Tod eines Trainer-Giganten
Für mich hat Cesar Luis Menotti vielleicht als erster nicht-deutscher Trainer bleibenden Eindruck hinterlassen. 1978 war das, als er Argentinien in seinem Land, in dem die Militär-Junta furchtbare Verbrechen beging an kritischen Geistern, zum WM-Titel führte. Den Aufschrei gegen dieses Regime habe ich nicht mitbekommen, wollte ich vielleicht nicht mitbekommen. Und so drückte ich den Argentiniern die Daumen, die grandiose Atmosphäre in den Stadien, wo vor der Partien das Unmengen von Papierschnitzeln in die Höhe warf, die nur notdürftig vom Spielfeld geräumt wurden. Ein Brauch, der in den folgenden Jahren auch in der Bundesliga und anderen europäischen Ländern gepflegt wurde
Auf der argentinischen Bank saß ein kettenrauchender, schlanker, ja dünner Mann. El Flacco, der Dünne, wurde er genannt. Er ließ mitreißenden Fußball spielen. Im Endspiel gegen Holland verhinderte nur der Pfosten in der schlussminute Rob Rensenbrinks Siegtreffer für Oranje.
Später fiel er mir durch extrem intelligente Interviews auf, die weit über den Fußball hinausgingen. Er liebte nicht nur seine Zigaretten, sondern auch den Tango, den Wein, die argentinische Lebensart, von der er auch in seine europäischen Stationen nicht lassen wollte. In Barcelona verlegte er das Training extra auf den späteren Abend.
Jetzt ist die Stimme, die so viel Kluges über Fußball, Gott und die Welt zu erzählen wusste, für immer verstummt. Es war erstaunlicherweise nicht so sehr die Lunge, die sein Leben im Alter von 85 Jahren beendete, sondern ein Sturz in seinem Haus und folgende Blutarmut. Nach Maradona ist er für mich der wichtigste Argentinier im Fußball.
Deutsches Finale winkt
Borussia Dortmund reist mit einem 1:0 zum Halbfinalrückspiel nach Paris, Bayern München war ein mindestens ebenbürtiger Gegner von Real Madrid. Am Mittwoch in der spanischen Hauptstadt geht es nach dem 2:2 wieder bei Null los, weil die Auswärtstorregel vor ein paar Jahren gekappt wurde. Alles ist in der Champions League also möglich. Ein rein deutsches Finale in Wembley wie 2013, aber auch eines ohne Beteiligung aus Germany.
Praktisch sicher im Finale der Europa League steht Bayer Leverkusen nach dem 2:0 in Rom. Das anvisierte Triple wird zunehmend konkret.
Köln am Abgrund
Da an der Tabellenspitze praktisch alles entschieden ist, konzentriert sich das Interesse auf den Abstiegskampf. Nach dem sicheren Abstieg von Darmstadt 98 sieht es auch für den 1. FC Köln sehr düster aus. 5 Punkte beträgt der Rückstand auf Platz 16, gar 6 auf Platz 15. Eine allerletzte Chance gibt es nächsten Samstag im Heimspiel gegen den 1. FC Union. Die Berliner ihrerseits kommen mit einem neuen Trainer. Nach dem 3:4 gegen VfL Bochum feuerten sie Nenad Bjelica, den sie erst im November als Nachfolger des glücklosen Urs Fischer geholt hatten. Bjelica hatte anfangs durchaus Erfolg, Union schien schon gerettet, aber eine zuletzt schwarze Serie mit nur 2 Punkten in 6 Spielen brachte Union in allerhöchste Gefahr. Und da man sich von Bjelica ohnehin zum Saisonende trennen wollte, zogen die Verantwortlichen halt ein paar Wochen vorher ie Notbremse.
Kiel und Pauli praktisch am Ziel
Nur noch theoretisch können diese beiden Teams von den ersten (direkten Aufstiegs)plätzen verdrängt werden. Zumindest verhinderte der HSV im Hamburger Derby am Freitag mit dem 1:0, dass die Paulianer im Volksparstadion den Aufstieg auch rechnerisch perfekt machen konnten. Pauli half aber mit einer seltsam lustlosen Leistung. Der HSV selbst liegt 4 Punkte und 13 Tore hinter Fortuna Düsseldorf und Platz 3. Nur Fantasten träumen da noch von der Relegation.
Turnier der Maladen
Zumindest das Endspiel des Tennis-Masters der Männer konnte zu Ende gespielt werden. In einem mitreißenden Dreisatz-Krimi gewann der Russe Andrej Rublew gegen den Felix Auger-Alliasime. Der Kanadier kam auch deshalb ins Endspiel, weil gleich drei seiner Gegner entweder gar nicht erst antreten konnten (Jannik Sinner) oder die Partie aufgaben (die beiden Tschechen Jakub Mensik und Jiri Lehecka).
Auch Daniil Medwedew musste w.o. geben, wie die Österreicher die Aufgabe so charmant nennen (steht für walkover). Und die Spanier Rafael Nadal (wahrscheinlich bei seinem letzten Auftritt in Madrid) und Carlos Alcaraz waren von ihrer Bestform noch entfernt.
Das spektakulärere Tennis boten die oft im Schatten stehenden Frauen. Die Weißrussin Aryna Sabalenka erwies sich als besonders widerstandsfähig und sicherte sich den Turniersieg. Dabei gelang ihr das Kunststück, sowohl im Halbfinale gegen Lena Rybakina als auch im Finale gegen Iga Swiatek im Tiebreak des 3. Satzes zu gewinnen (gegen Swiatek wehrte sie gar einen Matchball ab.
Erstaunliche Endspielpaarung im Snooker
Jak Jones gegen Kyren Wilson – auf dieses Duell wäre ich, aber wahrscheinlich die meisten Experten, nicht als letztes Duell 24 im Crucible Theatre gekommen. Noch heute Abend gibt es also einen neuen Weltmeister. Vor dem letzten Abschnitt führt Wilson mit 15:10, braucht also noch 3 Siege
Bayern ist doch noch Meister
Nämlich die Fußball-Frauen. Es passt zu den Kuriositäten des Sports, dass die Münchnerinnen den Titel ausgerechnet mit einem Sieg bei Bayer Leverkusen fixierten. Schon gibt es Spötter (?), die Erfolgstrainer wörle zu den Männern befördern (im doppelten Wortsinn) wollen. Denn die kassieren auf der Suche nach einem Tuchel-Nachfolger Korb für Korb. Apropos Körbe. Auch die Basketballer sind klar auf Titelkurs: Nach einem deutlichen Sieg gegen Dauerrivale Alba Berlin werden sie die Saison als Erster beenden. Den Titel müssen sie dann allerdings in den Play-offs holen.Und sonst?
– kein Sieg für Max Verstappen: In Miami wurde der Holländer tatsächlich mal auf der Strecke besiegt. Lando Norris im McLaren fuhr zu seinem ersten Grand-Prix-Sieg, profitierte von einer für ihn optimalen Safety-Car-Phase. Nach der Siegerehrung lobpreiste er den in der Box auftauchenden Donald Trump. So kann man es sich mit mir verderben.
– aber ein Sieg für Luke Littler: Der Vizeweltmeister gewann den Premier-League-Abend in Aberdeen
-Sturm Graz vorm Triumph: Selbst kamen die Steirer zwar nicht über ein Remis in Hartberg hinaus. Stunden später durften sie ausgelassen jubeln, weil der einzige Verfolger RB Salzburg mit 0:2 bei Rapid verlor.
– Meister auf dem Sofa: Dort saßen die Spieler von Real Madrid, als der FC Barcelona mit 2:4 beim FC Girona verlor. Zum ersten Mal seit Langem dürfte Barca damit nicht al mehr kataloniens bestes Team sein. Irgendwann werden sie schon mal hinter Espanyol platziert gewesen sein.
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