Blick über den Teich, NBA

 

Mein (extrem windiger, aber wunderbarer) Lanzarote-Urlaub ist vorbei. Höchste Zeit, dass ich mich hier wieder melde. Wie es sich für mich gehört, schaue ich erst mal zu den Play-offs der NBA.

Jeweils 4 Spiele sind in den Serien absolviert. Zwei sind bereits entschieden (Cleveland vs Miami und OKC vs Memphis), Fünfmal steht es 3:1, wobei die Timberwolves  (vs die LA Lakers) und die GS Warriors (Houton) als schlechter gesetzte Teams führen. Am spannendsten geht es zwischen den Denver Nuggets und den LA Clippers zu. Nicht nur, dass beide Teams je zweimal gewonnen haben, die Begegnungen waren auch extrem eng.
Anmerkung: Die jeweils ersten 3 Partien habe ich nur in Zusammenfassungen gesehen.

Die Serien im Einzelnen

 

EASTERN CONFERENCE

 

(1) CLEVELAND CAVALIERS – (8) Miami Heat (Endstand: 4:0)

Ich hatte a ganz leichte Zweifel, wie es um die Cavs bestellt ist in der Post Season. Diese Zweifel haben sie mit einem beeindruckenden sweep gegen die Miami Heat weggefegt. Das 138:83 in Spiel 4 war dann der Statement Sieg, den die Konkurrenz vor allem aus Boston registriert haben dürfte. Allenfalls in Spiel 2 hatten die Cavaliers ganz leichte Probleme, aber am Einzug ins Viertelfinale gab es nie einen vernünftigen Zweifel.
Miami seinerzeit konnte nie  ihre „Heat Culture“ zeigen, also die besondere Stärke in den Play-offs, auch weil die Anführer Tyler Herro und Bam Adebayo unter den Erwartungen blieben.

Bester Mann

Jemanden bei den Cavs herauszuheben, wäre angesichts der Ausgeglichenheit und Tiefe des Teams unfair. Aber Donovan Mitchell würde ich als Coach in jeder heiklen Situation gerne den Ball in die Hand geben.

 

(2) Boston Celtics – (7) Orlando Magic (Stand: 3:1)

 

Die klaren Favoriten aus Boston führen zwar, aber bisher finde ich das nicht wirklich überzeugend, was sie da zeigen. Fernvergleiche gerade im Basketball sind zwar widersinnig, aber Celveland fand ich sehr viel stärker.. Für die Serie gegen die Orlando Magic dürfte es reichen (wahrscheinlich schon mit einem Heimsieg heute Nacht im TD Garden), aber eine klare Steigerung muss her.
Die Magic gefallen zwar wie gehabt mit einer starken Defense, aber offensiv ist das manchmal schwer anzuschauen. Wenig Team-Basketball, oft nur Einzelleistungen und die bekannte Schwäche von der Dreierlinie; das Fehlen von Jalen Suggs und auch Moe Wagner wirkt sich extrem aus.

Bester Mann

Jayson Tatum ist der klare Führungsspieler der Celtics. Ohne ihn in Spiel 2 hat der Titelverteidiger extrem gewankt und sich nur dank der Routine gerettet. Erstaunlich für mich, dass auch die Celtics von der Dreierlinie für ihre Verhältnisse schwächeln.

🇩🇪 👓

Franz Wagner spielt ordentliche bis sehr gute Play-offs. In Spiel 3 war er mit 32 Punkten Matchwinner. Doch leider klappt das Zusammenspiel mit Co-Star Paulo Banchero weiter nicht optimal. Hier wird man sich für die nächsten Jahre etwas einfallen lassen müssen

Ausblick

Alles andere als ein Weiterkommen der Celtics wäre eine Sensation: Aber sie werden sich danach gehörig steigern müssen für ihr Un ternehmen Titelverteidigung.

 

(3) New York Knicks – (6) Detroit Pistons (3:1)

Mit ein bisschen mehr Glück in der Schlussphase in ihren beiden Heimpartien  könnten auch die Pistons mit 3:1 Spielen führen. Ein Mix aus fehlender Erfahrung und Zauberwürfen der Knicks (Brunson, Towns) und eine zumindest strittige Schiri-Entscheidung verhinderten zumindest einen Heimerfolg in Detroit.
So kann New York ebenfalls heute Nacht im Garden die Serie beenden, die zum Teil besten Eastern-Conference-Playoff-Basketball zeigt mit harter Defense.

Bester Spieler

It´s Play-off-time und damit auch Zeit für Jalen Brunson. Der knüpft fast nahtlos an die tollen Partien des vergangenen Jahres an. 33 Punkte hat er im Schnitt aufgelegt.
Bei den Pistons, wo fast alle Spieler Play-off-Neulinge sind, gefällt Cade Cunningham am meisten. Allerdings leistet er sich schlicht zu viele Ballverluste (6/Spiel). In so engen Partien kann das ausschlaggebend sein.

🇩🇪 👓

Dennis Schröder gehört zu den erfahrensten Pistons. Er kann sehr gut auf den Ball aufpassen. Allerdings blieb er gerade in Spiel 4 arg zurückhaltend, verweigerte einige Würfe aus aussichtsreicher Position.

Ausblick

3 Matchbälle für die Knicks, da sollte sich einer ausgehen. Abschreiben würde ich die Pistons allerdings keineswegs. Ihnen gehört auf jeden Fall die Zukunft.

 

(4) Indiana Pacers – (5) Milwaukee Bucks

Auf dem Papier war das die offenste Serie im Osten. Doch jetzt spricht alles für die Pacers nach dem klaren Auswärtssieg in Milwaukee in Spiel 4. Zumal die Bucks jetzt auf Damian Lillard verzichten müssen, der sich früh in Spiel 4 die Achillessehne riss – vielleicht sogar sein Karriere-Ende. Somit fehlt der Co-Star von Giannis Antetukuonpo, der ihn mit seinen Dreiern und Zug zum Korb entlastet.

Bester Mann

Tyrese Haliburton hat mir ausnehmend gut gefallen in dem sehr ausgeglichenen Pacers-Team (gleich 6 Spieler punkten zweistellig im Schnitt). 12,5 Assist stehen nur 2,5 Ballverlusten gegenüber, ein herausragender Wert. In der Verteidigung auffallend: Miles Turner mit 2,8 Bocks/Spiel.
Giannis allein auf weiter Flur mit Monsterstats (33,8 Punkten, 14 Rebounds). Leider zu wenig.

Ausblick

Die Pacers werden es klar richten. Wichtig für sie wäre es allerdings, alles schon in Spiel 5 klarzumachen, umd Kräfte zu sparen für das Unterfangenen Cleveland.

 

WESTERN CONFERENCE

 

(1) OKLAHOMA CITY THUNDER – (8) Memphis Grizzlies (Endstand: 4:0)

 

Letztlich eine klare Sache für die Thunder, dem klar besten Team der Hauptrunde. Nur in Spiel 3 bei den Grizzlies leisteten sie sich eine sehr schwache erst3 Hälfte, lagen mit 26 Punkten zurück. Doch es gelang das Comeback, dem größten der Play-off-Geschichte. Der Rest war letztlich Formsache, obwohl auch das zweite Spiel in Memphis umkämpft war. So konnten die Thunder Kräfte sparen für die nächsten Runden, doch diesbezüglich mache ich mir angesichts des ausgeglichenen Kaders keine Sorgen.

Bester Mann

Shai Gilgeous-Alexander sammelte wie erwaretet die meisten Punkte. Doch er hielt sich mit 27,8/Spiel sogar noch zurück. Co-Star Jaylen Williams war klar zweite Option.

🇩🇪👓

Isaiah Hartenstein war in seiner ersten Play-off-Serie für die Thunder gleich der beste Rebounder. Vor allem die 3,3 am offensiven Brett sind ein starker Wert. Wurftechnisch hielt er sich zurück.

 

(2) Houston Rockets – (7) Golden State Warriors (1:3)

 

Schreibe nie die Warriors ab in den Play-offs. Gleich das erste Spiel in Houston klauten sie, und in zwei aufreibenden Partien zu Hause in San Francisco verteidigten sie den Heimvorteil. Gerade Spiel 4 gestern Nacht war ein echter Genickschlag für die Rockets, die teilweise schon mit 10 Punkten führten. Mann des Abends war Brandon Podziemski mit 26 Punkten, davon 6/11 Dreier.
Letztlich waren die Rockets bisher zu unbeständig, es gibt Phasen, da geht gar nichts beim jungen Team, und das ist auch völlig normal. Nur leider desaströs gegen die  abgezockte Truppe der Warriors um Steph Curry, Draymond Green und Play-off-Jimmy Butler.

Bester Mann

Steph Curry, obwohl er in Spiel 4 nicht den besten Tag hatte. aber der Mann trifft immer noch brillant von der Dreierlinie und bindet immer einen Verteidiger.

Ausblick

Es wird extrem schwer für die Rockets, aber auch hier: Es ist nicht unmöglich. Vor allem wenn Big Men der Texaner noch besser dem Spiel ihren Stempel aufdrücken können, weil die Warriors größenmäßig unterlegen sind. Aber dreimal in Folge – puh.

 

(3) Los Angeles Lakers – (6) Minnesota Timberwolves (1:3)

4 kribbelnde Spiele. Perfekt natürlich für die Wolves, dass sie gleich die erste Partie in LA gewannen. Dass sie den Heimvorteil mit 2 knappen Siegen im Target Center transportieren würden, war nicht unbedingt zu erwarten.
Hauptproblem der Lakers: die schwache Bank, der Traine JJ Reddick auch überhaupt nicht mehr vertraut. So ließ er in Spiel 4 die Starting Five die komplette 2. Halbzeit durchspielen mit der Folge, dass Luka Doncic und Co am Ende die Kräfte ausgingen und nichts mehr trafen.

Bester Mann

Anthony Edwards: Er steigert sich von Partie zu Partie, was Punkte und Trefferquote betrifft. Die 43 Zähler in Spiel 4 waren ein Statement. Er wird aber auch bestens assistiert von Julius Randle und den starken Bankspielern Naz Reed und Donte DeVincenzo.
Bei den Lakers legt Luka Doncic grandiose Zahlen auf und ist schon der Teamleader. Doch wie LeBron James hat auch der Slowene nur endliche Kräfte, auch wenn ich mir da beim 40-jöhrigen James gar nicht so sicher bin, so stark spielt er immer noch.

Ausblick

Alles spricht für die Wolves, vor allem natürlich der 3:1-Vorsprung. Wenn die Lakers nicht irgendwen von der Bank finden oder einen Jungbrunnen, wird es verdammt schwer, zumal 3 Spiele in nur 5 Tagen angesetzt sind. Aber ich mach bestimmt nicht den Fehler, die Lakers abzuschreiben.

 

(4) Denver Nuggets – (5) Los Angeles Clippers (2:2)

Die am meisten elektrisierende Serie. 3 der 4 Partien wurden praktisch mit der Schlussekunde entschieden. Der Buzzerbeater-Dunk von Aaron Gordon nach pass von Nikola Jokic zum Sieg in Spiel 4 war der erste dieser Art in der Play-off-Geschichte. Genauso Thilling waren die anderen Partien zweier absolut ebenbürtiger Teams.

Bester Mann

Nikola Jokic: Wer sonst als der Superstar der Nuggets. Seine Monsterstats der 4 Partien im Schnitt lauten 28,5 Punkte, 13,5 Rebounds und 10,5 Assists. Praktisch jeder Angriff von Denver läuft über ihn.
Die Clippers haben dem sehr guten Team-Basketball entgegenzusetzen. Kawhi Leonard wirkt fit wie noch nie seit dem Triumph mit den Raptors 2019. Sie haben wenig bis nichts falsch gemacht (außer diesen Jokic zu vergiften oder so …).

Ausblick

Für mich ist nicht vorherzusagen, wer weiterkommt. Für Denver spricht der Heimvorteil und Nikola Jokic. Gegen Denver spricht die totale Abhängigkeit von Nikola Jokic. Es ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber sogar der Serbe kann ja mal einen schwächeren Tag erwischen. Ohne ihn läuft absolut nichts, da würden die Nuggets wahrscheinlich nicht mal gegen ein BBL-Team gewinnen.
Die Clippers haben mir insgesamt ein bisschen besser gefallen (und auch den einzigen klaren Sieg der Serie gelandet). Wenn ich wetten müsste, würde ich die Nuggets nehmen.