Albtraum Trump ist tatsächlich wahr

Um halb fünf Uhr morgens hatte ich genug. Da war mit klar, dass Donald Trump gewinnen würde; auch wenn noch keiner der Swing States offiziell ihm zugeschrieben wurde. Der Trend war so eindeutig, so hoffnungslos. Ich will jetzt nicht alle Szenarien der nächsten 4 Jahre katastrophisieren oder gar eingehende Wahlanalyyse betreiben, aber ein paar Sachen finde ich doch anmerkenswert.

Also 4 weitere Jahre Trump (und es sei erst mal dahingestellt, ob er die gesundheitlich durchhält oder vielleicht sogar die Wahlgesetze aushebelt und so lange regiert, wie es ihm beliebt=. Erschreckend genug, dass die Amerikaner einen verurteilten Straftäter, einen Putschisten, einen Rassisten, einen Frauenverächter, einen rechtsradkalen alten weißen Mann ohne jede Empathie für Schwächere und Andersdenkende ins Weiße Haus gewählt haben. Dass es seinen Wählern und auch Wählerinnen vollkommen egal war, dass Trump (sie) von vorne bis hinten lügt und betrügt. Entweder sie glauben das nicht, haben als FOX-Fans gar nicht zur Kenntnis genommen oder sie versprechen sich von Trump ein wirtschaftlich besseres Leben, egal was für ein Schwerstkrimineller da im Weißen Haus hockt..

Für die Demokraten war der Dienstag eine Katastrophe. Nicht nur weil Kamala Harris letztlich chancenlos war. Sie verlor ja überall Stimmen, in den Städten wie Chicago, auch in tiefblauen Staaten wie New York und Kalifornien. Sie verlor  bei den Jungwählern, den Hispanics und sogar bei den Frauen in den Vorstädten. Allein das Abtreibungsthema hat da nicht gezogen. Und offenbar haben tatsächlich einige und wahrscheinlich gar nicht so wenige Kamala Harris allein deswegen nicht gewählt, weil sie eine Frau ist, noch dazu eine Schwarze. Willkommen, du aufgeklärtes Amerika im Jahr 2024!

Harris und die Demokraten haben es anders als Trump nicht geschafft, die Wähler von 2020 erneut zu mobilisieren. Insgesamt war die Wahlbeteiligung ja deutlich geringer. Am Ende haben insgesamt in den USA mehr Leute Trump geält als Harris, anders als 2016. Diesen bundesweiten Trend zum Wunsch auf Veränderung hat keine der unzähligen Umfragen der vergangenen Monaten auch nur ansatzweise erkannt oder zumindest nicht kommuniziert. Letztlich gingen auch alle Swingstates an die Reps und zwar mehr oder weniger deutlich.

Das Elend perfekt macht der Umstand, dass die Demokraten ihre Mehrheit im Senat verloren haben und aller Wahrscheinlichkeit nach auch im Repräsentantenhaus keine Mehrheit bekommen werden. Trump kann also durchregieren, umgeben von jetzt willfährigen Ja-Sagern. Zumal die Demokraten jetzt erst mal sehr mit sich selbst beschäftigt sein werden.

Und was heißt das jetzt? Ich könnte mir sogar vorstellen, dass in den USA kurzfristigdie Lebensmittelpreise sinken. Auch die werden ja gesteuert von einigen wenigen Großkonzernen. Denen Trump viel Geld vespricht und eine Lockerung etwa bei den teuren Umweltschutzmaßnahmen. Wie lange das anhält, wird sich zeigen. Ansonsten: Putin, Orban, Netanayu und alle anderen Autokraten freuen sich wie Bolle, der Erzkonservatismus, ja Rechtsradikalismus feiert fröhliche Umständ. Hierzulande wird die Merz/Söder-Union genau hingeschaut haben, dass sich Ausländerfeindlichkeit und Grünenhass lohnt. Umweltschutz wird zum lästigen Problemchen degradiert, das bis zum St. Nimmerleinstag auf eine Lösung wartet.

Und die angebliche Brandmauer gegenüber der AfD dürfte auch nicht mehr lange halten. Ganz zufällig hat sich ja am Dienstag in Sachsen der CDU-MP Kretschmer mit dem AfD-Vorsitzenden Urban zum Gedanken-Austausch getroffen. Sie haben sicher nur über die nächste Ostseereise gesprochen …

Zuletzt noch ein Wort in eigener Sache. „Blick über den Teich“ heißt ja der Blog nicht zufällig wegen meiner Passion für US Sport. An der hat sich grundsätzlich natürlich durch diese eine Wahl nichts wesentlich geändert. Aber mir ist schon klar, dass die allermeisten Franchises schwerreiche Milliardäre als Owner haben, die eher Trump zugeneigt sind haben, dass das gesamte US-System mit den absurden Gehältern von bis zu 70 Millionen/Jahr fast schon krank ist. Ich werde trotzdem am Ball bleiben. Und fürchte mich ein wenig vor den beiden Weltsport-Ereignissen Fußball-WM 26 und Olympia 28, die Stand heute ein Donald Trump eröffnen wird.

Das wird die Woche, die wird

Das Tennis-Jahr neigt sich dem Ende zu, die Champions-League-Vorrunde geht in die Halbzeit und München begrüßt die NFL zum Deutschland-Stelldichein. Und abseits des Sports steht in den USA die Demokratie auf dem Prüfstand.

NFL goes Munich

Das erste Spiel und die tolle Stimmung in der Fußball-Arena vor zwei Jahren zwischen den Tampa Bay Buccaneers und Tom Brady und den Minnesota Vikings wurden allenthalben gelobt, auch von den höchsten Ligen-Verantwortlichen. Was die NFL nicht davon abhielt, eine reichlich unwürdige Partie für den Sonntag in München (15.30) anzusetzen. New York Giants vs Carolina Panthers – schlimmer gehts nimmer. Ein Spiel, das ich und viele andere ansonsten nicht mal ignorieren würde. 2 Teams, die mit den Play-offs nicht mal ansatzweise etwas zu tun haben werden. Unterhaltsam kann es natürlich trotzdem werden, wenn schlechte Offensiven auf schlecht Defensiven treffen.
Sehr viel mehr Pfeffer gibt es schon am Freitag morgen MEZ beim NORD-AFC-Schlager Cincinatti Bengals @Baltimore Ravens. Die detroit Lions, bestes Team der NFC müssen Sonntagnacht bei den Houston Texans antreten.

Showdown im Tennis

Die Frauen haben das WTA-Finale in Riad schon begonnen. Die Top 7 und Wimbledonsiegerin Barbora Krejkikova sind am Start. Aryna Sabalenka hatte am Samstag gegen Olympiasiegerein Qinwen Zheng einen glänzenden Start – wie auch Yasmine Paolini vs Elena Rybakina.
Für die Männer beginnt das ATP Finale nchsten Sonntag in Turin. Das endgültige Teilnehmerfeld steht noch nicht fest, erst 5 Plätze sind vergeben. Alle Kombatanten vesuchen ab Montag in Metz, noch die nötigen Punkte zu ergattern.

Spreu vom Weizen

In der Fußball-Champions-League steht der 4. von 8 Spieltagen an. Stimmen die Hoch- und Wahrscheinlichkeitsrechnungen, reichen am Ende 15 Punkte für die Top 8 (direktes Achtelfinale) und 9 Zähler noch für Platz 24 und wenigstens die Zwischenrunde Wirklich bangen von den deutschen Clubs muss der RB Leipzig nach drei knappen Niederlagen und dem schwierigen Spiel bei Celtic Glasgow. Die Bayern haben mit Benfica eine durchaus knifflige Aufgabe im heimischen Stadion. Bayer Leverkusen steht mit 7 Punkten gut da und kann relativ unbeschwert zum FC Livepool reisen (Mi., 21.00).
Europa Leaugue und Conference League sind für  Donnerstag angesetzt. Eintracht Frankfurt (18.45 Slavia Prag) und Hoffenheim (21.00 Lyon) haben Heimspiele, der 1. FC Heidenheim hat in der Conference League eine durchaus reizvolle Aufgabe bei den Hearts of Midliothian (21.00).

Und sonst?

  • Fußball-Bundesliga: Das wohlklingendste Spiel des 10. Spieltags ist die Begegnung Stuttgart vs Frankfirt (So., 17.30). Bayern München bei St. Pauli), und Borussia Dortmund (in Mainz) haben lästige Spiele bei Nachzüglern. Gespannt bn ich, ob Bayer Leverkusen bei den furchtbaren Dortmundern in die Erfolgsspur zurückfinden.
  • Internationaler Fußball: Match des Spieltags in England ist am Sonntag (17.30) das London-Derbay zwischen Chelsea und Arsenal an der Stamford Bridge. Arsenal schwächelte zuletzt mit nur einem Punkt aus 3 Spielen. Tabellenführer Liverpool erwartet am Samstag zu ungewöhnlich später Stunde (21.00) Aston Villa.
    Schlager der Serie A ist am Sonntag das Duell von Inter gegen Napoli, den Meistern der vergangenen beiden Spielzeiten.
  • Mannschaftssportarten: Nach 2 Auswärtserfolgen in Mailand und Villeurbanne steht der FC Bayern Basketball in der Euroleague mit 5:2 Siegen. Am Donnerstag (20.45) empfangen die Münchner Zalgiris Kaunas. Tabellenletzter Alba Berlin (1:6) hat zuvor (18.30) bei RS Belgrad eine sehr schwere Aufgabe.
    Im Handball ruht der Liga-Betrieb wegen Länderspielen. In der EM-Qualifikation beginnt Deutschland mit Partien gegen die Schweiz (Do., 18.30) und in der Türkei (So., 15.10).
    Im Eishockey steht der Deutschland Cup an. In einem Vierterturnier in Landshut spielen Deutschland, Dänemark, Österreich und die Slowakei. Klangvoller klingt der Karjala Cup in Helsinki mit Tschechien, Schweden, Finnland und der Schweiz.
  • Die europäische Golfturnier-Serie hat ab Donnerstag in Abu Dhabi ihr zweitletztes Turnier. Eine Woche später dann der Abschluss in Dubai.

 

Trump vs Harris Himmel hilf!

All das wird von der US-Wahl am Dienstag (Mittwochmorgen MEZ) überschatte. Bei Trump vs Harris befürchte ich das Schlimmste, bei einem Trump-Sieg vielleicht sogar das Ende der US-Demokratie, wie wir sie kennen. Auch wenn Harris gewinnen sollte, dürfte es extrem unruhig werden

Urteil gegen Fanprojekte, und letztlich gegen den Fußball

Im Namen des Volkes. Aber bestimmt nicht ein Urteil im Sinn des Fußballs und vor allem diejenigen, die das Fanwesen zumindest ein bisschen einhegen wollten. Am Montag befand das Amtsgericht Karlsruhe drei Mitarbeiter eines Fanprojekts des KSC der „versuchten Strafvereitelung“ für schuldig. Diese hatten sich in einem anderen Fall, in der die Staatsanwaltschaft wegen eines Pyrotechnik-Vorfalls mit 11 Verletzten ermittelte, die Aussage verweigert und beriefen sich auf ein Zeugnis-Verweigerungsrecht. Dieses allerdings gibt es für diese Mitarbeiter eines sozialen Dienstes nicht und das war ihnen auch bewusst. Das Gericht blieb bei seinem Strafmaß unter dem Strafbefehl von 120 Tagessätzen und mit 90  haarscharf unter der Grenze von 91, damit die drei Frauen wenigstens nicht vorbestraft sind. Die Staatsanwaltschaft hatte gar 160 Tagessätze gefordert. Nur mal zum Vergleich: Jens Lehmann wurde zu einer Geldstrafe mit 150 Tagessätzen verurteilt wegen Sachbeschädigung und versuchten Betrug. Er hatte mit einer Kettensäge den Dachbalken eines Nachbarn angesägt.

So weit, so ungut. Fan-Beauftragte sind im durchaus zerrütteten Verhältnis zwischen Fans und Staatsgewalt (Polizei) ein mediativ arbeitendes Organ. Oft haben nur noch sie von außen  Zugang zu den Ultras. Eben durch Vertrauen, das sie sich nach und nach erarbeitet haben. Dieses Vertrauen basiert elementar darauf, dass Sachen, die die Mitarbeiter erfahren, nicht an die Öffentlichkeit geraten auch nicht an Staatsorgane. Wenn jetzt diese Mitarbeiter per drohender Strafe, die ja durchaus auch noch viel höher ausfallen  und schlimmstenfalls sogar Haft bedeuten kann, ist dieses Vertrauen naturgemäß weg. Davon abgesehen, dass kaum ein vernünftiger Mensch sich der Gefahr einer Ermittlung noch aussetzen will und diese so elementar wichtige Tätigkeit also überhaupt ausüben will. Die große Frage lautet also, die im übrigen auch der urteilenden Richterin klar war und die sie auch benannte: Sollen derlei Fanprojekte, die ja oft Projekte einer Stadt oder öffentlichen Einrichtung sind, und ihre Mitarbeiter von einem Zeugnisverweigerungsrecht geschützt werden. Wie also ein Rechtsanwalt, ein Geistlicher, aber auch ein Journalist, aber bisher bei Sozialarbeitern nur in absoluten Ausnahmefällen. Im vorliegenden Fall beriefen sich die Mitarbeiterinnen darauf, dass sie ihre Arbeit schützen wollten, aber nicht eventuelle Straftäter. Nebenbei angemerkt sei es auch sehr unwahrscheinlich, dass sie zur Lösung des ursprünglichen Falls beitragen hätten können, auch weil die Täter vermummt gewesen wären.

Wegen der besonderen Bedeutung von solchen Fanprojekte bundesweit geht der Fall in die nächste Instanz, vielleicht sogar bis zum bundesverfassungsgericht, wo dann vielleicht in 5 Jahren ode so ein endgültiges Urteil gesprochen wird. Es geht darum, dass die vor allem jugendlichen Fans einen Ansprechpartner außerhalb ihrer Blase finden. Mit denen sie über alles reden können, die ihnen auch andere Wege aufzeigen können. Die sie vor allem nicht sofort verurteilen. Und es geht meistens ja nicht um schwere Straftaten.Ich frage mich: Warum werden Mitarbeiter eines Sozialdienstes wie auch Streetworker, die so wertvolle Arbeit leisten (nicht nur bei Fanprojekten), nicht besser geschützt, wenn sie schon so dürftig bezahlt werden. Ist der jetzigen Regierung nicht sexy genug.

Wie zerrüttet das Verhältnis Fans/Obrigkeit grundsätzlich ist, zeigte sich ja eine Woche vorher. Da tagte die Sportminister-Konferenz, und einige der Teilnehmer wie etwa CSU-Innenminister Joachim Herrmann überboten sich in Aushandeln eines möglichen Strafenkatalogs. Als sei ein Stadion der reinste Sündenpfuhl, wo es nur Mord und Torschlag gäbe und es vor Chaoten und Kriminellen nur so wimmele. Fußball-Schnellgerichte, Kollektivstrafen, Geisterspiele, Punktabzüge und personalisierte Tickets – ohne diese Maßnahmen würde es nicht gehen, um diesem sündhaften Treiben ein Ende zu bereiten.
Es gab also einen Austausch der Politiker mit Innenministerin Nancy Faeser und eben Herrmann, Mäurer (Bremen), Behrens (Niedersachsen) unc Co., zu dem auch Vertreter von DFL und DFB geladen wurden. Es fehlten: Die Fans und auch alle Fan-Vertreter, die deren Ansicht hätten vortragen können.Die Zahlen belegen eher, dass die Horror-Szenarien eines Herrmann eher eine Gewaltfantasie sind. In der Saison 2022/23 wurden in den ersten drei Bundesligen insgesamt 1176 Fans verletzt, bei insgesamt 22,8 Millionen Besuchern. Das sind 0,00516 Prozent, inklusive derjenigen, die von der Polizei bei ihren Einsätzen verletzt wurden.

Jeder Verletzte ist natürlich einer zu viel. Aber (nicht nur statistisch): Ein Fußball-Stadion viel sicherer als etwa der Besuch eines Wiesnzeltes. Wirklich nervend und auch gefährlich sind sogenannte Fans, die auf dem Weg ins Stadion und gerne schon auf den Auswärtsfahrten im Zug randalieren. Da kann ich tatsächlich die Bahn verstehen, die diese Leute nicht mehr transportieren will, auch wenn auch friedliche Schlachtenbummler von ausfallenden Zügen betroffen wären.

 

Erstmals in einer Bayern-Loge – was dort wirklich passiert

Nicht nur war ich gestern beim Spitzenspiel Bayern gegen Bayer in der Münchner Arena, sondern durfte die Partie erstmals aus einer der 106 Logen verfolgen. Unfassbares ist von dort zu vermelden. *

Begin at the beginning, wie mein erster Englischlehrer Adamczyk mantramäßig zu sagen pflegte. Am Freitag rief mich meine Bankberaterin R. an, ob ich nicht Lust hätte, sie am Samstag zum Fußballspiel Bayern München gegen Bayer Leverkusen zu begleiten. Ja, sehr kurzfristig, entschuldigte sie sich, aber sie habe gerade  Karten bekommen für die Loge der HypoVereinsbank und wisse aus unseren Gesprächen , dass ich Fußballfan sei. Sie weiß auch von der Existenz dieses Blogs, auch wenn sie sich hier noch nicht geäußert ist. Ich sagte freudig zu, und es flimmerten Bilder von den sagenumwobenen Logen mit Hummer, Kaviar und Champagner satt vor meinem geistigen Auge, wo sich fußballfremde Menschen zu millionenschweren Deals treffen und nebenher ein bisschen Fußball gucken.
Die Wahrheit war sehr viel profaner. Ein länglicher Raum mit Bildern von Joshua Kimmich, Manuel Neuer und Robert Lewandowski an der Wand und tatsächlich ein Buffet mit schmackhaften, aber wahrlich nicht luxuriösen Speisen und Getränken, Gott sei Dank auch welche ohne Alkohol. Serviert von einer äußerst freundlichen Bedienung, die höchstverdient einiges an Trinkgeld einheimsen durfte. Und etwa 20 Personen mehr oder weniger fußball-affin, durchaus sympathisch (ich weiß jetzt zum Beispiel sehr viel über Einlagen in Sportschuhen), die aus ganz Deutschland (Cuxhaven!) zusammenkamen (es st auch Wiesn-Zeit), um ein tolles Fußballspiel zu sehen (na ja). Frau R. war auch da, meine persönliche Gastgeberin und Betreuerin. Sie hatte tatsächlich einen Bayern-Schal umhängen („Ich bin leidenschaftlicher Fußball-Fan“), und gerierte sich auch als Bayern-Anhängerin.
Die Gastgeber von der Hypo präsentierten Roy Makaay live vor Ort, ein fantastische und sogar mir als Löwen-Anhänger sehr sympathischer Stürmer der Münchner in den Nuller-Jahren. Der mir noch sympathischer wurde, als er auf die Frage antwortete, was sein größter Erfolg gewesen wäre: „Meine Meisterschaft mit Deportivo La Coruna“ und diese Worte auf die entgeisterte Nachfrage „Wirklich???“ bekräftigte und auch begründete, weil Depor eben als kleienr Verein in die Phalanx von Real und Barca eindrang. Makaay übrigens hat 2002 in der Champions League in einer Partie beim FC Bayern mit drei Toren erst die ganz große Aufmerksamkeit der Münchner auf sich gezogen.Jetzt ist der Holländer Bayern-Repräsentant und war Wiesn-stilecht in reichlich kuzen Lederhosen gewandet.

Einen längeren Spielbericht zum 1:1 erspare mir und Euch. Ich war von Bayer extrem enttäuscht, das von der 1. Minute an wie ein Abstiegskandidat das eigne Tor verrammelten und irgendwie einen Punkt ergatterten wollten. Ihr finnischer Torwart Lukas Hradecky zum Beispiel ließ sich von Beginn an aufreizend viel Zeit bei seinen Abschlägen.Die Bayern machten durchaus Druck, scheuten aber auch das letzte Risiko, hätten sich letztlich aber den Sieg verdient gehabt. Immerhin gab es zwei wirklich schöne Tore zu bewundern, die Robert Andrich zur Bayer-Führung und Alexander Pavlovic zum Ausgleich erzielten. Zwei Sonntagsschüsse am Samstagabend, fantastisch getroffen, wenngleich nicht absolut unhaltbar (kann man unhaltbar steigern?) wirkten. Die Doppel-Szene des Abends: Serge Gnabry traf mit einer herrlichen Direktabnahme  den rechten Innenpfosten und drosch den Nachschuss an die Latte.

Die Stimmung war ausbaufähig, um es noch freundlich zu formulieren. Monotoner Sprechgesang über die gesamten 90+x Minuten aus dem Bayern-Fanblock, auf das Spiel in keiner Weise eingehend. Ich hab mal die Augen zugemacht, und es war mir unmöglich zu deuten, wo der Ball ist und wer ihn hat.

Insgesamt aber ein sehr erfreulicher Ausflug in die Arena. Vielen Dank, Frau R, für die Einladung und gerne auf eine Wiederholung.

 

* Wer sich die Spannung versauen will: Niemand  tanzte auf den Tischen und es gab keine (Alkohol)-Exzesse oder andere Ausschweifungen.

DFB: Marktwirtschaft oder Vaterlandsverrat

Nike statt Adidas

Die Meldung ploppte gestern relativ unscheinbar per Pressemitteilung auf: Der DFB wird ab 2027 nicht mehr wie bisher von Adidas ausgestattet, sondern von Nike. Wohlgemerkt, nur Trikots, Hosen und Stutzen, also keine Schuhe, und die sind doch eigentlich das wichtigste Utensil. Dem Vernehmen nach hat Nike mit 100 Millionen Euro etwas das Doppelte geboten, wie Adidas zuletzt an den größten Sprtverband der Welt gezahlt hat. Nach Schockstarre (?) gibt es Reaktionen, und die fallen nicht sehr schmeichelhaft aus. Vor allem die große Politik kriegt sich gar nicht mehr ein in ihrer selten einhelligen Kritik, ja Verdammung. Ein Auszug.

  • Wirtschaftsminister Robert Habeck hätte sich mehr Standortpatriotismus (sehr schönes Wort von einen Grünen) seitens des Verbandes gewünscht
  • Gesundheitsminister Karl Lauterbach: „Kommerz hat Tradition und ein Stück Heimat vernichtet.
  • Markus Söder: entscheidung ist falsch, schade und unverständlich. Deutscher Fußball ist Heimat pur – und kein Spielplatz internationaler Konkurrenzkämpfe

Man möchte meinen, das Ende des Vaterlandes sei eingeläutet. Naja, gab auch aus deren Sicht sonst nichts Wichtiges. Cannabis-Freigabe, so what? Den Vogel abgeschossen an Trauer- und Unmutsbekundungen hat aber der hessische Ministerpräsident Boris Rhein. Wörtlich sagte er: „Der Weltmeister trägt Adidas und nicht irgendeine amerikanische Fantasiemarke.“ Er ergänzte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der DFB das am Ende durchhalten kann. „Dazu ist dreierlei anzumerken. Den Marktführer in Sachen Sportbekleidung als Fantasiemarke zu bezeichnen – darauf muss man erst mal kommen als MP eines Bundeslandes, das den wichtigsten Börsenplatz in Deutschland beherbergt. Allerdings hat er Recht, wenn er sagt, dass der Weltmeister Adidas trägt. Blöd halt, dass er blau-weiß gestreifte Trikots hat und kein schwarz-rot-goldenes. Ach ja, Eintracht Frankfurt (Hessen!) ist in Nike-Ausrüstung 2022 EL-Sieger geworden. War in den Jubelarien kein Thema, warum auch?

So gerne ich den DFB kritisiere. Wenn die Zahlen stimmen, ist das die einzig richtige Entscheidung. Es geht ja nicht um ein paar Millionen hin oder her, wo vielleicht die Empathie ausschlaggebend ist, sondern um einen Unterschied von insgesamt 400 Millionen Euro (10 Jahre Laufzeit). Der DFB ist (aus eigenem Verschulden, Akademie!) klamm, das Geld kann er bestens gebrauchen für seine Einrichtungen, mehr Personal für den Nachwuchsfußball. Die Profis selbst dürften wenig bis gar nicht von dem Deal profitieren (hoffe ich zumindest). Wäre daa eine öffentlich-rechtliche Ausschreibung, wäre der DFB quasi vepflichtet gewesen, dieses Angebot anzunehmen.

Und wenn die Vaterlandskeule schon so heftig geschwungen wird, darf ich schon die Frage stellen, warum die beiden Milliardenkonzerne Adidas und Puma nicht mehr geboten haben für des Deutschen liebstes Kind. Sie werden gerechnet haben. Nike geht es offenbar darum, seine Position weiter auszubauen. Mit Trikotverkauf wird diese Summe nicht erwirtschaftet werden. Die Anleger sehen das Ganze erst mal kritisch. Der Kurs von Nike brach ein, sicher nicht nur wg dieser Entscheidung, sondern weil das insgesamt Ergebnis nicht gefiel

Aber der Zeitpunkt – ein Desaster

Nur wäre der DFB nicht der DFB, wenn er nicht den Zeitpunkt der Bekanntgabe Bekanntgabe völlig verhunzt hätte. Eine Woche nach der Vorstellung der neuen (Auswärts)-Trikots für die Heim-EM, in der Woche vor zwei ganz wichtigen Länderspielen so ein Fass aufzumachen, ist absolut indiskutabel. Größer und gereckter kötte der Stinkefinger gegenüber dem bis dahin doch sehr treuen Vertragspartner nicht sein. Aber für die katastrophalen Zeitpunkte von wichtigen Bekanntgaben ist der DFB berüchtigt, man denke an die Vertragsauflösung mit dem damaligen Bundestrainer Hansi Flick punktgenau zu dem Zeitpunkt, als die deutschen Basketballer im Finale gegen Serbien drauf und dran waren den Titel zu holen

 

Versuch über den Anstich

Liberalitas bavariae nach Söderscher Art

Vorbemerkung: Als ich diesen Blog startete, schwor ich mir, beim Sport zu bleiben und mich höchstens noch in die Niederungen der Sportpolitik zu begeben. Hier kenne ich mich am besten aus, hier kann ich mich mehr oder weniger kenntnisreich äußern. Und das reine Sportgeschehen ist eben trotz allem nicht so elemantar wichtig (auch wenn er bzw  die Verantwortlichen das manchmal von ihm zu glauben scheinen).
Doch nach einem guten halben Jahr reift die Erkenntnis: Das reicht mir nicht. Es gibt so viel, worüber ich mich aufrege, und diese Aufregung möchte ich aufschreiben, mitteilen und vor allem, warum. Mit der Einschränkung, das ich eine rein parteipolitische Debatte hier nicht anzettele. Die, die mich kennen oder auch nur hier lesen, werden hoffentlich ungefähr ahnen, wie ich ticke und was für mich ein No Go ist. Ebensowenig möchte ich, zumindest Stand heute, hier eine pro-und-contra-Diskussion zu Gesetzesvorhaben anzetteln oder gar eine Diskussion zu Wahlen. Mal schauen, ob und wie lange und wie konsequent ich das durchhalte.

Eher das, was so gesellschaftspolitisch in diesem Land passiert. Und hoffentlich immer so, dass ich niemandem extrem auf die Füße steige. Und heute, der 29. Februar mit seiner Besonderheit, schien mir ein guter Zeitpunkt. Zumal ich jetzt genau zur Hälfte ein Sechzger, ein 60er, bin. Und das aktuelle Thema habe ich auch, nämlich den gestrigen Starkbieranstich. Keine Angst: es gibt keine Kritik oder Rezession über die Salvatorrede und das Singspiel selbst, sondern eher Anmerkungen über das Große Ganze, das Drumherum.

Also: Für all jene, die nicht wissen, was der starkbieranstich ist. Immer zwei Wochen nach Aschermittwoch beginnt in Bayern die Starkbierzeit. Das heißt, große und kleine Brauerreien brauen ein spezielles Bier und wie der Name Starkbier schon vermuten lässt, dieses ist bedeutend alkohollastiger, haut also richtig rein. Das Starbier hat einen besonderen Namen, Triumphator, Salvator and so on. Dieses Ereignis wird in Bayern gebührend gefeiert, mit der traditionellen Starkbierprobe im am Nockherberg im Salvatorkeller. Und hier findet das sogenannte Derblecken statt, in der Festrede zieht der Fastenprediger über die zahlreich erschienene politische Prominenz her, die das mehr oder weniger lächelnd aufnimmt. Diese wird vom Gastgeber, der Paulaner-Brauerei persönlich eingeladen. Wer dieser Einladung nicht folgt, muss zumindest als wichtiger Landespolitiker, enorm gute Gründe haben. In der Festrede macht sich der Prediger also über die Politiker lustig, zählt die tatsächlichen  und vermeintlichen Fehler und Fehlerchen auf. Am besten sind die Reden, wo einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Also weniger Dampfhammerwitz denn feine Klinge, enorm schwierig und für den Auserwählten Redner ein Ritterschlag; allerdings einer mit Tücken, denn natürlich wird die Rede in allen Facetten seziert: von den Politikern selbst , von jedem Medium und jetzt halt von jedem, der sichdazu bemüßigt fühlt. Eine kleine Auswahl: Walter Sedlmayr, Bruno Jonas, Django Asül, Luise Kinseher und aktuell Maxio Schaffroth.

Mittlerweile überträgt der BR live. Es ist wohl jedes Jahr das wichtigste Fernseh-Ereignis des Senders. Dieses Jahr schauten mehr als 2,6 Millionen Menschen zu, allein in Bayern 1,8 (MA 43%). Und jetzt komme ich zu dem, was mich wirklich beschäftigt: dem eigentlichen Hauptdarsteller, dem Bier, dem Alkohol darin. Denn dieses fließt reichlich (mit besagter Wirkung). Gestern durfte der scheidende Paulaner-Chef eine gut viertelstündige Rede halten: (stark verkürzt) auf das schöne Bayernland, das wunderschöne München und das tolle Bier und die tolle Brauerei. Und dann servierte er dem natürlich anwesenden Ministerpräsidenten Markus Söder die erste Maß, und der MP nach einen tiefen genussvollen Schluck aus dem Bierhumpen. Und alle 600 geladenen Gäste prosteten sich zu, wohlgemerkt zur besten Sendezeit, zu der auch Kinder noch nicht im Bett sind.

Und auch während der Rede und dem nachfolgenden Singspiel immer wieder Bildschnitte auf das sich amüsierende Publikum und dessen Anstoßen mit dem so wunderbar schmeckenden Bier. Naja, wir sind ja auch in Bayern, wo vor einigen Jahren der damalige Ministerpräsident Günter Beckstein, einst Schwarzer Scheriff genannt, befand, nach 2 Maß auf der Wiesn könne ein gestandeneMannsbild doch noch selbst mit dem Auto nach Hause fahren. (Auch das Wiesn-Bier ist auch etwas stärker wie das normale, wenngleich nicht so alkohollastig wie Starkbier).
https://www.sueddeutsche.de/bayern/beckstein-zu-alkohol-am-steuer-zwoa-gehn-scho-1.709751

Soweit zur Vorbildfunktion der Politiker. Wobei: Es hält sich hartnäckig das Gerücht, das in dem blickdichten Maßkrug des MP Markus Söder gar kein Starkbier drin ist, sondern Coca Cola. Also nicht so schlimm? Ich sage: im Gegenteil, das würde die Sache noch schlimmer, weil verlogener machen.

Immer vorausgesetzt, dieses Gerücht stimmt:
Dann wird Söder in all seiner Weisheit erkannt haben, dass ihm so eine Maß Starkbier nicht sonderlich gut bekommt und er lieber seine 5 Sinne beisammen hält für seine verantwortungsvolle Tätigkeit. Meine Idealvorstellung, die aber eher im Lande Utopia Realität wird, er würde der Allgemeinheit seine Bedenken mitteilen. Gar nicht in Form eines erhobenen Zeigefingers oder gar eines Verbotes, aber so ein kleiner Ausflug in die Risiken und Nebenwirkungen … Denn das würde in Deutschland, zumal in Bayern heiß diskutiert werden.

Nun würde ich mich erheblich weniger über diese Verlogenheit oder eben tatsächlicher Alkoholgenuss aufregen, wenn derselbe Ministerpräsident bei anderen Genussmitteln genauso entspannt wäre. Ist er aber eben nicht – im Gegenteil, Der Feldzug gegen Cannabis beweist das. Und jetzt, da ganz sanft und mit vielen Einschränkungen zumindest der Konsum von Cannabis zulässig ist und man nicht mehr wg eines Joints die Härte des Gesetzes spüren muss, ist für ihn und so vielen seiner Parteigenossen das Ende des Vaterlandes nicht mehr weit. Das sei katastrophal, wütet er. Er überlege sich eine Verfassungsklage dagegen – leider, leider mit nicht so guten Aussichten, wie er bedauert. Aber dann, so donnert er weiter, wird in Bayern das besonders eng ausgeübt, also ohne den geringsten Spielraum für die Exekutive. Die armen Polizisten müssen das also ausbaden, das schreibe ich ohne jede Ironie. Liberalitas bavaritas nach der bayerischen Art, also Freiheit fürs Volk genau dann, wenn es dem MP gefällt.

Diese völlig ungleiche Behandlung zweier gesundheitsschädigenden Drogen erzürnt mich, zumal alle Experten sagen, dass letzten Endes der Alkoholkonsum schädlicher ist: Findet den Fehler …

Und ich gönne übrigens jedem seine Maß (Stark)Bier und/oder einen Joint dazu.

Der Münchner Löwe einen

P.S. Ich male mir gerade aus, es gäbe einen ähnlichen Aufmarsch live im Fernsehen, wo eine Haschzeremonie abgehalten wird. Auch mit noch so viel Fantasie: Dieses Utopia kann nicht in Bayern sein.