Es sind Meldungen wie diese, die mich innehalten lassen. Die jeden Sportjournalisten zum Nachdenken bringen müssten, wenn er  „Katastrophe“. „tragisch“ oder „entsetzlich“ tönt, obwohl er nur über schnöde Sportergeignisse schreibt. Klar, es hängt viel dran, und die Befindlichkeit von Fans möchte ich keineswegs kleinreden (wie oft war mein Wochenende nach Löwen-Niederlagen versaut), aber Diogo Jotas tödlicher Unfall relativiert das doch alles.

Der Stürmer des FC Liverpool verlor am Donnerstag aus noch nicht geklärten Umständen die Kontrolle über seinen Lamborghini, der über eine Böschung schoss und sofort in Flammen aufging. Jota (28) hatte keine Chance. Wie sein Bruder André (25) verbrannte er „bis zur Unkenntlichkeit“, wie der Polizeibericht vermeldete. Ich will mir nicht vorstellen, wie es den nächsten Angehörigen bei der Identifizierung erging. Besonders tragisch: Nur weil ihm sein Arzt wegen gesundheitlicher Probleme einen Flug nach Liverpool verboten hatte, befand sich Jota mit seinem Auto auf dem Weg zu einem spanischen Hafen, wo er mit einem Schiff die Rückreise antreten wollte.

So weit, so katastrophal. Jota hinterlässt seine Ehefrau Rute Cardoso und 3 gemeinsame Kinder. Erst 11 Tage vor dem Unfall hatten die beiden geheiratet, eine Jugendliebe aus der Schulzeit. Die Zukunft schien rosig. Beim FC Liverpool spielte der Angreifer eine sehr wichtige Rolle. Der deutsche Trainer Jürgen Klopp hatte ihn von 2020 von den Wolverhampton Wanderers geholt, wo er herausragende Leistungen gezeigt und den Club in die Premier League hatte. Auch bei den Reds war er sehr auffällig, trug wesentlich zur Meisterschaft 2025 bei. Erst vor 3 Wochen feierte er mit dem portugiesischen Nationalteam den Gewinn der Nations League, wo er als Auswechselspieler regelmäßig zum Einsatz kam.  „Diogo Jota war nicht nur ein fantastischer Spieler, der fast 50 Länderspiele für die Nationalmannschaft bestritten hat, sondern auch ein außergewöhnlicher Mensch, der von all seinen Mit- und Gegenspielern respektiert wurde, der eine ansteckende Freude ausstrahlte und ein Bezugspunkt in seiner eigenen Gemeinschaft war“, schrieb der Verband. Auch der jüngere Bruder André (25) war Profi-Fußballer. Er spielte zuletzt beim portugiesischen Zweitligisten Penafiel.

Wie in Südeuropa üblich, kam es sehr schnell zur Beisetzung. Am Freitag die traditionelle Totenwache, wo nicht nur das gesamte Team des FC Liverpool die letzte Ehre erwies, sondern auch viele portugiesische Nationalspieler, die aus der ganzen Welt sich in die kleine Stadt in der Nähe von Porto aufmachten, um ihren Mitspieler und vor allem Freund die letzte Ehre zu erweisen. Am Samstag die Beerdigung im engsten Kreis von Familie und Freunden in eben jener Kirche, wo sich Diogo und Ruta das Jahrwort gegeben hatten und wo sie sich offenbar kennen- und liebengelernt hatten. Zwei Rosenkränze in Form eines roten Dresses trug da Pool-Kapitän Virgil van Dijk, mit den Nummern 20 und 25, also diejenigen, die Diogo und André auf dem Rücken ihrer Trikots trugen.

Der FC Liverpool zeigte sich erkenntlich – und großzügig. Die Rückennummer „20“ wird nicht mehr vergeben. Und der Club will das Gehalt vertragsgemäß weiterzahlen, mehr als 500.000 Euro pro Woche für die nächsten 2 Jahre. Wenigstens wird die Familie also keine finanziellen Nöte haben. Ein ganz schwacher Trost für die Ehefrau und für die Eltern, die auf einen Schlag  2 Söhne verloren haben.