Höhepunkt der Fußball-Saison

Jahr für Jahr ist es Dasselbe in de Champions League. Eine ziemlich langweilige Vorrunde (auch im neuen super-duper 36er-Ligen-Format), sanfte Steigerung in der 1. K.-o.-Runde – und absolut spektakulärer Fußball in den Viertel- und Halbfinali.

Die 4 Hinspiele am Dienstag und Mittwoch bestätigten eindrucksvoll diesen Trend. Ich wage mal die steile Behauptung: Besseren Fußball kann man in einer Saison nicht sehen, weder (international noch in Länderspielen. Diesmal bemerkenswert: So viele fantastisch schöne Tore in so entscheidenden Partien und in so schneller Abfolge habe ich selten gesehen. Die beiden Sensations-Freistöße von Declan Rice, die brillant herausgespielten Treffer von Barca, die fulminanten Schüsse von PSG, die klugen Konter von Inter – welches Fußballherz lacht da nicht voller Freude??? Vielleicht sogar das der jeweiligen Gegner (heimlich natürlich!).

Acht bestens besetzte und glänzend eingespielte Mannschaften trafen da aufeinander. Sicher: Nicht jedes Team genügte höchsten Ansprüchen, nicht wahr BVB? nicht wahr, ihr Königlichen? Doch gerade die Westfalen haben sich weit unter Wert verkauft. Das 0:4 beim FC Barcelona gibt nicht wider, dass der BVB gut eine Halbzeit ein fast gleichwertiger Gegner war. Danach ist man halt in einem unvergleichlichen Barca-Wirbel untergegangen, passiert auch anderen.

Die drei Mannschaften, die zurzeit den schönsten Fußball auf dem Kontinent spielen, stehen vor dem Einzug ins Halbfinale (alphabetische Reihenfolge).

1. FC Arsenal:
Seit Jahren für den herausragenden Kombinationsfußball bekannt. Verletzungen (Calafiori, Havertz, Jesus, Sterling) interessieren gerade nicht. Was die Londoner 90 Minuten gegen Real Madrid zeigten, war zum Verlieben, und die Fans wurde durch zwei Momente von Declan Rice belohnt: der erste Freistoß an der (vielleicht schlecht postierten Mauer) vorbeigedrhte, der zweite fulminant in den Winkel gehauen (for the eternity). Merinos 3:0 sorgte dann dafür, dass die Real-Aufholjagd nächsten Mittwoch noch ein bisschen schwieriger wird. Doch Bernabéu hat schon manch unfassbare „Remontada“ gesehen. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.
2. FC Barcelona:
Diese Offensiv-Power ist schlicht unfassbar: der brillante Jungstar Lamine Yamal, der abgezockte Robert Lewandowski und der Torjäger Raphinha – und dieses Trio infernale wird auch noch bestens bedient von den Jungstars um Pedri, Fermin Lopez oder den eingewechselten Fati und Gavi. Vermeintliche Abwehrschwächen, die sich jeder Gegner erhofft auszunutzen, werden so kompensiert (allerdings: wehe, wenn Guirassy trifft).
3. Paris St. Germain:
Der neue Liebling (nicht nur) der feuilletonistisch angehauchten Fußball-Fans. Vorbei das Stargehabe mit dem irrwitzigen Trio Messi, Neymar und Mbappé (äußerst namhaft, aber nicht harmonierend). Alle 3 sind entschwunden, und jetzt rockt PSG Europa im Achtelfinale die reife Leistung gegen den vermeintlich übermächtigen FC Liverpool, jetzt das Überrennen im Prinzenpark von Aston Villa trotz 0:1-Rückstand. Ein echtes Ensemble spielt auf höchstem Niveau zusammen, dirigiert vom Trainer Luis Enrique. Garniert mit den so aufregenden und sich perfekt ergänzenden Solisten Desiré Doue (die Entdeckung dieser Saison/welch ein Schuss zum 1:1), Kvitcha Kvaratshelia (Napolis Kvaradona/welch ein Solo samt krachenden Abschluss zum 2:1) und Ousmane Dembélé (endlich, endlich zeigt er seine ganze Klasse/welch ein Traumpass vor dem 3:1). Tout Paris und viele andere sind verliebt. Wird die Liebe mit einer Trophäe versüßt?

Und dann sind da noch die beiden „Alten Granden“ FC Bayern und Inter Mailand im vierten Viertelfinale. Die Münchner ereilt gerade jetzt ein unfassbares Verletzungspech (Neuer, Upamecano, Davies, Ito, Musiala, Coman, Pavlovic). Ausfälle werden ungern als Erklärung gebraucht (weil oft als Ausrede missbraucht), aber ein solches Septett kann auch der tollste Kader nicht adäquat ersetzen. Und doch bot man Inter in der heimischen Arena einen tollen Kampf, mit der kitschig anmutenden Müller-Story, der (gerade ausgesiebt für die nächste Saison ff) zum Ausgleich traf. Doch das war dem Drehbuchschreiber dieser Partie offenbar zu viel, und er fügte in sein Skript noch den die Arena verstummenden Siegtreffer der Mailänder zu, der die Aufgabe am Mittwoch im San Siro erheblich komplizierter macht.

Es ist also angerichtet für die Rückspiele und viele offenen Fragen: Gelingt Real der nächste unglaubliche Aufhol-Coup. Können die jungen Pariser auch im Villa Park bestehen (wer die Anfield Road rockt, den dürfte dieser nicht fürchten), und gelingt dem FCB ein erneutes „Wunder von Mailand“ (wie 1989, als die Münchner eben dort eine Hinspielniederlage kompensierte?

 

Die Eintracht stürmt erneut Europa

 

Zumindest erarbeiten sich die Frankfurter mit dem 1:1 bei den Tottenham Hotspur eine vorzügliche Ausgangslage fürs heimische Rückspiel nächsten Donnerstag. Eine gmahde Wiesn dürfte es allerdings nicht geben, denn dieses Unentschieden war letztlich doch recht glücklich und einzig und allein der brillanten Torwartleistung von Kaua Santos zu verdanken, der etliche Topchancen der Nordlondoner mit Weltklasse-Paraden zunichte machte. Und doch: Das Halbfinale winkt, wo dann mit Bodo Glimt oder Lazio Rom ein schlagbarer Kontrahent warten würde. Ich darf ja mal weit denken …, vielleicht sogar an einen Titel wie 2022? Wobei ich zugegebenermaßen auch für die Spurs viel übrig habe, meinem derzeitigen Lieblingsteam in der Premier League, großer Seufzer.
Auch im Viertelfinale der Europa League gibt es im übrigen tollen Fußball. Vielleicht nicht so starbesetzte wie die Königsklasse, aber auch hier tolle mannschaftliche Leistungen.. Und dieses erstaunliche Bodo Glimt aus Norwegen, das bei Eiseskälte Lazio mit 2:0 besiegte und vor dem Halbrinaleinzug steht. Eines dieser Fußball-Märchen, die trotz der Überkapitalisierung immer wieder passieren.

Rasenqueen und Rasenking gesucht

Nicht nur Euro und Copa biegen in die Zielgerade ein, sondern auch das Tennisturnier in Wibledon, wo heute und morgen bei Männer und Frauen die Viertelfinalei stattfinden. Und zwar an beiden Tagen je ein Spiel pro Geschlecht auf Centre Court und Court 1Nicht dabei ist allerdings Alexander Zverev, der gestern im Achtelfinale gegen Taylor Fritz eine 2:0-Satzführung verspielte. Er war allerdings klar gehandicapt durch seine im vorigen Spiel erlittene Knieverletzung. Längst nicht so beweglich wie sonst und klar beeinschränkt beim Aufschlag. Bei einem Nicht-GS-Turnier wäre er höchstwahrscheinlich gar nicht angetreten. Schade für ihn, denn er hat seinen Rasenstil gefunden und mit seinem Aufschlag eine unfassbare und kaum zu verteidigende Waffe gehabt, man verzeihe mir diesen kriegerischen Ausdruck.
Jetzt also die Viertelfinali, und alle, die jetzt noch dabei sind, haben auch die Aufnahme in die Elite 8 des Wimbledon-Clubs geschafft. Ich schau mal aufs Tableau.

Männer
Di., 14.30: Jannik Sinner (ITA/1) – Daniil Medwedew (RUS/5) Centre Court
Sinner hatte die härteste Auslosung mit dem echten Test, als er es bereits in,  der 2. Runde mit seinem aufschlagsstarken Landsmann Matteo Berrettini zu tun bekam. Er entledigte sich seiner Aufgaben mit Bravour
Medwedew ist nicht der Rasenspezialist par excellence, aber mit seinem Konterspiel brandgefährlich. Er kann jederzeit Traumbälle spielen. Siehe das Tiebreak im 4. Satz gegen Jan-Lennard Struff

Di., 16:00: Carlos Alcaraz (ESP/2) – Tommy Paul (USA/13) Court 1
Auch Alcaraz hatte schon seinen Tester, als er gegen Francis Tiafoe in den 5. Satz musste. er kann Bälle wie kein anderer spielen und hat das Selbstvertrauen eines Titelverteidigers und frischgebackenen French-Open-Siegers.
Tommy Paul war für viele das Dark Horse schlechthin im Feld, prädestiniert für den ramponierten Rasen in Wimbledon. Ich glaube letztlich aber nicht, dass das für einen Alcáraz reicht.

Mi: Novak Djokovic (Ser/3) – Alex De Minaur (AUS/9) konkrete Ansetzung folgt
Djokovic hatte große Mühe, ins Turnier zu finden, kein Wunder nach der Bänderoperation nur 3 Wochen zuvor. Er hatte das Glück bei der Auslosung, dass ihm gefährliche ungesetzte Spieler wie Berrettini oder Struff erspart blieben und hatte somit Zeit, sich einzuspielen. Jetzt wird er besser und besser, und immerhin hat er schon  7 Wimbledonsiege auf dem Konto. In Bestform ist er noch nicht, aber die kann noch kommen …
Dass er von Alex De Minaur gestoppt wird, wage ich zu bezweifeln. Er ist sicher der Aufsteiger des Jahres, agiert extrem konstant. Aber er hat einfach nicht das Spiel, mit dem er Djokovic wirklich gefährlich werden kann.

Mi.: Taylor Fritz (USA/12) – Lorenzo Musetti (ITA/25)
Taylor Fritz kommt gerade von einem gedrehten Spiel(siehe oben), das er bei allem Respekt vor seiner vorzüglichen Leistung wahrscheinlich gegen einen fitten Zverev nicht gewonnen hätte. Aber er ist in vortrefflicher Form, hat das Vorbereitungsturnier in Eastbourne gewonnen und zeigt tolles Rasentennis.
Musetti habe ich bisher noch nicht gesehen, doch sein Weg ins Viertelfinale war jetzt nicht der schwerste, und er hat trotzdem schon 5 Sätze abgeben in 4 Spielen.  Viele warten schon länger auf seinen Durchbruch,

Tipps, Viertelfinale:
Sinner – Medwedew
Alcaraz – Paul
Djokovic – De Minaur
Fritz – Musetti

Halbfinale:
Sinner – Alcaraz
Djokovic – Fritz

Finale: Sinner – Djokovic

Frauen
Di., 14:00: Lulu Sun (NZL/131) – Donna Vekic (CRO/37) Court 1
Was für ein Tennismärchen – für beide. Sun musste durch die Qualifikation, setzte sich dort in der 2. Runde erst im Matchtiebreak des 3. Satzes gegen die Tschechin Gabriela Knutson durch. Und jetzt nahm sie im Achtelfinale die frenetisch angefeuerte Lokalmatadorin Emma Raducanu aus dem Turnier. Toll, wie sie da die Nerven behielt. Jetzt im Vieretlfinale gegen die genauso erstaunliche Donna Vekic, scheinbar ewig schon dabei. Sie gewann in der 2. Runde gegen das russische Wunderkind Mira Andreewa.

Di., 16.30: Jasmine Paolini (ITA/7) – Emma Navarro (ESP/17) Center Court
Die French-Open-Finalistin Paolini hatte im Achtelfinale sicher großes Glück, weil Madison Keys sich bei eigener 5:2-Führung im 3. Satz verletzte und nicht zu Ende spielen konnte. Ich mag Paolinis attraktives Tennis mit den geraden Schlägen ohne großen Spin, ihr Kämpferherz, ihre erkennbare Freude an ihrem Spiel. Die Aufsteigerin des Jahres bekommt es jetzt aber gegen eine sehr gute Rasenspielerin zu tun. Navarro überzeugte mich sehr im Achtelfinale gegen Coco Gauff und warf auch zuvor Naomi Osaka aus dem Turnier.

Mi.: Jelena Ostapenko (LET/14) – Barbora Kreijcikova (TCH/32)
Das Duell zwweier ehemaliger French-Open-Siegerinnen. Zuletzt hier wie dort sehr schwankende Ergebnisse. Kreijikova tat sich ehre im Doppel hervor, zuletzt siegte sie mit Laura Siegemund in Paris und steht mit der Deutschen auch in Wimbledon im Achtelfinale (so wie Ostapenko an de Seite von Ludmilla Kitschenok aus der Ukraine). Ostapenko ist die Alles-oder-nichts-Spielerin. Wenn ihre Bälle ins Feld kommen, wird es für jede Gegnerin schwierig bis unmöglich, aber oft landen sie halt im Nirgendwo.

Mi.: Lena Rybakina (KAZ/4) – Elina Svitolina (UKR/21)
Die klare Turnierfavoritin gegen die Favoritin der Herzen. Hier Rybakina, Wimbledonsiegerin 22, die bisher ziemlich ungefährdet durchs Feld pflügt und nur gegen Siegemund einen Satz abgab, wahrscheinlich eher aus Leichtsinn. Toller Aufschlag, tolle Grundschläge – das ganze Rasenpaket.
Dort Switolina, mit den Gedanken in ihrer ukrainischen Heimat mit all den Gräueln. Sie wird nicht müde, daran zu erinnern, sogar ein schwarzes Zeichen, eher ein Mahnmal,  trug sie und durfte sie auch tragen. So blöd das vielleicht klingen mag: Angesichts der furchtbaren Ereignisse in ihrer Heimat kann sie sportlich fast befreit aufspielen, denn was kann bei einem Tennisspiel schon Schlimmeres drohen als eben eine Tennisniederlage und nicht das eigene Leben. Sie spielt ja ausgezeichnet, glänzte etwa gegen Ons Jabeur.

Tipps, Viertelfinale
Sun – Vekic
Paolini – Navarro
Ostapenko – Kreijikova
Rybakina – Svitolina

Halbfinale
Sun – Navarro
Rybakina – Krejikova

Finale: Navarro – Rybakina