Blick über den Teich, NFL
Ich kann es leider nicht anders sagen, die NFL nervt mich gerade ein wenig. Die Anzahl der eher schwachen Spiele übersteigt die der guten und sehenswerten. Gefühlt hat haben die Hälfte der Teams einen schlechten Quarterback, Die First-Round-Picks der vergangenen Jahre haben größtenteils nicht gezündet wie Anthony Richardson von den Colts. Natürlich gibt es auch tolle Teams wie die Washington Commanders mit dem großartigen Rookie-QB Jayden Daniels, der den Hauptstadtclub in ungeahnte Tabellenhöhe führte. Ansonsten sehr viel Mittelmaß und Starting Quarterbacks, die NFL-unwürdig sind. Nicht wahr, Bo Nix von den Broncos. Wie zum Teufel schafft ein Team mit einem 74,4%-Rating-Spielmacher eine 4:3-Bilanz.
Den größten Frust bereitet mir allerdings der Liga-Primus. Nach 6 Spielen haben die Kansas City Chiefs eine makellose Weste. Ich hab die meisten der Spiele gesehen, und mindestens drei dieser Partien hätten sie fast zwingend verlieren müssen. Aber die Chiefs sind Meister der Effizienz. In heiklen Phasen (ich denke an die 4 und 16 Situation in Spiel 2 gegen „meine“ Cincinatti Bengals in der Schlussminute, blitzt die Genalität eines Patrick Mahomes auf. Die starke Verteidigung ist der Grundpfeiler, der beim Gegner haarsträubende Fehler provoziert wie am Sonntag im Rematch des Superbowls Brook Purdy von den 49ers, der gleich 3 Interceptions warf. Angesichts dessen desaströsen Leistung ahnte ich, warum er 2021 erst an allerletzter Stelle gedraftet wurde …
Schon jetzt ist fast, dass die Chiefs die Play-offs erreichen und höchstwahrscheinlich sogar den Number-One-Spot der AFC bekommen, der Heimrecht bis zum Super Bowl bedeutet. Das heißt: Play-off-Spiele im eisigkalten Kansas City wie diesen Januar das indiskutable Divisional Final bei -20 Grad gegen die Miami Dolphins, wo tatsächlich einigen Zuschauern abgefrorene Gliedmaßen amputiert werden mussten. Ich weiß natürlich, dass diese Vorwürfe gegen die Chiefs ungerecht sind, aber mich nerven sie unendlich mit ihrem klinischen ja fast zynischen Erfgebnis-Football (Pferd springt nur so hoch, wie es muss). Ich kann den uralten Walross-Schnaubart Andy Reed an der Seitenlinie kaum noch ertragen, und so sehr ich die Houdini-Zauberkunststücke eines Patrick Mahomes am Beginn gemocht habe (und überhaupt die Chiefs), jetzt find ich es nur noch nervend, wenn er in fast aussichtsloser Situation doch noch einen Mitspieler findet. Am besten noch Travis Kelce, wo dann die Kameras verzückt zur ekstatisch jubelnden Super-Freundin Taylor Swift draufhalten und wir an ihrem Glück teilhaben müssen.
Natürlich gibt es jede Woche auch großartige Spiel wie jetzt gerade Minnesota Vikings – Detroit Lions und Tampa Bay Buccaneers vs Baltimore Ravens (absolute Seh-Empfehlung). Aber die Zahl der Teams, die attraktiven Football spielen können und auch wollen, sinkt meiner Meinung nach. Das liegt oft auch auch an den hasenfüßigen Coaches, die aus Angst vor den Wirrungen und Irrungen ihrer Milliardärs-Owner und deren erstaunlichen Entscheidungen jegliches Risiko meiden.
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