Diese Nachricht versetzte ganz (Fußball)-Deutschland in helle Aufregung: Jürgen Klopp, der gefeierte Trainer, der den FC Liverpool und davor Borussia Dortmund in lange vergangene Höhen zurückführte, kehrt auf die Fußball-Bühne zurück, die für ihn die Welt bedeutet. Unerwartet früh nach seiner selbst auferlegten Pause im Mai, weil seine Batterien leer waren. Aber Klopp und Nichtstun, das passt nicht zusammen, und vielleicht hat (reine Spekulation!) auch seine geliebte Ulla den freundlichen Rat gegeben, nicht ständig zu Hause zu sein …
Doch dass er ausgerechnet beim als Kunstprodukt verschrienes und rein kommerziell arbetenden Red-Bull-Konzern anheuert, wo er als Leiter der Fußball-Abteilung fürs Große Ganze zuständig sein wird, stößt vielen Fans sehr sauer auf. Wie kann „unser Kloppo“ nur der Spur des Geldes folgen?, klagt es allenthalben. Borussia Dortmund, das war und ist doch die „wahre Liebe“, die Reds leben doch Fußball pur in ihrer Anfield Road. Red Bull dagegen? puh: Nur der Gewinnmaximierung dem schnöden Mammon hinterher, das die Roten Bullen mit ihrer widerlichen Plörre (das Zeug ist wirklich ungenießbar) ohnehin mehr als genug verdienen.
Welche Gründe Jürgen Klopp tatsächlich für den Schritt zu Red Bull bewogen haben, sind letztlich seine Sache. Das Projekt klingt nicht uninteressant, zurzeit kriselt es ja ein bisschen bei Red Bull und in den Dependancen Salzburg, Leipzig, New York. Doch die Fußball-Romantiker überhöhen Jürgen Klopp und seine reine Fußball-Liebe ohne jedes finanzielle Interesse ohnehin gewaltig. Man schaue nur in einen normalen Werbeblock (nicht nur) bei Fußball-Übertragungen, wo uns Jürgen Klopp mit seinem markanten Zähne-Grinsen die Vorzüge dieser Biermarke, jener Geldanlage und vieler Produkte mehr anpreist. Sein gutes Recht, derlei Angebote anzunehmen, aber halt auch finanzielle Gewinn-Maximierung.
Und die vermeintlichen allein dem Fußball-Herzen sich verpflichtenden Ex-Vereine? Borussia Dortmund: der einzige börsennotierte Club in Deutschland. FC Liverpool: Seit Jahren in den Händen eines US Investors, der weltumspannenden Fenway Gruppe, der unter anderem auch die Baseballer der Boston Red Sox gehören. Hier wie dort hat er sich fürstlich alimentieren lassen.
Es ist also ein ganz gewöhnlicher Schritt des selbsternannten „Normal One“, den Jürgen Klopp gegangen ist. Interessant wird sein, ob er sich tatsächlich wie angekündigt aus dem Tagesgeschäft heraushält. Salzburg anywhere, wo sein Liverpool-Assistent Pep Lijnders anheuerte und große Probleme hat. Dann ist ja noch das Projekt deutsche Nationalmannschaft, von dem zumindest der Boulevard spätestens für die Zeit nach Julian Nagelsmann träumt (also 2026 oder 28). Erst hieß es, Jürgen Klopp habe eine Ausstiegsklausel für den DFB, doch zumindest das Fachblatt „Kicker“ bestreitet das Existieren einer solchen. Letztlich egal, denn wenn es Klopp tatsächlich Richtung Nationalmannschaft drängt, werden sich auch hier Lösungen finden, egal was in Verträgen so steht. Fußball 2000 halt.
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