Das war die Woche, die war

Der Fußball hat uns wieder mit dem Start der Bundesliga. Und die Sommersportler sind zum Teil noch groß im Geschäft.

Favoriten mit Mühe

Der erste Bundesliga-Spieltag brachte eine große Überraschungen. Einen klassischen Fehlstart leistete sich allerdings der VfB Stuttgart mit dem 1:3 beim SC Freiburg. Da greifen die Rädchen noch nicht ineinander.
Sehr ähnlich die beiden Meisterschafts-Favoriten Bayer und Bayern mit mühseligen 3:2-Auswärtssiegen bei Heimstarken Mittelklasseteams in Gladbach und Wolfsburg. Bayern weiter mit großen Abwehrschwächen, Bayer wie gewohnt mit einem Last-Minute-Tor zum Sieg.
Auch die Abstiegskandidaten bestätigten ihren Ruf. Sowohl die Neulige FC St. Pauli (0:2 vs Heidenheim und Hostein Kiel 2:3 Hoffenheim) als auch der VfL Bochum (0:1 in Leipzig) verloren zum Auftakt.
Traditioneller Ärger auch um die Schiris, die Handelfmeter und den VAR. Eingriff nur bei klarer Fehlentscheidung, oder Schwarz/Weiß wie es der neue Schiri-Obmann Knut Kircher ausdrückte. Klingt einfach, ist offenbar extrem schwer umzusetzten. Fortsetzung folgt sicher …Was strafbares Hand ist, bleibt so unergründlich wie Loch Ness oder Atlantis. Ich nehme es hin und wundere mich auch nicht mehr.

Lando Norris überragend

Das ist Max Verstappen bei seinem Heim-Grand-Prix noch nie passiert. Dass ihn ein anderer Pilot um die Ohren fährt. Lando Norris war das gesamte Wochenende eine Klasse für sich, der McLaren ist derzeit das beste Auto im Feld. Nur den Start verhunzt Norris regelmäßig, das hinderte ihn nicht am nie gefährdeten Sieg. Verstappen dürfte froh über Platz 2 sein, der ihn wieder ein Stück näher zu seinem vierten WM-Titel en suite brachte.

Leichtathleten in Top-Form

Vor allem zwei Skandinavier: Beim Beim Diamond-League-Meeting in Chorzow pulverisierte Jakob Ingebrigtsen aus Norwegen den 28 Jahre alten Weltrekord von Daniel Komen um mehr als drei Sekunden auf 7:17,55 Minuten. In seinem Schlepptau schaffte der Äthopier Berihu Arigawi in 7:21,28 die drittbeste je erreichte Zeit.
Der Schwede Mondo Duplantis übersprang 6,26 Meter zu einem neuen Weltrekord mit dem Stab und verbesserte seine Paris-Marke um einen Zentimeter. Mit Sam Kendricks und Emmanoil Karalis schafften zwei weitere Springer die 6-Meter-Marke – das  hat es noch nie in einem Wettbewerb gegeben.
Der Parforce-Ritt der 800-Meter-Läufer geht weiter. In Lausanne egalisierte  Emmanuel Wanonyi die zweitbeste je gelaufene zeit von Wison Kipketer, gleich zwiemal binnen drei Tagen Lausanne und Chorzow) blieb der Kanadier Marco Arop unter der 1:42er-Marke.

Zwei große Fußball-Trainer sind tot

Christoph Daum und Sven-Göran Eriksson erlagen ihren Krebserkrankungen. Zu Daum Folgendes https://blickueberdenteich.de/trauer-um-christoph-daum/

Heute Morgen kam dann die leider nicht unerwartete Nachricht von Erikssons Ableben. Bei ihm wurde erst im Januar ein nicht mehr heilbarer Bauchspecheldrüsenkrebs diagnostiziert. Er wurde 76 Jahre alt. Noch im März erfüllte ihm sein Lieblingsclub FC Liverpool und Jürgen Klopp seinen Herzenswunsch, und er durfte die Reds bei einem Benefizspiel in Anfield coachen. https://www.sueddeutsche.de/sport/sven-goeran-eriksson-liverpool-klopp-krank-krebs-1.6482403.
Der Schwede war erster ausländischer Coach eines englischen Nationalteams. Unter anderem saß er beim 5:1-triumpf gegen Deutschland in München auf der Bank. Außerdem stand er den Auswahlteams unter anderem von Mexiko und der Elfenbeinküste vor. Als Vereinstrainer sammelte er mit Benfica Lissabon, AS Rom und Manchester City zahlreiche Titel. Mit dem IFK Göteborg triumphierte er bereits 1982 im UEFA-Pokal mit zwei beeindruckenden Final-Erfolgen gegen den HSV.

Und sonst?

  • Manuel Neuers Rücktritt vom Nationalteam: https://blickueberdenteich.de/neuers-ueberfaelliger-schritt/
  • Ehrung für Ann-Katrin Berger: Nationaltorhüterin wurde zur Fußballerin des Jahres gewählt. Sie war mit ihren gehaltenen Elfmetern Garantin für die Bronzemedaille des deutschen Teams.
  • Ben O Connor führt bei Vuelta: Der Australier hat nach der 9. Etappe schon 3:53 Minuten Vorsprung auf den Slowenen Primoz Roglic. Die schwere Etappe gestern mit 3 Bergen der 1. Kategorie sicherte sich im Alleingang der Brite Adam Yates.
  • Olympiasiegerinnen gescheitert: Die seutschen 3×3-Basketballerinnen schieden bei der EM in Wien bereits im Vietelfinale aus. Allerdings war vom Paris-Team nur Elisa Mervius dabei. Die Titel holten sich die Spanierinnen, Finalistinnen in Paris. Bei den Männern triumphierten völlig überraschend die österreichischen Gastgeber.
  • Letzter Auftritt der 4Ls: Die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig/Louisa Lippmann unterlagen im Viertelfinale in Hamburg Cinja Tillmann und Svenja Müller. Ludwig wird ihre Karriere beenden, Lippmann sucht eine neue Partnerin. Tillmann/Müller mussten sich im Finale den Schweizerinnen Hüberli/Brunner geschlagen geben.

Monympia tous les jours

Der letzte Tag war von Finali in Ballspielen geprägt – und einer deutschen Radprinterin und einer holländischen Marathonläuferin

Auf Zatopeks Spuren.

Sifan Hassan gewann den Marathon durch Pariser Straßen mit erstaunlichen und untypischen Bergauf- und abstrecken. Im Sprint ließ sie die Tigst Assefa hinter sich. So weit, so sehr gut. Außergewöhnlich wird die Leistung der Holländerin mit äthiopischen Wurzeln durch die Tatsache, dass sie erst am Freitag auf der Bahn in St. Denis Bronze über 10 000 Meter geholt hat und davor auch Bronze über 5000 Meter. Drei Medaillen in diesen Langstrecken bei denselben Spielen, das ist 1952 Emil Zatopek gelungen, der in Helsinki sogar dreimal gewann. Danach keiner Athletin oder Athlet

Dänen-Feuerwerk

Zumindest Handballspielen, wie am Sonntag die deutschen Männer im Finale leidvoll berichten können. Die Partie war ausgeglichen – zumindest die ersten fünf Minuten. Dann prasselte ein wahres Feuerwerk über das deutsche Team hinweg. Extrem schnelle Ballpassagen, präzise und scharfe Würfe. „Hexer“ Andi Wolff, im Halbfinalea gegen Spanien noch überragend, flogen die Blle nur so um die Ohren. Und vorne leistete sich der Angriff Fehler um Fehler, so dass Dänenschlussmann Niklas Landin gar nicht einzugreifen brauchte. 21:12 stand es zur Pause, und nach de Wechsel ging der Fegesturm weiter. Bis zum 36:22 zumindest, dann ließen es die Dänen mit ihrer zweiten Garde ruhiger angehen. Das 39:36 ist immer noch deutlich genug, mit Abstand das höchste Finale-Ergebnis bei Olympia.
Was bleibt, ist silberne Freude, die kurz nach dem Spiel ob des Debakels zwar getrübt war. Doch eine Medaille hätten vor Turnierbeginn die wenigsten dem Team zugetraut.
Zwei ganz Große des Handballs nahmen auf höchster  Bühne ihren internationalen Abschied. Niklas Landin, bester Torwart des vergangenen Jahrzehnt und der brillante Spielmacher Mikkel Hansen, der Typ mit dem wehenden Haar – so ideenreich wie kaum ein anderer. Die dänischen Nachfolger stehen en masse bereit. Die Deutschen mit ihrem jungen Team haben aber auch eine glänzende Perspektive, zumal einige U-20-Weltmeister vom vergangenen Jahr auf dem Sprung sind.

Silber rettet die Spiele
Zumindest für die beste deutsche Sprinterin Lea Friedrich. Im Teamsprint „nur“ Bronze, im Keirin das Halbfinale vergeigt. Doch jetzt im Sprint, im Duell Frau gegen Frau, zeigte sie ihre ganze Klasse und erreichte souverän das Finale. Dort allerdings fand sie in der Neuseeländerin Ellesse Andrews, zuvor schon Siegerin im Keirin und Zweite im Teamsprint,  in zwei klar verlorenen Läufen ihre Meisterin. Dennoch kann die Mecklenburgerin ein mehr als zufriedenstellendes Olympia bilanzieren. Und sie ist mit 24 Jahren jung genug, um mindestens einen olympischen Zyklus noch anzugehen.

Sehr Packendes zum Schluss
Nämlich in der letzten Olympia-Entscheidung überhaupt ein überraschend spannendes Basketballspiel der Frauen zwischen den USA und Frankreich. Die Rollen schienen klar verteilt, die US Girls, allesamt in der WNBA tätig, waren die haushohen Favoritinnen. Doch die gesamte Spielzeit ließen sich die Gastgeberinnen vor 27 000 Zuschauern im umgebauten Fußballstadion von Lille nicht abschütteln. Bei einer 10-Punkte-Führung im 3. Viertel durften sie sogar vom Sieg träumen, doch da zeigten die USA ihre ganze Klasse.
Volle Dramatik am Schluss, als die Französin Gabby Williams zur Hochform auflief. Einen Dreier versenkte sie, und sie traf sogar mit ablaufender Uhr noch mal in den Korb. Etwa der Ausgleich? Nein, denn sie stand recht knapp, aber eindeutig auf und nicht hinter der der Dreierlinie, und die zwei gutgeschriebenen Punkte reichten halt nicht.
Riesen-Erleichterung bei den USA, die ihre Siegesserie prolongierten. Seit der Halbfinalniederlage 1992 (!) ist das Team ungeschlagen. Insgesamt 61 Siege und jetzt 8 Goldmedaillen sprangen dabei heraus.

Und sonst?

So toll die Eröffnungsfeier war, so mau fand ich die Schlussfeier. Es fehlte der Exprit, die überraschenden Ideen, die vor mich noch vor gut zwei Wochen begeisterten. Und dann werden 3 Stunden halt schon länglich. Immerhin sprang Tom Cruise tatsächlich vom Stadion Dach. In LA übergab er dann die Fahne (aufgezeichnet) an die kommenden Gstgeber von Sommmerspielen. Und das französische Musikmedley war für mich reichlich unbekannt, fehlende Inserts ließen mich erst ratlos über Künstler und Werk (Danke Shazaam). Wenn ich  da an das Musikfeuerwerk von 2012 in London denke, seufz.

Nun denn. Olympia ist schon Geschichte. Im Lauf der Woche möchte ich noch Resümees ziehen: Tops und Flops, Zahlenspiele(reien), Bilanzen etc. Und weil das Thema zuletzt immer wieder aufploppte: Wären so Olympische Spiele nicht auch was für Deutschland – 2036, eher 2040.

Monympia tous les jours

Ein fantastischer letzter Leichtathletik-Abend, verlorene deutsche Endspiele – das und vieles mehr geschah am Samstag

Das Beste kam (fast) zum Schluss

Nämlich im vorletzten Rennen ein grandioser Zweikampf zwischen den USA und Botswana in der 4x 400-Meter-Staffel der Männer. Zwei Olympiasieger rannten als Schlussläufer um Gold, hier der Amerikaner Rai Benjamin (400 Meter Hürden), dort Letsile Tebogo (200 Meter). Der forderte Benjamin auf der für ihn ungewohnten vollen Stadionrunde bis zuletzt – es sollte nicht ganz reichen, obwohl er selbst mit unglaublichen 43,04 gemessen wurde. Die USA siegten also in 2:54,43 um genau ein Zehntel vor Botswana, das den Afrika-Rekord pulverisierte. Auch die drittplatzierten Britten schafften in 2:55,83 einen Area-Rekord (also Europa-Bestleistung). Belgien, Südafrika und Japan stellten nationale beziehungsweise im Fall Japan Kontinentalrekorde auf. Nur wenig später taten es die US Girls mit ihrem Staffelsieg und verfehlten den Uralt-Weltrekord der Sowjetunion aus dem Jahr 1988 nur um ein Zehntel. Sydney McLaughlin brauchte als zweite Läuferin nur 47,71 Sekunden. Femke Bol wiederum führte die Holländer als Schlussläuferin mit einer starken Schlussrunde noch zu Silber. Ungücksrabinnen waren die Frauen aus Jamaika, die den Stab verloren. Das passte zum komplett missratenem Leichtathletik-Olympia für die erfolgs-gewöhnte Karibik-Insel, die in der Leichtathletik so schlecht abschnitt wie zuletzt 2000 in Sydney.
Ähnlich fulminant verlief der 800-Meter-Lauf, den Emmanuel Wanyonij aus Kenia in 1:41,19 Minuten, der drittbesten je erzielten Zeit, um genau ein Hunderstel vor dem Kanadier Marco Arop für sich entschied.
Und dann gab es noch ein Stechen um Gold – im Hochsprung zwischen dem Neuseeländer Hamish Kerr und dem US-Amerikaner Shelby McEwen. Die beiden übersprangen 2,36 Meter bei gleich viel Fehlversuchen, scheiterten beide an 2,28 Meter. In diesem Fall geht es Sprung für Sprung Höhe um Höhe wieder zurück. Bei 2,34 flog Kerr drüber, während McEwen scheiterte. Offenbar hatten sich die beiden nicht auf bemeinsames Gold einigen können, anders als in Tokio 21, als Essa Barshim und Gianmarco Tamberi aufs Stechen verzichteten und beide Gold gewannen.

Schwedische Lehrstunde

Für die deutschen Beachvolleyballer Nico Ehlers und Clemens Wickler: Die beiden hatten im Finale gegen David Ahman und Jonathan Hellvig nicht den Hauch einer Chance und verloren 10:21, 13:31. Während die Schweden nahezu fehlerlos agierten und traumhafte Schläge en masse produzierten, kam das deutsche Paar nie in Fahrt. Silber ist aber mehr als ein Trost für diese Lehrstunde, das war viel mehr als sie vor dem Turnier erwarten durften.

Verlorene Medaillenkämpfe

Die mich nicht wirklich überraschten: Die Basketballer unterlagen im Spiel um Platz 3 den Serben um den überragenden Nikola Jokic. Die Weltmeister waren das geesamte Turnier über nicht in der Granatenform 2023 und hatten vielleicht auch nich das nötige Spielglück. Andi Obst war diesmal nicht die Dreiermaschine, Dennis Schröder verlor zu viele Balle, und Franz Wagner hatte mal wieder Probleme mit seinem Distanzwurf. Absolut kein Drama, vielmehr Freude, dass sich das deutsche Team in der Weltspitze etabliert hat, was im Basketball wahrhaft keine Selbstverständlichkeit ist.
Richtig dramatisch war das Finale. Die Franzosen nötigten dem haushohen Favoriten USA alles ab. Matchwinner war letztlich Scharfschütze Steph Curry, der in der Schlussphase vier zum Teil schwierigste Dreier versenkte – seine Spezialität. Die Franzosen brauchen sich nichts vorzuwerfen, und der 2,24-Meter-Mann Victor Wembanyama trumpfte im bisher wichtigsten Spiel seiner noch frischen Karriere toll auf.

Auch die Tischtennisfrauen, verloren ihr Medaillenmatch – letztlich ohne Chance mit 0:3 Spielen gegen Südkorea. Das Doppel war noch umkämpft, ging aber verloren. Die bisher so auftrumpfende Annett Kaufmann stand gegen Weltklasse-Athletin Eunhye Lee auf klar verlorenem Posten. Die 18-Jährige gibt abe zu großen Hoffnungen Anlass schon für die nähere Zukunft. Auch hier siegte im Gold-Match der klare Favorit. China gewann gegen Japan mit 3:0. Klingt klarer, als es war, denn die einzelnen Matches waren hartumkämpft.

Silbercoup beim Golf

Unverhofft kommt oft. In diesem Fall das vollkommen unerwartete Silber für Golf-Proette Esther Henseleit, die sich mit einer fantastischen 66er-Schlussrunde sich noch auf Rang 2 vorschob, worüber sie wahrscheinlich selbst am meisten überrascht war. Gerade 25 Jahre als ist die Deutsche, in der Weltrangliste auf Platz 54 und damit beste Deutsche, also kein völlig unbeschriebens Blatt. Ihre Medaille ist die erste für Kontinental-Euopa überhaupt in der olympischen Golf-Geschichte. Am Ende fehlten ihr nur zwei Schläge auf Lydia Ko aus Neuseeland. Die ist zwar zweimalige Major-Siegerin, doch ihre beste Zeit mit insgesamt 17 Turnier-Erfolgen liegt auch schon 9 Jahre zurück. Immerhin hat sie ihren Medaillensatz nach Siber 2016 und Bronze 2021 komplettiert.

Und sonst

  • Ingebrigtsens Genugtuung. Der Norweger siegte über 5000 Meter und rehabilitierte sich fürs medaiilenlose 1500-Meter-Rennen. In einem äußert langsamen Rennen war sein Endspurt unwiderstehlich, und er siegte vor Ronald Kwemoi aus Kenia und dem US-Boy Grant Fisher. Die äthipischen Langstreckler hatten mit ihrem Bummeltempo mit Zitronen gehandelt und blieben ohne Medaille. Wie bei den jamaikanischen Sprintern lief für die Bahn-LangstrecklerInnen längst nicht alles nach Plan mit nur einer Silbernen.
  • Französisches Volleyball-Fest: Die Männer ließen im Goldmatch den Polen in der brodelnden ausverkauften halle beim 3:0 keine Chance. Nie kamen die Polen zu ihren Spiel, und schon nach 1:16 Stunden war die Partie beendet. Da hatten die Gastgeber im Viertelfinale gegen die Deutschen weitaus mehr Mühe, als sie fünf Sätze und (auch nach Ansicht objektiver Experten) etwas Schiri-Hilfe benötigten.
  • Pragmatischer US-Sieg: Im Fußball-Finale der Frauen gewannen sie 1:0 gegen Brasilien. Die Südamerikanerinnen waren zwar die meiste Zeit überlegen, die US-Girls beschränkten sich aufs Kontern. Und ein solcher führte kurz nach der Pause zum einzigen Treffer. Ansonsten pragmatisches Verteidigen, und dagegen konnte auch die eingewechselte Marta nichts ausrichten. Immerhin bleibt der Selecao Silber.

🇦🇹 🇩🇪👓

– Der einen Freud, der anderen Leid. Während sich Kletterin Jessica Pilz über Bronze im Boulder/Lead freuen durfte, gingen die Alexandri-Schwester im Synchronschwimmen leer aus. Pilz gehört seit Jahren zur Kletter-Weltspitze, in Tokio 2020 weinte sie noch bittere Tränen, als sie als Siebte eine Medaille klar verfehlte. Umso größer jetzt die Genugtuung. „Es fühlt sich unglaublich an. Es war schon ein großer Druck da, und ich habe Angst vor der Enttäuschung gehabt“, sagte sie im ORF.
Die Alexandris verpassten dagegen nach etwas verpatzter Freier Kür, sonst die Domäne der Schwestern, als Vierte eine Medaille. Vergangenes Jahr waren sie noch Weltmeisterinnen geworden. Sie ließen ihrem Ärger über die „ungerechte Bewertung“ freiem Lauf. „Jeder weiß, ds wir besser sind, als die Briten und Holländerinnen“, spielten sie auf die Medaillengewinnerinnen hinter den überlegenen Chinesinnen an. Die großen Nationen hätten Juroren in den Kampfgerichten gehabt, Österreich als kleine Nation „gar nichts“. Ich kann das nicht beurteilen, aber Olympia und seine Bewertungen, das ist wie Doping ein ewiges trauriges Thema.

– Wie gut, dass es im (Bahn)Radsport zumindest  keine Wertungsrichter gibt (und natpürlich auch kein Doping). So kann Lea Friedrich von einer Medaille träumen nach bisher nicht optimal verlaufener Spiele. Vor allem das verpasste Keirin-Finale ärgert sie immer noch gewaltig. Im Sprint zeigte sich sich unbeeindruck. In der Qualifikation fuhr sie zu Weltrekord, in den K.-o.-Runden blieb sie makellos.

 

Monympia tous les jours

Deutscher Endspurt mit 3 Goldenen, Österreich, die Segelnation und holländische Shootout-Spezialisten im Hockey – das und viel mehr geschah am Freitag. Ich entschuldige mich jetzt schon für etwas Deutschtümelei und meinen Mut zur Lücke.

Graziös zum Sieg mit Band und Keule

Nimmt man alle Vorleistungen, dann war die Gymnastin Darja Varfolomeev fast die sicherste deutsche Gold-Kandidatin. So überlegen war sie bei der vergangenen WM, als sie alle Einzeltitel gewann und auch die Gesmtwertung. Aber neuer Wettbewerb, neues Glück, und sie musste ja erst fehlerfrei durch ihre 4 Übungen im Finale, was ihr etwa im Vorkampf mit dem Reifen nicht gelang. Doch am Freitag war die 17-Jährigepoint, lieferte starke bis fantastische Übungen mit Ball, Reifen, Keulen sowie Band und holte souverän Gold. Unglaublich sind die Beweglichkeit, Koordination und die Geschicklichkeit; wenn sie etwa zwei Keulen meterhoch in die Luft wirft und elegant auffängt, nachdem sie zwischendurch schwindelerregende Drehungen und Wendungen vollführte. Dazu immer anmutig lächelnd.
Fast noch mehr beschäftigte sie allerdings, dass ihre Trainingskollegin Margarita Kosolov als Vierte eine Medaille knapp verpasste. Varfolomeev ließ Goldjubel erst mal Goldjubel sein und ging zum Trösten. Eine ganz große Sportlerin und  ein toller Mensch ist die in Sibirien geborene Varfolomeev, hoffentlich wird sie dieses Jahr Sportlerin des Jahres, nichts für ungut, Jessica von Bredow-Werndl.
Vielleicht müsste die Sportart etwas moderner herkommen (das Kiss und Cry mit Trainerin bei der Notenvergabe und eben das wie festgetackerte Dauerlächeln erinnern stark an Eiskunstlauf), um auch die Jüngeren abzuholen. Die schauen lieber Breaking, dessen sportliche Faszination wiederum an mir völlig vorbeigeht …

Ogunleye nutzt Gunst der Stunde

Die deutsche Kugelstoßerin machte den Mihambo-Move: Nein so elegant wie die Weitspringerin wird Yosemite Ogunleye nicht mehr, obwohl sie für eine Kugelstoßerin recht schlank ist. Aber Mihambo-Nervenstärke im letzten Versuch – die zeigte sie. Silber war ihr gewiss, als sie das Gerät auf genau 20 Meter wuchtete – die Führung, und kurze Zeit später stand auch das Gold fest, das erste und höchstwahrscheinlich auch einzige der deutschen Leichtathleten. Sie profitierte natürlich davon, dass die Favoritinnen nicht ins Stoßen kam, so hatte Doppelweltmeisterin und Jahresbeste Chase Jackson sich nicht einmal fürs Finale qualifiziert. Dem verdienten Gold tat das keinen Abbruch, und so durfte sie wie alle Goldenen die Glocke im Stadion läuten, noch eine so hübsche Idee der Veranstalter.
Schon zuvor hatten die deutschen Sprinterinnen in einem reichlich konfusen Rennen Staffelbronze geholt, obwohl der erste Wechsel wahrhaft nicht perfekt war (und fast irregulär). Das galt allerdings für alle Staffeln. Gina Lückenkemper lief in der zweiten Kurve ein fantastisches Rennen, umso ärgerlicher ihr verpatzter Start im Einzel-Halbfinale über 100 Meter. Sogar Gold wäre für die Staffel bei einem perfekten Lauf drin gewesen, denn auch die siegreichen Amerikanerinnen waren alles andere als perfekt bei ihren Wechseln und blieben weit hinter dem Weltrekord.
Weitaus schlimmer erging es den US-Männern, die nach einem völlig missratenen Wechsel ohne Medaille blieben. Der Sieg in einem ebenfalls von Fehlern geprägten Rennen ging letztlich an Kanada vor Südafrika, den Einlauf hätte man mal voraussehend wetten sollen ….
Kaum zu glauben, aber die US-Boys sind in der Sprintstaffel tatsächlich seit 2000 (!) ohne Gold. Okay, zwischen 2008 und 2016 war ein gewisser Usain Bolt für Jamaika am Start … Apropos Jamaika: Keine Staffel-Medaille, kein Sprint-Gold, keine Sprintmedaille für die Frauen überhaupt  – Olympia zum Vergessen, wenn es da nicht den Gold-Diskuswerfer Roje Stona gäbe.
Ein eher seltenes Ergebnis brachten die 400 Meter Hürden. Wie 2020 gewannen Rai Benjamin, Karsten Warholm und Alison dos Santos die Medaillen. Allerdings diesmal Benjamin Gold und Warholm Silber, in Tokio war es genau anderherum.
Last but not least sei Marileidy Paulino erwähnt: Die rannte in schier unglaublichen 48,17 Sekunden zu 400-Meter-Gold, das erste bei Olympia überhaupt für eine Frau aus der Dominikanischen Republik. Sie schaffte die sechstbeste Zeit jemals, olympischen Rekord dazu (zuvor Flammenwerferin Marie-José Perec) und vebesserte ihre persönliche Bestleistung um sagenhafte sechs Zehntel. Soll ich das bejubeln oder doch Zweifel bekommen, ob da alles mit rechten Dingen zugegangen ist? Das eewige Problem mit dem Doping …

Die holländischen Shootouts

Nach den Männern haben auch die Frauen Hockey-Gold geholt. Und wie die Männer gegen Deutschland brauchten auch die Frauen gegen aufmuckende Chinesinnen die Entscheidung im Shootout. Da zeigten die Oranjes ihre Klasse, verwandelten 3 von 4 Versuchen, während China relativ hilflos nur einmal erfolgreich war. Das schmucke Stadion ertrank in Jubel-Orange. Nationalsport halt …

Klarer als erwartet

Ein Entscheidungstag im Kanu ohne deutsches Gold ist kein Kanu-Tag. Nun, ganz so groß ist die Dominanz nicht mehr, aber der Zweierkajak über 500 Meter mit Jacob Schopf und Max Lemke siegte klar vor den Weltrekordhaltern Bece Todas und Sandor Totka aus Ungarn. „Klar“ heißt in für Kanu doch respektable 28 Hundertstel.

Der Wolff lässt Spanier verzweifeln

Im Halbfinale der Handballer. Der Schlussmann Andreas Wolff, einer der Besten der Welt, entschärfte reihenweise auch die besten Chancen der Iberer. Wenn ein Klasse-Torwart erst mal in einem Flow ist, lässt er sich kaum noch überwinden. Noch am Mittwoch hatte er einen rabenschwarzen Tag im Viertelfinale gegen Frankreich erwischt, hielt keinen Ball und verließ bereits nach gut einer Viertelstunde das Parkett für seinen dann glänzenden Stellvertreter David Späth. Und jetzt diese monströse Leistung. die die Spanier verzweifeln ließ, die sich am Ende gar nicht mehr zu werfen trauten. Allerdings wird es eine solche (oder eben von Späth) am Sonntag im Finalae gegen Dänemark erneut brauchen. Unschlagbar scheinen mir die Skandinavier allerdings nicht zu sein. Allerdings haben die mit Emil Nielsen und Niklas Landin ebenfalls zwei absolute Weltklassetorhüter.

Und sonst

  • Segelsieg fürs Binnenland, Nummer 2: Kitesurfer Valentin Bontus aus Niederösterreich am Freitag alle 3 Wettfahrten und holte völlig überraschend Gold, das zweite im Segeln für Österreich und das zweite für Österreich insgesamt bei Olympia. „Olympiasieger hört sich surreal an. Das ist unglaublich. Ich bin überwältigt“, befand er im ORF.
  • Gold für den Discjockey: Im Beachvolleyball-Finale waren die Brasilianerinnen Ana Patricia/Duda und Melissa/Brandie aus Kanada nach einem umstrittenen Ball aneinandergeraten, viel hätte nicht gefehlt, sie hätten eine zünftige Zickenkrieg-Rauferei mit Haareziehen und so (was sich der Münchner Löwe halt so vorstellt …) angefangen. Völlig ungewöhnlich bei den Beachern, die sich gewöhnlich alle gut verstehen in ihrem gemeinsam herumziehenden Beachzirkus. Und was macht der Discjockey? Spielt geistesgegenwärtig „Imagine“ – und zauberte nicht nur bei den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht, sondern auch bei 3 der 4  Athletinnen. Nur die muffelige Ana Patricia verzog keine Miene. Jedenfalls waren jetzt alle wieder entspannt. Am Ende holten sich die favorisierten Brasilianerinnen Gold – und herzliche Glückwünsche der Gegnerinnen ab, und jetzt konnte auch Ana Patricia selig lächeln, ja lachen.
  • Gold für Imane Khelif: Die algerische Boxerin war in der vergangenen Woche die wohl umstrittenste Athletin der Spiele. Angezweifelt wurde ihr Frausein, weil sie  – sehr verkürzt gesagt – ihr Testosteronspiegel eher männlich ist. (Besser und genauer: hier https://www.spiegel.de/sport/olympia/olympia-2024-boxerin-imane-khelif-gewinnt-gold-ich-bin-eine-frau-wie-jede-andere-frau-auch-a-46c1d210-14f1-4897-b1c4-832597b8a465
    Der Box-Weltverband hat sie deshalb für WMs ausgeschlossen. Zu dem allerdings muss man sagen, dass er dermaßen korrupt ist, dass ihn das (ebenfalls sehr korrupte) IOC nicht anerkennt und das Boxen in eigener Regie händelt. Und es eben für unproblematisch fand, eine Imane Khelif starten zu lassen. Auf dem Rücken der Boxerin (und ihrer unterlegenen Konkurrentinnen) wurde eine Art Stellvertreterkrieg ausgetragen. Rassismus und Woke-Debatten inklusive auch von den Melonis und Trumps und Musks dieser Welt – das Ganze extrem unschön. Jetzt in Roland Garros, wohin die Boxer zu ihren Finali nach Beendigung der Tennis-Wettbewerbe umziehen durften, das Happy End für Khelif, die souverän das Finale gewann und sich vom Publikum feiern ließ.
    Ein ungutes Gefühl bleibt ob einer möglichen Ungerechtigkeit. Das IOC hat es verabsäumt, schon im Vorfeld eindeutig Stellung zu beziehen, warum sie die Entscheidung des Box-Verbandes für null und nichtig hielt. Und auch in der Debatte, die jetzt hochkam, hat es Khelif elendig im Stich gelassen. Danke, Thomas Bach!

 

Monympia tous les jours

Ein Duell, das zum Solo-Triumphlauf wurde, unglückliche Basketballer und brave Kanuten – dies und vieles mehr passierte an diesem wahnsinnigen Donnerstag

Chance vertan, Medaillenchance vorhanden

Die Basketball-Weltmeister sind draußen aus dem Goldtraum, und wenn sich die Deutschen die Partie gegen Frankreich noch mal anschauen sollten, werden sie sich ärgern. Denn die Gastgeber um Viktor Wembanyama waren bei all ihrer schlagbar, deren Dreierquote mit 22 Prozent grauenhaft.  In allen statistischen Bereichen war verlief die Partie ausgeglichen (auf relativ bescheidenem Niveau, möchte ich anmerken), aber man leistete sich immer wieder blöde Fehler: ein vergebener Freiwurf hier, ein verjuxter Korbleger dort. Exemplarisch die Szene ganz am Ende der Partie. Nach einem vergebenen Freiwurf der genauso fehlerhaft agierenden Franzosen, die genauso fehlerhaft agierten, hatte Franz Wagner schon den Rebound gesichert, er rutschte aus, und der Ball trudelte ins Aus. Ballbesitz Frankreich, anstatt die gute Möglichkeit auf den Ausgleich und eine eventuelle Verlängerung. Apropos Franz Wagner: Der startete zwar furios, hatte dann aber mal wieder große Probleme mit seinem Distanzwurf. Bester des deutschen Teams war für mich Daniel Theis, der an beiden Körben grandiose Arbeit verrichtete.
Jetzt bleibt der Trost des Spiels um Platz 3, also um die Bronzemedaille. Der Gegner heißt wie erwartet Serbien, die den USA im anderen Halbfinale allerdings einen heroischen Kampf boten. Sie führten zweistellig bis ins Schlussviertel hinein gegen die verunsicherten NBA-Stars, die derlei Gegenwehr nicht erwartet hatten. Doch sie haben eben ein Ensemble mit 12 überragenden Einzelkönnern, und irgendjemand wird dann schon wieder in unaufhaltsame Top-Form finden. In diesem Fall Kevin Durant, der zweieinhalb Viertel überhaupt nicht traf, dann aber Verantwortung übernahm und mit äußerst wichtigen Würfen auch aus fast unmöglicher Position die Wende herbeiführte. Und wenn ein Steph Curry dazu noch 36 Punkte auflegt, wird es halt schwierig, vor allem weil den Serben mit ihrer kleineren Rotation auch die Kräfte schwanden. Wenn sie in der Bronze-Partie morgen aber  auch nur ansatzweise diese Form  zeigen, wird das für das deutsche Team eine sehr schwierige Aufgabe im Revanchespiel des letztjährigen WM-Finals. Die USA dagegen dürften ihre Lektion gelernt haben, und im Kampf um Gold die Franzosen richtig ernst nehmen – und klar gewinnen. Prophezei ich jetzt locker vom Hocker.

Wo liegt die Grenze, Sydney?

Sydney McLaughlin vs Femke Bol, das war mein auserkorenes Duell für die gesamten Spiele. Dieses Duell über die 400 Meter Hürden fiel aus, weil Femke Bol, offenbar noch etwas geschwächt von ihrem famosen Lauf in der Mixedstaffel, nicht in Fahrt kam und sogr nur Dritte wurde.. McLaughlin-Levrone, wie sie nach der Heirat mit einem Footballprofi der Baltimore Ravens richtig heißen muss, lieferte dagegen. Sie lief unwirklich anmutende 50,37 und verbesserte ihren ohnehin schon unglaublichen Weltrekord um weitere 28 Hundertstel. Mit dieser Zeit hätte sie fast den 400-Meter-Endlauf (ohne die 10 Hürden, versteht sich) erreicht. Weil ich sie so leicht und locker und vermeintlich mühelos  die Stadionrunde samt der Hürden dahinschweben sah, traue ich ihr mittlerweile alles zu: auch das Knacken der 50er-Grenze. Und wenn ihr die Hürden zu langweilig/mühsam werden, über die flache Strecke ein Auftauchen in Martina-Koch-Zeiten (47,60), die seit 1986 unerreichbar scheint. Morgen wird es wahrscheinlich noch mal zum Duell McLaughlin vs Bol kommen, in der 400-Meter-Staffel (ohne Hürden, versteht sich). Mal schauen, ob die Amerikaner sie auch aufstellen.

Hockey-Shootout – so was Blödes

Dass denken sich zumindest die Deutschen Hockey-Männer. Die scheiterten nämlich im Finale an dieser Art der Entscheidung an den Holländern, zu der es nach dem 1:1 in der regulären Spielzeit (ohne Verlängerung) kam: Ein Läufer startet an der 30-Meter-Linie und hat 7 Sekunden Zeit, den Ball im Tor unterzubringen. Die deutschen schafften es nur einmal, den holländischen Schlussmann zu überwinden, auch weil alle vier Versuche gleich einfallslos abliefen: auf den Torwart zurennen und dann probieren, den Torwart auszutricksen. Das gelang eben nur einmal, während die Holländer sich sehr viel geschickter und variantenreicher anstellten und gleich 3 Versuche um deutschen Kasten unterbrachten.
Sehr unschöne Szenen gab es nach Ende der Partie, als nach äußerst provokanten Berührungen der Holländer die Szene die Vertretungen beider Teams aufeinander losgingen und nur mit Mühe eine wäste Keilerei verhindert wurde. Auch gutes Gewinnen darf man Lernen, liebe Holländer.
Schon die deutschen Frauen waren im Shootout gescheitert – im Viertelfinale nach ähnlich einfallslosen Versuchen an Argentinien, weswegen sie sogar im Gegensatz zu den Silber-Männern ohne Medaille blieben.

Kanuten liefern (natürlich)

Bei (fast) allen Olympischen Spielen ist es das Gleiche: Auf die Deutschen Kanuten ist Verlass. Am ersten Entscheidungstag im Flachwasser gab es gleich zwei Medaillen: Gold im Viererkajak der Männer, der sich nach 500 Metern um vier Hundertstel gegen das australische Quartett durchsetzte, und Silber für die Viererfrauen, die sich nur Neuseeland, allerdings recht klar,geschlagen gegben mussten. Heute hat Canadier-Spezialist Sebastian Brendel beste Chancen auf Edelmetall, das sogar golden glänzen könnte.

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  • Segelsieg fürs Binnenland: Die Österreicher Lara Vadlau (Steuerfrau) und Lukas Mähr (Vorschoter) gewannen die 470er-Klasse. Im entscheidenden Medal Race reichte ein 7. Platz. Es sind die dritten Segelolympasieger aus Austria, 2000 gewann Christoph Sieber, und gleich zweimal waren 200 und 2004 Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher im Tornado erfolgreich. Mit einer Medaille hatte Vadlau geliebäugelt, „aber dass wir Olympiasieger sind, ist unbeschreiblich“. Die Seglerin Vadlau eine offenbar brillante „und perfektionistische“ Forscherin auf dem Gebiet der Plastisch-Ästethischen Chirurgie. Und einen engen Deutschland-Bezug gibt es auch, schlechter gesagt: gab es: Sie war mit Nationalspielerin Lea Schüller liiert, doch diese Beziehung sei beendet, wie sie gestern auf Nahcfrage bekannt gab. Soweit Gala-Content hier.
  • Mihambos Silbersprung: Wahrscheinlich nicht vollends zufrieden wird Malaika Mihambo die Spiele verlassen. Weniger der Umstand, dass sie ihr Gold von 2021 nicht wiederholen konnte, was noch nie einer Weitspringerin gelang, sondern vielmehr die „nur“ 6,98, die sie im Endkampf schaffte. Die Siegesweite von 7,10 Meter der Amerikanerin Tara Davis-Woodhall hätte die Deutsche in den Beinen gehabt. In der Quali sprang sie schon 6,87, obwohl sie beim Absprung 30 Zentimeter verschenkte. Besonders wird sie ärgern, dass sie ihren letzten Versuch, gewöhnlich ihre Domäne, schon im Anlauf völlig verpatzte. Immerhin: die zweite deutsche LA-Medaille.
  • Medaillenfund im Sand: Die haben die Beacher Nils Ehlers und Clemens Wickler nach dem doch überraschenden 2:1 gegen das höher eingeschätzte Par Mol/Sörum aus Norwegen sicher. Nichts für schwache Nerven war die Partie, der Entscheidungssatz endete 15:13. Morgen geht es um Gold gegen die Schweden Ahmann/Hellvig, und wieder sind die Deutschen Außenseiter
  • Medaillenchance für Darja Verfolomeev: Und das, obwohl sie ihre Reifen-Kür völlig verpatzte und in der dortigen Einzelwertung nur auf Platz 13 landete. Als insgesamt Zweitbeste qualifizierte sie sich aber souverän fürs Finale, bei dem es wieder von vorn losgeht. Dort dürfte es gegen die Italienerin Sofia Raffaeli und vielleicht auch die Bulgarin Boryana Kareyn um Gold gehen.
  • Erwartete Niederlage: Die deutschen Titschtennisfrauen verloren ihr Halbfinale gegen Japan mit 1:3. Schon der eine Sieg der erst 18-jährigen Annett Kaufmann gegen die weit höher eingeschätzte Miwa Harimoto ist eine echte Sensation.
  • Blech für die Bahnradler: Im Keirin belegte Emma Hinze den vierten Platz. Die höher eingeschätzte Lea Friedrich verpasste als Letzte in ihrem Halbfinallauf gar das Finale

Und sonst?

  • Bronze mit Corona: Seltsam kraftlos wirkte der 200-Meter-Lauf von Noah Lyles, mit dem der 100-m-Olympiasieger nur den dritten Platz belegte. Kurze Zeit später kam heraus: Der US-Sprinter hatte Corona, ließ sich im Rollstuhl aus dem Stade de France karren. Ob er in Bestform den überragenden Letsile Tebogo aus Botswana geschlagen hätte, bezweifle ich. Der rannte 19,45 Sekunden und ließ es dabei angesichts seines Riesenvorsprung am Ende sogar locker angehen, war zumindest mein erster Eindruck.
    Mit dem Speer überraschte die Pakistani Arshad Nadeem, der das Gerät zum Olympischen Rekord von 92,97 Meter schleuderte.
  • Volleyball mon amour: Vor allem, wenn die Frauen am Werk sind, weil hier nicht nur die brachiale Gewalt entscheidet wie bei den Männern. Die beiden Halbfinals zwischen Italien und der Türkei (3:0) und vor allem USA vs Brasilien (3:2) waren spektakulär und machen Vorfreude aufs morgige Finale und das Spiel um Platz 3.

 

Monympia tous les jours

„It aint over, till the fat lady sings“ – das ist die Durchhalteparole aller Sportler: Sprich, erst wenn wirklich die Schlusssirene ertönt, ist der Wettkampf wirklich verloren. Zwei atemberaubende Comebacks am Mittwoch zeigten das mal wieder auf unglaublichste Weise.

Handball-Wunder im Fußball-Stadion

Ich mag das Wort „historisch“ nicht, das wir Sportjournalisten inflationär gebrauchen. Doch was sich im Handball-Viertelfinale zwischen Gastgeber Frankreich und Deutschland zutrug, habe zumindest ich nicht erlebt und offenbar auch Menschen nicht, die diesen Sport sehr viel intensiver verfolgen. Was also war geschehen? Es laufen die letzten 20 Sekunden einer bis dato auch vom Publikum aufgeheizten Partie. Frankreich führt mit 2 Toren Vosprung, die Deutschen haben den Ball, aber was kann da schon nocn passieren. Es passierte: der Anschlusstreffer, na und, sind ja nur noch bei eigenem Ballbesitz Sekunden zu spielen. Aber die dicke Frau war offenbar noch nicht dran. Frankreichs Trainer Guillaume Gille, einst selbst ein brillanter Handballer, nahm mit 6 Sekunden Spielzeit auf der Uhr eine Auszeit. Der Himmel weiß, warum er die Partie bei eigenem Ballbesitz nicht einfach auslaufen ließ. Naja, seine Worte hinterließen beim Team offenbar nachhaltigen Eindruck: Sie passten den Ball wie angeordnet (ein Spässle vom Opa) sofort zum Gegner. Ausgerechnet dem bisher so starken Dika Mem unterlief das Missgeschick, als er versuchte, ausgerechnet über den längsten deutschen Spieler hinweg einen Kollegen zu finden. Julian Köster fing jedenfalls den Ball ab, passte geistesgegenwärtig nach vorn zum völlig freien Renars Unscins, der Sekundenbruchteile vor Schluss mit seinem Schuss die Torlinie überwand – 29:29. Verlängerung statt Siegestaumel. Und in der setzten sich die Deutschen nicht viel weniger dramatisch mit 35:34 durch.

Das ohnehin schon prallgefüllte unglaubliche-deutsche-Handballspiele-Buch ist um ein dramatisches Kapitel reicher. Was für eine Atmosphäre im Fußballstadion von Lille. Die Deutschen verschliefen den Start, lagen mit bis zu fünf Toren zurück, ehe sie Mitte der zweiten Halbzeit die Aufholjagd starteten und ausglchen. Danach versäumten sie es allerdings, den angeschlagenen Gegnern den Todesstoß (mir fällt grade kein anderes Wort ein) zu versetzen, auch weil sie gleich 3 Siebenmeter vergaben. In der Schlussphase schwangen sich dann zwei Spieler der Deutschen zu den Sieggaranten auf, die sonst nicht ganz in der ersten Reihe stehen. Zum einen Torwart David Späth, relativ früh (entschuldigung!) für den glücklosen Andi Wolff ins Spiel gekommen, hielt einige schwere Bälle. Und Mitte der zweiten Halbzeit übernahm Uscins, der Jüngste, Verantwortung, traf wie er wollte und verwandelte auch kaltschnäuzig wie ein ganz Alter drei Siebenmeter. Am Ende standen für ihn 14 Tore zu Buche, der letztlich auch den entscheidenden Treffer in der Verlängerung erzielte, bevor Späth noch einen letzten späthen (muss sein) Verzweiflungswurf der Franzosen abwehrte.

Nachdem sich nach dem aufwühlenden Spiel alle ein wenig beruhigt hatte, nahm einer der Größten des Handballs aller Zeiten seinen Abschied: Nikola Karabatic, 40 Jahre alt und mittlerweile ziemlich ergraut, sagt au revoir vom internationalen Sport. Er prägte die vergangenen 2 Jahrzehnte, führte die Franzosen zu drei olympischen Goldmedaillen und 4 WM-Titeln. Dreimal gewann er mit seinen Clubs die Champions League, u. a. 2007 mit dem THW Kiel. Das Spalier, das ihm Deutsche und Franzosen erwiesen, hat er sich redlich verdient – und noch viel mehr an Ehrerbietung.

Schweden-Wunder gegen das Wunderkind

Nein, ganz so dramatisch und unglaublich war die Wende der schwedischen Tischtennisspieler gegen Japan im Mannschafts-Halbfinale nicht, aber zum Nägelkauen reichte es allemal. 2:0 führten die Japaner nach dem Doppel und dem Spitzenspiel zwischen Harimoto und Silbermedaillengewinner Moregard. Die Schweden glichen aus, doch im entscheidnenden Spiel traf Harimoto, das Wundekind, das vor acht jahren damals mit 13 Jahren, in die Weltelite aufstieg auf Anton Källberg, einen durchaus begabten, aber wahrlich nicht mit Erfolgen überhäuften Schweden, der am 17.August 27 Jahre alt ist. Die ersten beiden Sätze gewann Harimoto klar mit 11:5, sogar beim so ernsten japanischen Trainer entspannten sich die Gesichtszüge – vielleicht auch eine Fehlwahrnehmung meinerseits. Harimoto brüllte wie gehabt bei jedem gewonnen Punkt wie in einem schlechten Kung-Fu-Film. Das ging extrem auf meine Nerven, doch ein Tischtennis-Experte beschied mir in einem Kommentar, das sei vor ein paar Jahren noch viel schlimmer gewesen. Naja, der Japaner verlor (wg seiner Schreierei?) den Faden. Källberg hingegen traf plötzlich auch die unmöglichsten Bälle und gewann die nächsten beiden Sätze jeweils 11:7. Also entscheidender fünfter Satz im fünften entscheidenden Spiel. Der verlief völlig ausgeglichen bis zum 9:9, bevor Harimoto die Nerven wegschmiss und mit zwei verhältnismäßig leichten Fehlern die Partie verlor. Fast ungläubiger Jubel bei den Schweden ob des Finaleinzugs und der sicheren Medaille, tiefe Trauer und Entsetzen bei den Japanern, und Harimoto weinte bittere Tränen. Erst 21 jahre ist er alt, diese Niederlage wird ihm nachhängen.

Ein Gold-Jamaikaner – mit dem Diskus

Zu Sprint-Gold reichte es um Tausendstel nicht, und die Sprinterinnen blieben nach fast 4 Jahrzehnten sogar ohne Medaille. Gut, dass Jamaika auch noch die Diskuswerfer hat. Gleich drei kamen ins Finale, und Roje Stona gelang der goldene Wurf. Auf genau 70 Meter schleuderte er die 2-Kilo-Scheibe und lag damit ganze drei Zentimeter vor Weltrekordler Mykolas Alekna, der damit den Olympischen Rekord seines Vaters Virgilius verbesserte, sich aber letztlich mit Silber begnügen musste. Dritter in einem hochklssigen Wettbwerb wurde der Australier Matthew Danny. Dem Österreicher Lukas Weisshaidinger blieb mit 67,54 nur Platz 5, der Deutsche Clemens Prüfer wurde Sechster.
Auch die anderen LA-Finals waren bemerkenswert: Über 400 Meter schaffte der Amerikaner Quincy Watts in 43,40 Sekunden die viertbeste je gelaufene Zeit. Der Brite Matthew Hudson-Smith wurde mit Europarekord (43,44) Zweiter vor Muzala Samukonga (43,74/NR). Gleich fünf Läaufer blieben unter 44 Sekunden. Im Stabhochsprung überwand die Australierin Nina Kennedy als Einzige 5,95 Meter. Über 300 Meter Hindernis siegte nach gewaltigem Schlussspurt der Marokkaner Soufina Bakkali. Weltrekordler Lamecha Girma aus Äthiopien kam in der Schlussrunde schwer zu Sturz und konnte das Rennen nicht beenden. Noch auf der Bahn wurde er medizinisch versorgt. Offenbar war er kurze Zeit sogar bewusstlos.

Und sonst?

  • Für die deutschen Basketball-Frauen ist das Olympiamärchen beendet. Im Viertelfinale verloren sie gegen Frankreich mit 71:84. Es war mehr drin, aber sie wachten zu spät auf, und Wunder gegen Frankreich gibt es halt nicht immer.
  • Kletterte die Polin Alexandra Miroslav so schnell eine Wand hoch wie keine andere und holte endlich das erste Gold für Polen.
  • Noch ein Erfolgserlebnis für die darbende Sportnation Polen: Die Volleyballer gewannen ein hochdramatisches Halbfinale gegen die USA mit 3:2 und treffen im Endspiel am Freitag auf Gastgeber Frankreich, das sich klar gegen Italien durchsetzte.
  • der deutsche Box-Schwergewichtler Nelvin Raman Tiafack verlor sein Halbfinale gegen den Usbeken Bakhodir Jakolov nach Punkten, hat aber Bronze sicher, weil Platz 3 nicht ausgeboxt wird (Es gibt wie im Judo 2 dritte Plätze).

Zu guter Letzt:

Gestern gaben die Veranstalter die Pferde bekannt, die den Modernen Fünfkämpfern zugelost werden. Lesebefehl: https://olympics.com/OG2024/pdf/OG2024/MPN/OG2024_MPN_C45A_MPN——————————-.pdf
Utopie Rossignol würde mir gefallen, galt mal als Skimarke schlechthin. Jump Lucky klingt auf dem ersten Blick ganz nett, aber nur aufs Glück würde ich mich als Reitersmann, der ich nicht bin, auf einem Gaul ungern verlassen, auch wenn der Rücken der Pferde das Glück dieser Erde verheißt.