von Münchner Löwe | März 21, 2025 | Olympia
Das ging schneller als erwartet: Bereits im 1. Durchgang wurde Kirsty Coventry zur neuen IOC-Präsidentin und damit Nachfolgerin von Thomas Bach gewählt. Sie sammelte bei der Session am Peloponnes unweit von Olympia 49 der abgegebenen 97 Stimmen und erreichte damit hauchdünn die erforderliche absolute Mehrheit. Ohne Chance blieben die eigentlichen Favoriten (laut der Auguren, die so herumschwirrten) Juanito Samaranch (28 Stimmen) und Sebastien Coe, für den gar nur 8 Voten abgegeben wurden – was für eine Schmach für den ehemaligen Weltklasseläufer und Präsidenten Leichtathletik-Weltverbandes.
Auf dem ersten Blick könnte die IOC-Wahl von Coventry erstaunlicher und progressiver kaum sein. Erst 41 Jahre alt ist die ehemalige Weltklasseschwimmerin und Doppel-Olympiasiegerin (also ein Küken unter den alten IOC-Lemuren). Sie ist zudem die erste Frau, die dem Gremium in der gut 130-jährigen Geschichte vorsteht und die erste Afrikanerin. Zwar gehört sie der weißen Minderheit des Landes an, ist aber doch aufgewachsen und geprägt von der afrikanischen Kultur, wie sie oft bekannte.
Warum ich und viele andere Zweifel habe? Zum einen war sie Protegée und Wuschkandidatin von Thomas Bach: Jenem Putin-Freund und Anbiederer vieler anderer Autokraten/Diktatoren, der für jeden Dollar mehr jegliche Moral über Bord warf. Der mit seinem autokratischem Stil selbst die meisten Kritiker aus dem IOC gefegt hat, das ihm mehr und mehr zu Füßen liegt. Was sich nicht zuletzt am Donnerstag zeigte, als die IOC-Granden, viele von ihm selbst auserwählt und ge/befördert, ihn einstimmig und mit größter Begeisterung zum Ehrenmitglied auf Lebenszeit erwählten. Coventry hat sich bisher als braves Ziehkind erwiesen, im Gegensatz zu Coe und Samaranch, die doch ihre eigenen Ideen von der IOC-Zukunft hatten; so revolutionär die Wahl einer junge Fraun aus Zimbabwe klingt, so wenig Revolutionäres lässt sie selbst bisher erwarten.
Seit 2013 ist die Ex-Schwimmerin, die 2004 und 2008 über 200 Meter Rücken bei Olympia triumphierte, im IOC: zunächst als Aktivensprecherin, seit 2018 im Exekutivkomitee. 2018 wurde sie auch Sportministerin von Zimbabwe; es gab eine Anklage wegen Bestechlichkeit aus dem Umfeld von Ex-Diktator Robert Mugawe, von dem sie letztlich freigesprochen wurde. Das Land allerdings ist weit unten im Ranking, was Offenheit betrifft, und Coventry machte sich in diesem System nicht gerade als Aufrührerin einen Namen.
Und doch habe ich Hoffnung, dass ein neuer Wind im IOC weht, dass Kirsty Coventry nicht nur eine Marionette von Thomas Bach ist, der im Stillen weiter die Fäden zieht, sondern sich vom Ziehvater emanzipiert. Ihre Amtszeit beginnt den Statuten nach in 3 Monaten, und es sind gleich herkulische Aufgaben, vor der sie und das gesamte IOC stehen. Meines Erachtens sind es vor allem 3 Problemfelder, an deren Lösung (oder auch nur Löösungsansatz) sie sich messen lassen muss
1. Wiedereingliederung Russlands
Mehr als 3 Jahre tobt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, und russische Sportler (Funktionäre) werden zumindest als Team noch von Olympia ausgeschlossen; ihr Start ist nur möglich, wenn sie nachweisen können, dass sie nicht dem System angehören oder gar den Krieg gutheißen. Doch die Phalanx bröckelt,d ie Anzeichen mehren sich, dass Russland wieder in die Olympische Familie aufgenomen wird. Viele Sportverbände sind diesen Schritt ja schon gegangen, auch aus Gewinnstreben, weil das Russland trotz allem ein treuer und potenter Finanzier war, dessen Geld und Einfluss übedecken oft moralische Bedenken. Bisher hat sich Coventry zu dieser Problematik nicht geäußert. Thomas Bach hätte die Russen liebend gerne in all ihrer Macht und Pracht wieder aufgenommen.
2. Trumps USA
In 3 Jahren finden die Olympischen Sommerspiele in den USA statt, voraussichtlich also noch in der Ägide von Donald Trump. Kirsty Coventry muss also Verhältnis, eine Kommukationsbasis zum erratischen Präsidenten (oder wenigstens seines inner circle) aufbauen. Zumal die USA weiterhin den (finanz)mächtigste nationalen Verband im IOC stellen, gegen die niemand einen Kampf siegreich bestehen kann ohne große Blessuren davonzutragen. Trump ist ja schon auf Konfrontationskurs gegangen, als er in einem seiner unzähligen Dekrete verfügte, dass der US Sport nur noch zwei Geschlechter haben darf; sämtliche Diversitäts-Programme sind eingestampft.
Das ohnehin extrem schwierige und komplizierte Behandeln von Trans-Frauen im Leistungssport, ich erinnere an die olympischen Box-Wettbewerbe, als 2 Frauen mit Y-Chromosomen die Konkurrent vermöbelten.
Normalerweise ächtet und verbietet das IOC jegliche Einmischung eines Staates in sportliche Belange, bisher versucht es, dieses Problem eher auszusitzen, aber das wird auf Dauer nicht möglich sein.
Praktische Fragen zu Olympia in LA selbst (wer darf unter welchen Umständen wie einreisen etc.) sind zwar noch nicht aktuell, sie gehören aber früher oder später auf eine Agenda. Da ist halt die Frage, ob eine Kirsty Coventry auch nur ansatzweise eine ebenbürtige Partnerin bei der Zusammenarbeit IOC-USA sein kann.
3. Der Wintersport
Vielleicht kommt es sogar noch viel früher als bisher gedacht zu Olympia in den USA. Dann nämlich, wenn die Bob-Bahn in Cortina für die Winterspiele 2026 nicht rechtzeitig feritg werden sollte, was derzeit wohl niemand mit Sicherheit vorhersagen kann. Als erster Ersatzort gilt nämlich die Bahn von Lake Placid, wo dann alle Bob-, Rodel- und Skeleton-Wettbewerbe abgehalten werden sollen. Mit Kirsty Coventry an der Spitze wird das IOC zum einen entscheiden müssen, ob es bei diesem unsinnigen Ersatzort bleibt (warum nicht eine europäische Bahn wie die recht nahen in Innsbruck-Igls und St. Moritz?) und wie das dann im Konkreten ablaufen soll. Das steht alles noch in den Sternen, doch ein Total-Ausfall dieser Wettbewerbe (den ich persönlich Stand heute nicht ausschließen kann), wäre ein denkbar schlechter Start der Amtszeit (vielleicht aber auch ein Zeichen).
Denn der gesamte Wintersport steht auf der Kippe wegen des Klimawandels. Die Orte, die einerseits schneesicher (selbst für künstlichen Schnee) sind und andererseits groß genug für das Giganten-Olympia, werden weniger und weniger. Die vergangenen 3 Winterspiele in Sotschi, Pyeongchang und Peking waren stimmungsmäßig eine Katastrophe. Muss das Programm geändert werden (Ski alpin ohne Abfahrt, keine neuen Bobbahnen, die niemand außerhalb Olympias mehr braucht). Darüber gibt es bisher noch keinerlei belastbare Aussagen, doch die Problematik wird nicht verschwinden.
4. Die Transparenz
Mittlerweile ist das IOC ein ähnlicher Geheimbund wie die Konklave, in der ein neuer Papst gewählt wird (die Unterschiede beider Gremien sehe ich natürlich …). Unter Thomas Bach ist auch das letzte Bisschen Offenheit verschwunden, wie etwa das Ausbaldowern der Olympiastädte 2030 (Annecy) und 2032 (Brisbane) zeigt, das vielleicht eine Handvoll Menschen ausgekungelt haben. Die Leute wieder mitnehmen, den Gigantismus eindämmen, sodass auch demokratische Länder ihre Bevölkerung mit einer Bewerbung nicht vor den Kopf stoßen, sondern Aufbruchsstimmung erzeugen – das wäre fantastisch. Und dann würde ich mich wirklich freuen, wenn auch eine deutsche Stadt voller Sportbegeisterung Olympia-Ort werden könnte. Ich bin 61 Jahre alt, ob ich solches noch erlebe? (nein, ich werde mich nicht einfrieren lassen, um im nächsten Jahrhundert wieder aufzuwachen?
Wenn Kirsty Coventry auch nur ansatzweise der Tournaround gelingt, dann könnte ihre Ägide eine Erfolgsgeschichte werden. Wenn nicht, droht im schlimmsten Fall das Aus vom IOC, wie wir es kennen und damit von Olympia (meine Erinnerungen werden aber bleiben!). Wie gesagt: Frau Coventry steht vor herkulischen Aufgaben, und ihr ist alles Glück dieser Welt dafür zu wünschen.
von Münchner Löwe | März 18, 2025 | Fußball, MLB, Olympia, ski alpin, Wintersport, Wochenvorschau
Länderspiele, bei denen es sogar um etwas geht, vielfach Abschied von den Wintersport-Weltcups und der Beginn der MLB – das sind nur die Höhepunkte einer wieder pickepackevollen Sportwoche. In der passenderweise in Griechenland, also der olympischen Wiege, auch der neue IOC-Präsident und somit der Nachfolger von Thomas Bach gewählt wird, über dessen Amtszeit ich den Mantel des Schweigens hüllen will …
2 Duelle gegen den Angstgegner
Deutschland gegen Italien – das ist immer noch eine der klangvollsten Duelle im Weltfußball. Das sind weiterhin die beiden erfolgreichsten europäischen Teams (beide viermal Weltmeister). Jetzt treffen sie in Hin- und Rückspiel des Nations-League-Viertelfinals aufeinander. Rein statistisch brauchen die Deutschen gar nicht anzutreten, denn in Pflichtspielen sind sie immer noch sieglos gegen die Azzurri (der Erfolg im EM-Viertelfinale 2016 gilt als Remis, weil erst im Elferschießen gesichert). Ausgetragen werden die beiden Partien in den jeweiligen Fußballtempeln des Landes, am Donnerstag in San Siro zu Mailand, am Sonntag im Dortmunder Westfalenstadion (jeweils 20:45). Dort war ich 2006 live vor Ort und auf Strafraumhöhe des Grosso-Tores, als Italien im WM-Halbfinale die deutschen Titelhoffnungen beendete.
Ich habe die Italiener seit ihrer desaströsen EM 2024 nur rudimentär verfolgt; immerhin haben sie sich in ihrer Gruppe gegen Belgien durchgesetzt und auch gegen Frankreich nicht schlecht ausgesehen. Zu welchen Taten sie fähig sind, kann ich daher schwer beurteilen. Das Team setzt sich größtenteils aus den Serie-A-Top-Mannschaften Inter, Napoli und Atalanta zusammen. Bayern-Fans werden besonders interessiert auf die Inter-Spieler schauen, dem Viertelfinal-Gegner der Münchner in der Champions League.
Die Deutschen müssen unter anderem auf Ausnahmespieler Florian Wirtz verzichten, dennoch sind sie leicht zu favorisieren. Der besondere Reiz: Wer sich in diesem Duell durchsetzt, wird Gastgeber des Final Four der Nation League sein.
Auch die anderen 3 Viertelfinali klingen durchaus reizvoll: Dänemark – Portugal, Kroatien – Frankreich und vor allem Holland – Spanien. Leider hat die UEFA (bzw. die jeweiligen Verbände) alle Begegnungen am Donnerstag und Sonntag zur gleichen Zeit angesetzt.
Ansonsten gibt es zahlreiche Relegationsspiele um Auf- und Abstieg der verschiedenen Ligen der Nations League. Ins Auge für mich als austriaphiler stechen die beiden Duelle zwischen Österreich und Serbien um einen Platz in der A-Gruppe. David Alaba ist zurückgekehrt ins Team, dafür fehlt Marcel Sabitzer.
Tuchel greift ein
England hat Gruppenerster einer B-Liga-Gruppe schon den direkten Aufstieg geschafft. Die Three Lions beginnen am Freitag bereits ihre WM-Qualifikation 2026 zu Hause gegen Albanien, dem am Montag gegen Lettland eine weitere machbare Heimpartie folgt. Es ist das mit Spannung begleitete Debüt von Trainer Thomas Tuchel. Die englischen Presse und/oder Experten-Scharfschützen, die ihm (hoffentlich nur mit Worten) Böses tun wollen, liegen schon bereit und warten förmlich auf einen Fehlstart.
Zwei weitere volle Spieltage gibt es in Südamerika. Dort kann Argentinien mit Erfolgen in Uruuay und daheim gegen Brasilien schon das WM-Ticket fix buchen. Allerdings muss der Weltmeister offenbar auf Lionel Messi verzichten.
Preuß kämpft um die Kugel
Ausklang der Biathleten am Holmenkollen. Unweit von Oslo kämpft Franziska Preuß um den Gesamt-Weltcup: 3 Rennen stehen für die Frauen (auch für die Männer) noch aus: Sprint, Verfolgung und Massenstart. Die Deutsche hat noch 40 Punkte auf die letzte verbliebene Konkurrentin Lou Jeanmonnet aus Frankreich. Rechenspiele verkneife ich mir: Die Form spricht eher für Jeanmonnet, der kleine Vorsprung für Preuß.
Bei den Männern feiern die Böe-Brüder Tarjej und Johannes Tignes vor heimischer Kulisse Abschied vom Leistungssport. Die beiden haben das vergangene Jahrzehnt geprägt. Johannes Tignes war der noch begabtere und auch erfolgreichere, der sogar vermeintlich unerreichbare Rekorde von Ole Einar Björndalen übertroffen hat. Der norwegische Ersatz-Armada (um den potenziellen Weltcupsiege Sture Lagreid) steht schon bereit.
Die besten Skifahrer haben sich in die USA aufgemacht, wo in Sun Valley ab Samstag das Weltcup-Saisonfinale ansteht mit je 4 Rennen für Frauen und Männer in allen Disziplinen. Die beiden Gesamtsieger stehen fest mit Federica Brignone und Marco Odermatt. Der Schweizer hat auch schon die Kleine Kristallkugel in Super-G und Riesenslalom sicher und dürfte sich auch die Abfahrtswertung holen, wo ihm ein 12. Platz im Duell gegen Landsmann und Weltmeister Franjo von Allmen reicht.
Hochspannung dagegen in allen Disziplinen bei den Frauen, wo es noch heftige Duelle um die Kugeln gibt. Brignone hat in Abfahrt, Super-G und Riesenslalom gute Chancen, kann jeweils triumphieren, aber auch leer ausgehen.
Und dann sind da noch die österreichischen Männer, die noch 4 Rennen haben, um eine Schmach ersten Grades zu vermeiden. Immer noch sind sie ohne jeden Rennsieg in einem Weltcup, und die Abfahrer sogar ohne jeden Podestplatz. Beides hat es in einer Saison noch nie gegeben. Ernsthaft vermeiden können dieses Debakel der selbsternannten Skination Nummer 1 nur Vincent Kriechmayr in Abfahrt und Super-G sowie Manuel Feller im Slalom. Dort hat der Norweger Henrik Kristoffersen die besten Chancen auf die Kugel und kann auch den Schweizer Totaltriumph gegen Luc Meillard vermeiden.
Schlägerschwingen in Japan
Wie im vergangenen Jahr beginnt die Major League Baseball ihre Saison mit 2 Partien in Asien, diesmal in Japan. Heute und am Mittwoch treffen im Tokio Dome die Chicago Cubs und Titelverteidiger Los Angeles Dodgers aufeinander. Beide Teams erweisen den Gastgebern die Ehre und stellen in der ersten Partie japanische Starting Pitcher auf. Außerdem wird sich auf Dodgers-Seite der zurzeit weltbeste Baseballer Shohei Ohtani vor heimischen Publikum die Ehre geben, allerdings nur als Schlagmann und nicht als Werfer. Mal sehen, ob sich das im Verlauf der langen Saison ändert (jedes Team hat bis Ende September 162 Partien zu absolvieren).
Ich verkneife mir tiefere Analysen. Die Dodgers sind wieder klare Titelfavoriten. Interessant wird das New Yorker Fernduell der Yankees und Mets sein, wo es in der Off-Season den spektakulärsten Wechsel gab, als Juan Soto von den Yankees zu den Mets übersiedelte. Dort verdient er die nächsten 15 Jahre die Kleinigkeit von 765 Millionen Dollar. So ein hohes Fixgehalt hat es weltweit im Sport noch nicht gegeben, dagegen sind Bundesliga-Profis mit nur gut 20 Mio+/Jahr arme Schlucker. Und alles ohne Sondervermögen der Mets, ein milliardenschwerer Besitzer genügt …
Aus deutscher Sicht interessant: Der Berliner Max Kepler hat vor seiner 10. Saison das Team gewechselt und schwingt jetzt für die Philadelphia Phillies den Schläger. Im Spring Training hat er durchaus einen guten Eindruck hinterlassen, hnachdem es zuletzt für die Minnesota Twins überhaupt nicht mehr lief. Die Phillies gehören zum erweiterten Favoritenkreis und müssten die Play-offs sicher erreichen. Dort wird eh völlig neu abgerechnet.
Coe oder Samaranch – oder die große Überraschung?
Das Internationale Olympische Komitee wählt am Donnerstag einen neuen Präsidenten. Sechs Männer und eine Frau (die ehemalige Weltklasseschwimmerin und Olympiasiegerin Kirsty Coventry) bewerben sich zur Nachfolge von Thomas Bach, der nach 12 Jahren eher unfreiwillig abtritt, weil die Statuten keine dritte Amtszeit erlauben. Als klare Favoriten gelten Sebastian Coe, der ehemalige Spitzenläufer (ebenfalls Olympiasieger) und langjährige Chef des Welt-Leichtathletik-Verbandes, und Juanito Samaranch, Sohn der sehr zweifelhaften IOC-Ikone Juan Samaranch. Der ehemalige Minister unter General Franco leitete das IOC mehr als 20 Jahre lang und hat es vom reinen Amateursport ins Profitum geführt mit einigen Vorteilen (endlich auch die Profis dabei und nicht nur (Staats)-Amateure und vielen Nachteilen wie zB die Übervermarktung und extremer Gigantismus.
Beide Kandidaten sind nicht unbedingt Bachs Freunde; vor allem nicht Coe, der sich klar gegen russische Wiedereingliederung positioniert (dies aber offenbar schon wieder abschwächt) und sogar Olympia-Preisgelder für die Leichtathletik-Gewinner auslobte und vergab, ein absolutes NoGo für den Deutschen.
Doch Bachs Favoritin Coventry gilt gerade in diesen politisch so heiklen Phasen (vor allem Olympia 2028 in LA, also im Trump-Land USA, wirft jetzt schon seine Schatten) als zu schwach (was allerdings nichts heißen mag bei den teilweise so alten wie unberechenbaren IOC-Granden, die zur Wahl schreiten). Zumal die Wahl Coventrys durchaus ihren Charme hätte, weil sie die erste Frau wäre an der IOC-Spitze, zudem die erste Afrikanerin und mit 41 Jahren fast unverschämt jung. Ein junges Füllen würde die IOC-Lemuren anführen …
Gewählt wird in einem Luxus-Resort am Peloponnes, nicht besonders weit von Olympia entfernt, dem alle IOC-Mitglieder einen Besuch abstatten wollen. Das Wahlprozedere ist klar und doch für Mauscheleien aller Art offen. Im ersten Wahlgang braucht es eine absolute Mehrheit der Stimmen. Wenn es die nicht geben sollte, wovon alle Insider ausgehen, scheidet derjenige mit den wenigsten Stimmen aus. Das wiederholt sich, bis nur noch 2 KandidatInnen übrigbleiben oder in einem Wahlgang es schon eine absolute Mehrheit gibt. Dann beginnt für die verbliebenen Kandidaten das Gefeilsche um die Stimmen der Ausgeschiedenen. Als leichter Favorit wird Samaranch jr. gehandelt, weil er in der süd- und mittelamerika-Fraktion als besonders gut vernetzt gilt. Und Kontakte zählen viel mehr als Programme. Je intransparent, desto IOC.
Disclaimer: Ich habe den Wahlmodus korrigiert auf Hinweis des Lesers MarioP bei
https://www.allesausseraas.de/dienstag-18-03-2025/#comment-870257
Und sonst?
- Handball: Die Bundesliga nutzt die Fußball-Bundesliga-Pause mit einigen Top-Partien. Zur angestammten Sportschauzeit überträgt die ARD am Samstagabend das Verfolgerduell (und Nordschlager) SG Flensburg-Handewitt gegen THW Kiel. Tags zuvor empfängt Meister SC Magdeburg den Zweiten Füchse Berlin. Tabellenführer Hannover-Burgdorf muss bereits am Donnerstag ziemlich ersatzgeschwächt die Hürde Rhein-Neckar Löwen nehmen, die oft schon zum Stolperstein für Favoriten wurde.
- Basketball: Der FC Bayern kann mit einem Sieg bei Baskonia die jüngste Heimniederlage gegen Anadolu Efes wieder wettmachen und Platz 5 in der Euroleague festigen. In der Bundesliga haben die Münchner nach dem Sieg im Spitzenspiel gegen Ulm weiter Platz 1 inne, den sie am Samstag mit einem Heimsieg gegen Rostock verteidigen dürften.
- Eishockey: Bis Sonntag stehen im DEL-Viertelfinale jeweils die Partien 2 bis 4 an. Am spannendsten dürfte die Serie zwischen den Adler Mannheim und Red Bull München werden. Dort werde ich am Sonntag beim 4. Spiel mit meinem guten Freund Stony live vor Ort sein im SAP Garden (Dein Fuß muss diesmal mitmachen …). Theroretisch ist zwar möglich, dass dann die Adler, die das erste Spiel am Sonntag gewonnen haben schon den Sack zumachen mit einem 4. Sieg, doch das würde mich schon sehr wundern.
In der DEL2 schwimmen die letzten Rettungsfelle der DEG davon: Denn diejenigen Teams (Weiden und Ravensburg), die nicht aufsteigen wollen/dürfen, liegen in ihren Play-off-Serien zurück.
- Wintersport: Skispiele in Lahti, wo Langläufer, Skispringer und Kombinierer sich zum Ausstand treffen. Der Anzugsskandal um die Norweger wirkt weiter, die Kräfteverhältnisse haben sich erneut geändet, jetzt sind die Deutschen plötzlich wieder da, während das lange dominierende Austria schwächelt. Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, darf sich jeder selbst zusammenreimen … Mir ist die eh geschwundene Skisprung-Lust völlig vergangen, auch wenn das meist fantastische Skifliegen eine Woche später in Planica schon lockt.
- Radsport: Mailand – San Remo ist das erste Monument, also einer der 5 ganz großen Klassiker. Und eines der ganz wenigen Rennen, das der überragende Fahrer dieser Zeit, Tadej Pogacar, noch nicht gewonnen hat. Das Profil mit dem legendären Poggio-Anstieg kurz vor Schluss, dem nur noch eine rasende Abfahrt folgt, ist nicht so sehr die Sache des Slowenen: Nichtsdestotrotz gehört er aufgrund seiner Dominanz zu den Favoriten, die wie immer bei der Clasicissima breit gestreut sind.
- Tennis: Sunshine-Doppel, 2. Teil: Nach Indian Wells und den dortigen Premierensiegern Mirra Andreewa und Jack Draper geht es Quer über Amerika von West-Kalifornien nach Miami/Florida, wo ab Mittwoch zehn Tage lang die besten Frauen und Männer das Racket schwingen. Titelverteidiger Jannik Sinner wird wegen seiner Doping-Sperre weiter fehlen, Titelverteidigerin Danielle Collins ist zwar dabei, aber höchstens Außenseiterin, weil ziemlich außer Form. Die Russin Andreewa ist zurzeit das Maß aller Dinge: Vor Indian Wells triumphierte sie auch beim top-besetzten Turnier in Dubai.
Deutsche Frauen sind vorerst nicht im Hauptfeld, sie alle scheiterten in der Qualifikation: Nur wenn noch mehrere Spielerinnen kurzfristig absagen, könnte wieder die Zeit für Lucky Lys als Nachrückerin (Lucky Loser) kommen. Alexander Zverev ist wie in Indian Wells als Nummer 1 gesetzt, doch nach den frühzeitigen Niederlagen zuletzt bei diversen Turnieren gehört er nicht zu den Favoriten. Vielleicht ist das gerade gut für den Hamburger.
- Formel 1: In Schanghai steht am Sonntag der 2. WM-Lauf an. Das Regenrennen von Melbourne lässt für mich zwar eine nachhaltligen Erkenntnisse zu, aber die McLarens um Sieger Lando Norris dürften erst mal das Maß aller Dinge sein.
von Münchner Löwe | Aug. 15, 2024 | Olympia, Paris
Zum Abschluss meiner Olympia-Betrachtung möchte ich einen Blick aufs deutsche Abschneiden werfen, eher ein allgemeines und ein wenig Spekulatius, warum dem so ist. Und im zweiten Teil ein paar Zahlenspielereien, grob anhand des Medaillenspiegels.
🇩🇪 👓 und ein bisschen 🇦🇹
Die nackten Zahlen: Das deutsche Team hat 33 Medaillen gewonnen, vier weniger als 2020 in Tokio, davon 12 Goldene, 2 mehr als bei den Corona-Spielen. Das entspricht im Großen und Ganzen meinen Erwartungen (nicht dass ich das überall im Einzelnen überblickt hätte). Es hat große positive Überraschungen gegeben wie die 3×3-Gold-Basketballfrauen, aber auch einige herbe Enttäuschungen: Hier sei vor allem Langstreckenschwimmer Florian Wellbrock genannt, bei dem Trainer und Experten immer noch rätseln, warum er weit hinter seinen Bestzeitenvund Erwartungen blieb. Zumal seine Trainingskollegen Lukas Märtens (Gold über 200 Meter) und Oliver Clemet (Silber im Freiwasser) reüssierten.
Was insgesamt auffällt: In den sogenannten olympischen Kernsportarten haben die deutschen den internationalen Anschluss verloren: Leichtathletik, Schwimmen und Turnen sind sehr medaillenträchtig, siehe Zahlenspiele. Allerdings ist hier auch die internationale Konkurrenz am größten. Gerade die Beckenschwimmer können mE sehr zufrieden sein mit einigen Bestzeiten und Endlaufteilnahmen.
Praktisch ein Ausfall sind alle Kampfsportarten: Nur im Boxen und Judo sprangen je eine Medaille heraus. Die ehemalige Goldschmiede Fechten ist völlig versiegt: Nur zwei Starter insgesamt und kein einziges Team sind ein erschütterndes Armutszeugnis. Auch Schützen und Segler, immer für mehrere Medaillen gut, gingen leer aus. Bedenklich stimmt mich hier, dass man von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht mal in die Nähe von Edelmetall kam.
Grandios dagegen die Reiter mit viermal Gold und die Kanuten mit 2 Goldenen, seit Jahrzenhten der verlässlichste Medaillenlieferant.
Außerdem wirklich bemerkenswert: Es waren in den Mannschaftssportarten nicht nur so viele deutsche Teams wie noch nie qualifiziert (insgesamt 10), sie haben auch allesamt die K.-o.-Runde erreicht, also die Vorrunde mit zum Teil sehr schönen Leistungen überstanden und letztlich 4 Medaillen gewonnen. Aber pro Mannschaftssport gibt es halt nur eine Medaille/Disziplin für ein Team mit mindestens 12 Mitgliedern.
Was schon lange ein Problem ist, wenn man ein relativ schwaches Abschneiden bei Olympia als Problem für dieses Land ansieht, ist die Tatsache, dass viele höchstbegabte Nachwuchssportler den Sprung in die allgemeine Spitze nicht schaffen: Weil sie sich eben nach der Schule um ihr Studium/Berufsleben kümmern müssen, während andere Nationen praktisch Vollprofis haben. Vom Sport leben können die wenigsten, von einer etwaigen Vorsorge fürs Alter brauche ich gar nicht zu sprechen. Also eher kein Zufall, dass die Mannschaftssportarten, wo zumindest die Männer gut bis sehr bezahlt werden (die Frauen-Teams sind ein trauriges Thema für sich), relativ erfolgreich waren und die Reiter mit der wahrscheinlich weltweit besten Pferdezucht so herausragend.
Dem Staat sind die Sportler immerhin 300 Millionen Euro im Jahr wert, dazu kommen viele Berufsoldaten und -Polizisten, die beim Staat angestellt sind, aber von der Arbeit oft freigestellt. Wichtig wäre eine mittelbare Förderung: Das beginnt beim bisher so vernachlässigten Schulsport (mehr in der Breite ergibt auch mehr in der Spitze) und geht zu einer Art Boni für Leistungssportler bei der Berufswahl als Anerkennung für geleistete Dienste. Zumal Arbeitgeber mittlerweile wissen müssten, dass Leistungssportler bereit sind, sehr viel auf sich zu nehmen und diese Einstellung auch in ihrem Job zum Ausdruck bringen. Beispiele dafür gibt es genug.
Alles keine Allheilmittel: Einen echten Schub würden höchstwahrscheinlich Olympische Spiele in Deutschland bringen sogar nachhaltig. Australien (Sydney 2000 und Brisbane 2032), Großbritannien (London 2012) und jetzt eben Frankreich, wo die Sportler der Gastgeber so erfolgreich waren wie vorher noch nie, sind ein Beleg dazu. Schon eine wirklich gute, seriöse und aussichtsreiche Bewerbung für 2036 oder besser 2040 wäre für viele Talente eine große Motivation und eben auch ein Zeichen: Dass Leistungssport „uns“ als Nation was wert ist. Dabei ist mir natürlich klar, dass Olympia hierzulande kritisch gesehen muss, gerade bei diesem geldgierigen, intransparenten,all es zermalmenden IOC und dessen Neigung zum Gigantismus. Aber wenn sich etwa Berlin seriös aufrafft mit den schon bestehenden (Olympiastadion! Halle am Ostbahnhof!) und ein paar temporären Sportstätten mitten in der Stadt (Beachvolleyball vorm Brandenburger Tor!, Klettern unterm Funkturm!) – warum eigentlich nicht? Das einmalige Paris nicht kopieren wollen, aber durchaus als Vorbild nehmen, wie man Stadt und Spiele vereint. Sich auch von etwaigem Gegenwind nicht aus der Bahn werfen lassen. Aber ich befürchte, das wird mit der deutsch-eigenen Kleinstaaterei und Bürokratie zerredet – oder soll ich doch darauf hoffen?
Seitenblick auf Austria 🇦🇹
2 Goldene und insgesamt 5 Medaillen haben die Österreicher gewonnen, und liegen damit gerade noch im Soll der ausgerufenen 5 bis 10. die man sich so vorstellte im Ösi-Land. Auch hier sind nicht alle Träume aufgegangen: Felix Auböck indiskutabel im Schwimmen, Lukas Weißhaidinger trotz guter Weite ohne Medaille mit dem Diskus, die Weltmeister-Schwestern Alexandri nur Blech im Synchronschwimmen samt großen Ärger über die Bewertung. Dafür hat das Binnenland plötzlich zwei Olympiasieger im Segeln, die zwar nicht gerade wie Kai aus der Kiste sprangen, aber doch als positive Überraschung gelten müssen. Sommerspiele werden in Österreich immer die zweite Geige spielen hinter den Schneemännern. Das war auch jetzt zu beobachten, als sich ein großer Teil der Sportberichterstattung sich ums Comeback des Skihelden Marcel Hirscher drehte.
Zahlenspiele
Werdet Schwimmer oder Turner
Zumindest, wenn ihr Medaillensammler werden wollt. 15 Sportlerinnen und Sportler haben in Paris 4 und mehr Medaillen geholt, 12 im Schwimmen, 3 im Turnen. Sie haben einfach mehr Möglichkeiten dazu. Wer 100 Meter gut schwimmen kann, schafft das auch über 200 oder 50 Meter, dazu die Staffeln. Torri Huske aus den USA hatte insgesamt 4 Starts allein über ihre Spezialstrecke 100 Meter Freistil, gewann 4 Medaillen und eine noch über 100 Meter Schmetterling.
Schwimmer Leon Marchand war der einzige Paris-Starter, der viermal Gold gewann auf 4 Einzelstrecken.
Ein Ausnahmeathlet, gewiss, aber halt auch in der richtigen Sportart. Ein Ausnahmeringer kann pro Olympia nur einmal Gold gewinnen. Mijain Lopez aus Kuba hat das bisher einmalige Kunststück geschafft, zum fünften Mal hintereinander bei Sommerspielen dieselbe Disziplin zu gewinnen. Er ist seit 2008 (!) ungeschlagen. Und doch ist Superschwergewichtler griechisch-römisch in der „ewigen“ Rangliste der erfolgreichsten Olympioniken nur unter ferner liefen zu finden. Wollte er die 18 Goldenen des Rekord-Olympioniken Michael Phelps erreichen, müsste er bis 2072 ringen und gewinnen, dann wäre er 90 Jahre alt …
Ein Sonderfall sind die Reiter: Die können zwar auch nur höchstens 2 Medaillen/Spiele gewinnen, aber halt bis ins hohe Alter aktiv sein mit immer neuen Pferden. Isabell Werth etwa ist 55 Jahre alt. Mittlerweile hat sie seit 1992 acht Goldmedaillen erritten, davon siebenmal mit dem deutschen Team. Weitere Teilnahmen und auch Goldmedaillen zumindest 2028 und 2032 würde ich nicht ausschließen, zumal sie jetzt mit Wendy ein noch relativ junges und doch schon erfolgreiches Pferd hat, das sie zu Gold und Silber führte.
Ach, ihr Finnen
Eine Sportnation, der ich anhänge – und zwar nicht nur im Winter. Und jetzt ohne jede Medaille. Nicht in der Leichtathletik auf Nurmis oder Virens Spuren in der Langstrecke oder die zahlreichen Speerwerfen. Auch nicht im Schießen oder Segeln. Nichts, nada in 329 Wettbewerben.
Effiziente Chinesen
91 Medaillen gewann das Reich der Mitte, davon waren gleich 40 aus Gold. Ein tolles Verhältnis: Und das, obwohl Schwimmerin, na klar, Zhang Yufei sechsmal Edelmetall holte, aber nicht ein einziges Mal ganz oben auf dem Stockerl stand. Nur mal zum Vergleich. Auch die USA holten 40-mal Gold, bei insgesamt 126 Medaillen.
– erstaunliche Holländer: Dieses verhältnismäßig kleine Land gewann 34 Medaillen, so viele wie noch nie. Vor allem Hockey (2 Gold) und Bahnradsport (3 Gold, 5 Medaillen) waren Oranje-Domänen. Mit Radsprinter Harry Lavreysen als Star, der bei 3 Starts dreimal Gold einheimste. Und natürlich meine Favoritin Femke Bol mit 3 Leichtathletik-Edelmetall (Gold, Silber, Bronze).
– wunderbare Karibik: zumindest die Zwerginseln Domenica und Santa Lucia, für das Dreispringerin Thea Lafond und Julien Alfred über 100 Meter das erste Gold überhaupt holten. Witzigerweise am selben Tag binnen Minuten. Alfred steuerte über 200 Meter noch Silber hinzu. Herb enttäuschten dagegen die Jamaikanerin mit der schlechtesten Leichtathletikbilanz seit 2000.
So, das war es meinerseits von Olympia. Der Sport macht keine Pause, es wird mir also auch die kommende Zeit an Themen nicht mangeln.
von Münchner Löwe | Aug. 14, 2024 | Allgemein, Olympia, Paris
Heute will ich mich mit MAGISCHEN MOMENTEN der Spiele beschäftigen.
Alle olympischen Spiele haben ihre besonderen Momente, an die sich Sportfans noch Jahrzehnte danach erinnern. Jahrzehnte! Bei mir ist das Hochspringerin Ulrike Meyfarth 1972 und die 200-Freistil-Staffel 1984. Oder Hermann Maiers unfreiwilliger Skiflug in den Tiefschnee 1998 samt Gold-Comeback zwei Tage später. Jetzt habe ich 6 besondere Begebenheiten der Spiele in Paris herausgepickt, es könnten natürlich auch zehn oder 15 sein, aber echte Magie geschieht eben wirklich selten.
6. Flugshow am Boden
Besser: In der Luft. Seit 2016 ist Simone Biles die mit Abstand beste Turnerin der Welt. Auch bei den Spielen 2020 war das so, aber da spielten ihre Nerven nicht mehr mit und sie gab auf, sagte dem Leistungssport erst mal adieu. Jetzt das olympische Comeback, und am Boden zeigte sie gleich mehrere Küren (oder wie die Mehrzahl von Kür halt heißt), die dem Betrachter schlicht den Atem raubten. Es gibt schon unzählige Elemente, die nach ihr benannt werden, die keine Frau auch nur ansatzweise beherrscht und auch nur ganz wenige Männer. Am besten war das bei ihrer Bodenkür für den Mehrkampf zu beachten, als sie meterhoch in die Lüfte sich aufschwang, dort saltierte und rotierte, dass mir schon beim Zuschauen schwindelig wurde, und felsenfest zum Stand kam. Das Publikum rastete aus. Aber Simone Biles ist eben kein Roboter. Bei der Bodenkür fürs Einzel wirbelte die US-Amerikanerin zwar genauso schwungvoll durch die Luft, aber diesmal zeigte sie sich nicht ganz so standfest, sondern musste das Karrée zweimal verlassen und kassierte Strafpunkte. So reichte es nur zu Silber. Und was tat sie? Gratulierte der fantastischen Brasilianerin Rebeca Andrade und lag ihr im Wortsinn bei der Siegerehrung beifall-gebend zu Füßen.
5. Nerven, meine Nerven
Okay, jetzt tümelt es ein bisschen Deutsch, man möge es mir verzeihen. Aber mein persönlicher Spannungsmoment kulminierte im 3×3- Basketball-Finale der deutschen Frauen gegen Spanien. Das Team um Svenja Brunckhorst und Sonja Greinacher hatte einen so grandiosen wie alle Experten überraschenden Triumphzug ins Endspiel hinter sich. Jetzt sollte gegen Spanien die Krönung erfolgen. Ein echter Nailbiter, wie man so schön-schlimm sagt. Rückstand, Aufholjagd, Führung, Ausgleich. Getroffene Würfe und gruselige Ballverluste – auf beiden Seiten. Vor den Augen des spanischen Königs Felipe und den zwei europäischen Basketball-Königen Dirk Nowitzki und Pau Gasol. Am Ende hatten die Deutschen die Nase vorn und holten das höchstwahrscheinlich überraschendste Gold fürs Land.
4. Der Superstar liefert zum ersten Mal ab
Jetzt wissen wir es: Leon Marchand ist der erfolgreichste Olympionike mit 4 Goldenen und einer Bronzenen in der Lagenstaffel. Der Vorschusslorbeer auf den Ausnahme-Schwimmer war riesig, noch dazu in der französischen Heimat. Die Stimmung in der Halle dementsprechend aufgeputscht vor seinem ersten Finale über 400 Meter Lagen. Von Anfang führt Marchand. Frenetischer Jubel bei jedem Zug auf der Bruststrecke, als sich der Sieg schon abzeichnete. Kurze Zeit später stand das erste Gold feste und brachte die Stimmung zum Überkochen. Trotz der noch folgenden Glanzleistungen: Das erste gold strahlt vielleicht doch am schönsten.
3. Logischer Weltrekord
Die Leichtathleten boten insgesamt eine tolle Leistungsshow. Wirklich magisch wurde der Stabhochsprung. Alle Entscheidungen im Stade de France waren an jenem Abend gefallen, und Mondo Duplantis stand auch schon als Olympiasieger fest. Jetzt ging er den Weltrekord an. 6,25 Meter, das ist bei manchen Häusern der 3. Stock. Keiner der 80 000 Zuschauer war gegangen, die geschlagenen Konkurrenten erhoben sich zum Beifallklatschen. Wie es sich für ein guten Film gehört, scheiterte Duplantis beim ersten Versuch knapp. Er hatte die Höhe an jenem Tag also drin. Der zweite ging klar schief: War Mondo etwa doch müde? Dann der 3. Versuch, und jetzt klappte es. Ohne die Stange auch nur zu berühren flog Duplantis über sie hinweg und ab in die Unendlchkeit. Alle Last fiel von ihm ab, er lief jubelnd zur Familie, zu den Trainern, und ein Kollege nach dem anderen klatschte ihn ab.
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Armand Duplantis spätestens im nächsten Jahr seinen eigenen Weltrekord verbessert und noch einmal und noch einmal. Doch dieser gleißende Moment wird für immer bleiben.
2. Das Ende, das es nicht geben konnte
Immer wenn ich glaube, dass mich im Sport nichts mehr überraschen kann, werde ich eines besseren belehrt. Griechen als Fußball-Europameister? 2004! US-College-Boys Eishockey-Olympiasieger, gegen das übermächtige Russland? 1980! So war ich auch der festen Meinung, dass ein Handball-Team mit zwei Toren Vorsprung bei noch 12 Sekunden Spielzeit eine Partie nicht mehr verlieren kann, zumindest nicht in einem Olympia-Viertelfinale. So wie ich dachte jeder Handball-Experte. Denkste, wie die Partie Frankreich vs Deutschland zeigte.Die Gastgeber führten nach einer aufreibenden Partie 29:27.Es fiel der Anschlusstreffer, na und? 6 Sekunden vor Schluss nahm der französische Trainer bei eigenem Ballbesitz eine Auszeit. Sie hätten den Ball nur irgendwohin ins Publikum werfen müssen, die Zeit wäre abgelaufen. Doch der Franzose Mmoh, bis dato bester Mann seiner Mannschaft, bekam den famosen Einfall, den Ball über den als 2,08-Meter-Riesen Julian Köster überlobben zu wollen. Der fing den Ball ab, passte umgehend nach vorn zum völlig freistehenden Uscins, der den perplexen französischen Torwart in letzter Sekunde überwand. Unentschieden, also Verlängerung, in der sich dann das deutsche Team nach kaum weniger spannenden 10 Minuten durchsetzte. Und erst im Finale gegen Dänemark wurde es gestoppt. Deprimierend klar. Wunder gibt es eben doch nicht immer wieder.
1. Der Engel von Paris
Eröffnungsfeier. strömender Regen und trotzdem spektakuläre Bilder. Das Entzünden des olympischen Feuers in einem Ballon, die offiziellen Reden, der Ritt durch die französische Kultur begleitet von federleichter Musik. Schon viel zum Schwelgen, auch zum Nachdenken. Jetzt war die Eröffnung zu Ende. Eigentlich: Doch dann kam sie, tatsächlich. Celine Dion. Auf einer Empore des Eiffelturms, hell illuminiert stand sie da. Und sie sang ein wunderschönes altes Edith-Piaf-Lied über die Liebe, begleitet von einem Pianisten auf einem Klavier, auf dem sich zahllose Regentropfen spiegelten. Mucksmäuschenstill war es, nur diese wunderbare Stimme der Celine. Auch all jene, die die traurige, ja tragische Geschichte der Kanadierin nicht kannte, der Tod von Familienangehörigen, ihre schwere Krankheiten, ihre lange Zeit des Nicht-Auftretens; er musste ergriffen sein, außer er hat ein Herz aus Stein. In ihrem weißen Kleid, vom Regen durchfeuchtet, glich sie einem Engel. Spätestens jetzt war klar: Es werden tolle Spiele, es müssen gute Spiele werden. Und es wurden großartige Spiele, vielleicht sogar die besten aller Zeiten, wer will das schon vergleichen?.
Bei all den großartigen Bildern, den fantastischen Leistungen, den unvergleichlichen Sportstätten, den charmanten Gastgeber: Wer in ein paar Jahren an die Spiele 2024 denkt, wird sich auch an Celine Dion erinnern, wie sie dort in ihrem weißen Kleid auf dem Eiffelturm stand und mit ihrer Stimme die Welt verzauberte und für einen kurzen Moment zum Stillstand brachte.
von Münchner Löwe | Aug. 13, 2024 | Olympia, Paris
Olympia ist vorbei. Zeit für Zusammenfassungen, von Auffälligkeiten, was gefiel und auch missfiel. Im Lauf der Woche werde ich mehrere Texte liefern mit jeweils höchstens zwei dieser Gesichtspunkte. Wie immer bei mir ohne Anspruch auf Vollständigkeit und rein subjektives Empfinden, das ich leider nicht vor Ort, sondern am Fernsehgerät gesammelt habe.
Tops und Flops
Anmerkung: Hier soll es nicht um sportliche Leistungen gehen, sondern die Veranstaltung an sich und ihre Begleiterscheungen.
TOPS
Fantastische Sportstätten
Paris und die Veranstalter haben Maßstäbe gesetzt, und es ist ihnen perfekt gelungen, die Stadt und ihre Wunderschönheit bestens einzugliedern. Streit gibt es höchstens, was am schönsten war: Reiten im Schlosspark in Versailles, Beachvolleyball vorm Eiffelturm, Fechten und Taekwondo im Grand Palais mit der grandiosen Kuppel, die Zielankunft im Marathon, Gehen und Radsport vorm Invalidendom. Besser geht es nicht, höchstens anders. Einige Sportstätten wurden auch für mehrere Sportarten genutz: Roland Garros erst fürs Tennis, dann Boxen, der Grand Palais (Fechten/Taekwondo), Bercy (Turnen/Basketball). Wenn ich es richtig sehe, wurde ncht eine neue bleibende Arena/Halle eigens für die Spiele neu gebaut. Nur das Schwimmen in der Seine, das hat nicht gepasst, siehe Flops.
All das wird meines Erachtens allerdings vom Austragungsort der Surfer übertroffen. In Paris naturgemaß nicht möglich, dafür auf Tahiti, wo am Strand vor Teahup´o der beliebteste Surfspot der Welt liegt mit der perfekten Welle, die allerdings auch nicht immer kommt. Praktisch, wenn das Gastgeberland eine solche Dependance hat. Dort gelang das ikonischste Foto überhaupt. Sucht unter Surfen Tahiti Foto selbst wg. Urheber.
Tolle Gastgeber: Wie gesagt, ich war nicht selbst in Paris, aber auch langjährige Korrespondenten können sich nicht erinnern, dass jemals die sehr eigenen Pariser so aufgeschlossen, herzlich und freundlich Besuchern gegenüber auftraten. Sogar die Sprachbarriere war plötzlich keine Barriere mehr. Die freundlichen und bestens ratgebenden Volunteers taten ihr übrigens. Und die Besucher-Rekorde vielleicht für die Ewigkeit mit meist sehr ausgelassener Stimmung zeigten, dass die Pariser „ihre“ Spiele nach anfänglicher Skepsis sehr willkommen hießen. Es wird sogar von Bewohnern berichtet, die erst vorm Trubel ans Meer flüchteten (wie gar nicht wenige Münchner vorm Oktoberfest), schnell aber wieder zurückkehrten, um selbst am einmaligen Erlebnis teilzuhaben.
Charmante Einfälle: Auch hatten die Organisatoren so einige sehr hübsche Ideen, Paris nicht nur von seiner sportlichen Seite zu zeigen. Wunderbar etwa, dass vor jeder olympischen Entcheidung eine prominente Person dreimal mit dem Stock die Veranstaltung eröffnete, wie es im Theater seit langer Zeit de Brauch ist. Das durften auch gerne Ausländer sein wie die deutsche Radsportlerin Kristina Vogel, die nach einem Unfall gelähmt ist. Wunderbar auch, dass jeder Leichtathletik-Olympiasieger im Stade de France eine Glocke läuten durfte. Bilder für die Ewigkeit, und die Glocke wird bald in Notre Dame zu bewundern sein. Dass die Hindernisse beim Reiten viele Pariser Mottive nachbauten, ist auch positiv zu erwähnen, aber das haben andere Gastgeber auch schon geschafft.
Perfektes Fernsehen
Die beste Unterhaltung nutzt nichts, wenn ich es am Fernseher nicht sehen kann. Und dort hat der Live-Stream endgültig Einzug gehalten, mittlerweile über Mediatheken am Fernsehgerät und nicht nur am Laptop zu verfolgen. Jeder konnte also sein eigener Regisseur sein, unabhängig von dem, was die Fernsehsender in ihrem analogen Programm anboten. Die beiden deutschen Sender ARD und ZDF boten fast alle Entscheidungen zusätzlich per Stream an, Discovery plus jede sportliche Tätigkeit überhaupt, also zB in der Leichtathletik ausschließlich die technischen Wettbewerbe Werfen und Springen, die im sogenannten World Feed seit Jahrzehnten eher vernachlässigt werden gegenüber dem Laufen. Und wer wollte, konnte sich vieles in mehreren Sprachen anschauen. Volleyball mit italienischer Beteiligung also auf Italienisch, ein zusätzlicher Reiz.
Die angebotenen Bilder waren spektakulär. Unzählige hochauflösende Kameras brachten unglaubliche Perspektiven. So ein Standbild mit der Turnerin Simone Biles gefühlt 10 Meter über dem Boden, fantastisch. Und 4k hält langsam Einzug
Neue Sportarten: Also jede, die noch nicht so etabliert sind. 3×3-Basketball, also die Streetball-Variante auf einen. Korb, hat es mir besonders angetan. Auch BMX, zumindest die Kür-Version nicht auf Schnelligkeit sondern mit den waghalsigen Sprüngen, hat mich begeistert.
FLOPS
Die Seine: Wer viel wagt, kann auch verlieren. Charmant war die Idee, die Seine für die Pariser wieder schwimmbar zu machen nach 101 Jahren. 1,5 Milliarden Euro hat die Stadt in ein Abwassersystem hineingepumpt. Allein – das Wetter spielte nicht mit. Auch in Frankreich offenbar ein viel zu nasser Frühling mit der Folge, dass der Fluss mit Fäkalien überschwemmt wurde. Und überdies eine Strömung hatte, die Schwimmwettbewerbe nachhaltig veränderten. Angeblich waren Grenzwerte dann doch unterschritten (die Bürgermeisterin Anne Hidalgo nahm ein Bad), und Triathleten sowie sowie Distanzschwimmer wurden in die Seine gelassen. Dort kämpften sie mit und gegen die Strömung einerseitsund gegen Koli- und sonstige Bakterien andererseits Erfreulich: Niemand ist ertrunken und auch von bleibenden Schäden ist nichts bekannt. Doch mancher kotzte sich die Seele aus dem Leib und vebrachte lange Tage im Krankenhaus oder zumindest auf der Toilette. Da wurden die Sportler zugunsten schöner Bilder missbraucht
Das IOC: Positiv angemerkt sei, dass es sehr zurückhielt. Oder die SZ es so hübsch formulierte. Noch nicht einmal dessen Funktionäre konnten die Spiele kaputtmachen. Doch ein Mal war das IOC wirklich gefragt, und da versagte es (und andere Institutionen auch) auf jämmerliche Art und Weise. Ich spreche von der Box-Olympiasiegerin Imane Khelif hinreichend diskutiert. Sie war mit Sicherheit die umstrittenste Athletin der Spiele. Nach ihrem ersten Sieg über eine Italienerin entbrannte eine Diskussion über die Startberechtigung von Khelif, weil diese intersexuell ist, also auch ein männliches y-Chromosm hat, aber keine. männlichen äußeren Geschlechtsorgane. Traumatisch genug für sie und ihr Leben. Ich will mich nicht in Einzelheiten verlieren, aber soviel. Dieses „Problem“ war absehbar, spätestens, als der Box-Weltverband Khelif vergangenes Jahr aus diesem Grund von der WM ausschloss. Dazu muss man sagen, dass dieser Weltverband nach Ansicht des IOC so korrupt ist, dass er offiziell von den Spielen ausgeschlossen ist. Vielmehr übernimmt das IOC die Box-Organisation samt Verteilung der Startrechte. Und fand offenbar nichts dabei, Khelif starten zu lassen. Im stillen Kämmerlein, denn zumindest ich habe über eine Diskussion darüber nichts mitbekommen. Und auch die Gründe des von einem Putin-Freund angeführten Box-Weltverbandes sind offiziell nichts bekannt, höchstens nicht verifizierte Durvcchstechereien.
Nun denn: Als die Italienerin aufgab ob der Härte der Schläge der Algerierin, begann ein unguter Mix aus Rassismus (Meloni, Trump) Woke-Diskussion (Alice Schwarzer). Genauso mit Verve verteidigten die Algerier „ihre“ Sportlerin, die es in diesem Land bisher so schwer hatte. Das IOC tat nichts: keine Verteidigung der Sportlerin, keine schlüssige Begründung der Startzulassung. Was bleibt, ist ein ungutes Gefühl. Und leider keine Lösung, wie man dieser Problematik begegnen kann.
Das Fernsehen: Wie gesagt: Ich persönlich habe Olympia weitestgehend über Streams verfolgt. Und deshalb blieb mir Ärger übers ZDF erspart. Das brachte es fertig, den 100-Meter-Lauf der Frauen nicht live zu zeigen, sondern, Überraschung: endlich mal wieder Fußball. Noch schlimmer die beinahe geistesgestörte Entscheidung, im 3×3-Basketball-Halbfinale mit deutscher Beteiligung und noch offenem Ausgang 45 Sekunden, sich 45 Sekunden vor der Schlusssirene in Richtung Werbung zu verabschieden. Schlimmste Erinnerungen kommen da bei mir an hoch 1980 (!) , als ebenfalls das ZDF das Kunststück vollbrachte, sich im 5. Satz beim Stand von 5:5 aus dem epischen Wimbledon-Finale McEnroe vs Borg ebenfalls in Richtung Mainzelmännchen zu verabschieden. Wenn ich da nicht das (graupelige) Bild des ORF gehabt hätte …
Ärgerlich auch, der überbordende Nationalismus, der zu ertragen war. Das lächerliche Hoffen auf eine Medaille, wenn schon alles verloren war. Da muss ich allerdings konzedieren, dass das in anderen Ländern genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer gehandhabt wird.
Fußball: Überall volle Arenen und tolle Stimmung (allerdings manchmal auch extrem französischer Chauvinismus samt Pfeifkonzerte gegen den Gegner. Bei ganz Olympia? Nein, Fußball, das bis aufs Männerfinale ausschließlich außerhalb von Paris stattfand, zog offenbar überhaupt nicht. So leere Tribünen wie in Marseille, Lyon und St. Etienne gab es sonst nirgends, wo meist ausverkauftes Haus vermeldet wurde. Das lag auch daran, dass die Stadien überdimensioniert waren. Die Besucherzahlen per se waren sogar in Ordnung, nur verlaufen sich halt 10 000 in einer 60 000 Zuschauer fassenden Arena mit dann 50 000 freien Sitzschalen. Männer-Fußball ist halt die einzige Sportart überhaupt, in der von vornherein per Satzung die besten Spieler ausgeschlossen sind und nur U-21-Mannschaften antreten.
Neue Sportarten: Zwei Sportarten/Disziplinen gab es, die ich bis dato gar nicht kannte: Breaking-B und Kanu-Cross. Beide haben mich absolut kaltgelassen. Breaking ist nichts anderes als Breakdance. Es steckt eine besondere Philosophie und strenge Regeln dahinter, die mir allerdings weitgehend verborgen blieben. Und Kanucross, 4 Boote gleichzeitig im Eis-Kanal, war ein lächerliches Schubsen der Boote und erinnerte sehr an Autoscooter. Wo da ein sportlicher Wert ist, hat sich mir nicht erschlossen.
von Münchner Löwe | Aug. 12, 2024 | basketball, Leichtathletik, Olympia, Paris, Radsport
Der letzte Tag war von Finali in Ballspielen geprägt – und einer deutschen Radprinterin und einer holländischen Marathonläuferin
Auf Zatopeks Spuren.
Sifan Hassan gewann den Marathon durch Pariser Straßen mit erstaunlichen und untypischen Bergauf- und abstrecken. Im Sprint ließ sie die Tigst Assefa hinter sich. So weit, so sehr gut. Außergewöhnlich wird die Leistung der Holländerin mit äthiopischen Wurzeln durch die Tatsache, dass sie erst am Freitag auf der Bahn in St. Denis Bronze über 10 000 Meter geholt hat und davor auch Bronze über 5000 Meter. Drei Medaillen in diesen Langstrecken bei denselben Spielen, das ist 1952 Emil Zatopek gelungen, der in Helsinki sogar dreimal gewann. Danach keiner Athletin oder Athlet
Dänen-Feuerwerk
Zumindest Handballspielen, wie am Sonntag die deutschen Männer im Finale leidvoll berichten können. Die Partie war ausgeglichen – zumindest die ersten fünf Minuten. Dann prasselte ein wahres Feuerwerk über das deutsche Team hinweg. Extrem schnelle Ballpassagen, präzise und scharfe Würfe. „Hexer“ Andi Wolff, im Halbfinalea gegen Spanien noch überragend, flogen die Blle nur so um die Ohren. Und vorne leistete sich der Angriff Fehler um Fehler, so dass Dänenschlussmann Niklas Landin gar nicht einzugreifen brauchte. 21:12 stand es zur Pause, und nach de Wechsel ging der Fegesturm weiter. Bis zum 36:22 zumindest, dann ließen es die Dänen mit ihrer zweiten Garde ruhiger angehen. Das 39:36 ist immer noch deutlich genug, mit Abstand das höchste Finale-Ergebnis bei Olympia.
Was bleibt, ist silberne Freude, die kurz nach dem Spiel ob des Debakels zwar getrübt war. Doch eine Medaille hätten vor Turnierbeginn die wenigsten dem Team zugetraut.
Zwei ganz Große des Handballs nahmen auf höchster Bühne ihren internationalen Abschied. Niklas Landin, bester Torwart des vergangenen Jahrzehnt und der brillante Spielmacher Mikkel Hansen, der Typ mit dem wehenden Haar – so ideenreich wie kaum ein anderer. Die dänischen Nachfolger stehen en masse bereit. Die Deutschen mit ihrem jungen Team haben aber auch eine glänzende Perspektive, zumal einige U-20-Weltmeister vom vergangenen Jahr auf dem Sprung sind.
Silber rettet die Spiele
Zumindest für die beste deutsche Sprinterin Lea Friedrich. Im Teamsprint „nur“ Bronze, im Keirin das Halbfinale vergeigt. Doch jetzt im Sprint, im Duell Frau gegen Frau, zeigte sie ihre ganze Klasse und erreichte souverän das Finale. Dort allerdings fand sie in der Neuseeländerin Ellesse Andrews, zuvor schon Siegerin im Keirin und Zweite im Teamsprint, in zwei klar verlorenen Läufen ihre Meisterin. Dennoch kann die Mecklenburgerin ein mehr als zufriedenstellendes Olympia bilanzieren. Und sie ist mit 24 Jahren jung genug, um mindestens einen olympischen Zyklus noch anzugehen.
Sehr Packendes zum Schluss
Nämlich in der letzten Olympia-Entscheidung überhaupt ein überraschend spannendes Basketballspiel der Frauen zwischen den USA und Frankreich. Die Rollen schienen klar verteilt, die US Girls, allesamt in der WNBA tätig, waren die haushohen Favoritinnen. Doch die gesamte Spielzeit ließen sich die Gastgeberinnen vor 27 000 Zuschauern im umgebauten Fußballstadion von Lille nicht abschütteln. Bei einer 10-Punkte-Führung im 3. Viertel durften sie sogar vom Sieg träumen, doch da zeigten die USA ihre ganze Klasse.
Volle Dramatik am Schluss, als die Französin Gabby Williams zur Hochform auflief. Einen Dreier versenkte sie, und sie traf sogar mit ablaufender Uhr noch mal in den Korb. Etwa der Ausgleich? Nein, denn sie stand recht knapp, aber eindeutig auf und nicht hinter der der Dreierlinie, und die zwei gutgeschriebenen Punkte reichten halt nicht.
Riesen-Erleichterung bei den USA, die ihre Siegesserie prolongierten. Seit der Halbfinalniederlage 1992 (!) ist das Team ungeschlagen. Insgesamt 61 Siege und jetzt 8 Goldmedaillen sprangen dabei heraus.
Und sonst?
So toll die Eröffnungsfeier war, so mau fand ich die Schlussfeier. Es fehlte der Exprit, die überraschenden Ideen, die vor mich noch vor gut zwei Wochen begeisterten. Und dann werden 3 Stunden halt schon länglich. Immerhin sprang Tom Cruise tatsächlich vom Stadion Dach. In LA übergab er dann die Fahne (aufgezeichnet) an die kommenden Gstgeber von Sommmerspielen. Und das französische Musikmedley war für mich reichlich unbekannt, fehlende Inserts ließen mich erst ratlos über Künstler und Werk (Danke Shazaam). Wenn ich da an das Musikfeuerwerk von 2012 in London denke, seufz.
Nun denn. Olympia ist schon Geschichte. Im Lauf der Woche möchte ich noch Resümees ziehen: Tops und Flops, Zahlenspiele(reien), Bilanzen etc. Und weil das Thema zuletzt immer wieder aufploppte: Wären so Olympische Spiele nicht auch was für Deutschland – 2036, eher 2040.
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