Die gute Nachricht zuerst. Auch heute (Stand 18.30 Uhr) sind alle Spiele in der 1. und 2. Bundesliga beendet worden. Doch wieder flogen Tennisbälle, fuhren ferngesteuerte Autos sogar mit Pyrotechniküber den Rasen. Wieder standen einige Partien vor dem Abbruch, aber eben nur kurz davor, weil die Schiris Geduld zeigen und es auch von den Fans nicht zum Äußersten geht. 20 bis 25 Minuten scheinen gerade eine Schmerzgrenze zu sein. Für mich war das heute in einer ansonsten mal wieder recht lahmen Konferenz ein neuer Spannungsmoment. Der Übersicht allerdings ist es nicht dienlich, wenn die Spiele zu einem so großen Zeitunterschied abgepfiffen werden.

Und noch eine gute Nachricht: Widerliche Fadenkreuzplakate, in denen eine bestimmte Person abgebildet wurde wie vergangene Woche Martin Kind von den eigenen 96er-„Fns“, hab ich nicht gesehen. So eine entwürdigende Entgleisung gibt es auch gar nichts zu beschönigen, wie das in der vergangenen Woche ein Fanvertreter im Doppelpass versucht hat. Auch wenn das kein Aufruf zum Mord ist, wie die Bild etwa geifert, eine strafwürdige schwere Beleidigung ist das allemal. Und das Gefasel, das Fadenkreuz sei nunmal das Kennzeichen des Protestes allgemein gegen die Professionalisierung des Fußballs, finde ich niur noch hanebüchen. Warum nicht zugeben, dass man damit weit übers Ziel hinausschießt und es zudem der Sachen absolut nicht dienlich ist.

Ansonsten kann ich die Proteste gut verstehen. Die Art und Weise, wie die DFL ihren Investor an Land ziehen will, ist immer noch sehr intransparent. Sie hat keine offene und nachvollziehbare Abstimmung gemacht, sondern eine Geheimabstimmung abgehalten. Doch diejenigen, die abgestimmt haben, hatten eigentlich jeweils einen klaren Stimmauftrag ihrer Vereine, und jetzt weiß niemand (zumindest offiziell nicht), wer wie abgestimmt hat und ob alle ihren Vereinsvoten gefolgt sind.

Dann ist es natürlich ultrablöd für die DFL gelaufen, dass die erforderliche 2/3-Mehrheit auf die Stimme gerade so erreicht wurde mit 24 Ja-Stimmen und zumindest sehr große Indizien dafür sprechen, dass zumindest Martin Kind nicht im Sinne seines Vereins Hannover 96 mit Ja gestimmt hat: Das wäre aber ein klarer Verstoß zumindest intern gegen die von der DFL angeblich so heilige 50+1-Regel (kein Investor oder Einzelperson oder Werbe-Gremien dürfen eine Mehrheit haben), diese bleibt dem Mutterverein.

Die Proteste zeitigen Wirkung. Einige Clubs drängen auf eine neue, dann transparentere Abstimmung. Juristisch scheint die DFL sogar auf sicherem Boden, weil sich das Innenverhältnis Kind/Hannover nicht aufs Außenrhältnis, also die Gültigkeit der Abstimmung, haben soll. Schon das finde ich offen gesagt zumindest strittig, denn im allgemeinen Vertretungsrecht, remember meine 1. Jura-Hausarbeit im Frühjahr 1985 (seufz) ist zumindest dann der Makel dann von Belang, wenn die andere Vertragspartei davon Kenntnis hatte. Und 1. wusste die DFL, also der Vertragspartner, wie die Meinung der 96-Mitglieder ist, sie wusste, dass ihr Vertreter Martin Kind ein Befürworter des Inverstors ist. Was sie nicht positiv weiß und offensichtlich auch nicht wissen wollte ist, wie letztlich Kind tatsächlich gestimmt hat. was ich nicht weiß, ob sich das so 1 zu 1 aufs Vertrags- oder Stimmrecht übertragen lässt

Klar muss doch jeden sein, dass der Investor, es ist ja nur noch ein Kandidat übriggeblieben, mit dieser Bürde ein riesiges Handicap hat, weil das Mandat nicht eindeutig ist. Und auch wenn es juristisch vielleicht sogar schwierig ist:  Angesichts der immensen Bedeutung dieser Abstimmung, sie wirkt 20 Jahre nach, muss doch doch alles getan werden, damit nicht der Hauch eines Zweifels am richtigen Zustandekommen der Entscheidung dazu besteht, und damit meine ich nicht nur juristisch sattelfest, sondern auch moralisch. Und die habe nicht nur ich extrem große Zweifel.

Noch ein Nebengeräusch

Sky, dem derzeitigen Rechteinhaber der Konferenz, können diese zeitversetzt endenden Spiele überhaupt nicht gefallen. Bisher konnte man in der Pause vor und nach der Analyse, die aufgrund ihrer erbärmlich kurzen Dauer von höchstens 2 Minuten diesen Namen eh nicht verdient hat, einige Werbesports zeigen. Kann man ja immer noch, aber die Zuschauer können jetzt zu einem noch laufenden Spiel indie Einzeloption wechseln. Das werden sich die Werbepartner nicht mehr lang anschauen.

Interessant wird das vor allem deshalb, weil im Frühjahr die die Fernsehrechte ab 2025 vergeben werden. Da könnte ich mir vorstellen, dass, wenn nicht sogar schon geschehen, die Werbepausen ohne Konkurrenz zu laufenden Spielen zu geschehen haben. Zumindest ich als Firmen-Verantwortlicher würde mir das in den Vertrag einschreiben lassen.

Es bleibt also spannend. Vielleicht kann man ja wetten, wann die Proteste aufhören, ob die DFL einknickt, ob de letzte vebliebene Interessent auch noch abspringt ode ob es gar zu einem Spielabbruch kommt.