Das war die Woche, die war
Es war eine Woche des Verschnaufens nach EM und vor Olympia. Vermeintliches Verschnaufen, denn zumindest die Radler und Golfer hatten ihren Saison-Höhepunkt mit der Tour und den Open.
Pogacar in anderen Sphären.
Was für eine Demonstration der Stärke. Der Slowene gewann nicht nur die Tour ganz souverän, er zeigte eine Klasse, die beängstigend ist und natürlich große Zweifel erregen, ob hier wirklich alles mit rechten Dingen zugeht. Was ihm also alles gelang:
1. Er gewann die Tour mit 6:17 Minuten Vorsprung auf Jonas Vingegaard und gar 9:18 auf Remco Evenepoel.
2. Er entschied 6 Etappen für sich – und was für welche. Zunächst den Ritt über den Galibier, danach die zwei Pyrenäen-Etappen und zum Abschluss die beiden wichtigsten Alpen-Teilstücke. Als Kirsche auf der Torte auch noch das abschließende Einzelzeitfahren.. Genauso souverän waren übrigens jeweils der Zweite Vingegaard und der Dritte Evenepoel, das hab ich in dieser Form noch nicht gesehen. Erstaunlich genug, wenn man bedenkt, dass sowohl Vingegaard als auch Evenepoel im April schwere Sturzverletzungen eerlitten haben.
3. Pogacar hat damit das Double Giro/Tour gewonnen. Auch bei der Italien-Rundfahrt siegte er bei 6 Etappen. Ich würde mal die nie überprüfbare Behauptung wagen, dass er dieses Jahr auch die Vuelta gewinnen würde, wenn er bei ihr starten würde, was allerdings nicht geplant hat. Das siegreiche Triple der drei großen Rundfahrten über gut 3 Wochen hat noch niemand geschafft. Nur ganz wenige Profis haben in einem Jahr alle drei überhaupt in Angriff genommen. Aber auch Olympia dürfte nur über ihn gehen, sowohl im Rennen als auch beim Einzelzeitfahren.
Natürlich stellt sich die Frage, ob Pogacar und sauber sein können. Ob sie die in schlimmsten Doping-Zeiten aufgestellten Anstiegsrekorde auf Galibier und Konsorten von Pantani, Armstrong und Co wirklich ohne verbotene Hilfe förmlich pulverisieren können? Klar, viel besseres Material und gezielteres Training gerade in den Bergen und eine offensive Fahrweise gerade von Pogacar könnten eine Erklärung sein. Aber diesmal eben ohne nicht den Hauch eines Einbruchs bei zwei langen Rundfahrten beim Slowenen bezieungsweise kein schwacher Tag bei Vingegaard und Evenepoel, obwohl beide nach ihren Verletzungen keine bzw nur ganz wenige Rennkilometer in den Beinen hatten. Andererseits gibt es wohl keine Sportart, die so offensiv das Doping-Problem angeht wie die Fußballer. Wenn ich da an die laxe Vorgehensweise etwa im Tennis und Fußball denke.
Seis drum: Es war wieder eine Show mit fantastischen Bildern. Und nächstes Jahr gerne wieder nach Paris – dann wahrscheinlich erneut mit einem elektrisierenden Dreikampf Pogacar, Vingegaard und Evenepoel.
Des Schauffele machts
Vorbemerkung: Ich liebe die Open der Golfer, also das einzige der 4 Majrs, die auf der britscchen Insel und nicht in den USA stattfindet. Es ist mein liebstes Turnier, weil es anders als die eher geleckten Majors in den Staaten noch am ursprünglichsten ist mit den Linkskursen an den britischen Küsten. Troon macht da keine Ausnahme, und auch das Wetter entsprach dem Geschmack der Golf-Fans, wo eben Wind, Regen und viele Böen die ohnehin schon trickreichen und mit Verteidigungs-Bunkern überzogenen Bahnen (entschuldigung für die Kriegerische Sprache) den Spielern alles abverlangen, wie gerade am Samstag, als Sturm und Regen die Bahnen fast unspielbar machten am Nachmittag.. Gestern, am Schlusstag, zeigte sich das Wetter gnädig, und dann zeigten die Profis (und Amateure) was sie können. Brillante Bunkerschläge knapp an die Fahne, unglaubliche Putts über mehrere Meter und ebenen, und aber auch verzogene Schläge ins Nirwana oder auf Bahngleise und verschobene Putts, bei dem jeder Anfänger vezweifeln würde. Kurz: golf at its best.
Am Ende setzte sich Xander Schauffele durch, ein US-Boy mit deutschen Wurzeln. Schauffele siegte mit 2 Schlägen Vorsprung auf seinen Landsmann Billy Horschel und Justin Rose aus England. Er ist derzeit das Maß aller Dinge, gewann nach den PGA Championships sein zweites Major 2024. Damit sind zurzeit alle Major-Titel in US-Hand (außerdem: Scottie Scheffler Masters, Bryson DeChmabeau US Open). Einige Favoriten hat es in Troon zerlegt: DeChambeau, Ludvig Alberg, Victor Hovland und auch Tiger Woods (mit seinem schlechtesten Major-Ergebnis jemals) verpassten den Cut.
Schauffele gehört schon länger der Weltspitze an, wurde 2018 bei den Open in Carnoustie Zweiter genau wie beim Masters in Augusta. 2021 gab es kurz Überlegungen, ob er fürs deutsche Olympia-Team starten sollte, aber das hat sich schnell zerschlagen, wenn es denn überhaupt je ernsthaft geplant war.
McLaren schafft Doppelerfolg
Die Red-Bull-Dominanz ist tatsächlich erst mal Geschichte. Ich vermeide, wo es geht, das Wort „endgültig“, dem meinem MOZ-Ressortleiter Jürgen Leibner, der dagegen allergisch war und praktisch immer eliminierte, sei es gedankt. Am Sonntag auf dem Hungaro-Ring bei Budapest gab es einen McLaren-Doppelerfolg durch Oscar Piastri und Lando Norris. McLaren scheint zurzeit zumindest auf langsam-kurvigen Strecken das schnellste Fahrzeug im Feld zu sein. Dabei gab es Aufregung, weil die McLaren-Box dem Führenden Norris befahlm die Führung an seinen Teamkollegen zurückzugeben, was dieser nur widerwillig tat. Doch er hatte diese Führung nur durch einen schrecklichen Fehler der Box überhaupt bekommen, denn zuvor war Piastri klar der schnellste Mann im Feld. Auf Platz 3 kam Lewis Hamilton im Mercedes. Sinksauer auf sein Team war der fünftplatzierte Max Verstappen, der seinem Team eine katastrophale Renntaktik vorwarf, die das Team auch zähneknirschend zugab. Wobei die Erklärung schon verwundern musste: Sie waren nämlich laut eigener Aussage überrascht, dass das Überholen nicht funktionierte – und das auf einem Kurs, bei dem das seit Jahrzehnten der Fall ist. Den Rennen tut das gut, auch wenn meines Erachtens Verstappen der Titel bei 76 Punkten vVorsprung auf Norris nicht mehr zu nehmen sein dürfte.
Fantastische Genaralprobe
Erneut tolle Leistungen in der Leichtathletik -diesmal beim Diamond-League-Meeting in London, der letzten wichtigen Leistungsüberprüfung vor Olympia. So stellte der Brite Michael Hudson-Smith in 43,74 Sekunden einen Europarekord über 400 Meter auf. Er ist der erste Europäer, der unter der 44-Sekunden-Marke blieb. Seine Landsfrau Keely Hodginson stellte mit 1:54,65 eine Weltjahresbestleistung auf, die gleichzeitig britischen Rekord bedeuten. Eine Weltjahresbestleistung erzielte auch die Jamaikanerin Nickisha Pryce über 400 Meter (48,57). Damit ist sie über diese Strecke klare Olympia-Favoritin, auch weil Femke Bol und Tracy McLaughlin die 400 Meter mit Hürden bestreiten werden.
Malaika Mihambo gewann den Weitsprung mit 6,87 Meter mitten aus dem Training heraus. Sie ist zusammen mit Zehnkämpfer Leo Neugebauer die größte deutsche Goldhoffnung für Paris.
Sehenswertes Allstar-Spiel
Ja, so etwas gibt es auch, nämlich bei der WNBA. Am Sonntag spielte das US-Olympia-Team in Phoenix gegen eine WNBA-Auswahl der Verbliebenen. Nach zum Teil sehr unterhaltsamen 40 Minuten setzten sich die WNBA-Girls durch. Erfolgreichste Werferin war Arike Owunbowale mit 27 Punkten, die aber wie die Super Rookies Caitlin Clark und Angel Reese keine Berücksichtigung fürs US Team fand. Ob sich das nicht noch rächt? Wie gesagt, es war ein umkämpftes Spiel dieser extrem aufstrebenden Liga und eben keine absurde Highlight-Show wie das mittlerweile lächerliche Allstar-Spiel der Männer. Und lange nicht so belanglos wie das MLB-Allstar-Spiel am Dienstag zwischen AL und NL, wo insgesamt 21 Pitcher und 39 Batter dabei waren.
Und sonst
– Transferhochzeit: So steht der Wechsel von Stuttgarts Serhou Gurassy zu Borussia Dortmund fest. Der BVB bedient sich nach Waldemar Anton zum zweiten Mal beim BVB. Sich selbst verstärken und den Gegner schwächen – das probate Mittel nicht nur des FC Bayern also. Bayer Leverkusen hat jetzt einen Terrier. Nicht Berti Vogts reloaded, sondern Martin Terrier komt von Stade Rennes. Apropos Transfers: Uli Hoeneß hat sich gemeldet mit der für mich Überraschenden Aussage, der FCB habe keinen Geldscheißer. Das bedeutet: Bevor die bayern weiter einkaufen, müsse erst verkauft werden und Einnahmen generiert werden bzw damit teure Gehälter eingespart werden
– Gareth Southgate hört auf. Der englische Nationaltrainer hat genug. Zwei EM-Finals, eine WM-Halbfinale lautet die Bilanz, die kein anderer Teamchef auch nur entfernt vorweisen kann (seit Sir Alf Ramsey 1966). Und doch gab es in der Heimat heftige Kritik an ihm wg der furchtbaren Defensiv-Spielweise der Offensiv-Stars, gegen die der berüchtigte Catenacchio ein wahres Angriffs-Feuerwerk war …
– US-Basketballer in Not: Nur mit größter Mühe konnte das Team am Samstag eine Testspielniederlage gegen den Südsudan (immerhin Olympia-Teilnehmer) vermeiden. Es lag schon relativ deutlich zurück und erst ein Korb von LeBron James 8 Sekunden vor Schluss sicherte den 101:100-Sieg. Die deutsche Weltmeister werden das mit Interesse verfolgt haben, denn heute in London treffen sie auf die vermeintlich unschlagbaren US Boys, die ja laut Trainerlegende Svetislav Pesic besser sind als das Dream Team 1992.
– Finalniederlage für Zverev. Der Hamburger verlor das Endspiel in seiner Heimatstadt Hamburg gegen den aufstrebenden Franzosen Arthur Fils. Im Tiebreak des 3. Satzes verlor er deutlich mit 1:7. In Bastad erreichte Rafael Nadal sein erstes Finale seit 2 Jahren, musste sich dort aber dem Portugiesen Nuno Borges geschlagen geben. Matteo Berrettini siegte beim Turnier in Umag, Marcos Giron auf Rasen in Newport.
Bei den Frauen triumphierten die Russin Diana Schnaider in Budapest sowie Zheng Qinwen aus China in Palermo
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