Eine Sportwoche voller Höhepunkte, auch voller Drama und 2 unerwartete Weltrekord

 

Bayern kriecht zum Titel

 

Immer noch haben die Münchne 6 Punkte Vorsprung auf Bayer Leverkusen. So gesehen stellt sogar ein Heim-2:2 gegen den BVB Clubführung und sportliche Spitze zufreden, zumal angesichts der personellen Misere um 7 verletzte Stammspieler. Bayer Leverkusen nämlich verlängert seine formidable Formkrise und kam gegen den 1. FC Union nicht über ein enttäuschendes 0:0 hinaus. Da stimmt einiges nicht mehr, spätestens nach dem Pokalaus bei Arminia Bielefeld haben die Werkskicker die Saison wohl innerlich abgehakt.
Jetzt beschäftigt am Rhein fast nur noch die Frage, ob Trainer Xabi Alonso und Starspieler Florian Wirtz am Rhein bleiben oder abwandern in Richtung Real Madrid (Alonso, Wirtz?) oder München (Wirtz) Gerade die Real-Frage dürfte mit einem Ausscheiden der Königlichen diese Woche gegen Arsenal an Fahrt aufnehmen

Jetzt ist es fast schon offiziell: Die drei Abstiegsplätze machen drei Vereine unter sich aus, von denen dann einer Relegatjion spielen darf gegen den Drittligazweiten. Heidenheim hat mit 2 Punkten Vorsprung auf den VfL Bochum und gar 4 die besten Chancen dafür.

Ein Kuriosum hat es am 29. Spieltag gegeben. Viermal gewann ein Auswärtsteam 2:12, viermal erzielte es den Siegtreffer in de 90. Minute oder gar Nachspielzeit. Ich wüsste nicht, ob es so etwas schon mal gegeben hat. Insgesamt wieder kein Tag der Heimteams. Einzig Eintracht Frankfurt konnte gegen Heidenheim vor eigener Kulisse gewinnen.

 

Die unglaublichen 2 auf dem Fahrrad

 

Was Matthew van der Poel und Tadej Pogacar derzeit bei den Monumenten des Radsports abliefern, ist outstanding. Drei gab es bisher in diesem Jahr, und dreimal standen der Holländer und der Slowene auf dem Treppchen. Auch den Sieg bei Paris-Roubaix, vielleicht der bedeutsamste Eintages-Klassiker, machten die beiden Ausnahmefahrer unter sich aus. Ein simpler Fahrwehrer von Pogacar entschied das Duell etwa 40 Kilometer vor Schluss, als er zu schnell in eine Kurve furh und im Graben landete. Die 20 Sekunden, die er dabei verlor, reichten van der Poel. Etwa 10 Kilometer lieferten sie sich in einem atemberaubenden Verfolgungsrennen ein Sekundenduell, doch letztlich erwies sich van der Poel als der Stärkere.
Er gewann damit zum dritten Mal in Folge den Klassiker auf den fürchterlichen Kopfsteinpflastern, das schaffte bisher nur der große Italiener Francesco Moser. Pogacar, der Sieger der Flandern-Rundfahrt vor einer Woche, hat in 14 Tagen bei Lüttich-Gastogne-Lüttich die nächste Chance (wahrscheinlich im nächsten Superduell).

 

Die Haie fordern die Eisbären

 

Es geht natürlich nicht um ein tierisches Drama in der Arktis, sondern um die Finalserie der DEL. Nach den Eisbären Berlin, die sich souverän in nurn 4 Spielengegen die Adler Mannheim durchsetzten, lösten auch die Kölner Haie das Endspiele-Ticket. Durchaus überraschend in 6 Partien gegen den Ligaprimus EHC Ingolstadt. Die Oberbayern waren zwar insgesamt die überlegene Mannschaft, sofern ich das im Eishockey überhaupt zu beurteilen vermag, aber im Abschluss schlicht zu ineffizient. Das lag an den eigenen Schüssen, vor allem aber am überragenden Kölner Goalie Julius Hudacek. Der Slowake trieb die Ingolstädeter Angreifer schier zu Verzweiflung und wehrte allein bei den 4 Siegen 156 von 151 Versuchen ab.
Die Entscheidung fiel am Montagabend in der Overtime. Nach einer abermaligen Glanzparade von Hudacek beförderte Grenier die Scheibe gedankenschnell nach vorne zum enteilten Schütz, der frei vorm Ingolstädeter Kasten die Nerven behielt. Ausgerechnet Schütz, der bis dato in den gesamten Play-offs ohne Scorerpunkt geblieben war.
Jetzt akso Eisbären gegen Haie. Die Berliner sind klare Favoriten. Allein ihre erste Sturmreihe mit Tiffels, Pföderl und Ronning, die bisher alles kurz und klein geschossen hat. Schon Gründonnerstag gehte es in der Beliner Halle am Ostbahnhof los.

 

Märtens und Alekna mit unfassbarem Saisonauftakt

 

Der 400-Meter-Freistil-Weltrekord von Paul Bidermann galt schon als fast uneinnehmbar. Noch im danach verbotenen Ganzkörperanzug schaffte er bei der WM 2009 in Rom 3:40,07 Minuten. Danach, in konventionellen Schwimmhosen, scheiterten die besten der besten an dieser Marke. Ausgerechnet bei einem ansonsten fast unbeachteten Meeting in Stockholm verbesserte Lukas Märtens die zeit auf 3:40,96. Der Olympiasieger über diese Strecke ist natürlich kein unbeschriebenes Blatt; aber er kam direkt aus dem Training in einem Höhenlager, und der eigentliche Saisohöhepunkt, die WM in Singapur Anfang August,  ist noch fern. „Ich fühlte mich zwar gut in Form, aber mit dieser Zeit habe ich nicht gerechnet“, bekannte der Magdeburger. Für Biedermann bleibt allerdings sein Weltrekord über 200 Meter, ebenfalls aufgestellt 2009 in Rom, ebenso vermeintlich unknackbar. Schaun mer mal.

Bei näherer Betrachtung vielleicht nicht ganz so überraschend kam der erneute Weltrekord von Diskuswerfer Mykolas Alekna. Denn die Anlage in Ramona/Alabama gilt als sogenannte Segelwiese, wo eben ein leichter ohne Behinderung von Tribünen Wind die 2-Kilo-Scheibe wie ein Tragkissen auf unglaubliche Weiten trägt. Und doch: Die 75,56 Meter hätten die wenigsten erwartet. Zum ersten Mal beförderte ein Mann den Diskus über die 75er-Marke. Damit übertraf Alekna seinen eigenen Weltrekord, aufgestellt vor fast genau einem Jahr ebenfalls in Ramona, um satte 1,21 Meter.
Gleich 6 Werfer blieben über den 70 Metern, so etwas wie die Trennung zwischen gut und sehr gut bei den Diskusriesen. So steigerte sich der Australier Matt Denney auf 74,78. Der Deutsche clemens Prüfer kam auf 71,01 Meter.
Und doch: Den weitesten (gemessenen Diskuswurf!) aller Zeiten hat immer noch eine Frau geschafft. Gabriele Reinsch schleuderte das Gerät auf 76,80 Meter, einer dieser Weltrekorde aus unseligen Anabolia-Zeiten. Wer jetzt aufmerkt, den darf ich beruhigen. Der Diskus bei den Frauen wiegt nur 1 Kilo.

 

Und sonst?

  • Formel 1: Der Australier Oscar di piastri schaffte im Mc Laren den 2. Saisonsieg und übernahm die Führung in der Fahrer-WM. „Oscar-Reif“ finde ich einen wunderbaren, weil auch vieldeutigen Titel.
  • Tennis: Carlos Alcáraz hat das Masters-Turnier in Monte Carlo gewonnen, das erste auf Sand in diesem Jahr. Es war eine merkwürdige Woche in Monte, nicht nur wegen ungewöhnlich kühlen Temperaturen. Die Mitfavoriten (Titelverteidiger Tsitsipas, Djokovic, Zverev, naja) scheiterten früh. Eine tolle Woche hatte der Italiener Lorenzo Musetti, der gleich 4 Spiele gewann, obwohl er den ersten Satz verloren hatte. Im Finale holte er sich dann den ersten Durchgang, ehe er gegen Alcáraz völlig chancenlos blieb. Die Kräfte waren ihm ausgegangen …
  • Handball: Der THW Kiel holt sich den Pokal: Selbst habe ich kaum etwas gesehen, aber sowohl im Halbfinale (gegen die Rhein-Neckar Löwen) als auch Finale (gegen Melsungen) war Torwart Andi Wolff der Matchwinner. Für den THW gibt es damit doch noch einen nationalen Titel, nachdem der Meisterschaftszug längst abgedampft ist.