Natürlich: Der Rumble in the Jungle fällt mir als erstes ein. Im Oktober haben wir wegen des 50. Jahrestages alle noch einmal an jenen legendären Boxkampf vor den Toren Kinshasas gedacht, als Muhammed Ali in einem epischen Fight den klaren Favoriten in der 7. Runde George Foreman auf die Bretter schickte. Eines der größten singulären Sportereignisse der Geschichte, dem der große Autor Norman Mailer „The Fight“ widmete, vielleicht die beste und bestgeschriebene Sportreportage jemals.
Jetzt ist George Foreman im Alter von 76 Jahren gestorben, friedlich im Kreis der Familie, wie diese bekannt gab. Und mit ihm ist auch der letzte der Großen Drei nicht mehr bei uns: Ali, Joe Frazier und eben Foreman, sie prägten das Geschehen; mindestens 3 Generationen waren ihrem Zauber lange vor dem World Wide Web erlegen, wenn sie nur ein ganz kleines bisschen sich dem Sport zuwandten. Überall auf der Welt.
Ich habe George Foreman 1973 erstmals mit Bedacht gesehen, als er den damals von mir verehrten Joe Frazier (ich war neun oder zehn) in einem fürchterlich einseitigen Kampf in den ersten beiden Runden sechsmal zu Boden schlug, ehe der Ringrichter ein Einsehen hatte und das Gemetzel abbrach.
Die Niederlage gegen Ali ein Jahr später war die erste in Foremans Profikarriere, im 40. Kampf (37 (K.o.. ). Doch er rappelte sich auf, auch wenn ganz große Souvärenität verschwunden war. Die Kämpfe wurden mühsamer, und 1977 kassierte er eine demütigende Niederlage gegen einen gewissen Jimmy Young, den er in seiner besten Zeit ohne Federlesens auf die Bretter geschickt hatte, höchstwahrscheinlich schon in der 1. Runde.
Ein Zeichen für Foreman, dem gefährlichen Boxen Good bye zu sagen, zumindest vorerst. Er wurde Laienprediger, zog durchs Land und predigte im Namen Jesus Christus über Liebe und Vergebung. Der gefürchtete Schläger im Ring war jetzt die Sanftmut in Person.
Doch irgendetwas schlummerte noch in ihm, er hatte mit dem Boxsport noch eine Rechnung offen. So startete er in den 90ern ein Comeback. Zunächst bezwang er reines Fallobst, doch 1994 gewann er gegen Michael Moorer noch mal einen WM-Fight. 20 Jahre nach Kinshasa wurde er noch einmal Weltmeister, ein unfassbares Comeback.
Diesen WM-Titel musste er verteidigen, und im April 1995 kam es zum WM-Match gegen Axel Schulz. Axel Schulz aus Frankfurt Oder, aus Deutschland, wo der Boxsport wegen all der Maskes, Michalczewskys, Rocchigianis etc einen unglaublichen Boom erlebte mit unfassbaren Einschaltquoten. Alex Schulz schien der richtige Gegner für Foremans Titelverteidigung; viel Aufsehen und Buhei, aber recht wenig Gefahr, so dachte das Foreman-Lager. Doch der „sanfte Riese“, wie Axel Schulz ob seiner überschaubaren Schlagkraft genannt wurde, liefert den Kampf seines Lebens, hatte Foreman am Rande des Knockouts. Doch Foreman rettete sich bis zum Schlussgong (Schulz´ fehlende Schlagkraft!), und danach retteten ihn die Kampfrichter und erkannten mit 2:1 Stimmen auf den Sieger Foreman, der seinen Titel behalten durfte. Je nach Sichtweise ein glücklicher Sieg oder ein skandalöses Urteil (herrschende Meinung in Deutschland). Für Foreman erneut das Zeichen, dass es nun gut sei mit der Boxerei; zu einem Rematch kam es nie, und der Amerikaner verlor kampflos seinen Titel. Nun konnte er sich voller Elan seinen Geschäften zuwenden, ein von ihm vermarkteter Elektrogrill erzielte Rekordabsatz.
Ich bin1997 nach Frankfurt Oder gekommen. Dieser Schulz-Kampf hat die boxbegeisterte Stadt (Wolke, Maske) lange nicht losgelassen. Ich hatte das Vergnügen, Jürgen Losenky, den damaligen Reporter der Märkischen Odezeitung, der live zu diesem Kampf fliegen durfte, kennenzulernen. Wie die gesamte Sportredaktio rollte er nur die Augen über das Urteil, schwärmte aber über das Geschehen in Vegas und auch über George Foreman. Zum 30. Jahrestag des Fights wollte Schulz im April offenbar in die Staaten reisen und George Foreman besuchen, dazu wird es jetzt nicht kommen.
Für alle, die in den 1970ern in Deutschland früh aufgestanden sind, um Muhammed Ali, Joe Frazier und George Foreman live zu verfolgen, ist jetzt eine Ära endgültig zuendegegangen. Die Erinnerung an ganz große Kämpfe wird allerdings bleiben. Und an ganz große Persönlichkeiten.
Genau. So. Danke für diesen Nachruf