Das wird die Bundesliga 25/26, die wird, Teil II

Nach den Top 7 in Teil 1 wende ich mich nun dem Mittelfeld der vergangenen Saison zu. Noch viel schwieriger einzuschätzen …

 

WERDER BREMEN

 

Überblick

 

Viele Bundesligisten haben sich in der 1. Pokalrunde nicht mit Ruhm bekleckert, aber allein Werder Bremen hat sich aus dem Wettbewerb verabschiedet. Wobei Arminia Bielefeld sicher der schlimmst mögliche Kontrahent war. Doch auch abseits dieser Niederlage: Es wird eine komplizierte Saison für die Norddeutschen. Der Kader scheint auf Kante genäht, Ausfälle wie jetzt Mitchell Weiser (Kreuzbandriss), mit der Begabteste im Kader, fallen besonders ins Kontor.
Andererseits gibt das Team noch genug Klasse her, die Ösi-Kombo (seit den Bruno-Pezzey-Zeiten (großer Seufzer) ist Werder eine Adresse für die Spieler aus dem Nachbarland) um Abwehrchef Marco Friedl und Romano Schmid genügt höheren Ansprüchen.
Ein Hoffnungsträger ist auf jeden Fall der neue Trainer: Horst Steffen hat gerade zuletzt in Elversberg herausragende Arbeit geleistet, die ihn völlig zurecht auch im fortgeschrittenen Alter von 55 Jahren (schreibt ein bald 62-Jähriger …) das Bundesliga-Debüt beschert.

 

Players to Watch

 

Mio Backhaus: Der Torhüter verlor zwar den mannschaftsinterenen Zweikampf mit Michael Zetterer um die Nummer 1, doch da es diesen kurzfristig zu Eintracht Frankfurt zog, genießt er jetzt das volle Vertrauen. Ein hochbegabter Schlussmann (viele Beobachter sahen ihn eh vor Zetterer), allerdings auch erst 21 Jahre alt und ohne Bundesliga-Erfahrung; Fehler sind also einzupreisen.
Marco Friedl: Schwang sich vergangene Saison zum Führungsspieler auf. Den Wert des Abwehr-Chef wurde gerade dann sichtbar, als er verletzt pausieren musste. Besticht durch Zweikampfstärke und feine Technik.

 

Mögliche Fallstricke

 

Stürmerfrage: Wer soll die Tore schießen? Das zog sich durch die Vorbereitung inklusive des Pokalspiel. Und durch den Abgang des recht zuverlässigen Marvin Ducksch Richtung England werden die Sorgen ganz vorne nicht geringer, zumal auch Oliver Burke und Andre Silva den Verein verlassen haben. Hier scheint noch großer Handlungsbedarf bis Ende August.
Mio Backhaus (die Torhüterfrage): Wie gesagt, hochtalentiert ist der junge Schlussmann. Aber jetzt steht er gleich in der Verantwortung. Vom FC Arsenal kam der Este Karl Hein vom FC Arsenal als Ketterer-Nachfolger, der ausgeliehen nach Spanien  Spanien bei Real Valladolid Erstliga-Erfahrung sammelte.

 

Erste Spiele

 

  1. Eintracht Frankfurt (A) Sa., 15:30
  2. Bayer Leverkusen (H)
  3. Gladbach (A)
  4. SC Freiburg (H)

Ein Programm, das es in sich hat gegen gleich drei Top-5-Clubs der vergangenen Saison. Zumal am 5. Spieltag (27. September) der Wiesn-Ausflug beim FC Bayern ansteht …

 

Fazit

 

Von (mittlerweile sehr) leisen Europapokal-Hoffnungen bis befürchteten Abstiegskampf: Die Reise der Werderaner kann überall hingehen. Am Ende werden alle Beteiligten über einen gesicherten Mittelfeldplatz froh sein.

 

VFB STUTTGART

 

Überblick

 

Nach der märchenhaft anmutenden Saison 23/24 und der Vize-Meisterschaft fiel der VfB auf den Boden der Tatsachen. Nur Rang 9, doch die Spielzeit wurde gerettet durch den Pokal-Erfolg, der den Schwaben erneut das internationale Geschäft in der Europa League beschert.
Im Gegensatz zu vielen anderen Teams blieb die Kernmannschaft weitgehend zusammen, auch weil die Clubführung bis zuletzt dem Bayern-Werben um Nick Woltemade standhielt. Hier liegen allerdings Gefahr und Chance eng beieinander. Alle Leistungsträger bis auf Enzo Millot, der schon mit 23 Jahren die Geldtöpfe in Saudi-Arabien vorzieht, konnten gehalten werden. Das Team ist eingespielt, jung und entwicklungsfähig. Und an. der Seitenlinie steht mit Sebastian Hoeneß einer der besten  (jungen) Trainer der Liga.

 

Players to Watch

 

Nick Woltemade: Von Beginn an werden sich alle Blicke auf ihn richten: Wie reagiert er auf den verweigerten Wechsel zu den Bayern. Zeit fürs Beleidigtsein bleibt dem hochbegabten und vor allem auch technisch so starken Angriffsriesen (1,98 Meter) nicht, denn er will sich für weitere Einsätze in der Nationalmannschaft empfehlen, wo er im Juni erste Schritte machen durfte (und danach eine herausragende U-21-EM spielte). Eines ist klar: Die Gegner werden sich auf ihn einstellen, und wehe es läuft nicht: Dann wird der Hoffnungsträger schnell zu einem Fallstrick.
Alexander Nübel: Der Schlussmann befindet sich im virtuellen Zweikampf mit Liga-Konkurrent Oliver Baumann (1899 Hoffenheim) um den Nummer-1-Platz im Nationalteam (oder schwenkt Nagelsmann doch wieder zu Manuel Neuer?). Er hat große Fähigkeiten, streut aber immer wieder Nachlässigkeiten in sein Spiel. Diese muss er schleunigst abstellen.
Angelo Stiller:  Der Mittelfeldmann ist vielleicht der Begabteste der vielen Begabten im Kader (Undav, Führich). Ein Führungsspieler par excellence und ein Parade-Beispiel, dass die Bayern-Akademie durchaus gute Profis hervorbringt … Geht die Entwicklung so weiter, wird der Bundestrainer nicht mehr an ihm vorbeikommen.

 

Mögliche Fallstricke

 

Heimspielschwäche: Das Neckarstadion ist seit dem Umbau eines der stimmungsvollsten Arenen der Liga. Umso erstaunlicher die Niederlagenserie in der Rückrunde, als ab Januar gleich 6 Partien dahiem in Folge verloren gingen und das zum Teil auch nicht gegen die Liga-Elite (u. a. Heidenheim). Ob das 1:2 im Supercup gegen die Münchner ein schlechtes Omen ist?
Nick Woltemade: „Nough said“. Schaun wir einfach mal.

 

Erste Spiele

 

  1. 1. FC Union (H) Sa., 15:30
  2. Gladbach (A)
  3. SC Freiburg (H)
  4. St. Pauli (A)

Das kann was werden mit dem gelungenen Start. Vor allem wenn das württembergisch-badische Derby gegen den SC Freiburg gewonnen wird …

 

Fazit

 

Ich sehe sehr viel Licht und kaum Schatten. Faustpfand des VfB sind das Eingespieltsein und der Trainer. Ein erneuter Sprung in die Champions League würde mich wenig überraschen. Vorausgesetzt natürlich, es bleibt ein Woltemade-Theater aus welchen Gründen auch immer aus.

 

BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH

 

Noch so ein Traditionsverein, wo Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklafen. Noh immer schwärmt man von den gloriosen Zeiten, doch diese sind jetzt fast 50 jahre her und ebenso Geschichte wie der Bökelberg. Eher zeigt die Borussia Leistungen, die fürs Leben (internationale Plätze) zu wenig, fürs Sterben (Abstieg) zu viel sind. Große Anzeichen, dass sich das positiv ändert sehe ich eher nicht, zumal mit Allasane Plea einer der schillerndsten Profis in Richtung Eindhoven entschwunden ist.

 

Players to Watch

 

Rocco Reitz: Mit seinen 23 Jahren schon die Identifikationsfigur der Borussen. Spielte eine herausragende U-21-EM und sich damit ins Schaufenster der Begehrlichkeiten. Spätestens nach der nächsten Saison dürfte sich der Hochbegabte nach einer anderen Adresse umsehen, weil die Borussia zu klein geworden ist.
Tim Kleindienst: Mit seiner Torgefährlichkeit avancierte er zum Stammspieler im Nationalteam (und das im reifen Alter von 29 Jahren), bis ihn ein Meniskusriss außer Gefecht setzte und bis Ende Oktobe außer Gefecht setzt. Seine Rückkehr wird sehnlichst erwartet, denn im Angrif gibt es weit und breit keinen gleichwertigen Ersatz. Vielleicht wächst Neuzugang Shuto Machino (Holstein Kiel) in diese Rolle.

 

Mögliche Fallstricke

 

Florian Neuhaus/Disziplin: Hier kann ich das „möglich“ schon streichen. De Mittelfeldmann beherrschte die Schlagzeile, als er alkoholgeschwängert auf die glänzende Idee kam, per Instagramm Sport-Boss Roland Virkus als „schlechtesten Manager der Welt“ bezeichnete und auch noch überstolz sein 4-Millionen-Gehalt kundtat. Was natürlich glänzend in der Clubführung ankam, die ihn mit einer saftigen 100.000-Euro-Strafe sanktionierte plus Abschiebng ins 2. Team für einen Monat. Die Unruhezeichen wurden also gesetzt, und es liegt an Cheftrainer Geraldo Seoane und eben Virkus, die Disziplin wiederherzustellen.
Graues Liga-Mittelfeld: Es droht eine Saison ohne große Spannung. Doch die einst so schillernde Borussia ist wenig geeignet für Graumäusigkeit, das Publikum im gar nicht meh so neuen borussia-Park verlangt nach mehr, nach Außergewöhnlichen. Umso schlimmer wirkt der Abgang von Plea und der Ausfall von Kleindienst.

 

Erste Spiele

 

  1. Hamburger SV (H) So., 17:30
  2. VfB Stuttgart (A)
  3. Werder Bremen (H)
  4. Bayer Leverkusen (A)

Wehe, wenn die beiden Heimspiele gegen die schlagbaren Nordclubs HSV und Werder verlorengehen. Dann brennt es überall.

 

Fazit

 

Ich fürchte, es wird bestenfalls eine Saison der Mittelmäßigkeit mit der Tendenz eher nach unten. Schade um die begeisterungsfähigen Fans. Die ihrerseits allerdings auch das Team zu besseren Leistungen als gedacht anzuspornen. Borussia Mönchengladbach – das hat immer noch den besonderen Charme.

 

VFL WOLFSBURG

 

Überblick

 

Krise bei VW bedeutet immer auch Krise beim VfL. So gesehen muss man Schlimmes befürchten in Wolfsburg, und das obwohl sie dort gerne nach Höherem streben. Aber Pokale haben zuletzt höchstens die Frauen abgeräumt.
Wieder mal versuchen es die Verantwortlichen mit einem neuen Trainer, Ralph Hasenhüttl wurde geschasst: Paul Simonis heißt jetzt der Chef an der Linie, ein hierzulande wenig bekannter Holländer, der zuletzt  die Eagles Deventer betreute und sensationell zum holländischen Pokalsieg führte.
Obwohl die VW-Millionen nicht mehr so üppig fließen (wäre angesicht Massen-Entlassungen auch nicht opportun), ist das internationale Geschäft das erklärte Ziel. Dazu hat das Team auch grundsätzlich die Klasse, allerdings fehlte es zuletzt an der nötigen Konstanz.

 

Players to Watch

 

Mohamed Amoura: Einer der Lichtblicke der vergangenen Saison, als dem Algerier immerhin 10 Saisontreffer gelangen. Grund genug für die Wölfe, den ausgeliehenen Angreifer fest zu verpflichten.
Maximilian Arnold: Immer noch der Denker und Lenker im Mittelfeld. Seine Erfahrung hilft enorm, und für ihn mit seinen 31 jahren dürfte es von Vorteil sein, dass er sich auf die Liga konzentrieren kann ohne internationale Ablenkung.

 

Mögliche Fallstricke

 

Jonas Wind: Eigentlich ist der Stürmer mit großer Torgefahr ein Hoffnungsträger, doch beim Dänen schwanken die Leistungen permanent zwischen Welt- und Kreisklasse. Äußert auch immer wieder Wechsel-Gedanken.
Pascal Wimmer: Noch so ein Zaubeer zwischen Genie und Wahnsinn, der die Trainer in denselbigen treibt. Wann wird der Ösi seine Klasse konstant auf die Straße bringen?
Das Umfeld: Wie gesagt, die VW-Krise. Die sich natürlich auch auf Stadt und Publikum auswirkt, das hauptsächlich aus VW-Mitarbeitern besteht (Klischee, ich weiß).

 

Erste Spiele

 

  1. Heidenheim (A) Sa., 15:30
  2. FSV Mainz (H)
  3. 1. FC Köln (H)
  4. Borussia Dortmund (A)

Schon richtungweisend, wie es so unschön heißt (gerne auch mitn Dehnungs-s). 2 Siege sollten herausspringen, sonst droht schon früh Ungemach.

 

Fazit

 

Noch so ein Mittelmaß-Club zwischen Baum und Borke. Hier kann ich noch nicht mal eine Tendenz erkennen. Vielleicht gibt der neue Coach, den sie „Gouda-Guardiola“ nennen, entscheidende Impulse nach vorn.

 

FC AUGSBURG

 

Überblick

 

Unglaublich, aber wahr: Die Augsburger gehen in ihr 15. Bundesligajahr ohne Unterbrechung seit dem Aufstieg 2011. Dabei schafften sie es allerdings kein einziges Mal in die internationalen Plätze. Meist waren sie im unteren Tabellendrittel anzusiedeln, doch mit dem Absstieg hatten sie trotz mancher Krise wenig zu tun.
Die abgelaufene Saison war sogar eine der erfolgreichsten im Oberhaus. Eine bemerkenswerte Serie von 9 ungeschlagenen Partgien und insgesamt 523 Partien ohne Gegentor ließ sie gar vom Europapokal träumen, ehe sie die Realität in Form von Niederlagen wieder einholte.
Jetzt will der Club wenigstens sein Graue-Maus-Image abstreifen. Mit der Verpflichtung von Sandro Wagner als neuen Chefcoach gelang ein echter Coup, der bundesweit Beachtung fand. Wagner zog die Position des veantwortlichen Chefcoaches im Stahlbad Bundesliga dem eher „gemütlichen“ Job des Assistenten für Julian Nagelsmann vor. Überdies ein Mann der (vor?)lauten Töne, wie er schon bestätigte. Damit steen die Augsburger vielleicht so sehr im Fokus wie höchstens im Aufstiegsjahr.

 

Players to Watch

 

Finn Dahmen: Die Partien ohne Gegentor spülten den Schlussmann schon ins nähere Umfeld des deutschen Nationalteams. Dazu reichte es zwar noch nicht, aber auf den 27-Jährigen ist stetsVerlass.
Alexis Claude-Maurice: Zusammen mit Elvis Rexhbecaj ie beste Offensiv-Waffe der vergangenen Saison. Sehr torgefährlich, gerne auch aus dem Nichts (8 Bulitreffer).

 

Mögliche Fallstricke

 

Erwartungshaltung: Wehe, den großspurigen Wagner-Tönen folgen keine entsprechende Taten. Dann könnte das Konstrukt wie ein missglücktes Souflee zusammenfallen.
Torgefahr: Der ehemalige Stürmer Wagner sucht im Kader einen Angreifer, der ihm die nötigen Tore schießt. Auf dem ersten Blick sehe ich da allerdings niemanden, auf dem zweiten eigentlich auch nicht …

 

Erste Spiele

 

  1. SC Freiburg (A) Sa., 15:30
  2. FC Bayern (H)
  3. St. Pauli (A)
  4. Mainz 05 (H)

Das Bayern-Heimspiel ist ein Bonus, beim Aufsteiger St. Pauli sollte nicht verloren werden, sonst wird es gleich ungemütlich.

 

Fazit

 

Viel Vorfreude auf die Wagner-Festspiele (sorry, musste sein). Ob es welche werden, da habe ich so meine Zweifel, aber zumindest dein gehobenes Interesse ist dem Club erst mal sicher. Am Ende wahrscheinlich eine Saison im Mittelmaß mit dem  zweistelligen Tabellenrang am Ende, ohne dass der FCA in echte Abstiegsgefahr gerät. Aber viuelleicht eine mit mehr Unterhaltungswert.

 

 

 

 

Frauke Brosius-Gersdorf und das Verfassungsgericht – ein Versuch der Einschätzung

Vorbemerkung: Diesen Text habe ich am Dienstagabend geschrieben, damit ich meine Gedanken über diesen in der deutschen Geschichte einmaligen Vorgang ordne. Jetzt gebe ich ihn frei , nachdem ich ihn nach einer Nacht überschlafe noch mal überdacht und korrigeiert habe.

Da saß die zurzeit wohl heißdiskutierteste Person des Landes bei Markus Lanz. Frauke Brosius-Gersdorf hat ein schreckliches Wochenende hinter sich, wie sie freimütig bekannte. Der in Morddrohungen gipfelnde Hass gegen sie persönlich hat sie mitgenommen. Und doch versuchte sie, ihre Position klarzumachen: nämlich dass sie keine linke Aktivistin sei, sondern sie mit ihren rechtlichen Ansichten in der Mitte der Gesellschaft sei.
Ein beispielloser Shitstorm vor allem rechtsradikaler Medien und Online-Portalen wie das AfD-nahe Nius hatte vergangenen Freitag letztlich ihre Wahl zur Verfassungsrichterin verhindert. Eigentlich schien diese eine Formsache, weil der Wahlausschuss am Montag zuvor mit einer Zweidrittelmehrheit (und damit zwingend mit mindestens 4 der 5 Stimmen der Union) ihre Wahl (sowie die von zwei weiteren KandidatInnen) abgesegnet hatte. Normalerweise winkt dann der Bundestag die Kandidaten durch, manche Abgeordnete sicher mit Bauchweh. Aber normalerweise werden grundsätzliche Bedenken schon früh nach Bekanntgabe der Kandidaten geäußert, also in diesem Fall ab Anfang Juni. Und es gab Bedenken: so große sogar, dass ein Kompromiss geschlossen wurde. Die SPD gab die Zusage, dass Brosius-Gersdorf nicht in einigen Jahren Senatsvorsitzende werden würde, wie es der Stellenplan eigentlich vorsah.

Ein Aspekt fehlt mir ohnehin völlig in der Diskussion: Nicht nur haben mindestens 4 der 5 Union-Mitglieder im Wahlausschuss sich für die Kandidatin ausgesprochen. Auch in der Union-Fraktion gab es  eine klare Mehrheit für Brosius-Gersdorf. Laut Spahn waren es “bis zu 60” von insgesamt 208, die sich dagegen ausgesprochen haben. Der Rest, also mehr als 140, hätten die Kandidatin durchgewinkt (und sei es mit der Faust in der Tasche). Nur weil die AfD so zahlreich im Bundestag sitzt, hätte dies vielleicht nicht gereicht.
Leider höre ich von den offenbar gemäßigten Unionisten überhaupt nichts mehr. Gedächtnisverlust? Maul- und Klauenseuche? Umgedreht worden unter Androhung von Waterboarding? Sehr traurig.
Und ein Markus Söder fordert die Kandidatin zum Rückzug auf, obwohl (nach allem was ich gelesen habe) die CSU-Fraktion geschlossen für Brosius-Gersdorf gestimmt hätte, zumindest niemand laut protestiert hat..

 

Die Rolle des Jens Spahn

 

Dass ein Fraktionsvorsitzender wie hier Jens Spahn von der Union erst am Tag der Wahl merkt, dass er nicht die erforderlichen Stimmen zusammenbekommt, hat es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben. Was ist da so schrecklich schiefgelaufen, dass eine Juristin mit bestem Ruf (trotz durchaus umstrittener Ansichten) jetzt wie eine linksradikale Agitatorin, ja wie eine Schwerverbrecherin gehandelt wurde und auf jeden Fall ihren guten Ruf erst mal (hoffentlich nur erst mal) verloren hat. Maßgeblich beteiligt waren wie gesagt die AfD und rechtsradikale Online-Portale: Ich hab mal bei Nius geschaut, was die so hetzen, es ist wirklich kaum zu ertragen. Ziel der AfD ist es nachweislich, dass sie einen Keil zwischen SPD und Union treibt, und diese Richterwahl war offenbar genau die richtige Gelegenheit. Und so hagelte es nachweislich falsche Vorwürfe, etwa, dass sie Abtreibungen bis zur Geburt für rechtmäßig hielte (Beatrix von Storch). Vor allem die Union-Bundestag-Mitglieder wurden zudem mit E-Mails überflutet (größtenteils KI-generiert), die diese von einer Nichtwahl überzeugen wollten. Das Fass zum Überlaufen brachte dann ein Plagiatsvorwurf des bekannt-berüchtigt-umstrittenen Plagiatsjägers Weber, der Ungereimtheiten/Gemeinsamkeiten  ihrer Doktorarbeit und in der Habilitation ihres Mannes entdeckt haben wollte. Am Tag der Wahl wurden diese offengelegt, so ein Zufall aber auch. Erst zu diesem Zeitpunkt will Spahn erkannt haben, dass er nicht die erforderlichen Union-Stimmen für die Kandidatin erhalten würde. Begründet wurden sie dann tatsächlich mit den durch nichts bewiesenen Vorwürfen, die Weber noch am Vormittag explizit nicht als Plagiats-Vorwurf verstanden lassen wollte. Das half auch nichts mehr. Nach Rücksprache mit der SPD wurde die gesamte Richterwahl abgesagt(also auch der beiden anderen KandidatInnen), und das am letzten Sitzungstag vor der Sommerpause.

Die Hetzerei und falschen Beschuldigungen gingen übers Wochenende ekelhaft weiter, wobei auch hochrangige (katholische) Kirchenvertreter wie der Bischof von Bamberg sich der rechten Hetzerei anschlossen (schon vorher hatte dieser gehetzt). Die Union fordert eine Rücknahme der Kandidatur, die SPD beharrt auf ihr. Im Fokus der Vorwürfe steht vor allem Jens Spahn, der mit der Maskenaffäre ohnehin schon bis zur Unterkante Oberlippe im Sumpfe steckt. Ich sehe das so:

  • Entweder er hat den Unmut von den ungefähr 50 Abweichlern unterschätzt oder gar nicht wahrgenommen (weil er mit seiner Maskenaffäre so beschäftigt ist?), die aus „Gewissengründen“ (vornehmlich wegen der Ansichten zur Abtreibung) eine Wahl nicht vornehmen könnten. Dann hat er seinen Laden nicht im Griff, denn genau das ist die Stellenbeschreibung eines Fraktionsvorsitzenden. Freies Madat hin oder her, das hier als Begründung herhalten muss.
  • Oder: Er hat die Stimmung erkannt, aber die Wahl mit Absicht zu so einem späten Zeitpunkt torpediert. Aus rein egoistischen Gründen (um vielleicht in der Fraktionals glorreicher Verhinderer dieser angeblich unzumutbaren Frau dazustehen). Oder gar, um die ganze Koalition zu sprengen, damit er nach den folgenden Neuwahlen als Kanzler eine Schwarz-blaue Koalition anführt. Nicht nur ich halten letztgenannte Vermutung keineswegs für abwegig, sondern gar nicht so unwahrscheinlich (ich formuliere es noch vorsichtig, weil ich nur Indizien, keine Belege habe).

 

Frauke Brosius-Gersdorf bei Lanz

 

Angesichts der nicht enden wollenden Vorwürfe sah sich die Kandidatin genötigt, von sich aus die Öffentlichkeit zu suchen, was extrem ungewöhnlich ist (und ihr vielleicht auch auf die Füße fällt). Am Dienstagvormittag mit einem Schreiben, in dem sie ihre Positionen klar benannte. Später bei Lanz. Dort sahen wir eine sichtlich angefasste (wen wunderts), aber auch sehr gefasste Frau. Hervorragend geführt durch gute Fragen des Moderators (vielleicht die beste Lanz-Sendung seit Jahren!) glänzte sie gerade mit ihrer sachlichen Begründung der umstrittenen Standpunkte.

  • Das AfD-Verbot? Habe sie nie gefordert, aber wohl das vom Grundgesetz vorgesehene Verfahren, wenn Anhaltspunkte vorliegen. Dieses sei dann zwingend, dabei bleibe sie.
  • Der Schwangerschaftsabbruch? Eine Legalisierung noch im 9. Monat habe sie nie gefordert, im Gegenteil. Sie plädiere allerdings tatsächlich nicht nur für Straffreiheit in den ersten 3 Monaten, sondern sogar für die Rechtmäßigkeit des Tuns. Bedeutet: Abschaffung des §218. Und diese Rechtmäßigkeit sehe auch der Koalitionsvertrag vor. Dort nämlich heißt es, dass die Krankenkassen in Zukunft einen solchen Eingriff bezahlen bezahlen sollen. Dies allerdings sei eben nur dann verfassungsrechtlich zulässig, wenn der Eingriff nicht rechtswidrig ist.
  • Die Menschenwürde des Ungeborenen: Könne bis zur Geburt nie den gleichen Standard wie Menschenwürde der Schwangeren sein. Weil eine Abwägung zweier Leben nicht möglich sei dann auch bei Lebensgefahr für Kind Und/oder Frau nicht gestattet sei.
    Anmerkung von mir: Diese Abwägung von Menschenleben ist auch in anderen Fällen nicht möglich. Sogar wenn ein Flugzeug in feindlicher Absicht in Richtung eines vollbesetzten Stadions fliegt, darf es nach herrschender Meinung nicht abgeschossen werden (um Abertausende Menschenleben zu retten zum Preis der Flugzeuginsassen). Das ist die Juristerei, die ich liebe. 

    Dies bedeute nicht, dass das Ungeborene keine Rechte habe, im Gegenteil. Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten, desto mehr verschiebt sich die Waage von der Schwangeren zum Ungeborenen. Deshalb auch de straffreie Abbruch nur in den ersten 12 Wochen.

 

Mich hat der Auftritt voll übezeugt. Frauke Brosius-Gersdorf wäre ein Gewinn fürs Verfassungsgericht. Eine offenbar sehr kluge Frau, sehr überzeugend im Duktus (und manchmal vielleicht allzu sehr). Und eines ist außerdem zu beachten. Eine Rechts-Wissenschaftlerin (die unter anderem Möglichkeiten auslotet, Probleme frei aussucht, Fragen stellt, die dann in der Jurisprudenz diskutiert werden) hat völlig andere Aufgaben als eine Verfassungsrichterin, die ans Grundgesetz, also geltendes Verfassungsrecht gebunden ist und fallgebunden entscheiden muss.
Anmerkung: Was hätte ich als Student diese offenbar sehr kluge und verbindliche Frau gerne als Professorin im Verfassungs/Verwaltungsrecht gehabt und nicht den, den ich hatte … Wahrscheinlich hat sie auch Haare auf den Zähnen, wenn ihr was gegen den Strich läuft.

Aber nicht alle teilen diese Ansicht, das sei zugegeben. Die „Welt“ hetzt weiter, findet es indiskutabel und dem Ansehen einer Verfassungsrichterin unwürdig, dass sich FBG gegen Kritik wehrt. Dabei hat diese ausdrücklich betont, dass sie natürlich wisse, dass nicht jedermann ihrer Ansicht sei. Sie habe sich nur gegen die völlig unsachliche, mit Lügen behaftete Schmähkritik gewehrt und nur deshalb den Weg in die Öffentlichkeit gesucht.

 

Wie geht es weiter?

 

Zurzeit stehen sich Union und SPD unversöhnlich gegenüber, die Sommerpause dürfte der Jahreszeit entsprechend heiß werden. Bisher lehnt die Union sogar ab, dass sich die Kandidatin vor der Fraktion erklärt und sich den Fragen stellt. Die SPD kann die Kandidatin letztlich nicht zurücknehmen, ohne dass sie ihr ohnehin angeschlagenes Ansehen bei der Basis/Fraktion/Wähler völlig verliert. Brosius-Gersdorf hat betont, sie erwäge einen Rückzug, wenn sie das Ansehen des Verfassungsgerichts  oder die Koalition als gefährdet ansehe, vor allem angesichts was dann drohe.

Ich fürchte, auf einen „freiwilligen Rückzug aus persönlichen Gründen“ wird es hinauslaufen, weil die Union absolut unversöhnlich ist, wie auch gestern die indiskutablen und an Plumpheit/Voreingenommenheit nicht zu überbietenden Auftritte einer Doro Bär (die insgesamt nicht so viel Klasse hat wie Brosius-Gersdorf im kleinen Finger) oder des wie gewohnt sinnlos polternden bayer. Ministerpräsidenten. Eines ist allerdings auch klar: Ein Rückzug der Kandidatin wäre eine Katastrophe fürs Verfassungsgericht, weil sich dann die rechtsradikalen Hetzer als Gewinner fühlen dürfen und jeden weiteren Kandidaten mit nicht genehmen Ansichtenauf dieselbe schäbige Art und Weise verunglimpfen. Sollte es doch dazu kommen, müsste die SPD im Gegenzug den Untersuchungsausschuss gegen Spahn beantragen. Wenn dieser widerliche, unfähige und trotzdem kreuzgefährliche kreuzgefährliche Mensch nichts mehr zu sagen hätte, dann würde sich das Opfer vielleicht sogar lohnen.

 

 

 

 

 

Die Thunde sind der verdiente NBA-Meister

Blick über den Teich, NBA

 

Die Saison ist vorbei, und zwar mit dem vor Beginn der Play-offs erwartbaren Ausgang: Das mit Abstand beste team der reguläten Saison, dien Oklahoma City Thunder, haben sich letztlich durchgesetzt in einer sehr spannenden Finalserie gegen die Indiana Pacers. Die Post Season war also keineswegs für die Katz, sondern brachte spannenden und teilweise hocklassigen Sport

 

OKLAHOMA CITY THUNDER – Indiana Pacers 103:91 (4:3)

 

Der Schock: Immer blöd, wenn so ein Text mit einer Verletzung beginnt, die zum Sport schlicht dazugehört. Aber der frühe Ausfall von Pacers-Spielmacher und -Superstar Tyrese Haliburton hat die Partie geprägt. Mal abgesehen vom persönlichen Drama (sein Entsetzen, seine spürbare Verzweiflung, als er auf den Boden hieb). Auch die Mitspieler waren sichtlich mitgenommen von der  schweren Verletzung ihres Spielmachers. Diskussionen, ob sie mit einem gesunden (der er ja schon vorher nicht war) Haliburton gewonnen hätten, erübrigen sich, sie führen zu nichts (außer endlosen Diskussionen). Die Thunder konnten nur das Team besiegen, das auf dem Parkett stand. Haliburton allerdings bezahlt jetzt schwer für seinen Einsatz, denn sollte sich die erste (Fern)Diagnose Achillessehenriss bestätigen, wird er einen Großteil der nächsten Saison fehlen.

Und die waren zunächst extrem widerspenstig, hielten die Partie bis zur Pause völlig ausgeglichen und gingen sogar mit einem 2-Punkte-Vorsprung in die Kabine. Ihr Coach Rick Carlisle fand die richtigen Schlüssel, und bei den Thunder klappte längst nicht alles.

Doch nach dem Wechsel wendete sich das Blatt relativ schnell. OKC erhöhte den Druck in der Verteidigung und nötigten die Pacers zu vielen Ballverlusten oder ziemlich unkontrollierten Abschlüssen. Einzig der erstaunliche TJ McConnell traf in eine langen Phase überhaupt für die Gäste, der Rest landete nur Fahrkarten. . Anders die Thunder, bei denen gleich 7 Spieler mindestens ein Korb aus dem Feld gelang trotz der ausbaufähigen Dreierquote von 5/13, aber das zieht sich ja schon durch die gesamten Play-offs.

Der Rest war Schaulauafen und Preparieren für die Siegesfeier, die nach der Schlusssirene natürlich besonders ausfiel, war es doch der erste NBA-Triumph der Oklahoma City Thunder, seit sie 2008 aus Seattle (Supersonics) nach Oklahoma City gezogen sind. Ob sich alte Sonics-Fans jetzt überschwänglich mit dem Team freuen, wage ich  zu bezweifeln.

 

Bester der Sieger

Shai Gilgeous-Alexander: 29 Punkte sammelte er und legte satte 12 Assists auf. Die Wurfquote des Kandaiers war ausbaufähig (8/27), erst recht jenseits der Dreierlinie (2/12). Aber Shai leitet das Team, und nur ein Ballverlust spricht auch für sich.
Folgerichtig und keinesfalls überraschend wurde er zum MvP der Finalserie gewählt. Er ist damit der 1. Spieler seit Shaqille O´Neal, der in einer Saison MvP der Finals und Spielzeit wurde und gleichzeitig auch erfolgreichster Korbjäger war. Das schaffte auch ein Michael Jordan (sogar dreimal), aber ein LeBron James oder Kobe Bryant nicht.

 

Stark beim Verlierer

Bennedict Mathurin und TJ McConnell. Mathurin legte starke 24 Punkte auf und hatte 13 Rebounds, davon gleich 7 am offensiven Brett. Der schon 33-jährige McConnell war im 3. Viertel der einzige, der sich gegen die anbahnende Niederlage wehrte. Insgesamt spielte der Ersatzspielmacher sehr gute Play-offs und auch Finalspiele. Ich lass die gleich 7 Ballverluste jetzt mal gnädig unter den Tisch fallen …
Hier noch ein paar Worte zu Haliburton und seine Verletzung. Die Ärzte rieten von einem Einsatz ab, und in der normalen Saison hätte er mit seiner angeschlagenen Wade wahrscheinlich Wochen pausieren müssen. Doch er wollte unbedingt spielen (wie oft steht er als Teamleader der Pacers  in den Finals?) und er war ja in seinen 7 Minuten auch ein Faktor mit seinen 3 Dreiern.

 

X-Faktor

Mal wieder Alex Caruso. Wie immer kam er von der Bank, wie immer gab er sofort Signalstöße in Verteidigung und Angriff (gleich 2 Dreier). Eindeutig der beste Verteidiger des besten Verteidigung-Teams. Ein brillanter Neuzugang, ähnlich wie auch Center Isaiah Hartenstein

 

Zahlereien

5 Block schaffte Chet Holmgren mit seinen spinnenlangen Armen. So viele wie noch nie in einem Spiel der NBA Finals, wie schnell erforscht wurde (nicht von mir …).
0 Punkte hatte Obi Toppin. In Spiel 6 führte er die Pacers mit 20 Zählern noch zum Sieg.
4 Kanadier standen im Kader der beiden Teams: Jubeln durften Shai Gilgeous-Alexander und Lu Dort, bedröppelt zurück blieben Bennedict Mathurin und Andrew Nembhard. Wenn die besten Athleten alle Basketball spielen, ist es kein Wunder, dass kein kanadisches Eishockey-Team mehr den Stanley Cup gewinnt …

 

Hartenstein Watch

Diesmal durfte der deutsche Center wieder starten. Die schnöden Zahlen: 7 Punkte, 9 Rebounds, 4 Assists bei 18 Minuten Einsatzzeit. All diese Werte etwas geringer als seine Saisonstats. Nichtsdestotrotz extrem wichtig fürs Team mit seiner Größe und seinem unbedingten Willen (das sogenannte Huzzle-Play, also der Kampf um freie Bälle ist bei ihm extrem stark ausgeprägt). Wie Caruso ein extrem wichtiger Neuzugang.

 

Ausblick der Sieger

 

OKC ist das zweitjüngste Meisterteam seit den Portland TrailBlazers 1997. Zumindest für die nächsten Jahre ist es fantastisch aufgestellt (bis dann die steigenden Gehälter es auseinanderreißen dürften ganz im Sinne der nach Abwecchslung gierenden NBA). SGA ist mit Jokic der beste Spieler der Welt, und solange er bei OKC bleibt, kann es nicht ganz schlecht werden.Andererseits haben sie wertvolle Draftpicks, mit Sama Presti den besten Team-Manager der Liga, der mit Weitblick dieses Team zusammengestellt hat und eben mit Caruso und Hartenstein die genau fehlenden Puzzlestücke fand. Trainer Mark Daigneault ist noch ein junger Coach, der aus diesen Play-offs enrom viel gelernt hat. Der Himmel ist also voller Geigen. Ob das jetzt Titel in Serie werden, kann niemand vorhersagen, dafür ist NBA-Basketball zu vielen Unwägbarkeiten ausgesetzt (siehe die Verletzung von Haliburton).

 

Und die Verlierer

 

Den Titel erst in Spiel 7 der Finalserie verloren – knapper geht es kaum. Sie wurden immer unterschätzt (auch von mir). Ein Team mit unfassbar viel Herz, mit einem großartigen Coach Rick Carlisle, der so manchen Kniff fand, der die Gegner zeitweise vor unlösbare Probleme stellte. Aber: kein echter Superstar, vielleicht nicht mal Haliburton. Zwar eine sehr starke Bank, aber diese Spieler trumpfen in der einen Partie weltmeisterlich auf, gingen schon in der nächsten regelrecht unter. Das galt für Toppin, das galt für Mathurin, das galt aber auch für die erste Garde (Siakam, Nesmith, Nembhard, auch Haliburton).
Sollte sich Haliburtons Achillessehnenriss bestätigen, wäre das natürlich für die nächste Saiosn ein herber Verlust (er wäre frühestens im März/April wieder voll fit, siehe auch Jayon Tatum von den Boston Celtics). Andererseits ist die Eastern Conference insgesamt viel schwächer als der Westen, so dass sich die Pacers sogar ohne ihn in die Play-offs wurschteln können. Zumal ja auch die Celtics (Tatum) und die Milwaukee Bucks (Damian Lillard) zwei Spieler mit Achillessehenriss erst mal vorgeben müssen.

Club-WM schlägt NHL-Finale fast vernichtend

Was wurde und wird die Club-WM gerade in Europa schlechtgeredet. Ein Turnier ohne sportlichen Gewinn, in dem es nur ums geld geht. Die teilnehmenden Clubs werden gescholten ob ihrer Geldgier, hatürlich auf FIFA-Präsident Gianni Infantino wegen seiner kuschligen Wärme um saudischen Staatsfond, der das Ganze erst ermöglicht.

So weit, so gut und für mich nachvollziehbar. Doch jetzt mache ich die Probe aufs Exempel und schaue mal, was die so überaus kritischen Medien über dieses Turnier berichten. Und weil das Ganze in den USA stattfindet, nehme ich als Vergleich das gleichzeitige Stanley-Cup-Finale Florida Panthers gegen Edmonton Oilers mit Leon Draisaitl, einen der 3 besten Spieler der Welt und einer der drei besten Sportler der Welt (sach ich jetzt einfach mal).

Vor allem die überregionalen Blätter Spiegelonline, zeitonline und sz.de habe ich mir näher angeschaut,  Mittwochnachmittag, es war also  lange genug Zeit, die Ereignisse in de Nacht sowohl bei Club-WM und Stanley Cup zu verarbeiten. Anzumerken sei, dass die NHL gestern Nacht entschieden wurde, also etwas Endgültiges (mit Draisaitl und Oilers als Verlierer), die Club-WM noch im ersten Spieltag also noch in der Entwicklung steckt.

Das Ergebnis ist ernüchternd. . Fußball schlägt Eishockey vernichtend. Weder Spiegel noch Zeit haben es für nötig befunden, über den Stanley Cup einen eigenen Bericht zu verfassen, ein Agentur-Bericht, vielleicht etwas bearbeitet, musste reichen und war dementsprechend wenigsagend (auch zum Ärger einiger Kommentatoren). Bei der SZ schrieb Jürgen Schmieder aus dem fernen Los Angeles eine Analyse (über die sich treffend streiten lässt). In der typisch Schmiederschen Art.

Und die verhasste Club-WM? 2 Aufmachertexte zu den Spielen gestern bei spiegelonline, dazu ein äußerst kritische Text über die Berichterstattung bei DAZN. Außerdem ein Ergebnisticker mit Live-Scoring (auf dem ersten Blick zu sehen)der heute anstehenden Partien. Zum Eishockey-Text musste man ewig herungerscrollen, er war wenigstens noch vor der U-19-EM der Männer im Fußball …
Bei der Zeit: Immerhin der Aufmachertext der Sportseite (umso verwunderlicher der lieblose Agenturtext). Auch nur 1 Spielbericht vom Dortmund-Spiel.

Sz.de Auch hier ist Eishockey der Aufmacher, 3 Texte zur Club-WM (Vorschau des eigens in die USA geschickten Javier Caceres zum ersten Pflichtspiel von Xabi Alonso von Real), ein Spilebericht des USA-Korrespondenten Boris Hermann zum Dortmund-Spiel und eine Agentur zum Inter-Match gegen Monterrey (eine wirklich hübsche Geschichte über Sergio Ramos, den es nach Mexiko verschlagen hat.

Das ist eine Analyse, kein Vorwurf

 

Vielleicht ein kleiner. Ich gehe davon aus, dass in den Redaktionen lange diskutiert wurde, in welchem Ausmaß über diese absurde Club-WM berichtet werden soll. Ein Unterschlagen bei Deutschlands liebster Sportart war natürlich nicht notwendig. Und alle drei von mir beachteten Medien haben lang und breit die Absurditäten und auch schweinereien dieses turniers analysi2seine Boert. Und doch: Wenn der Ball rollt, ist das alles vergessen, will der Leser das auch nicht mehr lesen, sondern eben schon, wie „seine“ Borussia gespielt hat oder wie sich die südamerikanischen Teams so schlagen.
Viel bedenklicher ist allerdings wieder zu sehen, dass andere Sportarten trotz gigantischer Leistungen immer die 2. Geige spielen werden.

Die Überraschung war greifbar, und doch so weit weg

Blick über den Teich, NBA

 

Indiana Pacers – Oklahoma City Thunder 104:111 (2:2)

 

Bis ins 4. Viertel hinein führten die Indiana Pacers und standen vor einer vorentscheidenden 3:1-Führung gegen den haushohen Favoriten. Doch der bisherige Crunchtime-Meister der Play-offs fand plätzlich gegen OKC kein Mittel mehr. In der Offensive nicht, und auch die bis dato so trefflich verteidigende Defense fand keinen Zugriff mehr, gerade gegen Shai Gilgeous-Alwexander nicht.
So kamen die Thunder noch mal davon, denn ein 1:3 wäre fast schon gleichbedeutend mit dem Titelverlust gewesen (kann man etwas, was man gar nicht hat, verlieren?)
DAbei hatten die Pacers alle Trümpfe, als sie sich im 3. Viertel eine 10-Punkte-Führung erarbeiteten. Das Publikum in Indiana eskalierte bereits, und vielleicht waren die Pacers im Überschwang nicht mehr hundertprozentig konzentriert. Ein fataler Ballverlust ist mir da erinnerlich, als ein vermeintlicher Fastbreak abgefangen wurde, und OKC punktete. Diese Swings sind in einer so engen Partie letztlich entscheidend.

 

Bester Mann des Siegers

Jaylen Williams: Er übernahm von Beginn an Verantwortung, weil es beim OKC-Superstar Shai Gilgeous-Alexander nicht recht laufen wollte. Unwiderstehlich zog er immer wieder zum Korb, provozierte mehrere Fouls und zig Freiwürfe (allein in der 1. Hälfte waren es 8, die er allesamt verwandelte). Am Ende standen beim Co-Star der Thunder 27 Punkte und 7 Rebounds auf der Anzeigentafel.
Und warum nicht Shai trotz seiner am Ende 35 Punkte. Weil mE der Kanadier in den ersten 3 Vierteln weit unter seinen Möglichkeiten blieb. Unglaublich dann allerdings, wie er noch in die Spur fand 15 Punkte in den letzten 5 Minuten auflegte und sogar einen Dreier traf.

Stark trotz der Niederlage

Pascal Siakam: Enorm starker Beginn, als er im ersten Viertel 10 Punkte auflegte und gleich 4 (!) Steals. Dem Kameruner (der Älteste im Team) ging allerdings ein wenig die Kraft aus.

 

X-Faktoren

Chet Holmgren (15 Rebounds, davon 3 ganz wichtige am offensiven Brett im 4. Viertel) und Alex Caruso (enorm nervig in der Defensive/5 Steals) ragten bei OKC neben SGA und Jaylen Williams heraus.

 

Zahlereien

3 Dreier der Thunder fanden nur ins Ziel. In Zeiten der Distanzwürfe ein geradezu historisch niedriger Wert. Statistikewr wollen herausgefunden haben, dass zuletzt 2010 in in NBA Finals siegreiches Team mit 3 erfolgreichen Dreiern auskam. Auch die nur 16 Versuche sind für jetzige Verhältnisse extrem niedrig.
0 Assists hatte Shai Gilgeous-Alexander. Dass das einem 35+ Punkte-Mann in einem Finale passierte, gab es vor mehr als 50 Jahren.
17 Punkte schaffte Obi Toppin von den Pacers: Dennoch hatte er am Ende mit -15 den schelchtesten Wert aller Spieler.

 

Hartenstein Watch

Der Center kommt in der Finalserie nicht in die Gänge, obwohl er diesmal wieder in der Starting Five stand. Etwas salopp formuliert: Der 2,15-Meter-Riese schaut dem äußerst schnellen Pacers-Spiel oft nur hilflos hinterher, bekommt keinen Zugriff. Offensiv bleibt er praktisch wirkungslos (2 Punkte). Immerhin 3 Assists, Höchstwert im Team, noch so eine absurde Zahlerei.

 

Ausblick

 

Mit 2:2 Siegen geht es zurück nach Oklahoma City, ausgeglichen, könnte man meinen, doch jetzt sehe ich alle Trümpfe bei den Thunder. Sie haben nicht nur wieder den Heimvorteil (auch in einem potenziell entscheidenden 7. Spiel). Vielmehr haben sie jetzt ein Spiel gewonnen, das eigentlich nicht zu gewinnen ist. Kaum Dreier, kaum Assists, ausgeglichene Ballverluste. Hier ist noch so viel Steigerungspotenzial (das OKC natürlich abrufen muss), und die Pacers haben ihrerseits gezeigt, dass sie immer für Überraschungen gut sind. Doch diese vergebene Chance dürfte ihnen nachhängen.

 

Ansetzungen

Di., 02:30: Thunder – Pacers (2:2)
Fr., 02:30: Pacers – Thunder
Mo., 02:00: Thunder – Pacers (wenn erforderlich)

 

 

Das wasr die Woche, die war

Giro-Entscheidung und der erste Leichtathletik-Höhepunkt des Jahres. Und die deutschen Handball- und Basketball-Ligen nähern sich dem Ende. Ach ja, das Münchner Champions-League-Finale
https://blickueberdenteich.de/psg-zeigt-fussball-zum-verlieben/

 

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Yates

 

In ganz dürren Worten: Simon Yates hat den Giro d´Italia gewonnen. Aber was für ein Drama hat sich da in der vorletzten Etappe abgespielt, die diesen Triumph des Briten erst möglich gemacht hat.
Drei Fahrer hatten vor  diesem Teilstück mit dem brutalen Anstieg um Col de Finestre noch Siegchancen. Die besten naturgemäß der Mann in Rosa, Isaac Del Toro, der mit 32 Sekunden vor Richard Carapaz (Ecuador) und einer Minute auf Yates führte. Am Col di Finestre versuchte Yates sein Glück und sprang vom Duo DelToro/Carapaz weg. Der Vorsprung stieg und stieg, weil das Verfolger-Duo sich in der Verfolgungsarbeit nicht einig war. Das ist nämlich die große Kunst im Radsport, Gemeinschaften auch mit dem härtesten Konkurrenten schmieden. In diesem Fall hätte das geheißen. Beide verrichten gleich viel Führungsarbeit.
Doch gerade Carapaz dachte gar nicht daran. Vielleicht war er wirklich mit den Kräften am Ende, das bezweifle ich. Sein Standpunkt: Ob ich Zweiter oder Dritter werde, ist mit eher gleichgültig, aber für Del Toro geht es um den Sieg. Der aber wollte den Hauptkonkurrenten nicht mitziehen lassen, vielleicht auch aus Angst, er könne ga z am Ende von diesem abgehängt werden. Anders als der
So baute Yates seinen Vorsprung auf mehr als 5 Minuten auf Del Toro/Carapaz aus, die ihn zum Gesamtführenden machten. Auf der Ehrenetappe durch Rom ließ er nichts mehr anbrennen und schnappte sich also den ersten Sieg bei einer großen Länderrundfahrt.
Ausgerechnet der Col de Finestre, als er vor 7 Jahren im Rosa Trikot mehr als 40 Minuten verlor. „Wir waren vielleicht die Stärksten, aber  nicht die Intelligentesten“, räumte Carapaz ein. Wahr gesprochen.

 

Ein Fest des Mehrkampfes

 

Zum wiederholten Mal traf sich ein großer Teil der Weltelite zum Meeting im beschaulichen Götzis und zum wiederholten Mal gab es vor eine Rekordkulisse von 15.000 Zuschauern Top-Leistungen. Bei den Frauen triumphierte Anna Hall mit dem Meeting-Rekord von 7023 Punkten, mit der sie sich auf Platz 2 der All-time-Bestenliste hinter der unglaublichen Jackie Joyner-Kersee (mit 7291 Punkten in einer anderen Welt) schob. Beste Bedingungen (Wetter, Konzentration nur auf Mehrkampf) halfen. Unfassbar ihre 2:01,23 im abschließenden 800-Meter-Lauf, so schnell war noch keine Frau bei einem Siebenkampf.

Bei den Männern „hielt“ die 9000-Punkte-Grenze. Sander Skotheit gewann mit dennoch erstklassigen 8909 Punkten vor dem US-Amerikaner Kyle Garland (8626). Leo Neugebauer, der eigentlich die 9000 Zähler anpeilte, musste sich mit Platz 5 und 8555 Punkten mit Platz 5 begnügen, knackte aber wie sein Landsmann Niklas Kaul (3. mit 8575) die WM-Norm. Die Atmosphäre war mega“, bilanzierte der Olympiazweite sein Götzis-Debüt.

 

Füchse unaufhaltsam

 

Zum Endspiel um die Meisterschaft erkoren die Experten die Handballpartie Füchse Berlin gegen MT Melsungen. Das Duell der beiden punktgleichen Teams an der Tabellenspitze entschieden die Hauptstädter klar mit 37:29 für sich. Auch am Sonntag in Stuttgart ließen sie mit einem souveränen 35:20-Erfolg nichts anbrennen. Härtester Verfolger ist jetzt der SC Magdeburg einen Zähler und dem nicht mehr einholbar schlechteren Torverhältnis hinter Berlin. 2 Spieltage stehen noch aus, die Füchse spielen am Donnerstag gegen Gummersbach und am Sonntag bei den extrem schwächelnden Rhein-Neckar Löwen. Der erste Titel scheint also ganz nahe.

Und sonst?

  • Conference League: Der FC Chelsea gewann in einer unterhaltsamen Partie das Finale in Wroclav gegen Betis Sevilla. In der 1. Halbzeit waren die Andalusier klar das bessere Team und führten auch mit 1:0, doch im 2. Durchgang hatten sie dem effizienten Spiel der Londoner nichts mehr entgegenzusetzen. Chelsea gewann 4:1 und ist das erste Team, das jetzt alle vier europäischen Pokale in der Vereinsvitrine stehen hat
  • BBL: Überraschung im 1. Halbfinale: Der FC Bayern verlor die erste von maximal 5 Halbfinal-Partien zu Hause gegen Heidelberg mit 90:95. Ein gewisser Druck für die Müncher besteht also vor dem 2. Spiel am Mittwoch in Heidelberg. Mit etwas Mühe wurde dagegen ratiopharm Ulm gegen Würzburg seiner Favoritenstellung gerecht.
  • Golf: Der nächste Triumph von Scottie Sheffler nach den PGA Championships. Gleich mit 4 Schlägen Vorsprung sicherte er sich das Memorial Tournament vor US-Landsmann Benjamin Griffin und dem erneut sehr starken Sepp Straka aus Österreich.
    Bei den Austrian Open feierte der Deutsche Nico von Dellinghausen einen feinen Sieg, der ihm die europäische Tourkarte für 2026 sicherte, das Wichtigste für einen aufstrebenden Golfprofi.
  • Verletzungspech: Die deutsche Basketball-Kapitänin Marie Gülich zog sich einen Kreuzbandriss zu und wird bei der Heim-EM fehlen. Ein schwerer Rückschlag fürs Team, zumal auch WNBA-Legionärin Satou Sabally ihre Teilnahme abgesagt hat.