Überraschung, Überraschung: Ralf Rangnick wird auch nicht neuer Bayern-Trainer, obwohl das vermeintlich gut informierte Kreise wie Bild, Sky und SZ schon als praktisch sicher gemeldet haben. Da würde mich schon sehr interessieren, wie sie zu dieser Erkenntnis gelangt sind. Klar, die Bayern gaben sich zumindest zu Wochenanfang sehr optimistisch, sie haben offenbar ja auch ein sehr gutes Angebot vorgelegt. 10 Mio Euro/Jahr. Und dass Rangnick tatsächlich konkretes Interesse hatte und sich die Übernahme des deutschen Vorzeige-Clubs ernsthaft überlegt hat, will ich gerne glauben. Andererseits: eine konkrete Stellungnahme von Rangnick selbst habe ich nicht gefunden. Für mich ist diese Entscheidung also kein abrupter Meinungswechsel, sondern das (weise) Ergebnis einer langen Abwägung Pro und Contra
Denn insgesamt sprach aus objektiver Sicht zu viel gegen einen Wechsel vom österreichischen Nationalteam
- das Alter: Ralf Rangnick ist 65 Jahre alt. Da noch mal ein solches Himmelfahrtskommando mit viel Stress praktisch täglich mit erwartbaren Querschlägen vom Tegernsee (Hoeneß!), aufreibender Tagesarbeit zu übernehmen, wäre der Wahnsinn. Nur weil das ein Jupp Heynckes geschafft hat, muss das nicht jeder schaffen.
- das Bayern-Problem: Die vergangene Saison hat gezeigt: die Mannschaft braucht frisches Blut, einen Umbruch. Nur ist der Club mittlerweile gar nicht mehr sooo attraktiv, wie eer sich darstellt. Die Spitzenspieler haben allesamt gute Alternativen. Klar, es klingt theoretisch reizvoll, die Bayern wieder auf Vordermann zu bringen, und dass es sogar die jetzigen Spieler in den Beinen haben, zeigen sie ja in der Champions League. Doch das Riesenproblem ist das Umfeld. Vor allem Uli Hoeneß kann nicht loslassen. Die Geduld mit all den nahmhaften Trainern war praktisch nicht vorhanden. Und die Fundamentalkritik etwa an Tuchel von Hoeneß lässt mich mittlerweile zweifeln, ob er wirklich noch weiß, was er tut. Diese Brandrede war vielleicht der letzte Beweggrund für Rangnick, sich dieses Abenteuer icht anzutun.
- die äußerst attraktive Alternative: Beim ÖFB hat Rangnick ein für ihn ideales Betätigungsfeld. Er kann einigermaßen in Ruhe arbeiten, nachdem die souveräne EM-Qualifikation die Zweifler erst mal verstummen ließ. Er kann seine Ideen einbringen und relativ freie Hand. Das Volk u+frisst ihm aus der Hand, und er genießt die volle Rückendeckung des Verbandes. Und als Nationaltrainer muss er sich auch nicht den täglichen Trainingsfron antun. Das heißt ja nicht, dass er nur auf der faulen Haut liegt, aber er kann jetzt halt in Ruhe weitere Ideen ausbrüten.
Außerdem ist er mit Team Austria noch lange nicht am Ende der Entwicklung angelangt. Nicht nur die EM steht bevor, noch dazu in seinem Heimatland, sondern auch die WM in zwei Jahren in Amerika. Ein Wechsel hätte enorme Unruhe ins Team und die EM-Vorbereitung gebracht.
Und letztlich wird er beim ÖFB auch nicht verhungern.
Gibt es also gar kein Risiko? Natürlich schon. Eine völlig vermurkste EM, und die zurzeit stummen Kritiker wie Krankl, Prohaska und Konsorten werden auf den Plan treten. Allerdings ist die Erwartungshaltung zumindest seriöser Experten angesichts der Gruppengegner Frankreich, Holland und Polen nicht allzu hoch. Ein einigermaßen ehrenvolles Ausscheiden sogar schon in der Vorrunde würde hoffentlich keinen Aufstand entfachen. Gefragt ist er dann in der WM-Qualifikation, die allgemein erwartet wird
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