Blick über den Teich, NFL
Das war „meine“ NFL, so wie ich sie mag. Unvorhersehbar, voller Überraschungen. Erkenntnisse, die ich und Leute, die sich viel besser auskennen, gerade gesammelt habe, sind das Papier nicht wert beziehungsweise die Podcast-Zeit. Ich kann das an meinen eigenen Tipps immer ganz gut ablesen, die oft, aber nicht immer, der Mehrheit entsprechen. Am ersten Spieltag hatte ich 14 der 16 Sieger richtig vorhergesagt, am zweiten waren es nurmehr 7 von 16. Bei manchem Spiel lagen bei espnpigskin mehr als 90 Prozent der Mit-Wetter daneben. Der gemeinsame Tippfehler: Es wird von einem desaströsen Auftritt auf eine desaströses geschlossen und umgekehrt, gerade zu Saisonbeginn. Overreaction, denn auch schwächere Teams haben per se gute Footballspieler.
Zwei Konstanten allerdings scheint es weiter zu geben
1. Die Carolina Panthers sind nach wie vor unterirdisch. Nach dem 10:49-Desaster gegen die New Orleans Saints verloren sie zu Hause mit 3:26 gegen die Los Angeles Chargers. Ein Netrating (Punktverhältnis) von -60 nach 2 Spieltagen – das ist rekordverdächtig. Was für eine traurige Ansammlung, die armen Zuschauer in Charlotte ertragen müssen auch diese Saison. Ob weiterhin 70 000 in die heimische Arena pilgern wie am Sonntag, wage ich zu bezweifeln, zumal die Wege für Schlachtenbummler zu weit sind.
2. Die Kansas City Chiefs gewinnen weiter Spiele, die sie eigentlich nicht gewinnen können. Irgendwelche magischen Kräfte helfen ihnen dabei. Diesmal ein extrem ineffizienter Gegner: Die Cincinatti Bengals kamen zwar relativ leicht übers Feld, doch in der Red Zone wandelten sie ihre Überlegenheit in zu wenige Touchdowns. Dennoch hätten sie das Spiel gewinnen müssen weil sie mit zwei Punkten führten und die Chiefs in der letzten Minute einen 4. Versuch und noch 16 Yards zu gehen hatten – fast ein Ding der Unmöglichkeit. Allerdings nicht, wenn die Refs bei einem relativ ungenauen Zuspiel auf Pass Interference (Behinderung) entscheiden – mindestens umstritten. Das folgende Field Goal brachte die Entscheidung
Die größten Überraschungen
1. 96 Prozent hatten auf einen Erfolg der Philadelphia Eagles gegen die Atlanta Falcons getippt. Zu unterirdisch war der Auftritt Atlantas im ersten Spiel, als gar nichts zusammenlief. Und die Eagles werden zusammen mit den 49ers (später mehr) am häufigsten als NFC-Superbowl-teilnehmer gehandelt. Sie taten sich extrem schwer, führten trotzdem und kassierten in der absoluten Schlussphase doch noch den Touchdown für die Niederlage.
2. Ziemlich ähnlich verlief die Partie des Top-Favoriten (98 Prozent) Baltimore Ravens gegen die Las Vegas Raiders. Die Ravens mühten sich, verschafften sich durch individuelle Klasse und endlich gefundenes Laufspiel doch eine Führung und kassierten zunächst spät (3:56 vor Schluss) einen Touchdown zum Ausgleich und ganz zum Schluss noch ein Fieldgoal zur Niederlage.
Überragende Saints
Das 47:10 gegen die Carolina Panthers zum Auftakt hatten die Experten noch mit der katastrophalen Schwäche des Gegners begründet. am Sonntag legte das Team nach, brillierte beim 44:19 bei den Dallas Cowboys. Wobei sie es in der 2. Halbzeit nach einer 35:16-Pausen-Führung eher gemächlich angingen. Die vorher durchaus gelobte Cowboys-Abwehr erwies sich als extrem löchrig gegen Big Plays, musste in der 1. halbzeit gleich 3 Touchdowns aus mehr als 45 Yards hinnehmen – extrem selten.
Amon St. Ra Watch
Der Deutsch-Amerikaner im Dress der Detroit Lions fing 11 Pässe für 119 Yards (sein 10. 100+-Yard-Spiel in de NFL) und bestätigte seinen Ruf als einer der besten Receiver der Liga. Die, na klar, überraschende 16:20-Niederlage gegen die Tampa Bay Buccaneers konnte er allerdings nicht verhindern. Kurz vor Schluss musste er das Feld mit einer Beinprellung humpelnd verlassen. Offenbar nichts Ernstes, er wird am Sonntag gegen die Cardinals wieder dabei sein.
Und sonst?
- Kyler Murray spielte beim klaren 41:10 seiner Arizona Cardinals gegen die LA Rams, noch so eine Überraschung, das perfekte Spiel. Er schaffte ein Quarterback-Rating von 158,3 – mehr geht in diesem Ranking, das mehrere Faktoren umgasst(Pässe, weite Pässe, vollendete Pässe, Touchdown-Pässe, Interceptions und sonstige Ballverluste umfasst.
- Verletzungen: Die Gehirnerschütterung von Dolphins-Quarterback Tua Tagliavola habe ich am Freitag schon thematisiert. Bös erwisschte es die San Francisco 49ers, die in den nächsten Wochen auf ihre Offensiv-Cracks Christian McCaffrey, vielleicht der beste, weil vielseitigste Angreifer der NFL überhaupt, und Deebo Samuel verzichten müssen. Ein kaum zu kompensierender Verlust, wie schon die Niederlage bei den allerdings auch starken Minnesota Vikings zeigte. Leichte Entwarnung dagegen bei Vikings Super-Receiver Richard Jefferson, der im 3. Viertel in der Partie gegen die 49ers das Feld verlassen musste wegen eine Oberschenkelverletzung. Er könnte sogar schon am Sonntag gegen die Houston Texans wieder auflaufen. Wie wichtig er ist, zeigte er mit einer grandiosen ersten Halbzeit, als er einen Touchdownpass von Sam Darmold über 97 Yards fing und dabei etwa 50 Meter nach dem Catch lief und einen Niners-Verteidiger äußerst schlecht aussehen ließ.
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