Das war die Woche, die war

Spitzenspiel war wenig Spitze

Rekordmeister gegen Meister, Tabellenerster gegen die Unschlagbaren. Viel hab ich mir versprochen, vergleichsweise wenig ist herausgekommen, aber zwei fantastische Tore, die allerdings fast folgerichtig mit Robert Andrich und Alexander Pavlovic zwei defensive Mittelfeldspieler erzielten und nicht die jeweis unsichtbaren Stürmer Harry Kane und Victor Boniface. Immerhin live vor Ort. Das ist doch eine ganz andere Perspektive als nur am Bildschirm. Mehr dazu hier

Erstmals in einer Bayern-Loge – was dort wirklich passiert

Marmoush – einfach klasse

Die Bayern sind nach dem Remis Spitzenreiter geblieben. Härtester Verfolger ist Eintracht Frankfurt, das mit 4:2 bei Holstein Kiel gewann und den vierten Sieg in Folge schaffte. Maßgeblich daran Anteil hatte Stürmer Omar Marmoush, der zwei Tore selbst erzielte und zwei auflegte für Igor Matanovic und Tuta. Der Ägypter führt die Torschützenliste mit 6 Treffer an vor Kane.

Pogacar krönt grandiose Saison

Nach Giro und tour gewann der Slowene auch das Straßenrennen bei der Rad-WM in Zürich. Standesgemäß im Alleingang von Ben O´Connor aus Australien. Zeitfahr-Weltmeister und Doppelolympiasieger Remco Evenepoel blieb nur der 6. Platz, auch weil seine Verfolgungsgruppe sich nicht immer einig in der Nachführarbeit war. Die Übelegenheit von Pogacar ist frappierend.
Bei den Frauen siegte am Samstag die Belgierin Lote Kopecky, die den Sprint einer Sechsergruppe für sich entschied. Knapp an einer Medaille fuhr die Deutsche Liane Lippert auf Platz 4.
Überschattet wurde die WM vom tödlichen Sturz der Schweizer Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer, dessen Umstände und Hergang noch ungeklärt sind. Ich habe mir dazu schon ein paar Gedanken gemacht

Was so übrigblieb

Radsport ist und bleibt gefährlich, Stürze sind leider unvermeidbar, aber Veranstalter können gerade bei den allein schon wegen des enormen Tempos gefährlichen Abfahrten die heikelsten Abschnitte besser schützen.

Berufung im Fall Sinner

Die Welt-Antidoping-Agentur WADA hat Berufung gegen den Quali-Freispruch gegen den des Dopings überführten Jannik Sinner eingelegt. Beim Weltranglistenersten waren im Frühjahr in zwei Proben Spuren des verbotenen Mitels Clostebol gefunden worden. Der Italiener begründete das mit verschmutzten Händen seines Masseurs, der für eine eigene Wunde eine Salbe mit diesem Wirkstoff aufgetan habe. Eine unabhängige Kommission folgte dieser Begründung, sah von einer Sperre ab. Einzig das Preisgeld und die Punkte fürs Turnier in Indian Wells, wo die erste positive Probe gezogen wurde, wurden dem Tennisprofi wieder abgezogen. Es regte sich zwar hier und da Unmut über die praktisch nicht vorhandene Strafe, aber größtenteils folgten auch viele Experten der Einlassung. Sinner ist mit seiner offenen Art ein echter Sympathie-Träger und dazu einer der großen Hoffnungen für die Zukunft, wenn die Großen 3 abgetreten sind.
Jetzt also der Einspruch der Wada, der vorm CAS, der obersten Instanz der Sportgerichtsbarkeit. Nicht nur ist die Frage zu klären, ob man der Begründung von Sinner weiter folgt (ich stell mir immer vor, das hätte ein chinesischer Schwimmer von sich gegeben). Aber sogar wenn ich das glaube:Muss sich Sinner nicht das grobe Fehlverhalten eines Mitglieds des allernächsten Umfelds nicht zurechnen lassen? So wie ich glaubte, dass das gängige Praxis ist. Ein Glaube allerdings, von dem ich langsam abfalle, wenn ich sehe, wie auch die haarsträubendsten Begründungen durchgewinkt werden. 23 gedopte Chinesen, die leider, leider alle kontaminiertes Kantinenessen zu sich genommen haben sollen. Obwohl bei einigen von denen große Zweifel bestehen, ob sie im besagten Trainingscamp überhaupt waren.
Es wird eine wegweisende Entscheidung: Urteilt der CAS im Sinne von Sinner, können wir das Doping gleich völlig freigeben. So was wie den Masseur findet wohl jeder Spitzensportler, und ein Pflaster, das die Wunde beweisen soll, kann auch jeder tragen.

Und sonst?

  • Fußball-Bundesliga: Erstaunliches in Hoffenheim, wo die heimische TSG bereits nach 13 Minuten 3:0 führte gegen Werder Bremen führte und doch noch verlor. Knackpunkt war die Rote Karte gegen Hoffenheims Stanley N´Soki wegen einer Notbremse. In Unterzahl wirkten die Gastgeber regelrecht hilflos, was ihn dieser Form nicht zwingend ist. Die Karten für Trainer Pellegrino Mattarazzo werden nicht unbedingt besser. Bis jetzt steht der Rauswurf allerdings aus. Für Werder traf der dänische Mittelfeldmann Jens Stage gleich dreimal. So viele Treffer waren ihm jeweils in den beiden vergangenen Spieilzeiten insgesamt für die Werderaner gelungen.
    Die Überraschung des Spieltags war der 3:0-Sieg von Neuling St. Pauli beim bis dato so starken SC Freiburg.
    Besonderheit: Die Torhüter hielten am Samstag 3 von 3. Deutsche Wertarbeit? Denkste, es waren der Leipziger Gulacsi aus Ungarn, der Wolfsburger Gabara aus Holland und der Paulianer Vasilj aus Bosh´nien-Herzegowina.
    Die White Sox stellten mit ihrer Pleite einen traurigen Rekord auf, verloren ihr 121. Spiel, so viele wie noch nie ein MLB-Team.
  • Internationaler Fußball: In England hat der FC Liverpool nach einemharterkämpften 2:1 bei Wolverhampton die Tabellenführung übernommen. ManCity kam ohne Rodri und Kevin de Bruyne nicht über ein 1:1 bei Newcastle United hinaus.
    Ein Kunststück der besonderen Art schaffte Chelseas Cole Palmer, der beim 4:2 gegen Brighton gleich 4 Tore in der 1. Halbzeit gelang, das gab es noch nie in der Premier League.
    Das nächste Desaster erlebte Manchester United. Das Team verlor zu Hause mit 0:3 gegen die Tottenham Hotspur und war mit dem Ergebnis noch gut bedient. Wie lange noch, Teamchef Erik ten Hag?
    In Spanien kassierte der FC Barcelona beim 2:4 bei Osasuna Pamplona die erste Saisonniederlage in der Primera Division. Einen ganz starken Auftritt bei den Gastgebern legte der vom FC Bayern ausgeliehene Bryan Zaragoza hin, der ein Tor erzielteund eines vorbereitete. Das Madrider Derby Atlético vs Real endete 1:1 durch den Atleti-Ausgleich in der 7. Minute der Nachspielzeit und VAR. Die Party wurde gut 20 Minuten unterbrochen, weil sogenannte Fans von Atlético den Real-Schlussmann Thibault Courtois (ehemals auch bei Atlético zwischen den Pfosten) mit Wurfgeschossen eindeckten. Trainer Diego Simeone sah eine Mitschuld von Courtois, der zuvor schon übelst beleidigt wurde, wiel er die Fans nach der Real-Führung provoziert habe.
  • Tennis: Ein französisches Finale gibt es morgen beim Turnier in Tokio. Die ungesetzten Ugo Humbert und Arthur Fils, Sieger in Halle/Westfalen) treffen aufeinander.
  • Deutsche Ligen: Im Handball hat der THW Kiel nach dem beeindruckenden Auswärtssieg beim Meister SC Magdeburg eine herbe Heimklatsche gegen dMT Melsungen kassiert. Allein der diesjährige Titel-Kandidat SG Fensburg-Handewitt ist nach dem 4. Spieltag noch ohne Punktverlust, da die Rhein-Neckar Löwen in Leipzig verloren.
    Im Basketball schaffte Meister Bayern München mit Müh und viel Not einen hauchzarten 81:80-Erfolg gegen die Hamburg Towers, den Devin Booker 12 Sekunden vor Schluss mit einem Wurf übers Brett sicherstellte. An der Spitze stehen mit 2 Siegen in 2 Spielen Ex-Meister ratiopharm Ulm und die Rostock Sea Wolves.
    In der DEL gewann Red Bull München mit 6:2 bei den Straubing Tigers und schafften im 3. Spiel den 3. vollen Erfolg (ohne Verländerung oder Penaltyschießen). Sie haben offenbar die Eröffnungsfeierlichkeiten ihrer neuen Halle SAP Garden und der folgenden 0:5-Klatsche gegen die Buffalo Sabres am Freitag gut überstanden.

 

Das war die Woche, die war

Es war eine wunderbare Woche in Kressbronn am Bodensee. Und tatsächlich mal weitgehend sportfreie Tage, da fernsehlos und nur mit Laptop bewaffnet. Hat gut getan, gerade nach dem olympischen Marathon nach der Heim-EM. Ein paar Sachen sind dann doch hängengeblieben, allerdings eher nachgelesen als geschaut, schon gar nicht live.
Ich muss zu meine Schande gestehen, dass ich von den am Sonntag beendeten Paralympics nichts gesehen und auch nur wenig gelesen habe. Ich bewundere die Sportler sehr, aber ich kenne sie eben nicht und kann sie mit ihren verschiedenen und  unübersichtlichen Schadensklassen kaum einordnen. Ich bin auch Olympia-müde wie so viele andere. Vielleicht würde es helfen, wenn sie vor den Olympiern ihre Spiele abhalten dürften. Dann hätten sie die Ehre, die fantastischen Sportstätten als Erste zu benutzen, und allein die Neugier darauf würde mich zum Einschalten bringen.

Das ging ja gut los für die deutschen Fußballer

Sprich, der Start in den WM-Zyklus, getarnt durch die Nations League. Und da gelang den Nagelsmännern durchaus ein gelungener Start beim 5:0 gegen Ungarn. Die Torwartfrage hat Julian Nagelsmann ja schon vorher beantwortet mit der Inthonisierung des Kronprinzen Marc-André ter Stegen. Der ist erst mal in der Vorhand, was den Platz im Kasten bei der WM betrifft. Der Abgang der etablierten Kroos, Müller, Gündogan und Neuer ist aufgefangen worden, schon heute in Amsterdam bei den Holländern wird sich zeigen, wie resistent die Mannschaft tatsächlich ist. In Glanzform befindet sich schon Jamal Musiala, der einen treffer selbst erzielte und drei vorbereitete.. Insgesamt war das ein sehr stimmiger Auftakt, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Bella Italia

Die Azzurri waren vielleicht die größte Enttäuschung bei der Europameisterschaft mit dem frühen Achtelfinal-Aus. Damals fehlten allerdings auch wichtige Spieler, und was die können, haben sie gleich beim 3:1 im Pariser Prinzenpark gegen Frankreich gezeigt. Nicht einmal von einem Blitzgegentor nach nur 15 Sekunden ließen sie sich schochen, erzeielten selbst drei wunderbare Treffer und nahmen hochverdient die 3 Punkte mit. Gestern legten sie nach und siegten gegen Israel mit 2:1. Die Partie fand in Budapest statt wg des Gaza-Krieges. Frankreich rehabilitierte sich mit einem starken 2:0 gegen Belgien.
Ansonsten in der Nations League:
– Cristiano Ronaldo erzielte seinen 900. Pflichtspieltreffer
– San Marino gewann gegen Liechtenstein mit 1:0 und damit seit 10 Jahren wieder ein Länderspiel.
– Österreich erreicht in Slowenien ein 1:1 und verlor am Montag 1:2 in Norwegen. EM-Kater bei derer Rangnick-Truppe

Sabalenka und Sinner siegen in New York

Das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres ging an die Favoriten. Jannik Sinner setzte sich im Finale klar in 3 Sätzen gegen Taylor Tritz durch, der bei seinem Parforceritt ins Endspiel nichts mehr zuzusetzen hatte. Ihm bleibt der Trost, als erster Amerikaner seit Andy Roddick 2005 das Endspiel der US Open erreich zu haben. Auch Sabalenka gewann ihr Finale gegen eine Amerikanerin, nämlich Jessica Pegula. Die Weißrussin gab im gesamten Turnier nur einen Satz ab und war letztlich nie gefährdet. Wie im vergangenen Jahr siegten die beiden Gewinner des Masters in Cincinatti. Damals hatten Coco Gauff und Novak Djokovic triumphiert, die dieses Jahr früh scheiterten.
Bei Sinner habe ich leider immer noh ein sehr ungutes Gefühl, weil er aus seiner Dopingsache praktisch ungeschoren davongekommen ist, obwohl diese zum Himmel stinkt.

https://blickueberdenteich.de/tag/sinner/

Roglic in den Bergen stark

Der Slowene entriss in der letzten Vuelta-Woche mit vielen anspruchsvollen Anstiegen Ben O´Connor noch das Rote Trikot des Gesamtführenden und brachte es letztlich sicher nach Madrid. Es war bereits sein 4. Triumph bei der Spanien-Rundfahrt, der damit zum Rekordsieger avancierte. Allerdings fehlten die Topfahrer Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard und Renco Evenepoel. Trotzdem ein toller Erfolg des Bora-Rennstalls, bei dem sich dieses Jahr Red Bull eingeklingt hat.

Das Lederei fliegt wieder

Mit Erfolgen der beiden Super-Bowl-Teilnehmer Kansas City Chiefs (vs Baltimore Ravens) und San Francisco 49ers (vs New York Jets. Bei denen feierte Aaron Rodgers quasi mit einem Jahr Verspätung sein Debüt, nachdem er sich am 1. Spieltag der vergangenen Saison beim 4. Spielzug die Achillessehne gerissen hatte. Ein bisschen rostig wirkte er noch, er ist mit 40 Jahren auch nicht mehr der Jüngste, aber die Klasse blitzte einige Male auf.
„Meine“ Cincinatti Bengals erlebten eine überraschende Heimpleite gegen New England Patriots im Neuaufbau, die seit ewigen Zeiten (1999, um genau zu sein) ihr erstes NFL-Match ohne Headcoach Bill Belichik an der Linie bestritten. Das könnte für mich und die Bengals ein trauriges Jahr werden, hoffentlich nicht ganz so furchtbar wie in den späten 90ern und 2000ern
Große Überraschungen gab es ansonsten nicht. Die Dallas Cowboys siegten klar bei den Cleveland Browns. Der Erfolg geriet fast zur Nebensache, denn zuvor hatte Quarterback Dak Prescott einen Rekordvertrag unterschrieben. Für die nächsten 4 Jahre erhält er insgesamt 240 Millionen Dollar. Mit 60 Millionen/Jahr übertrifft er alles bisher Dagewesene, ohne dass die Joe Burrows, Lamar Jacksons dieser NFL-Welt am Hungertuch nagen müssen.
Wer hier übrigens die MLB vermisst, der sei auf morgen vertröstet. Und auf das Goodie bei „Und sonst?“.

Und sonst?

  • Handballer wieder im Club-Einsatz: Während Meister SC Magdeburg und Vize Füchse Berlin mit souveränen Siegen starteten, gab es für den ambitionierten THW Kiel gleich einen Dämpfer. Der Rekordmeister unterlag bei den Rhein-Neckar Löwen mit 27:32. Kein Beinbruch bei den Heimstarken Mannheimern, aber ein Traumstart sieht anders aus
  • Homerun-Kunststück: Pavin Joe Smith von den Arizona Cardinals war bisher nicht als Hit-König bekannt. Am Sonntag bei den Houston Astros erwischte er einen Traum-Abend und schlug gleich drei Homeruns, die ihm insgesamt 8 RBIs einbrachten, Teamrekord eingestellt. Er hatte sogar die Chance zu einem 4. Homerun und den überaus seltenen Homerun-Circle (Solo, 2Run, Three-Run, Grand Slam), doch mit einem Mann auf Base wurde er per Strikeout ausgemacht..
  • Triumph für Thierry Neuville: Der Belgier gewann die Rallye Akropolis und baute seine WM-Führung auf Odd Tänak auf 34 Punkte aus..

 

 

 

Monympia tous les jours

Der letzte Tag war von Finali in Ballspielen geprägt – und einer deutschen Radprinterin und einer holländischen Marathonläuferin

Auf Zatopeks Spuren.

Sifan Hassan gewann den Marathon durch Pariser Straßen mit erstaunlichen und untypischen Bergauf- und abstrecken. Im Sprint ließ sie die Tigst Assefa hinter sich. So weit, so sehr gut. Außergewöhnlich wird die Leistung der Holländerin mit äthiopischen Wurzeln durch die Tatsache, dass sie erst am Freitag auf der Bahn in St. Denis Bronze über 10 000 Meter geholt hat und davor auch Bronze über 5000 Meter. Drei Medaillen in diesen Langstrecken bei denselben Spielen, das ist 1952 Emil Zatopek gelungen, der in Helsinki sogar dreimal gewann. Danach keiner Athletin oder Athlet

Dänen-Feuerwerk

Zumindest Handballspielen, wie am Sonntag die deutschen Männer im Finale leidvoll berichten können. Die Partie war ausgeglichen – zumindest die ersten fünf Minuten. Dann prasselte ein wahres Feuerwerk über das deutsche Team hinweg. Extrem schnelle Ballpassagen, präzise und scharfe Würfe. „Hexer“ Andi Wolff, im Halbfinalea gegen Spanien noch überragend, flogen die Blle nur so um die Ohren. Und vorne leistete sich der Angriff Fehler um Fehler, so dass Dänenschlussmann Niklas Landin gar nicht einzugreifen brauchte. 21:12 stand es zur Pause, und nach de Wechsel ging der Fegesturm weiter. Bis zum 36:22 zumindest, dann ließen es die Dänen mit ihrer zweiten Garde ruhiger angehen. Das 39:36 ist immer noch deutlich genug, mit Abstand das höchste Finale-Ergebnis bei Olympia.
Was bleibt, ist silberne Freude, die kurz nach dem Spiel ob des Debakels zwar getrübt war. Doch eine Medaille hätten vor Turnierbeginn die wenigsten dem Team zugetraut.
Zwei ganz Große des Handballs nahmen auf höchster  Bühne ihren internationalen Abschied. Niklas Landin, bester Torwart des vergangenen Jahrzehnt und der brillante Spielmacher Mikkel Hansen, der Typ mit dem wehenden Haar – so ideenreich wie kaum ein anderer. Die dänischen Nachfolger stehen en masse bereit. Die Deutschen mit ihrem jungen Team haben aber auch eine glänzende Perspektive, zumal einige U-20-Weltmeister vom vergangenen Jahr auf dem Sprung sind.

Silber rettet die Spiele
Zumindest für die beste deutsche Sprinterin Lea Friedrich. Im Teamsprint „nur“ Bronze, im Keirin das Halbfinale vergeigt. Doch jetzt im Sprint, im Duell Frau gegen Frau, zeigte sie ihre ganze Klasse und erreichte souverän das Finale. Dort allerdings fand sie in der Neuseeländerin Ellesse Andrews, zuvor schon Siegerin im Keirin und Zweite im Teamsprint,  in zwei klar verlorenen Läufen ihre Meisterin. Dennoch kann die Mecklenburgerin ein mehr als zufriedenstellendes Olympia bilanzieren. Und sie ist mit 24 Jahren jung genug, um mindestens einen olympischen Zyklus noch anzugehen.

Sehr Packendes zum Schluss
Nämlich in der letzten Olympia-Entscheidung überhaupt ein überraschend spannendes Basketballspiel der Frauen zwischen den USA und Frankreich. Die Rollen schienen klar verteilt, die US Girls, allesamt in der WNBA tätig, waren die haushohen Favoritinnen. Doch die gesamte Spielzeit ließen sich die Gastgeberinnen vor 27 000 Zuschauern im umgebauten Fußballstadion von Lille nicht abschütteln. Bei einer 10-Punkte-Führung im 3. Viertel durften sie sogar vom Sieg träumen, doch da zeigten die USA ihre ganze Klasse.
Volle Dramatik am Schluss, als die Französin Gabby Williams zur Hochform auflief. Einen Dreier versenkte sie, und sie traf sogar mit ablaufender Uhr noch mal in den Korb. Etwa der Ausgleich? Nein, denn sie stand recht knapp, aber eindeutig auf und nicht hinter der der Dreierlinie, und die zwei gutgeschriebenen Punkte reichten halt nicht.
Riesen-Erleichterung bei den USA, die ihre Siegesserie prolongierten. Seit der Halbfinalniederlage 1992 (!) ist das Team ungeschlagen. Insgesamt 61 Siege und jetzt 8 Goldmedaillen sprangen dabei heraus.

Und sonst?

So toll die Eröffnungsfeier war, so mau fand ich die Schlussfeier. Es fehlte der Exprit, die überraschenden Ideen, die vor mich noch vor gut zwei Wochen begeisterten. Und dann werden 3 Stunden halt schon länglich. Immerhin sprang Tom Cruise tatsächlich vom Stadion Dach. In LA übergab er dann die Fahne (aufgezeichnet) an die kommenden Gstgeber von Sommmerspielen. Und das französische Musikmedley war für mich reichlich unbekannt, fehlende Inserts ließen mich erst ratlos über Künstler und Werk (Danke Shazaam). Wenn ich  da an das Musikfeuerwerk von 2012 in London denke, seufz.

Nun denn. Olympia ist schon Geschichte. Im Lauf der Woche möchte ich noch Resümees ziehen: Tops und Flops, Zahlenspiele(reien), Bilanzen etc. Und weil das Thema zuletzt immer wieder aufploppte: Wären so Olympische Spiele nicht auch was für Deutschland – 2036, eher 2040.

Monympia tous les jours

Ein fantastischer letzter Leichtathletik-Abend, verlorene deutsche Endspiele – das und vieles mehr geschah am Samstag

Das Beste kam (fast) zum Schluss

Nämlich im vorletzten Rennen ein grandioser Zweikampf zwischen den USA und Botswana in der 4x 400-Meter-Staffel der Männer. Zwei Olympiasieger rannten als Schlussläufer um Gold, hier der Amerikaner Rai Benjamin (400 Meter Hürden), dort Letsile Tebogo (200 Meter). Der forderte Benjamin auf der für ihn ungewohnten vollen Stadionrunde bis zuletzt – es sollte nicht ganz reichen, obwohl er selbst mit unglaublichen 43,04 gemessen wurde. Die USA siegten also in 2:54,43 um genau ein Zehntel vor Botswana, das den Afrika-Rekord pulverisierte. Auch die drittplatzierten Britten schafften in 2:55,83 einen Area-Rekord (also Europa-Bestleistung). Belgien, Südafrika und Japan stellten nationale beziehungsweise im Fall Japan Kontinentalrekorde auf. Nur wenig später taten es die US Girls mit ihrem Staffelsieg und verfehlten den Uralt-Weltrekord der Sowjetunion aus dem Jahr 1988 nur um ein Zehntel. Sydney McLaughlin brauchte als zweite Läuferin nur 47,71 Sekunden. Femke Bol wiederum führte die Holländer als Schlussläuferin mit einer starken Schlussrunde noch zu Silber. Ungücksrabinnen waren die Frauen aus Jamaika, die den Stab verloren. Das passte zum komplett missratenem Leichtathletik-Olympia für die erfolgs-gewöhnte Karibik-Insel, die in der Leichtathletik so schlecht abschnitt wie zuletzt 2000 in Sydney.
Ähnlich fulminant verlief der 800-Meter-Lauf, den Emmanuel Wanyonij aus Kenia in 1:41,19 Minuten, der drittbesten je erzielten Zeit, um genau ein Hunderstel vor dem Kanadier Marco Arop für sich entschied.
Und dann gab es noch ein Stechen um Gold – im Hochsprung zwischen dem Neuseeländer Hamish Kerr und dem US-Amerikaner Shelby McEwen. Die beiden übersprangen 2,36 Meter bei gleich viel Fehlversuchen, scheiterten beide an 2,28 Meter. In diesem Fall geht es Sprung für Sprung Höhe um Höhe wieder zurück. Bei 2,34 flog Kerr drüber, während McEwen scheiterte. Offenbar hatten sich die beiden nicht auf bemeinsames Gold einigen können, anders als in Tokio 21, als Essa Barshim und Gianmarco Tamberi aufs Stechen verzichteten und beide Gold gewannen.

Schwedische Lehrstunde

Für die deutschen Beachvolleyballer Nico Ehlers und Clemens Wickler: Die beiden hatten im Finale gegen David Ahman und Jonathan Hellvig nicht den Hauch einer Chance und verloren 10:21, 13:31. Während die Schweden nahezu fehlerlos agierten und traumhafte Schläge en masse produzierten, kam das deutsche Paar nie in Fahrt. Silber ist aber mehr als ein Trost für diese Lehrstunde, das war viel mehr als sie vor dem Turnier erwarten durften.

Verlorene Medaillenkämpfe

Die mich nicht wirklich überraschten: Die Basketballer unterlagen im Spiel um Platz 3 den Serben um den überragenden Nikola Jokic. Die Weltmeister waren das geesamte Turnier über nicht in der Granatenform 2023 und hatten vielleicht auch nich das nötige Spielglück. Andi Obst war diesmal nicht die Dreiermaschine, Dennis Schröder verlor zu viele Balle, und Franz Wagner hatte mal wieder Probleme mit seinem Distanzwurf. Absolut kein Drama, vielmehr Freude, dass sich das deutsche Team in der Weltspitze etabliert hat, was im Basketball wahrhaft keine Selbstverständlichkeit ist.
Richtig dramatisch war das Finale. Die Franzosen nötigten dem haushohen Favoriten USA alles ab. Matchwinner war letztlich Scharfschütze Steph Curry, der in der Schlussphase vier zum Teil schwierigste Dreier versenkte – seine Spezialität. Die Franzosen brauchen sich nichts vorzuwerfen, und der 2,24-Meter-Mann Victor Wembanyama trumpfte im bisher wichtigsten Spiel seiner noch frischen Karriere toll auf.

Auch die Tischtennisfrauen, verloren ihr Medaillenmatch – letztlich ohne Chance mit 0:3 Spielen gegen Südkorea. Das Doppel war noch umkämpft, ging aber verloren. Die bisher so auftrumpfende Annett Kaufmann stand gegen Weltklasse-Athletin Eunhye Lee auf klar verlorenem Posten. Die 18-Jährige gibt abe zu großen Hoffnungen Anlass schon für die nähere Zukunft. Auch hier siegte im Gold-Match der klare Favorit. China gewann gegen Japan mit 3:0. Klingt klarer, als es war, denn die einzelnen Matches waren hartumkämpft.

Silbercoup beim Golf

Unverhofft kommt oft. In diesem Fall das vollkommen unerwartete Silber für Golf-Proette Esther Henseleit, die sich mit einer fantastischen 66er-Schlussrunde sich noch auf Rang 2 vorschob, worüber sie wahrscheinlich selbst am meisten überrascht war. Gerade 25 Jahre als ist die Deutsche, in der Weltrangliste auf Platz 54 und damit beste Deutsche, also kein völlig unbeschriebens Blatt. Ihre Medaille ist die erste für Kontinental-Euopa überhaupt in der olympischen Golf-Geschichte. Am Ende fehlten ihr nur zwei Schläge auf Lydia Ko aus Neuseeland. Die ist zwar zweimalige Major-Siegerin, doch ihre beste Zeit mit insgesamt 17 Turnier-Erfolgen liegt auch schon 9 Jahre zurück. Immerhin hat sie ihren Medaillensatz nach Siber 2016 und Bronze 2021 komplettiert.

Und sonst

  • Ingebrigtsens Genugtuung. Der Norweger siegte über 5000 Meter und rehabilitierte sich fürs medaiilenlose 1500-Meter-Rennen. In einem äußert langsamen Rennen war sein Endspurt unwiderstehlich, und er siegte vor Ronald Kwemoi aus Kenia und dem US-Boy Grant Fisher. Die äthipischen Langstreckler hatten mit ihrem Bummeltempo mit Zitronen gehandelt und blieben ohne Medaille. Wie bei den jamaikanischen Sprintern lief für die Bahn-LangstrecklerInnen längst nicht alles nach Plan mit nur einer Silbernen.
  • Französisches Volleyball-Fest: Die Männer ließen im Goldmatch den Polen in der brodelnden ausverkauften halle beim 3:0 keine Chance. Nie kamen die Polen zu ihren Spiel, und schon nach 1:16 Stunden war die Partie beendet. Da hatten die Gastgeber im Viertelfinale gegen die Deutschen weitaus mehr Mühe, als sie fünf Sätze und (auch nach Ansicht objektiver Experten) etwas Schiri-Hilfe benötigten.
  • Pragmatischer US-Sieg: Im Fußball-Finale der Frauen gewannen sie 1:0 gegen Brasilien. Die Südamerikanerinnen waren zwar die meiste Zeit überlegen, die US-Girls beschränkten sich aufs Kontern. Und ein solcher führte kurz nach der Pause zum einzigen Treffer. Ansonsten pragmatisches Verteidigen, und dagegen konnte auch die eingewechselte Marta nichts ausrichten. Immerhin bleibt der Selecao Silber.

🇦🇹 🇩🇪👓

– Der einen Freud, der anderen Leid. Während sich Kletterin Jessica Pilz über Bronze im Boulder/Lead freuen durfte, gingen die Alexandri-Schwester im Synchronschwimmen leer aus. Pilz gehört seit Jahren zur Kletter-Weltspitze, in Tokio 2020 weinte sie noch bittere Tränen, als sie als Siebte eine Medaille klar verfehlte. Umso größer jetzt die Genugtuung. „Es fühlt sich unglaublich an. Es war schon ein großer Druck da, und ich habe Angst vor der Enttäuschung gehabt“, sagte sie im ORF.
Die Alexandris verpassten dagegen nach etwas verpatzter Freier Kür, sonst die Domäne der Schwestern, als Vierte eine Medaille. Vergangenes Jahr waren sie noch Weltmeisterinnen geworden. Sie ließen ihrem Ärger über die „ungerechte Bewertung“ freiem Lauf. „Jeder weiß, ds wir besser sind, als die Briten und Holländerinnen“, spielten sie auf die Medaillengewinnerinnen hinter den überlegenen Chinesinnen an. Die großen Nationen hätten Juroren in den Kampfgerichten gehabt, Österreich als kleine Nation „gar nichts“. Ich kann das nicht beurteilen, aber Olympia und seine Bewertungen, das ist wie Doping ein ewiges trauriges Thema.

– Wie gut, dass es im (Bahn)Radsport zumindest  keine Wertungsrichter gibt (und natpürlich auch kein Doping). So kann Lea Friedrich von einer Medaille träumen nach bisher nicht optimal verlaufener Spiele. Vor allem das verpasste Keirin-Finale ärgert sie immer noch gewaltig. Im Sprint zeigte sich sich unbeeindruck. In der Qualifikation fuhr sie zu Weltrekord, in den K.-o.-Runden blieb sie makellos.

 

Monympia tous les jours

Verdammtes ZDF

Bevor ich auf die Wettkämpfe eingehen, möchte ich einen Rant aufs ZDF loswerden. Beziehungsweise das, was sie in ihrem Live-Angebot dem Normalgucker antut. Es steht der 100-Meter-Lauf der Frauen an – und sie zeigen: Fußball. Zur absoluten Abwechslung, weil Fußball ja nie gezeigt wird. Die EM liegt ja schon 3 Wochen hinter uns, da könnte der Zuschauer schon echte Entzugserscheinungen bekommen haben. Ja, es war ein deutsches Team dabei, die Frauen gegen Kanada, herzzerreißend langweilig übrigens bis auf das Elferschießen. Aber kann in diesem Land nicht ein einziges Mal der Fußball zurückstecken gegenüber den ansonsten so sträflich vernachlässigten Sportarten, zumindest denen im Sommer? Offenbar nicht, undanke dafür!
Aber es gibt doch Streams, auf die man ausweichen kann? Richtig, die gibt es, und was da ARD und ZDF anbieten, ist allerhöchstes Lob wert. Aber es gibt halt Menschen, die nicht – wie ich und andere Nerds – andauernd hektisch hin- und herschalten wollen, sondern einfach einen gemütlichen Olympia-Abend vorm Fernseher verbringen mit dem Fixpunkt 100 Meter Frauen als  absoluter Tages- Höhepunkt der Wettbewerbe. Und dann soll halt, verdammt noch mal!, Herr oder Frau Fußballsüchtiger sich den entsprechenden Stream suchen.

Goldener Samstag

3 Goldene hatte ich fürs deutsche Team prognostiziert, zwei sind es geworden – und einmal Silber. Extrem souverän ruderte Oliver Zeidler im Einer zum Sieg. Nie war der Triumph auch nur ansatzweise gefährdet, am Ende lag er mit mehr als einer Länge vorn. Endlich ist sein Trauma von 2020 überwunden, als er ebenfalls als klarer Favorit in Tokio noch nicht einmal den Endlauf erreichte. Er suchte psychologische Hilfe, und die war fand offenbar die richtigen Worte. Der Deutschland-Achter verpasste als Vierter zwar eine Medaille, das Flaggschiff st aber aber nach verhältnismäßig langer Durststrecke wieder in der erweiterten Weltklasse angelangt.
Soi klar der Triumph von Zeigler war, so dramatisch ging es in der Mannschaftsdressur zu. Am Ende entschied ein Zehntelpunkt zugunsten von Jessica von Bredow-Werndl/Dalera, Isabell Werth/Wendy und Frederic Wandres/Bluetooth vor Dänemark. Ich als absoluter Dressur-Experte habe natürlich sofort erkannt, wo dieses Zehntel gefunden wurde … Für Werth war es mittlerweile das 8. Gold bei ihren 7. Olympischen Spielen und schloss damit zur Kanutin Birgit Fischer als erfolgreichste deutsche Olympionikin auf. Und weil ihr Wendy noch relativ jung ist, will sie entgegen ursprünglicher Absichten weitermachen. Der Vorteil des Reitsports. Bereits heute hat sie im Einzel  eine realistische Chance zumindest auf Bronze, Bredow-Werndl und die Dänin Cathrine Laudrup-Dufour auf Freestyle (ach diese wunderbaren Pferdenamen) dürften Gold unter sich ausmachen.
Für Leo Neugebauer hat es dagegen nicht gereicht. Einerseits, weil der Zehnkämpfer praktisch in jeder Disziplin nicht ganz an sein Leistungsvermögen herankam, was bei Großereignissen völlig normal ist. Immer solide, kein Absturz, aber halt kein Ausschlag nach oben. Andererseits weil der Norweger Markus Rooth vor allem am zweiten Tag einen unglaublichen Wetttkampf hingelegt hat mit insgesamt 7 (!) persönlichen Bestleistungen. Er selbst konnte es kaum glauben und jubelte erst, als ddas offizielle Ergebnis von der Stadionwand prangte. Neugebauer seinerseits war mit Silber zufrieden. Es hätte ihn ja auch wie Mitfavorit Damian Warner ergehen können, der sich mit einem Salto nullo im Stabhochsprung (kein gültiger Versuch) aus dem Rennen verabschiedete.

Unglaubliche Katie Ledecky

Die Amerikanerin triumphierte über 800 Meter Freistil und bewies ihre Ausnahmestellung auf den Langstrecken. Insgesamt ihr 9. Gold bei Olympia, sie schloss damit zur erfolgreichsten Olympionikin auf, die Russin Larissa Lazutina. Das Rennen war für Ledecky-Verhältnisse sogar relativ spannend, weil die australische 400-Meter-Olympiasiegerin Ariarne Titmus lange mithielt.
Auf für sie fabulöse Olympische Spiele wird die erst 17-jährige Summer Macintosh zurückblicken, die sich über 200 Meter Lagen bereits ihr drittes Gold sicherte. Wenn das so weitergeht, wird die Kanadierin 2032  Ledecky eingeholt haben …

Die Karibik feiert

Nämlich zwei winzige Inseln über ihre Gold-Premiere. Über 100 Meter gewann Julien Alfred aus St. Lucia, den Dreisprung Thea Lafond aus Dominica. Beide gehörten zu den Favoritinnen, aber für Gold kamen andere eher in Frage. Ein Drama erlebte Shelly-Ann Frazer-Pryce. Die Jamaikanerin konnte zum Halbfinale nicht antreten, weil sie sich beim Aufwärmen verletzt hatte. So blieb die große Sprintnation erstmals seit 1980 (!) ohne 100-Meter-Medaille. 100-m-Doppelolympiasiegerin Elaine Thompson-Herah (Achillessehenenriss) war in Paris gar nicht dabei.
Das Rennen des Abends lieferte aber Femke Bol in der 400-Meter-Mixed-Staffel. Die Holländerin übernahm als Schlussläuferin mit weitem Rückstand als Vierte. Sie ließ es sogar relativ ruhig angehen, sparte also Kräfte für einen unwiderstehlichen Schlussspurt, mit dem sie wenige Meter vorm Ziel sogar noch die Führende Amerikanerin überholte und Oranje zu Gold führte. Ihre Zeit: 47,93. Damit wäre sie klare Einzelfavoritin, aber sie will ja unbedingt die 400 Meter Hürden angehen und dort das Duell mit Weltrekordlerin Sydney McLaughlin sichen

So ein Zufall aber auch …

Dramatisch ging es bei der Mixed-Mannschaft im Judo zu. Im Finale standen sich wie erwartet Frankreich und Japan gegenüber. Nach drei Kämpfen stand es 3:3. In diesem Fall wird ausgelost, welcher dieser sechs Kämpfe noch mal ausgetragen wird zur Entscheidung per sudden death. Und so ein Zufall aber auch, es war das Superschwergewicht mit dem französischen Nationalhelden Teddy Riner – der Flammenentzünder, Olympiasieger, seit Jahren unbesiegt und natülrich auch im Mannschaftswettbewerb bis dato unbesiegt. Gut gelaufen für die Franzosen, und natürlich gewann Riner gegen den Japaner Taitsuru Saito – standesgemäß mit Ippon.

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3×3-Basketballerinnen direkt im Halbfinale: In einem weiteren Thriller gewannen sie gegen Spanien und ersparten sich (wie übrigens letztlich auch der Gegner) die Play-Ins, also ein weiteres Spiel am Abend. Im Halbfinale treffen sie auf Kanada, das andere Spiel bestreiten Spanien und die USA, die nach ihrem 0:3-Fehlstart die nächsten 5 Partien allesamt gewannen.
Die  Fußballfrauen stehen im Halbfinale. Im Elfmeterschießen setzte sich das Team von Trainer Horst Hrubesch gegen Kanada durch. Zur Heldin avancierte Torfrau Ann-Katrin Berger. Sie hielt nicht nur 2 Elfmeter, sondern verwandelte auch souverän den entscheidenden Versuch. Was für eine Karriere, denn vor zwei Jahren wurde bei ihr noch Krebs diagnostiziert. Berger zeigt eine formidable Elfer-Abwehr-Technik. Den Regeln entsprechend bleibt sie mir einem Fuß auf der Linie, stößt sich aber weit nach vor ab und kann den Winkel perfekt verkürzen.
Die Handballerinnen im Glück: Zwar verloren sie ihr abschließendes Vorrundenspiel klar gegen Norwegen. Doch da die Konkurrenz um Platz 4 auch verlor, steigen sie mit nur einem Sieg ins Viertelfinale auf. Dort allerdings sind sie gegen Frankreich klarer Außenseiter.

Und sonst?

Doppelgold für Remco Evenepoel. Nach dem Sieg im Zeitfahren triumphierte der Belgier auch im Straßenrennen. Nicht einmal ein Defekt 3 Kilometer vor Schluss konnte ihn aufhalten. Dieses Double hat vor ihn noch kein Radsportler geschafft – und das eine Woche nach der Tour de France, die er als Dritter beendete.
– erstes Tennis-Gold für China: Qinwin Zheng gewann das Finale gegen Donna Vekic aus Kroatien. Im Männerdoppel holten sich die Australier Ebden/Peers den Titel.
3. Gold für Simone Biles: Im Pferdsprung war die Amerikanerin eine Klasse für sich. Wie sie sich vom Pferd in die Höhe katapultiert, ist shclicht unfassbar und ließ auch die Fernsehexperten nur noch ungläubig zurück.

Monympia tous les jours

Geländeritt vorm Schloss Versailles, Beachvolleyball unterm Eiffelturm Fechten in den erhabenen Hallen des Grand Palais- und dazu auch noch Sonnenschein. Paris bietet schon.

Statement des US-Teams

Das Sammelsurium der US-NBA-Stars hat gezeigt, dass nicht nur jeder für sich Extraklasse darstellt, sondern auch als Team funktioniert. Gegen die überaus ambitionierten Serben setzten sich die USA letztlich souverän mit 110:84 durch. Anfangs konnten die Serben einigermaßen mithalten, angeführt von Nikola Jokic und Bogdan Bogdanovic, doch spätestens wenn die Bankspieler reinkommen, wird es halt schwierig. Da wirft ein Kevin Durant halt mal 5 von 5 Dreier. Trainer Steve Kerr, selbst ein brillanter Distanzwerfer und überaus erfolgreicher Coach der Golden State Warriors, hat es offenbar geschafft, seine Stars bei Laune zu halten auch bei geringeren Einsatzzeiten, als sie es bei ihren Clubs gewohnt sind. Der serbische Trainer findet ja, dass dieses US-Team besser ist als das legendäre Dream Team 1992 mit Magic Johnson und Michael Jordan – ein Sakrileg. Diese Mannschaft wird ein für alle Mal einmalig bleiben, Vergleiche verbieten sich.

Marchand schwimmt – und die Halle fliegt weg

Der Franzose ist ein Schwimm-Genie, es hat wahrscheinlich noch nie einen gegeben, der in allen Disziplinen Weltklasse ist. Die 400 Meter Lagen sind für ihn prädensteniert, und er lieferte. Er deklassierte die Konkurrenz um mehr als 8 Sekunden, eine Schwimm-Ewigkeit. Die ohnehin sehr stimmungsvolle Halle kochte förmlich über, das Dach flog weg. Und Leon Marchand? War nicht hundert Prozent zufrieden mit sich, denn den angepeilten Weltrekord, den selbstverständlich er selbst hält, verpasste er. Die Anzeichen verdichten sich, dass das Becken nicht das allerschnellste ist, hat es doch noch überhaupt keinen Weltrekord gegeben, höchst ungewöhnlich bei Olympischen Spielen im Schwimmen. Das Becken ist nur 2 Meter tief, bei den Tauchphasen müssen die Aktiven tatsächlich aufpassen, nicht an die Unterwasserkameras zu stoßen.
Weltmeisterin Anelika Köhler verpasste über 100 Meter Schmetterling als Vierte eine Medaille. Sie war untröstlich und voller Ärger. Nämlich darüber, dass eine überführte Dopingsünderin Bronze holte. Zhang gehörte nämlich zu den 21 Chinesinnen und Chinesen, die noch vor den Spielen 2020 positiv getestet wurde und unter fadenscheinigsten Gründen (verseuchtes Essen in der Kantinee) erst vom nationalen Verband, später auch vom IOC exkulpiert wurden. Ein veritabler Skandal, der jegliche Anti-Doping-Kampagnen des IOC ad absurdum führt. Dieses will Geschäfte machen, und die Chinesen undihre Sponsoren zahlen Aber-Millionen, will man nicht verärgern. Die anderen Schwimmer werden dann halt um Medaillen betrogen und stehen auch noch als schlechte Verlierer da, wenn sie sich darüber beschweren.

Pauline Prevot wie Pogacar

Auch im Mountainbike der Frauen durfte Frankreich Gold bejubeln. Pauline Prevot fuhr der Konkurrenz wie gerade Tadej Pogacar bei der Tour auf und davon und siegte mit mehr als 3 Minuten Vorsprung. Es war ein spektakulärer Kurs über Stock und Stein und manch künstlicher Barriere wie Treppenstufen oder ein Fels-Labyrinth. Schöne spektakuläre Bilder, aber leider auch schwere Stürze. Am schlimmsten erwischte es die Französin Loana Lecomte. Sie blieb zunächst bewegungslos liegen, doch die Ärzte konnten Entwarnung geben. „Nur“ eine Gehirnerschütterung und Gesichtsprellungen hat sie erlitten

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Pech hatte Slalom-Kanutin Ricarda Funk. Mit der besten Halbfinalzeit aller Teilnehmerinnen hatte sie sich fürs Finale qualifiziert und durfte Medaillenhoffnungen hegen. Auf dem Weg dahin verpasste sie allerdings ein Tor und kassierte 50 Strafsekunden. Ein kleiner Trost, wenn man so will: Auch ohne diesen Fauxpas hätte es nicht zu einer Medaille gereicht, und Gold für die Australierin Jessica Fox war nach deren Traumfahrt gerade im unteren Teil ohnehin außer Reichweite.
Mehr als eine Talentprobe lieferte Mountainbikerin Laura Stigger, die als Sechste bisher das beste österreichische Ergebnis bei Olympia herausfuhr. Lange hielt sie sich in der ersten Verfolgungsgruppe hinter Prevot, musste dann aber abreißen lassen.
Einen brillanten Ritt durchs Gelände absolvierte Vielseitigkeitsreiter Michael Jung auf Chipmunk, der vor dem abschließenden Springen heute Nachmittag in Führung liegt, allerdings darf er sich dort nur einen minimalen Zeitfehler leisten, wenn die Britin Laura Collett fehlerlos bleibt. Dagegen haben sich die Hoffnungen auf eine Mannschaftsmedaille zerschlagen, weil Christoph Wahler kurz vor Schluss stürzte.

Und sonst?
– Fecht-Spektakel im Grand Palais: Dabei behielt im Degen-Einzel der Japaner Koki Kano die Nerven und siegte in der tobenden Halle sicher gegen den Lokalmatadoren Yannick Borel mit 15:7.Im Frauen-Florett gab es durch Lee Kiefer und Lauren Scruggs einen US-amerikanischen Doppelerfolg. Die Deutsche Anne Sauer scheietrte im Viertelfinale an der späteren Bronzemedaiilen-Gewinnerin Alice Volpi aus Italien.
– Jugend forsch: Die erste Skateboard-Entscheidung mutierte zum Mädchen-Wettbewerb.Es siegte die Japanerin Coco Yoshizawa(15) vor ihrer Landsfrau Liz Akawa (16) und Rayssa Leal (15) aus Brasilien. Das Podest ist richtig alt gegenüber dem von Tokio (13, 13, 16). Schon witzig, dass das in meiner Jugend aufgekommene Skateboarding (also in den 70ern) immer noch so trendig ist.