleyballer schaffen es, die Handballerinnen nicht. Den Basketballerinnen gebe ich eine 50:50-Chance.
Schon im Halbfinale stehen die Hockey-Männer nach einem harterkämpften 3:2 gegen Argentinien. Dort wartet Rekordweltmeister Indien, gegen die das Team bei Olympia 2020 das Spiel um Platz 3 verlor.