Drohung mit Atomkrieg – oder doch nur missglückte Satire

Immer wenn ich glaube, das mich nichts mehr überraschen und/oder erschüttern könnte, werde ich eines Besseren, eher eines Schlechteren belehrt. Wie am Mittwochabend.

Ein Wahlspot vor „Maischberger“. Ein Mann namens Dominic Soundso, mit rotem Baseball-Cap auf dem Kopf, mit Krawatte, weißem Hemd und ziemlich hässlichem Jackett sitzt an einem Schreibtisch. Ein Bildschirm, im Hintergrund eine EU-Fahne. Er schwadroniert von der Sicherheit, die jetzt Deutschland in die eigene Hand nehmen mus, weil Nato, die USA und die Schweiz sich nicht um uns kömmern. Wer den ersten Schlag tue, könne besser schlafen. Und dann: Deswegen werde er, respektive seine Partei, einen Atomschlag ausführen. Es folgen Bilder mit der atomaren Zerstörung, dem Atompilz. Und am Ende der eingeblendete Slogan. „Die Partei. Wir sind sehr gut.“

Bei mir und meinem schon nachtschlafendem (nicht Alkohol-vernebelt, wie ich betonen möchte!) Gehirn: Absolute Fassungslosigkeit. Habe ich das richtig gesehen und gehört? Ich spule zurück (nein, ich habe keinen Videorekorder mehr, also bildlich gesehen). Noch mal und tatsächlich. Der Mann im roten Käppi, dem Anzug und der Krawatte (Seriösität!) verspricht einen deutschen Atomschlag. Und endlich dämmert es. Das ist ja Satire. Die „Partei“, ihr wisst schon, Titanic, das Satireblatt, Sonneborn, die Gottschlakschen Buntstifte. Das gerade war ja luschtig (zumindest luschtig gemeint) und nicht bitterer Atom-Ernst. Und dann kommen die Einzelheiten: das rote Trump-Käppi mit dem Schriftzug „make Germany Great agein“, allerdings kaum lesbar, die Schweiz.

All das bleibt ohne Aufklärung, nicht einmal eine Erklärung, was das ganze soll, wird gegeben. Nur danach der unkommentirerte Insert-Hinweis der ARD, dass für den Inhalt des Wahlsports allein die Parteien verantwortlich sind. In diesem Fall, eher unverantwortlich und katastrophal schlecht gemacht. Satire darf zwar alles, muss aber lustig sein.

Andererseits: Sie hat ihr Ziel erreicht, weil ich mich so schön aufrege. Nur warum ich sie wählen soll, erschließt sich aus diesem Spot nicht.

Anmerkungen zum „Kanzler-Duell“

Der Münchner Löwe geht fremd

 

Dies ist und bleibt ein Sport-Blog. Aber außergewöhnliche Umstände verlangen außergewöhnliche Maßnahmen. Wie die, um im Sportjargon zu bleiben, „richtungweisende“ gerne auch, aber falsch richtungsweisen, Wahl in knapp zwei Wochen und das Duell gestern in ARD und ZDF mit Kanzler Olaf Scholz und Union-Kanzler-Kandidat Friedrich Merz, aber ohne die anderen offiziellen Kanzlerkandidaten Robert Habeck (Grüne/vermisst) und Alice Weidel (AfD/nicht vermisst). Die Abwesenden wurden ja, wie auch die FDP, auf das Heftigste und zum Teil unisono beschimpft und konnten sich nicht wehren. Audiatur et altera pars, kann ich da nur sagen.

Nein hier gibt es keine Einschätzung, wer von den beiden zu welchem Thema die bessere Figur gemacht oder gar die mich überzeugenderen Argumente gehabt hat. Nur ein paar allgemeine Dinge will ich anmerken, die mir so aufgefallen sind.

Offenbar haben die Union-Leute Friedrich Merz bekniet, einigermaßen seriös und staatsmännisch herübezukommen. Dies gelang auch weitgehend, wenn ich vom dauer-spöttischen Gesichtsausdruck mal absehe. Auf der anderen Seite fand ich Scholz in seiner Kanzler-Zeit selten so klar, so konzise, so kämpferisch wie gestern. Why not earlier?

Was mich im Nachhinein wirklich geärgert hat, war die Themensetzung, beziehungsweise die vielen wirklich wichtigen Themen, die absolut keine Rolle gespielt haben. Dieser Vorwurf geht an ARD und ZDF, die bereitwillig auf den Migrantenzug aufgesprungen sind (sehr schiefes Bild). Nichts Neues erfuhr man da. Beklemmend für mich ist die offenbar offizielle Staats-Raison, dass alle (unerlaubten) Migranten möglichst schnell des Landes verwiesen werden sollen bzw gar nicht mehr hineinkommen. Ein unwürdiges Überbieten des Entfernens, des Abschottens – möglichst unwürdig trotz Art. 1 des GG, das für alle gilt. Integration derer, die schon da sind, die wir ja auch dringend (siehe unter, die Pflege) brauchen? Keine Rezepte habe ich gehört.

Was völlig fehlte und uns die nächsten Jahre beschäftigen wird

  • Klimawandel, die Umweltpolitik: Absurd, hier die einzige Frage zur Thematik, ob die Kandidaten Windräder „schön“ finden, als ob das eine Rolle spielte. Noch nicht einmal das böse Heizungsgesetz wurde angesprochen, ob der eine (Scholz) gedenkt, es weiter zu betrachten und welche Stellschrauben vielleicht zu ändern sind oder ob FM es wirklich einzustampfen gedenkt wie angekündigt.
    Und, erstaunlich genug im Autoland Deutschland. Auch die Frage nach dem Aus oder Nicht-Aus des Verbrennermotors wurde nicht gefragt.
  • Die Pflege: Allenfalls gestreift, dabei ist das ein Thema, das uns jetzt schon über den Kopf wächst und das Jahr für Jahr komplizierter wird. Wenn jetzt schon allenhalben Pflegeheime fehlen und die Kosten unbezahlbar sind für normale Menschen, wie sieht das erst in 10, 20 Jahren aus, wenn die geburtenstarken Jahrgänge pflegebedürftig werden (und sie werden es früher oder später).
  • Die Bildung, die jungen Menschen: Wo es an allem fehlt, Kitas, Schulen, Lehrer, Betreuer, Bildungsangebote für Migranten(Kinder), um die Sprache zu wählen. Wo Schüler nicht mehr aufs Klo gehen wollen (und deshalb tatsächlich nichts essen/trinken, weil es dort unzumutbar ist. Klar vor allem Ländersache, aber muss das wirklich so bleiben, dieser elende Flickenteppich, der Eltern auch das Umziehen in ein anderes Bundesland noch schwerer macht?
    Gerade, weil die Jungen noch nicht einmal wählen dürfen, brauchen sie Fürsprecher. Da Politiker (logischerweise und nicht völlig unberechtigt eigennützig) auf die (zunehmend alten) Wähler schauen, müssen gerade öffentlich-rechtlichen Sender zum Anwalt werden, am Thema dranbleiben.
  • Infrastruktur: Wo unfassbar viel Geld in die Hand genommen werden muss, Bahn, Straßen, Brücken, aber auch Sportstätten, Schwimmbäder, damit Kinder den Schwimmkurs bekommen, bevor sie ertrinken … Wo sind die Prioritäten? Auto, Bahn? Güterverkehr

Die Liste ist beleibe nicht vollständig (die Gesellschaft, das Zusammenleben, Haschfreigabe und Abtreibung, Olympia in Deutschland?, Kulturvielfalt, etc). Ich weiß natürlich, dass eine solche Sendung nicht unendlich lange dauern darf. Aber auf  Schnickschnack wie diese Kurzfragen und -Antworten hätte getrost verzichtet werden können. Wo praktisch nie etwas Vernünftiges-Substanzielles herauskommt, sondern nur schwammige Andeutungen.