In nur 2 Tage haben drei große Namen des Fußball diese Welt verlassen, alle viel zu früh: der gewitzte Stürmer, Frank Mill, der so sympathiscge und kenntnisreiche RTL-Reporter Ulli Potofski sowie die Porto-Legende Jorge Costa

 

Frank Mill: ein Fehlschuss machte ihn berühmt

 

Es sind diese Szenen, die mich und alle Fans auch fast 40 Jahren danach völlig ratlos zurücklassen. August 1986, Frank Mill bestreitet am 1. Bundeslgiaspieltag der Saison seine erste Partie für Borussia Dortmund. Und hat ziemlich schnell eine tolle Szene, als er sich filigran und gewitzt an der gersamten Bayermn-Veteidigung samt Schlussmann Jean-Marie Pfaff vorbeischlängelt und nour noch de Ball aus kürzester Entfernung ins Tor schieben muss. Er tut es nicht, sondern beginnt zu überlegen, über was weiß ich: den ersten Jubel im BVB-Dress, wie er sich feiern lässt und mit welcher Geste. es dauerte,und dann schob er den Ball an den Pfosten, vielleicht auch erschchreckt durch den verzweifelt hinterherhechtenden Pfaff. „Eine 4000-prozentige Chance“, befand er später.

Doch sein humorbegabtes Naturell ließ ihn nicht verzweifeln, sondern er konnte über sich und das Malheur herzlich lachen, obwohl wirklich jedes Gespräch mit diesem Thema begann.

Dabei wäre es vollkommen absurd, „Fränkie Mill“ auf diese Szene zu reduzieren. In den 80er- und anfangs der 90er-Jahren gehörte er zu den besten deutschen Stürmern, der sich sogar Weltmeister 90 nennen darf. Beim Championat in Italien absolvierte er allerdings keine Spielminute, was allerdings weniger an seinen Leistungen lag, sondern den beiden Riesen-Angreifern Rudi Völler und Jürgen Klinsmann, an denen es kein Vorbeikommen gab. Und doch wird ihm ein großer Anteil am Triumph zugebilligt; weil er nicht aufmuckte ob seines Reservistendaseins, weil er mit seinem Humor stets für gute Stimmung sorgte. Weil er eben Frank Mill war.

In der Bundeslga spielte er für die beiden Borussen aus Mönchengladbach und Dortmund. Jupp Heynckes als Glandback-Trainer zögerte keine Sekunde, als die Möglichkeit zur Verpflichtung bestand. Mill hatte mit seinen 1,76 Metern zwar kein Gardemaß, aber eine unendlich feine Technik und den nötigen Torinstinkt. So erzielte er für Rot-Weiss Esse in einer Zweitliga-Saison sagenhafte 41 Tore, noch immer Rekord fürs Unterhaus.
Für Gladbach erzielte er von 1981 bis 86 in 153 Partien 71 Treffer, für den BVB von 86 bis 91 in 187 Spielen 41, dazu gab er zahllose Assists, die damals allerdings noch nicht statistisch erfasst wurden. Sein größter Triumph war 1989 der Pokalsieg, als er im Endspiel gegen Werder Bremen 1 Tor und 2 Assists beisteuerte, sein einziger nationaler Titel.
Zwar kam er nur auf 20 A-Ländrespiele ohne tor, dafür führte er als Kampitän der Olympiamannschaft das deutsche Team zu Bronze bei den Spielen 1988 in Südkorea.
Jetzt ist er mit nur 73 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben.

 

Ulli Potofski – die RTL-Stimme mit Schalker Herz

 

Es wäre höchst ungerecht, Ulrich Potofski, für alle nur Ulli, auf die Tätigkeit des Fußball-Reporters -und Moderators zu reduzieren. Er war zu Beginn des Privatfernsehens Mitte der 80er eine der prägenden Figuren des neuen Senders RTL+, zusammen mit Björn Schimpf und der Kunstfigur „Karlchen“. Doch wirklich bekannt wurde er, als er 1988 für RTL die neukonzipierte Sendung „Anpfiff“ konzipierte: die Bundesliga-Zusammenfassung am Samstagabend, die damals erstmals nicht mehr in der ARD lief. Episch lang war das (meiner Erinnerung nach bis zu 3 Stunden) mit Übertragungen, in denen die Reporter das Spiel live übertrugen. Gpnter Netzer war ein fester Bestandteil, lange bevor dieser zusammen mit Gerhard Delling zur Expertenlegende wurde.
Aber für RTL machte er so vieles mehr, regionale Reportagen und auch Tennis. Er war bei den Australian Open und modertierte lange Jahre für das damalige „Premiere“ und später Sky die Tageszusammenfassung von Wimbledon: mit dem ganz egenem Charme, dem ganz eigenen Blick für Land und Leute. Sehr unterhaltsam, manchmal betont albern (ob immer bewusst, sei mal dahingestellt). Ulli Potofski schaffte es, dass er sich nie zum Narren machte, dass er vor allem sich selbst nicht zu ernst nahm. So sprach er mit einem alten Kühlschrank „im Kühlschrank ist noch Licht“, ganz ähnlich wie Axel Hacke in seinen früheren Kolumnen mit seinem „Bosch“ sprach. Ein Multitalent, und nie verleugnete er sein tiefblaues Herz für Schalke 04, dessen Abstieg von einem Bundesliga-Spitzenteam zu einer durchschnittlichen Zweitliga-Mannschaft ihn sichtlich mitnahm.
Für Sky kommentierte er fast bis zuletzt noch Zweitliga-Spiele, dazu betrieb er einen regelmäßigen Podcast. 73 Jahre wurde Ulli Potofski alt, als er am Dienstagabend nach kurzer schwerer Krankreit verschied.

 

Jorge Costa – Herz und Hirn des FC Porto

 

Wahrscheinlich ist der Portugiese hierzulande nicht so bekannt, obwohl er in Deutschland seinen größten sportlichen Erfolg von so vielen Triumphen feierte. 2004 führte der beinharte Verteidiger in der Gelsenkirchener Arena AufSchalke den FC Porto als Kapitän zum Endspielsieg der Champions League gegen die AS Monaco. Als U-20-Spieler war er zudem Mitglied der portugiesischen Weltmeiter um Luis Figo; die so vielversprechende „Goldene Generation“, die dan doch titellos blieb bei EMs und WMs.
Jorge Costa war der Spielführer der vielleicht erfolgreichsten Zeit des ruhmreichen portugiesischen Clubs. 8 Meisterschaften feierte er, 5 Pokalsiege, und ein Jahr vor der Champions League holte sich Porto auch den damaligen UEFA-Pokal, jeweils angeleitet von der Trainer-Legende José Mourinho, für den Porto und seine Erfolge der Grundstein einer Weltkarriere war.
Jorge Costa blieb als Spieler dagegen fast durchgehend beim FC Porto, erst ganz am Ende wagte er 1995 nach 16 Jahren ein Engagement bei Standard Lüttich. Als Trainer war er nicht sonderlich erfolgreich, war eher als Weltenbummler bekannt, den es unter anderen nach Rumänien, Zypern, Gabun und Indien zog.
Erst vor gut 6 Monaten kam er zurück, übernahm beim FC Porto das Amt des Sportdirektors. Noch am Dienstag gab er ein Fernseh-Interview, kurze Zeit später beende ein Herzstillstand sein Leben im Alter von nur 53 Jahren. „Eine unverzichtbare Größe des Vereins“, kondolierte der FC Porto, und Mourinho, mittlerweile Trainer bei Fenerbahce, befand anlässlich der Partie bei Feyenoord: „Er ist Teil meiner Geschichte.  Ich habe seine Kinder kennengelernt, als sie noch wirklich klein waren. Jetzt sind sie groß geworden.“ Und er versprach: „Ich werde jetzt für mein Team da sein. Und danach werde ich weinen.“

 

Mögen alle Drei in Frieden ruhen.