von Münchner Löwe | Sep. 30, 2024 | bundesliga, Fußball, Radsport, Tennis, Wochenrückschau
Spitzenspiel war wenig Spitze
Rekordmeister gegen Meister, Tabellenerster gegen die Unschlagbaren. Viel hab ich mir versprochen, vergleichsweise wenig ist herausgekommen, aber zwei fantastische Tore, die allerdings fast folgerichtig mit Robert Andrich und Alexander Pavlovic zwei defensive Mittelfeldspieler erzielten und nicht die jeweis unsichtbaren Stürmer Harry Kane und Victor Boniface. Immerhin live vor Ort. Das ist doch eine ganz andere Perspektive als nur am Bildschirm. Mehr dazu hier
Erstmals in einer Bayern-Loge – was dort wirklich passiert
Marmoush – einfach klasse
Die Bayern sind nach dem Remis Spitzenreiter geblieben. Härtester Verfolger ist Eintracht Frankfurt, das mit 4:2 bei Holstein Kiel gewann und den vierten Sieg in Folge schaffte. Maßgeblich daran Anteil hatte Stürmer Omar Marmoush, der zwei Tore selbst erzielte und zwei auflegte für Igor Matanovic und Tuta. Der Ägypter führt die Torschützenliste mit 6 Treffer an vor Kane.
Pogacar krönt grandiose Saison
Nach Giro und tour gewann der Slowene auch das Straßenrennen bei der Rad-WM in Zürich. Standesgemäß im Alleingang von Ben O´Connor aus Australien. Zeitfahr-Weltmeister und Doppelolympiasieger Remco Evenepoel blieb nur der 6. Platz, auch weil seine Verfolgungsgruppe sich nicht immer einig in der Nachführarbeit war. Die Übelegenheit von Pogacar ist frappierend.
Bei den Frauen siegte am Samstag die Belgierin Lote Kopecky, die den Sprint einer Sechsergruppe für sich entschied. Knapp an einer Medaille fuhr die Deutsche Liane Lippert auf Platz 4.
Überschattet wurde die WM vom tödlichen Sturz der Schweizer Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer, dessen Umstände und Hergang noch ungeklärt sind. Ich habe mir dazu schon ein paar Gedanken gemacht
Was so übrigblieb
Radsport ist und bleibt gefährlich, Stürze sind leider unvermeidbar, aber Veranstalter können gerade bei den allein schon wegen des enormen Tempos gefährlichen Abfahrten die heikelsten Abschnitte besser schützen.
Berufung im Fall Sinner
Die Welt-Antidoping-Agentur WADA hat Berufung gegen den Quali-Freispruch gegen den des Dopings überführten Jannik Sinner eingelegt. Beim Weltranglistenersten waren im Frühjahr in zwei Proben Spuren des verbotenen Mitels Clostebol gefunden worden. Der Italiener begründete das mit verschmutzten Händen seines Masseurs, der für eine eigene Wunde eine Salbe mit diesem Wirkstoff aufgetan habe. Eine unabhängige Kommission folgte dieser Begründung, sah von einer Sperre ab. Einzig das Preisgeld und die Punkte fürs Turnier in Indian Wells, wo die erste positive Probe gezogen wurde, wurden dem Tennisprofi wieder abgezogen. Es regte sich zwar hier und da Unmut über die praktisch nicht vorhandene Strafe, aber größtenteils folgten auch viele Experten der Einlassung. Sinner ist mit seiner offenen Art ein echter Sympathie-Träger und dazu einer der großen Hoffnungen für die Zukunft, wenn die Großen 3 abgetreten sind.
Jetzt also der Einspruch der Wada, der vorm CAS, der obersten Instanz der Sportgerichtsbarkeit. Nicht nur ist die Frage zu klären, ob man der Begründung von Sinner weiter folgt (ich stell mir immer vor, das hätte ein chinesischer Schwimmer von sich gegeben). Aber sogar wenn ich das glaube:Muss sich Sinner nicht das grobe Fehlverhalten eines Mitglieds des allernächsten Umfelds nicht zurechnen lassen? So wie ich glaubte, dass das gängige Praxis ist. Ein Glaube allerdings, von dem ich langsam abfalle, wenn ich sehe, wie auch die haarsträubendsten Begründungen durchgewinkt werden. 23 gedopte Chinesen, die leider, leider alle kontaminiertes Kantinenessen zu sich genommen haben sollen. Obwohl bei einigen von denen große Zweifel bestehen, ob sie im besagten Trainingscamp überhaupt waren.
Es wird eine wegweisende Entscheidung: Urteilt der CAS im Sinne von Sinner, können wir das Doping gleich völlig freigeben. So was wie den Masseur findet wohl jeder Spitzensportler, und ein Pflaster, das die Wunde beweisen soll, kann auch jeder tragen.
Und sonst?
- Fußball-Bundesliga: Erstaunliches in Hoffenheim, wo die heimische TSG bereits nach 13 Minuten 3:0 führte gegen Werder Bremen führte und doch noch verlor. Knackpunkt war die Rote Karte gegen Hoffenheims Stanley N´Soki wegen einer Notbremse. In Unterzahl wirkten die Gastgeber regelrecht hilflos, was ihn dieser Form nicht zwingend ist. Die Karten für Trainer Pellegrino Mattarazzo werden nicht unbedingt besser. Bis jetzt steht der Rauswurf allerdings aus. Für Werder traf der dänische Mittelfeldmann Jens Stage gleich dreimal. So viele Treffer waren ihm jeweils in den beiden vergangenen Spieilzeiten insgesamt für die Werderaner gelungen.
Die Überraschung des Spieltags war der 3:0-Sieg von Neuling St. Pauli beim bis dato so starken SC Freiburg.
Besonderheit: Die Torhüter hielten am Samstag 3 von 3. Deutsche Wertarbeit? Denkste, es waren der Leipziger Gulacsi aus Ungarn, der Wolfsburger Gabara aus Holland und der Paulianer Vasilj aus Bosh´nien-Herzegowina.
Die White Sox stellten mit ihrer Pleite einen traurigen Rekord auf, verloren ihr 121. Spiel, so viele wie noch nie ein MLB-Team.
- Internationaler Fußball: In England hat der FC Liverpool nach einemharterkämpften 2:1 bei Wolverhampton die Tabellenführung übernommen. ManCity kam ohne Rodri und Kevin de Bruyne nicht über ein 1:1 bei Newcastle United hinaus.
Ein Kunststück der besonderen Art schaffte Chelseas Cole Palmer, der beim 4:2 gegen Brighton gleich 4 Tore in der 1. Halbzeit gelang, das gab es noch nie in der Premier League.
Das nächste Desaster erlebte Manchester United. Das Team verlor zu Hause mit 0:3 gegen die Tottenham Hotspur und war mit dem Ergebnis noch gut bedient. Wie lange noch, Teamchef Erik ten Hag?
In Spanien kassierte der FC Barcelona beim 2:4 bei Osasuna Pamplona die erste Saisonniederlage in der Primera Division. Einen ganz starken Auftritt bei den Gastgebern legte der vom FC Bayern ausgeliehene Bryan Zaragoza hin, der ein Tor erzielteund eines vorbereitete. Das Madrider Derby Atlético vs Real endete 1:1 durch den Atleti-Ausgleich in der 7. Minute der Nachspielzeit und VAR. Die Party wurde gut 20 Minuten unterbrochen, weil sogenannte Fans von Atlético den Real-Schlussmann Thibault Courtois (ehemals auch bei Atlético zwischen den Pfosten) mit Wurfgeschossen eindeckten. Trainer Diego Simeone sah eine Mitschuld von Courtois, der zuvor schon übelst beleidigt wurde, wiel er die Fans nach der Real-Führung provoziert habe.
- Tennis: Ein französisches Finale gibt es morgen beim Turnier in Tokio. Die ungesetzten Ugo Humbert und Arthur Fils, Sieger in Halle/Westfalen) treffen aufeinander.
- Deutsche Ligen: Im Handball hat der THW Kiel nach dem beeindruckenden Auswärtssieg beim Meister SC Magdeburg eine herbe Heimklatsche gegen dMT Melsungen kassiert. Allein der diesjährige Titel-Kandidat SG Fensburg-Handewitt ist nach dem 4. Spieltag noch ohne Punktverlust, da die Rhein-Neckar Löwen in Leipzig verloren.
Im Basketball schaffte Meister Bayern München mit Müh und viel Not einen hauchzarten 81:80-Erfolg gegen die Hamburg Towers, den Devin Booker 12 Sekunden vor Schluss mit einem Wurf übers Brett sicherstellte. An der Spitze stehen mit 2 Siegen in 2 Spielen Ex-Meister ratiopharm Ulm und die Rostock Sea Wolves.
In der DEL gewann Red Bull München mit 6:2 bei den Straubing Tigers und schafften im 3. Spiel den 3. vollen Erfolg (ohne Verländerung oder Penaltyschießen). Sie haben offenbar die Eröffnungsfeierlichkeiten ihrer neuen Halle SAP Garden und der folgenden 0:5-Klatsche gegen die Buffalo Sabres am Freitag gut überstanden.
von Münchner Löwe | Mai 2, 2024 | Fußball
Überraschung, Überraschung: Ralf Rangnick wird auch nicht neuer Bayern-Trainer, obwohl das vermeintlich gut informierte Kreise wie Bild, Sky und SZ schon als praktisch sicher gemeldet haben. Da würde mich schon sehr interessieren, wie sie zu dieser Erkenntnis gelangt sind. Klar, die Bayern gaben sich zumindest zu Wochenanfang sehr optimistisch, sie haben offenbar ja auch ein sehr gutes Angebot vorgelegt. 10 Mio Euro/Jahr. Und dass Rangnick tatsächlich konkretes Interesse hatte und sich die Übernahme des deutschen Vorzeige-Clubs ernsthaft überlegt hat, will ich gerne glauben. Andererseits: eine konkrete Stellungnahme von Rangnick selbst habe ich nicht gefunden. Für mich ist diese Entscheidung also kein abrupter Meinungswechsel, sondern das (weise) Ergebnis einer langen Abwägung Pro und Contra
Denn insgesamt sprach aus objektiver Sicht zu viel gegen einen Wechsel vom österreichischen Nationalteam
- das Alter: Ralf Rangnick ist 65 Jahre alt. Da noch mal ein solches Himmelfahrtskommando mit viel Stress praktisch täglich mit erwartbaren Querschlägen vom Tegernsee (Hoeneß!), aufreibender Tagesarbeit zu übernehmen, wäre der Wahnsinn. Nur weil das ein Jupp Heynckes geschafft hat, muss das nicht jeder schaffen.
- das Bayern-Problem: Die vergangene Saison hat gezeigt: die Mannschaft braucht frisches Blut, einen Umbruch. Nur ist der Club mittlerweile gar nicht mehr sooo attraktiv, wie eer sich darstellt. Die Spitzenspieler haben allesamt gute Alternativen. Klar, es klingt theoretisch reizvoll, die Bayern wieder auf Vordermann zu bringen, und dass es sogar die jetzigen Spieler in den Beinen haben, zeigen sie ja in der Champions League. Doch das Riesenproblem ist das Umfeld. Vor allem Uli Hoeneß kann nicht loslassen. Die Geduld mit all den nahmhaften Trainern war praktisch nicht vorhanden. Und die Fundamentalkritik etwa an Tuchel von Hoeneß lässt mich mittlerweile zweifeln, ob er wirklich noch weiß, was er tut. Diese Brandrede war vielleicht der letzte Beweggrund für Rangnick, sich dieses Abenteuer icht anzutun.
- die äußerst attraktive Alternative: Beim ÖFB hat Rangnick ein für ihn ideales Betätigungsfeld. Er kann einigermaßen in Ruhe arbeiten, nachdem die souveräne EM-Qualifikation die Zweifler erst mal verstummen ließ. Er kann seine Ideen einbringen und relativ freie Hand. Das Volk u+frisst ihm aus der Hand, und er genießt die volle Rückendeckung des Verbandes. Und als Nationaltrainer muss er sich auch nicht den täglichen Trainingsfron antun. Das heißt ja nicht, dass er nur auf der faulen Haut liegt, aber er kann jetzt halt in Ruhe weitere Ideen ausbrüten.
Außerdem ist er mit Team Austria noch lange nicht am Ende der Entwicklung angelangt. Nicht nur die EM steht bevor, noch dazu in seinem Heimatland, sondern auch die WM in zwei Jahren in Amerika. Ein Wechsel hätte enorme Unruhe ins Team und die EM-Vorbereitung gebracht.
Und letztlich wird er beim ÖFB auch nicht verhungern.
Gibt es also gar kein Risiko? Natürlich schon. Eine völlig vermurkste EM, und die zurzeit stummen Kritiker wie Krankl, Prohaska und Konsorten werden auf den Plan treten. Allerdings ist die Erwartungshaltung zumindest seriöser Experten angesichts der Gruppengegner Frankreich, Holland und Polen nicht allzu hoch. Ein einigermaßen ehrenvolles Ausscheiden sogar schon in der Vorrunde würde hoffentlich keinen Aufstand entfachen. Gefragt ist er dann in der WM-Qualifikation, die allgemein erwartet wird
von Münchner Löwe | Feb. 23, 2024 | bundesliga, Fußball
Die Ereignisse haben mich überrollt. Da wollte ich einen hübschen Text schreiben, warum ich (offenbar) der Minderheit angehöre, die es für sinnvoll erachtet hätten, wenn Thomas Tuchel auch noch in der nächsten Saison Bayern-Trainer wäre, da kam die Meldung, dass zum Saison-Ende Schluss ist. Und zwar erst am Ende der Saison und nicht sofort, was angeblich mehr als die Hälfte aller Teilnehmer in einer Befragung befürworteten.
Ich versuche zu ergründen, was hinter genau dieser (Mittel)-Entscheidung stecken könnte.
Zuletzt also drei Niederlagen in Folge, ein ziemlich zerrüttetes Verhältnis zumindest zu den (vermeintlichen) Führungsspielern Thomas Müller und Joshua Kimmich. Wachsender Unmut. Nach menschlichem Ermessen ist die Meisterschaft weg, der Champions-League-Triumph ist zwar denkbar, doch den hat wohl niemand ernsthaft im Visier. Und mindestens Platz 4 in der Bundesliga, also die erneute Qualifikation für die Champions League, dürfte auch kein Problem darstellen angesichts von 10 Punkten Vorsprung auf Platz 5 und gar 17 auf Platz 6.
Es gibt also nicht mehr viel zu gewinnen und noch weniger zu verlieren, die Zeit für den sofortigen Wechsel würde sich also anbieten. Doch offenbar sehen die Verantwortlichen keinen idealen Kandidaten, der sofort verfügbar ist (und sich den FC Bayern antun will und erst recht nicht mitten in der Saison). Zinedine Zidane wäre frei, doch der spricht kein Deutsch, laut Stellenausschreibung aber unabdingbares Kriterium. José Mourinho wäre auch frei und lernt angeblich auch Deutsch, aber Mourinho und Bayern, so viel Popcorn gibt es nicht für dieses Theater. Abgesehen davon ist Mourinho nach etlichen Fehlversuchen (ManUnited, Roma) nicht vermittelbar und seine zynische Defensiv-Spielweise bei Bayern erst recht nicht.
Also wartet man: und zwar auf Xabi Alonso, den designierten Meistertrainer von Bayer Leverkusen, an dem er wesentlichen Anteil hätte. Ja, er war bei Bayern, aber erst in der Endphase seiner fantastischen Fußballer-Karriere. Warum soll Alonso zu den Bayern wechseln, auch oder vor allem wenn er mit Bayer Meister wird. Hier kann er vergleichsweise ruhig arbeiten, die Entscheidungswege sind kurz, Geld ist zwar nicht im Übermaß da, aber doch mehr als reichlich für seriöse Wünsche. Und die Mannschaft selbst ist noch längst nicht am Ende ihrer Entwicklung. Und sogar wenn Alonso Bayer und Leverkusen zu eng werden sollte, wofür es keinelei Anhaltspunkte gibt: Ihm stehen alle Türen offen, und die zwei Ex-Vereine, mit denen er seine wichtigsten Triumphe gefeiert hat, werden früher (FC Liverpool) oder später (Real Madrid) einen neuen Trainer brauchen, und da steht Alonso ganz oben auf der Liste.
Mich würde es also extrem wundern, wenn Xabi Alonso zu den Bayern als Trainer wechselt, erst recht schon zur nächsten Saison.
Das Gute am Weitermachen mit Tuchel: Er kann jetzt ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten und Namen seine Vorstellungen bringen. Und die Spieler sind befreit, sie sehen ein Ende ihrer Leidenszeit. Also eine lahme Ente, die trotzdem Beine machen kann.
Außerdem wüsste ich erst mal keinen Namen, der auf all die Begehrlichkeiten und Befindlichkeiten wirklich passt. Zumal der FC Bayern sich gerade nicht als Trainer-Verein darstellt. das war er eigentlich noch nie, aber seit dem Abgang von Pep Guardiola 2016 gleicht der Trainerstuhl eher einer Drehtür. Es haben sich namhafte Männer versucht, wenn ich das noch richtig zusammenkriege …: Carlo Ancelotti, Niko Kovac, Hansi Flick, Julian Nagelsmann und eben jetzt Thomas Tuchel. Keiner mehr als zwei Jahre. Sie alle sind mehr oder weniger gescheitert wegen Erfolglosigkeit (jede Saison neben der gottgegebenen Meisterscxhaft, aber ohne die Champions League gilt ja schon als Misserfolg und wenn schon, dann scheitere man wenigstens an Manchester City oder Real Madrid, aber bitte nicht gegen Villarreal oder Atlético Madrid. Und sogar mit Erfolg wie Hansi Flick, der 7 Titel holte, aber entnervt von der Geschäftsführung (damals noch Salihamidzic und Kahn) das Weite suchte, und die schien mit der deutschen Nationalmannschaft auch sehr attraktiv, zumindest bis Katar 2022 …
Die Geschäftsführung, und da komme ich zum eigentlichen Problem. Auf die kann sich nämlich niemand verlassen bzw kann sich niemand darauf verlassen, dass sie auch wirklich etwas zu sagen hat. Und das liegt an der grauen Eminenz des Vereins, des Patrons, ohne den nichts geht. Nämlich Uli Hoeneß und seinen willfährigen Domestiken und viel mehr Karl-Heinz Rummenigge. Die können nicht loslassen. Gerade Uli Hoeneß. Seine Verdienste um den Verein wird niemand bestreiten. Er führte den Club zur absoluten Spitze in Europa und damit auch der Welt. Dass die Bayern den anderen zumindest deutschen Clubs so haushoch überlegen sind, liegt auch an Hoeneß. Und spätestens seit das neue Stadion abbezahlt ist und die Bayern Alleineigentümer sind (ein Münchner Löwe kann da nur seufzen angesichts von so viel blauer Unfähigkeit und Hochmut), fließt das Geld praktisch von alleine. Die Megafirmen streiten sich um Anteile, die Champions League und damit 70+x Millionen/Jahr sicher) ist praktisch garantiert. Und genau der Umstand, dass auch schwerwiegende Fehler in der Transferpolitik ohne sportlichen Niedergang einhergehen können, macht für Fehler anfällig. Man nehme die drei gegenwärtigen Innenverteidiger deLigt, Kim und Upamecano, die insgesamt mehr als 200 Millionen Euro gekostet haben, sehe ich das Abwehrverhalten (wahrlich nicht nur dieser drei) an, und versteht, was ich meine. Sicher: Jeder für sich ist ein sehr guterSpieler und für sich allein der Transfer sogar sinnvoll trotz des Preises. Aber eine Mannschaft ist halt viel mehr als nur die Summe aller Einzelspieler. Und keiner hat bei den Bayern einen echten Leistungssprung gemacht, was auch an den dauernden Trainer- und Systemwechseln liegt
Und warum dann Tuchel noch ein weiteres Jahr? Zum einen bin ich der Meinung, dass Konstanz gerade auf dem Posten des Cheftrainers extrem wichtig ist. Zum anderen wird niemand die Fachkompetenz von Tuchel ernsthaft in Zweifel ziehe, okay die Kimmichies schon. Natürlich gilt das nur, wenn die Forderungen des Trainers erfüllt werden, und sei es die ominöse und von ihm erfundene „Holding Six“, die es zu verpflichten gilt. Mit dem ab März wirkenden Sportdirektor Max Eberl kommt auch ein frischer Wind in den verein, der Hoeneß und Rummenigge hoffentlich wieder in den verdienten Ruhestand als wohlwollende, aber nicht eingreifende Beobachter zurückbläst. Ich fände es halt sehr spannend und letztlich auch erfolgsversprechend, wenn Tuchel mal machen dürfte. Und by the Way, die Münchner haben zurzeit in der Liga mehr Punkte gesammelt als in den vergangenen Jahren zum gleichen Zeitpunkt, und nur wg Bayers unwirklichen Erfolgslauf ist man aus dem Meisterrennen.
Aber natürlich gibt es ein paar Tücken. Ein Rebuild der Mannschaft ist praktisch unmöglich. Das liegt an den 20 Millionen+x Euro/Jahr, die Spieler wie Kimmich, Goretzka und andere bis mindestens 2025 sicher verdienen. Ein Abgang vor Ablauf der Vertragszeiten ist also unwahrscheinlich. Aber sogar die Bayern haben nicht unendlich Geld, siehe auch oben, die Verteidiger … Und die paar Spieler, die den hohen Ansprüchen Tuchels an eine Holding Six stellt, sind äußerst rar und dementsprechend teuer, wenn sie denn zu haben sind.
Bayern trennt sich also von Tuchel, Stand jetzt zum Saisonende. Scheidet der FCB aber Anfang März gegen Lazio aus, dürfte sich das Thema dann schon erledigt haben. Oder gar schon bei einer Niederlage am Samstagabend gegen Red Bull Leipzig. Schaun mer mal, dann sehn wirs schon.
von Münchner Löwe | Aug. 16, 2023 | Fußball
Das schier nicht enden wollende Transfertheater um Harry Kane mit Wendungen noch und nöcher hat am Freitag endlich ein Ende gefunden (ob und für wen es glücklich wird, muss sich zeigen), doch der Transferwahnsinn feiert weiter fröhliche Umstände, der durch die Öl-Milliarden aus Saudi Arabien kräftig angeheizt wird.
Neymar in die Wüste
So wechselt Neymar mit seinen gerade mal 31 Jahren zu Al Hilal. Kolportiert wird eine Ablöse von 80 Millionen Euro an PSG, die 2017 den Brasilianer für 222 Millionen von Barca loseiste. Er trifft dort auf Trainer Jorge Jesus und unter anderem auf Mitspieler wie Milinkovic-Savic, Ruben Neves und Kalidou Koulibaly. Angeblich wird er 100 Millionen per anno plus Annehmlichkeiten wie Privatjet, Luxusautos, olympiareifes Pool etc, etc. Und wenn er positives über Land und Verein posten, ist das ebenfalls klingende Münze wert.
Diese Irrsinnssummen täuschen aber nicht drüber hinweg, dass er ins sportlich praktisch unbedeutende Nirwana verschwindet. Er galt ja als das größte brasiliansiche Talent seit Pelé konnte diesen unfassbaren Vertrauensvorschuss nicht wirklich erfüllen. Kein WM-Titel bei drei Teilnahmen, kein Südamerika-Titel, und mit PSG kein CL-Sieg. Zuletzt litt er sehr unter Verletzungspech. Nicht falsch verstehen: Neymar war zumindest ein grandioser Spieler, der mit seiner exaltierten Art, seiner furchtbaren Fallsucht und nicht zuletzt mit seinem zumindest diskutablen Lebenswandel (mir aber völlig egal) und der Unterstützung des rechtsradikalen Bolsonaro extrem polarisierte.
Union rüstet auf
Es spricht für die Verantwortlichen bei den Eisernen, dass zwei Wechsel von deutschen Nationalspielern nahezu geräuschlos über die Bühne gingen. Robin Gosens und Kevin Volland unterschrieben am Dienstag bei den Berlinern, zwei gestandene Profis mit Erfahrung in den großen Ligen Europas. Stürmer Volland hat ja bei Leverkusen und Hoffenheim in der Bundesliga durchaus Eindruck hinterlassen, ehe er zur AS Monaco wechselte. Mittelfeldabräumer Gosens in der Serie A bei Bergamo und zuletzt bei Inter, wo er auch aufgrund von Verletzungen nicht wirklich auftrumpfen konnte. Union kehrt damit von der bisherigen Linie ein wenig ab und verstärkt sich mit namhaften Spielern.
Bayern auf Torwartsuche
Die Neuer-Verletzung und die immer noch reichlich unsichere Zukunft des Nationaltorhüters bringen die Münchner weiter in die Bredoullie. Noch immer weiß man nicht, was man eigentlich wirklich sucht. Eine echte Nummer 1, weil man Neuer ein starkes Comeback nicht wirklich zutraut oder nur ein Platzhalter bis zu dessen Rückkehr. Bisher gab es reichlich Absagen. Mit Kepa war man sich schon fast einig, doch dann verletzte sich Reals Courtois schwer am Knie, und Kepa zog es in die spanische Heimat und heuerte bei den Madrilenen an. Rulli war ebenfalls vielversprechend, eine schwere Verletzung durchkreuzte die Pläne. Und Marokkos Torwartheld Bono zieht es offenbar ins neue gelobte Land Saudi Arabien.
Noch gibt es Kandidaten wie etwa Ortega, Ersatz bei ManCity. Charmant vor allem für den Münchner Boulevard: Er spielte einige Jahre bei den Münchner Löwen. Doch zurzeit gibt es noch ein striktes Transfer-Veto von City-Trainer Pep Guardiola. Außerdem in der Verlosung ist der zurzeit vertragslose David de Gea, der allerdings exorbitante Gehaltsvorstellungen hat und bei all seiner Klasse auf der Linie spielerisch doch arg limitiert ist.
Es würde hier zu weit führen, alle kolportierten Namen aufzulisten: Die Liste geht quer durch alle Ligen, doch die Konkurrenz bei der Torwartsuche ist groß, zumal die Araber auch an Stammkeepern der großen Ligen dran sind. Zunächst muss es also Sven Ulreich richten. Ihm sollte nach Möglichkeit nix passieren.
Neueste Kommentare