Alpine Ski-WM in Saalbach, VIII

 

Riesenslalom der Frauen

 

Was für klare Abstände, zumindest auf den ersten beiden Plätzen: Federica Brinonie hatte am Ende 0,90 Sekunden Vorsprung auf Alice Robinson, die Neuseeländerin ihrerseits 1,67 Sekunden auf die Driotte Paula Moltzan. Danach ging es dafür umso enger zu. Hinter Moltzan fehlten der Norwegerin Thea Stjenesund eine Hundertsel auf Bronze und Lara Gut-Behrami sechs Hundertstel.

 

Das Rennen

 

1. Durchgang

 

Meine persönliche Favoritin Sara Hector legte mit einer sauberen, allerdings nicht perfekten Fahrt vor. Fahrt. Dies verdeutlichte die fulminante Federica Brignone, die gleich um 1,43 Sekunden besser war als die Schwedin und am Ende klare Laufbestzeit hinlegte. Allein Alice Robinson blieb mit 67 Hundertstel in der Sekunden-Distanz.
Hervorragend schlug sich Slalom-Spezialistin Lena Dürr mit der Startnummer 20, die bis auf Platz 7 vorfuhr.

 

2. Durchgang

 

Zunächst ein Hunderstelduell zwischen Lara Culturi, Zrinka Ljutic und Lena Dürr, die am Ende gerade mal 6 Hundertel trennten. Klar war allerdings, dass das für die Medaillen nicht reichen würde. Bronze war noch frei, und die sicherte sich am Ende Paula Moltzan hauchdünn vor Stjernesund und Gut-Behrami. Als Alice Robinson im zweiten Durchgang mit Laufbestzeit die ganz klare Führung übernahm, glaubte ich kurz sogar an den Sieg der Neuseeländerin. Doch Brignone zerstreute alle Zweifel und war noch einmal 23 Hundertstel schneller. Der erste WM-Titel der Italienerin, und dementsprechend groß war der Jubel auch bei der Mutter: Rosa Maria Quario war in den frühen 80ern eine der besten Slalomfahrerin der Welt und schaffte zwischen 1979 und 1983 4 Weltcupsiege im Slalom.

 

Ergebnis

 

Gold: Federica Brignone (ITA).   2:22,71
Silber: Alice Robinson (NZL)        + 0,90
Bronze: Paula Moltzan (USA).         2,62

4. Thea Stjernesund (NOR) 2,63, 5. Lara Gut-Behrami (2,68), 6. Sara Hector (SWE) 2,88, … 9. Lena Dürr (GER) 3,56

 

Riesenslalom der Männer, Freitag, 10/13 Uhr

 

Favorit

 

Alles Odi oder was, Odermatt. Der Schweizer ist auf jeden Fall der top-Favorit auf die Titelverteidigung: Wenn Marco Odematt nur einigermaßen runterkommt, da muss auch er erst mal schaffen, dürfte er nicht zu bezwingen sein.

 

Medaillenkandidaten

 

Im Schatten von Odermatt hat sich sein Landsmann Loic Meillard noch einmal gesteigert. Wenn alles wirklich top, top, tiop läuft kann er sogar Odermatt gefährlich werden. Ich habe auch die Norweger Alexander Steen-Olsen und Henrik Kristoffersen auf dem Zettel. Un d warum soll sich Luca Alipandrini nicht von seiner Landsfrau Brignone inspirieren lassen?

 

Sehr zu beachten

 

Lucas Braaten: der gebürtige Norweger, der nun nach einem Jahr Pause für Brasilien startet, dem Heimatland seiner Mutter. Im Slalom vielleicht noch stärker, aber auch im RS mit zwei guten Läufen für eine Medaille gut. Insgesamt scheint das Feld eh viel offener zu sein als das der Frauen: warum also nicht die Krances oder Zubcics dieser Welt.
Thomas Tumler: 35 Jahre musste der Schweizer alt werden für den ersten Weltcupsieg. Erstaunlich, dass ihn die Skigroßmacht Schweiz so lange eine Chance gegeben hat.

 

Die Gastgeber

 

Riesenslalom ist eine eher traurige Disziplin der Österreicher. Lucas Feurstein und Stefan Brennsteiner verdanken ihre beiden Podestplätze in Kransjgar Gora nur den irregulären Bedingungen gerade im 2. Durchgang. Top 5 wäre schon ein tolles Ergebnis.

 

🇩🇪 👓

 

Immerhin: 3 Fahrer kann der DSV auf die Piste bringen. Anton Grammel, Jonas Stockinger und Fabian Gratz können ohne Erwartungsdruck an den Start gehen. Top 15 ist für alle Drei drin. Seids mutig, Burschen!

 

Startliste

 

1 Alexander Steen Olsen (NOR)
2 Loic Meillard (SUI)
5 Marco Odermatt (SUI)
Henrik Kristoffersen (NOR)
7 Thomas Tumler (SUI)
10 Luca De Alipandrini (ITA)
18 Lucas Pinheiro Braathen (BRA)
24 Anton Grammel (GER)
26 Jonas Stockinger (GER)
27 Fabian Gratz (GER)

 

WM 2023 in Courchevel

1. Marco Odermatt (SUI)
2. Loic Meillard (SUI)
3. Marco Schwarz (AUT)

 

WM 1991 in Saalbach

1. Rudi Nierlich (AUT)
2. Urs Kaelin (SUI)
3. Johan Wallner (SWE)

Rudi Nierlich war in dieser Zeit mit Abstand der beste Techniker im österreichischen Team. 2 Jahre zuvor hatte er in Vail die WM-Titel in Slalom und Riesenslalom gewonnen, in Saalbach verteidigte er sein Gold. Doch im Mai desselben Jahres hatte er einen tödlichen Auto-Unfall, als er bei nasser Strecke von der Fahrbahn abkam und gegen eine Hausmauer prallte. Nierlich wurde nur 25 Jahre alt.
Urs Kaelin sollte 1996 eine weitere WM-Silbemedaille gewinnen. Auch bei Olympia in Lillehammer wurde er Zweiter im RS, gerade mal 2 Hundertstelsekunden hinter dem Deutschen Markus Wasmeier.
Johan Wallner: Ich gebe zu, den Namen habe ich völlig verdrängt. Dabei holte er auch in Morioka 1993 (die schauderhaften Wind-und-RegenTitelkämpfe) WM-Bronze. Einen Weltcupsieg errang der Schwede, 1986 berim Slalom in Berchtesgaden.