Blick über den Teich, NBA
Die Saison ist vorbei, und zwar mit dem vor Beginn der Play-offs erwartbaren Ausgang: Das mit Abstand beste team der reguläten Saison, dien Oklahoma City Thunder, haben sich letztlich durchgesetzt in einer sehr spannenden Finalserie gegen die Indiana Pacers. Die Post Season war also keineswegs für die Katz, sondern brachte spannenden und teilweise hocklassigen Sport
OKLAHOMA CITY THUNDER – Indiana Pacers 103:91 (4:3)
Der Schock: Immer blöd, wenn so ein Text mit einer Verletzung beginnt, die zum Sport schlicht dazugehört. Aber der frühe Ausfall von Pacers-Spielmacher und -Superstar Tyrese Haliburton hat die Partie geprägt. Mal abgesehen vom persönlichen Drama (sein Entsetzen, seine spürbare Verzweiflung, als er auf den Boden hieb). Auch die Mitspieler waren sichtlich mitgenommen von der schweren Verletzung ihres Spielmachers. Diskussionen, ob sie mit einem gesunden (der er ja schon vorher nicht war) Haliburton gewonnen hätten, erübrigen sich, sie führen zu nichts (außer endlosen Diskussionen). Die Thunder konnten nur das Team besiegen, das auf dem Parkett stand. Haliburton allerdings bezahlt jetzt schwer für seinen Einsatz, denn sollte sich die erste (Fern)Diagnose Achillessehenriss bestätigen, wird er einen Großteil der nächsten Saison fehlen.
Und die waren zunächst extrem widerspenstig, hielten die Partie bis zur Pause völlig ausgeglichen und gingen sogar mit einem 2-Punkte-Vorsprung in die Kabine. Ihr Coach Rick Carlisle fand die richtigen Schlüssel, und bei den Thunder klappte längst nicht alles.
Doch nach dem Wechsel wendete sich das Blatt relativ schnell. OKC erhöhte den Druck in der Verteidigung und nötigten die Pacers zu vielen Ballverlusten oder ziemlich unkontrollierten Abschlüssen. Einzig der erstaunliche TJ McConnell traf in eine langen Phase überhaupt für die Gäste, der Rest landete nur Fahrkarten. . Anders die Thunder, bei denen gleich 7 Spieler mindestens ein Korb aus dem Feld gelang trotz der ausbaufähigen Dreierquote von 5/13, aber das zieht sich ja schon durch die gesamten Play-offs.
Der Rest war Schaulauafen und Preparieren für die Siegesfeier, die nach der Schlusssirene natürlich besonders ausfiel, war es doch der erste NBA-Triumph der Oklahoma City Thunder, seit sie 2008 aus Seattle (Supersonics) nach Oklahoma City gezogen sind. Ob sich alte Sonics-Fans jetzt überschwänglich mit dem Team freuen, wage ich zu bezweifeln.
Bester der Sieger
Shai Gilgeous-Alexander: 29 Punkte sammelte er und legte satte 12 Assists auf. Die Wurfquote des Kandaiers war ausbaufähig (8/27), erst recht jenseits der Dreierlinie (2/12). Aber Shai leitet das Team, und nur ein Ballverlust spricht auch für sich.
Folgerichtig und keinesfalls überraschend wurde er zum MvP der Finalserie gewählt. Er ist damit der 1. Spieler seit Shaqille O´Neal, der in einer Saison MvP der Finals und Spielzeit wurde und gleichzeitig auch erfolgreichster Korbjäger war. Das schaffte auch ein Michael Jordan (sogar dreimal), aber ein LeBron James oder Kobe Bryant nicht.
Stark beim Verlierer
Bennedict Mathurin und TJ McConnell. Mathurin legte starke 24 Punkte auf und hatte 13 Rebounds, davon gleich 7 am offensiven Brett. Der schon 33-jährige McConnell war im 3. Viertel der einzige, der sich gegen die anbahnende Niederlage wehrte. Insgesamt spielte der Ersatzspielmacher sehr gute Play-offs und auch Finalspiele. Ich lass die gleich 7 Ballverluste jetzt mal gnädig unter den Tisch fallen …
Hier noch ein paar Worte zu Haliburton und seine Verletzung. Die Ärzte rieten von einem Einsatz ab, und in der normalen Saison hätte er mit seiner angeschlagenen Wade wahrscheinlich Wochen pausieren müssen. Doch er wollte unbedingt spielen (wie oft steht er als Teamleader der Pacers in den Finals?) und er war ja in seinen 7 Minuten auch ein Faktor mit seinen 3 Dreiern.
X-Faktor
Mal wieder Alex Caruso. Wie immer kam er von der Bank, wie immer gab er sofort Signalstöße in Verteidigung und Angriff (gleich 2 Dreier). Eindeutig der beste Verteidiger des besten Verteidigung-Teams. Ein brillanter Neuzugang, ähnlich wie auch Center Isaiah Hartenstein
Zahlereien
5 Block schaffte Chet Holmgren mit seinen spinnenlangen Armen. So viele wie noch nie in einem Spiel der NBA Finals, wie schnell erforscht wurde (nicht von mir …).
0 Punkte hatte Obi Toppin. In Spiel 6 führte er die Pacers mit 20 Zählern noch zum Sieg.
4 Kanadier standen im Kader der beiden Teams: Jubeln durften Shai Gilgeous-Alexander und Lu Dort, bedröppelt zurück blieben Bennedict Mathurin und Andrew Nembhard. Wenn die besten Athleten alle Basketball spielen, ist es kein Wunder, dass kein kanadisches Eishockey-Team mehr den Stanley Cup gewinnt …
Hartenstein Watch
Diesmal durfte der deutsche Center wieder starten. Die schnöden Zahlen: 7 Punkte, 9 Rebounds, 4 Assists bei 18 Minuten Einsatzzeit. All diese Werte etwas geringer als seine Saisonstats. Nichtsdestotrotz extrem wichtig fürs Team mit seiner Größe und seinem unbedingten Willen (das sogenannte Huzzle-Play, also der Kampf um freie Bälle ist bei ihm extrem stark ausgeprägt). Wie Caruso ein extrem wichtiger Neuzugang.
Ausblick der Sieger
OKC ist das zweitjüngste Meisterteam seit den Portland TrailBlazers 1997. Zumindest für die nächsten Jahre ist es fantastisch aufgestellt (bis dann die steigenden Gehälter es auseinanderreißen dürften ganz im Sinne der nach Abwecchslung gierenden NBA). SGA ist mit Jokic der beste Spieler der Welt, und solange er bei OKC bleibt, kann es nicht ganz schlecht werden.Andererseits haben sie wertvolle Draftpicks, mit Sama Presti den besten Team-Manager der Liga, der mit Weitblick dieses Team zusammengestellt hat und eben mit Caruso und Hartenstein die genau fehlenden Puzzlestücke fand. Trainer Mark Daigneault ist noch ein junger Coach, der aus diesen Play-offs enrom viel gelernt hat. Der Himmel ist also voller Geigen. Ob das jetzt Titel in Serie werden, kann niemand vorhersagen, dafür ist NBA-Basketball zu vielen Unwägbarkeiten ausgesetzt (siehe die Verletzung von Haliburton).
Und die Verlierer
Den Titel erst in Spiel 7 der Finalserie verloren – knapper geht es kaum. Sie wurden immer unterschätzt (auch von mir). Ein Team mit unfassbar viel Herz, mit einem großartigen Coach Rick Carlisle, der so manchen Kniff fand, der die Gegner zeitweise vor unlösbare Probleme stellte. Aber: kein echter Superstar, vielleicht nicht mal Haliburton. Zwar eine sehr starke Bank, aber diese Spieler trumpfen in der einen Partie weltmeisterlich auf, gingen schon in der nächsten regelrecht unter. Das galt für Toppin, das galt für Mathurin, das galt aber auch für die erste Garde (Siakam, Nesmith, Nembhard, auch Haliburton).
Sollte sich Haliburtons Achillessehnenriss bestätigen, wäre das natürlich für die nächste Saiosn ein herber Verlust (er wäre frühestens im März/April wieder voll fit, siehe auch Jayon Tatum von den Boston Celtics). Andererseits ist die Eastern Conference insgesamt viel schwächer als der Westen, so dass sich die Pacers sogar ohne ihn in die Play-offs wurschteln können. Zumal ja auch die Celtics (Tatum) und die Milwaukee Bucks (Damian Lillard) zwei Spieler mit Achillessehenriss erst mal vorgeben müssen.
Doll!