Su Weides Drama

Olympia – das ist Drama. Und ich leide plötzlich mit Sportlern mit, von denen vorher noch nie gehört habe und deren Nationen mir auch nicht besonders sympathisch sind aus politischen, sportpolitischen und sonstigen (Doping?!) Gründen. Der Turner Su Weide passt genau in diese Kategorie. Ein Chinese, die bei mir fast unter Generalverdacht des Dopings stehen. Den gestrigen Tag würde er am liebsten auslöschen. Mit 3 Punkten führte sein Team vor seiner abschließenden Reckübung. Er musste sie nur noch durchturnen, wie es so unschön heißt. Und was passierte? Er stürzte beim ersten Flugteil, 2 Punkte Abzug. Und verfehlte die Stange beim 2. Flugteil, noch mal 2 Punkte Abzug – und das Gold war dahin, und ausgerechnet der Erzfeind Japan durfte ungläubig über Platz 1 jubeln. Wer den chnesischen Sportdrill kennt und die Erbarmungslosigkeit des Systems kennt, weiß, dass auf Su Weide keine schöne Zeit wartet. Wobei ich mir wie viele Reporter die Grage stelle, warum er nicht jegliches Risiko vermieden hat, also keine Flugteile, um einfach nur das Gold abzusichern. Da dürfte sich auch der Trainerstab einiges anhören müssen.

Gold für Chipmunk

Bei allen Reitwettbewerben wird ja immer hübsch debattiert, wie viel Anteil das Pferd und der Reiter hat. Unvergessen aus Erzählungen die legendäre Halla, die 1956 den schwer angeschlagenen Hans-Jürgen Winkler zu Gold führte. Auch Chipmunk muss in die Ahnengalerie grandioser Pferde aufgenommen werden, genau wie  Michael Jung in die der tollen Vielseitigkeitsreiter. Jung führte vor dem abschließenden Sprungdurchgang, brauchte einen fehlerlosen Ritt und schaffte ihn. Dank Chipmunk, wie Jung später nicht müde wurde zu beteuern. Der habe einige Reitfehler kompensiert. Wahrscheinlich war es Chipmunk einfach zu blöd, in ein Hindernis zu rauschen. Dann lieber drüberhüpfen. Die Alternative, Herrn Jung abzuschütteln, wurde ihm offenbar erfolgreich abtrainiert. Egal wie: Michael Jung triumphierte zum dritten Mal in einem olympischen Einzelwettbewerb in der Vielseitigkeit, dazu Gold und Silber 2012 und 2016 mit der Mannschaft. Eine Teammedaille blieb ihm versagt, weil ein Kollege beim Geländeritt kurz vorm Ziel stürzte. Und für Chipmunk gab es ein paar Extra-Karotten.

Unglaubliche Basketballerinnen

Den deutschen Frauen wurde nicht wirklich viel zugetraut in ihrer Gruppe mit den unbesiegbaren USA und Europameister Belgien. Allein die Qualifikation sei ein riesiger Erfolg, hieß es etwas gönnerhaft. Das sahen die Spielerinnen völlig anders, und in ihrem ersten Spiel besiegten sie die völlig überraschten Belgierinnen. Von Beginn an führten sie klar, und sie ließen sich am Ende auch nicht durch die Verletzung von Nyara Sabally aus dem Konzept bringen. Die erlitt bei einem  Zusammenprallmit Teamkollegin Leonie Fiebig eine leichte Gehirnerschütterung. Ob sie noch mal zum Einsatz kommt, ist nicht sicher. Doch die Chancen fürs Viertelfinale stehen jetzt sehr gut, da Japan in dieser Form zu schlagen sein müsste. Das Spiel vs die USA dürfte eher eine Lehrstunde sein.

Und sonst?
– Begeisterung in der Fechthalle. Im Säbelfinale der Frauen standen sich mit Marie Apitit-Brunet und Sara Balzer zwei Französinnen gegenüber. Die Erstgenannte siegte, aber die beiden Trainingskolleginnen feierten ausgelassen gemeinsam.
– Zielsichere Koreaner: Das Bogenschießteam gewann auch bei den Männern. Die Franzosen hatten im Finale trotz eigener guter Leistungen gegen die Zehner-Serien der Asiaten keine Chance.
– Thomas Pidcocks Parforceritt: Mit dem Mountainbike fing er mit einem fantastischen Endspurt den Führenden Victor Koretzky noch ab. Schade, dass den Mountainbikern nur jeweils ein Wettbewerb bei Frauen und Männern vergönnt ist. Warum nicht eine Staffel oder ein Vierer oder ein Sprint? Wenn der Parcours schon mal gebaut ist …

🇩🇪👓
– Viel Blech: Slalom-Kanute schrammte als Vierter im Canadier  ebenso an einer Medaille vorbei wie Schwimmer Lukas Märtens als über 200 Meter Freistil. Tasiadis verlor nach einem Fehler zu viel Zeit und musste tatensols zuschauen, wie der überragende Franzose Nicolas Gestin zu Gold paddelte und ihn auf Platz 4 drückte. 400-Meter-Olympiasieger Märtens suchte sein Heil in der Flucht, führte gar nach 150 Metern, doch die letzte Wende verpatzte er, und auf der letzten Bahn verließen ihn die Kräfte. Es siegte das rumänische Schwimm-Wunderkind David Popivici. Über 100 Meter Brust schwamm holte der Italiener Ceccon überraschend Gold und schon das zweite für Italien bei diesen Spielen.
– Niederlage der Hockey-Frauen: Gegen den Top-Favoriten Holland schlug sich das Team aber beim 1:2 mehr als beachtlich, führte gar im 4. Viertel, doch eine verwandelte Strafecke und ein Schuss aus kurzer Distanz brachten noch die Wende. Doch mit diesem starken Auftritt haben die Danas ihre Medaillen-Ambitionen unterstrichen.