WM-Silber glänzt wie Gold

 

Zum Titel reichte es letztlich zwar nicht, dennoch dürften die deutschen Handballerinnen den Titelkampf in Stuttgart, Dortmund und Rotterdam als klaren Erfolg verbuchen. Als einziges Team überhaupt  kitzelte man sogar die absolute Frauenhandball-Macht Norwegen. Erst als deren brillante Rückraumspielerin Henny Reistad das Heft des Handelns in die Hand nahm, war auch die bis dato überragende deutsche Deckung und Torhüterin Katharina Filter überfordert. Es müsste schon mit dem Teufel zu tun haben (oder einer gewissen Langweile der abstimmenden Journalisten), wenn die 26-jährige Reistad nicht auch 2025 zur besten Handballerin der Welt gewählt werden würde. Auf der anderen Seite bestätigte die 45-Jährige (!) Schlussfrau Katrine Lunde ihre Ausnahmestellung auf dieser Position, an der die deutschen Spielerinnen allzu häufig scheiterten. Handball ist in Norwegen Frauensportart Nummer 1, zumindest für all jene Mädchen, die es aus irgendeinen Grund nicht auf die Langlaufloipe. Skipiste oder Sprungschanze lockt. 5 Titel seit 2020 sammelte Norge, nur bei der WM 2023 musste man Frankreich den Votritt lassen.

Doch es besteht für die Deutschinnen wirklich kein Grund zur Traurigkeit nach einem phänomenalen Turnier erst zu Hause in Stuttgart und Dortmund, dann in Rotterdam. Mit acht zum Teil sehr klaren Erfolgen war die Truppe von Traine Matthias Gaugisch geradezu ins Finale spaziert, der 29:23-Halbfinalsieg gegen Titelverteidiger Frankriech war wahrscheinlich das beste Spiel einer deutschen Mannschaft seit dem WM-Gewinn 1993. Und sie sind noch alle sehr jung, viele haben ihre besten Jahre noch vor sich. Wie die 21-jährige Viola Leuchter (wie 2023 zur besten Jungspielerin gekürt). Wie Nieke Kühne. Allein die Kapitänin Antje Döll (37) und Emily Vogel (geb. Bölk) sind schon länger dabei, sie wurden ins Allstar-Team gewählt.

Mehr als 5 Millionen Zuschauer haben das Endspiel im Schnitt in der ARD gesehen, obwohl es erst am Freitag (nach dem erfolgreichen Halbfinale) ins Programm gerutscht war und gleichzeitig die Bayern spielten bei DAZN. Nur Böswillige werden behaupten, dass die Leute eigentlich Skispringen sehen wollten oder den Bericht aus Berlin. Das sind zum Beispiel mehr als die Basketballer bei ihrem WM-Endspiel 2023 und EM-Finale dieses Jahr.

Wäre halt schön, wenn die Truppe die Aufmerksamkeit mitnehmen könnte. Doch Frauenliga-Sport, das ist in Deutschland eine mühselige Sache, wie auch schon die Fußballerinnen nach erfolgreichen Turnieren feststellen mussten. Auch hier ist ja fast völlige Leere, wenn es um deutsche Handballerinnen geht oder Frauenhandball überhaupt. Hab künftig einen Blick drauf, Löwe!

 

Aicher top, Aicher ein bisschen flop

 

Die 23-jährige setzte das zweite große Ausrufezeichen des Wocenendes aus deutscher Sport-Sicht. Emma Aicher raste am Samstag auf der so schwierigen Corviglia-Strecke zum Sieg und ließ die am Vortag so überragende Lindsey Vonn und die Abfahrtsherrscherin der vergangenen Jahre, Sofia Goggia, hinter sich. Ein fast perfekter Lauf war ihr gelungen bei erneut strahlendem Wetter und besten Bedingungen. Da bestätigte sie all den Vorschusslorbeer und all die deutschen Ski-Hoffnungen, die sie mittlerweile fast alleine trägt neben Routinier Kira Weidle-Winkelmann und Slalom-Spezialistin Lena Dürr.
Aufgrund ihrer Vielseitigkeit (Aicher ist zurzeit die einzige im Skizirkus, die alle 4 Disziplinen mit Punkteaussichten bestreitet) gilt sie ja als Mit-Favoritin für den Gesamtweltcup. Dass sie dafür nicht haushohe Favoritin ist, bestätigte sie eindrucksvoll am Sonntag. Beim Super-G auf nahezu gleicher Strecke stürzte sie nach einem läppischen Fehler bei einer der harmloseren Passagen und schied aus (wenigstens ohne größeren Schaden zu erleiden). Diese Leixhtfertigkeiten und dämliches Ausscheiden hatte sie schon in den vergangenen Jahren gehabt, sind also nicht völlig verschwunden. Trotzdem wirklich ärgerlich, wie sie selbst befand: „Dumm einfach. Das pisst mich an.“ Den Sieg holte sich auf dem recht engen Kurs Riesenslalom-Spezialistin Alice Robinson aus Neuseeland, für die der Super-G allerdings die zweite ganz starke Disziplin werden dürfte: Sie verwies die überraschende Romaine Miradoli aus Frankreich und Goggia auf die Plätze 2 und 3.

Lindsey Vonn wurde im Super-GVierte, nicht mal 4 Zehntelsekunden hinter der Siegerin. Was für ein Wochenende für die 41-Jährige! Ich schätze gerade den 2. Abfahrtsplatz am Samstag mindestens genauso hoch ein wie den Triumph einen Tag zuvor.
https://blickueberdenteich.de/lindsey-vonn-beschaemt-alle-kritiker/
wegen all des Trubels, den sie danach erdulden musste und äußerst gerne bestritt. Aber der Konzentration ist so etwas doch abträglich, und nicht einmal einer Vonn gelingt jedes Mal so ein absoluter Traumlauf im zweiten Teil. Mit der Amerikanerin ist fortan in jedem Speedrennen zu rechnen, vor allem auch in Hinblick auf Olympia, wo Abfahrt und Super-G auf einem ihrer Lieblingshänge die Tofana hinunter stattfinden.

Die Männer bestritten Riesenslalom und Slalom in Val d’Isere. Dabei siegte Loic Meillard im RTL vor den Schweizer Landsleuten Lucas Aerni und Marco Odermatt. Im Slalom wurde der Schweizer  Zweiter hinter dem Norweger Timon Haugan, der angeblich trotz Bandscheibenvorfalls fuhr. Die Formkrise des Slalom-Weltmeisters nach bisher sehr enttäuschenden Ergebnissen kann also getrost zu den Akten gelegt werden.

 

Chiefs-Ära endet

 

Es war zu erwarten, für die Fans zu befürchten: Die Kansas City Chiefs werden in den NFL-Playoffs nicht dabei sein, erstmals seit 2014. Dias verletzungsgeplagte Team um Patrick Mahomes verlor zu Hause in einer bestürzend fahrigen Partie mit 16:19 gegen die Los Angeles Chargers und haben nun nicht mal mehr theoretische Chancen auf die K.o.Runde. Das Ende war sinnbildlich für die durch und durch verkorkste Saison. Superstar Patrick Mahomes erlitt bei einem schweren Tackle einen Kreuzbandriss, sein Vertreter Minshaw warf dann die spielentscheidende Interception. Aufgrund der schweren Verletzung von Mahomes und dem fortgeschrittenen Alter von Leistungsträgern wie Travis Kelce (ich schreibs noch mal zur Sicherheit: der Verlobte von Taylor Swift) schaut es auch für die kommende Saison sehr finster aus.
Vor allem die vergangenen 6 Spielzeiten waren Chiefs-geprägt, eine enorm langer Zeit in der auf Abwechslung getrimmten NFL. Fünfmal standen sie als bestes AFC-Team im Super Bowl, dreimal triumphierten sie dort. Immer angeführt von Magier Mahomes, der auch in den verworrensten Situationen Mitspieler fand: sehr oft seinen Tight End Kelce (der jetzt sogar das Karriere-Ende erwägt).
Eine spektakuläre Partie gewannen die Buffalo Bills bei den New England Patriots. Sie lagen schon mit 0:21 zurück, konnten sich aber enorm steigern und siegten nach einem am Ende wüsten Schlagabtausch (auch mit Nickligkeiten dneben dem Spielfeld) mit 35:31. Auch LA Rams (vs Detroit Lions), Houston Texans (Cleveland Browns) und Seattle Seahawks  (Indianapolis Colts) erragen wertvolle Siege. Für die Colts schaffte der 45-jährige Quarterback Philip Rivers einen Touchdownpass, den einzigen der Partie. Dennoch siegten die Seahawks, weil ihr Kicker bei 6 Versuchen maekallos blieb.

 

Und sonst?

 

  • Bundesliga: Den zweiten Punktverlust der Saison musste der FC Bayern ausgerechnet zu Hause gegen den Letzten Mainz hinnehmen. Beim 2:2 rettete gar ein umstrittener Elfmeter den einen Punkt  des souveränen Tabellenführers und verhindete den vollen Erfolg des neutrainers Urs Fischer. Einen Trikotzupfer nutze Harry Kane zum spektakulären Fall (so viel zum Thema, dass Engländer nie Elfer schinden, ha ha!). Und der Gefoulte (ich zögere, ob ich nicht Anführungsstriche setzen soll, aber eine Schwalbe wars halt doch nicht) verwandelte eiskalt wie bisher immer bei nunmehr 17 Bundesliga-Elfmetern.
    Keiner der Verfolger wusste den Patzer zu nutzen. Nicht RB Leipzig (0:1 beim 1. FC Union), nicht Borussia Dortmund (1:1 in Freiburg). Der Vorsprung auf Platz 2 beträgt also immer noch stolze 9 Zähler. Immerhin gewann Bayer Leverkusen 2:0 gegen Köln dank eines Skorpions vom Terrier: Hä??? Skorpion nennen die Fußballer, wenn der Ball von hinten mit der Hacke nach vorn geschaufelt wird. Terrier heißt der Franzose, dem dieses Kunststück gegen den 1. FC Köln gelang. Noch schöner einst Rene Higuita
    https://www.youtube.com/watch?v=yCxe4r6SjH0
  • 2. Bundesliga: Schon am 16. Spieltag sicherte sich Schalke 04 die „Herbstmeisterschaft“. Mit ihrem Standard-Ergebnis 1:0 gewannen die Königsblauen gegen den 1. FC Nürnberg. Das erstaunliche Torverhältnis lautet 21:8, also insgesamt nicht mal 2 Tore pro Partie. Funfact: Der Tabellenletzte Dynamo Dresden hat 23 Tore erzeilt, aber halt auch 32 hingenommen (mehr als 4 Tore pro Spiel und offenbar sehr viel unterhaltsamer als die Dauernull im besten Huub-Stevens-Sinn, der vom Himmel aus beglückt zuschaut.
  • Internationaler Fußball, England: Arsenal in der Krise? Zwar gewannen die Londoner, doch gegen den abgeschlagnenen Tabellenletzten Wolverhampton Wanderers benötigten sie 2 (!) Eigentore für den 2:1-Erfolg. Die Leichtigkeit des Seins ist für die Arteta-Truppe dahin. 2 Punkte dahinter lauert Manchester City (3:0 bei Crystal Palace/2 Haaland-Treffer), es folgt das weiter erstaunliche Aston Villa (3:2 bei West Ham United).
    Spanien: Mal wieder ein Liga-Sieg für Real, nämlich das mühsame 2:1 bei Alaves. Der Rückstand in der PD auf Barca (2:0 vs Osasuna) beträgt allerdings weiter 4 Punkte.
    Italien: Führungswechsel in der Serie A: Inter gewann 2:1 bei CFC Genua und verdrängte die SSC Neapel (0:1 bei Udinese) von der Spitze. Dahinter lauert Lokalrivale Milan, das mit einem 2:2 zu hause gegen Sassuolo seinerseits Rang 1 verpasste.
  • Wintersport: Allüberall Weltcup. Ich beschränke mich auf Biathlon in Hochfilzen, wo meinem Namensvetter Philipp Horn im Sprint als Dritter der erste deutsche Podestplatz dieser Saison gelang. Die Frauenstaffel zog am Samstag als Dritte hinter Schweden und Norwegen nach. Ein großartiger Comeback-Sieg gelang der Italienerin Lisa Vitozzi in der Verfolgung, die ein ganzes Jahr verletzt zusehen musste. Ihr Landsmann Tommasso Giacomel wurde Zweiter in der Verfolgung, nachdem er den Sprint gewonnen hat. Schwedinnen und Norweger waren in der Staffel nicht zu bezwingen.
    Bei den Skispringern ist derzeit Domen Prevc eine Klasse für sich. Er gewann beiden Wettbewerbe in Klingenthal mit riesigem Abstand. FAst ein schelchtes Omen allerdings für die 4-Schanzentournee zur Jahreswende, weil die Dezember-Triumphatoren fast regelmäßig eher schlecht über die Weihnachtstage kommen. Aber derzeit gibt es am Slowenen kein Vobeikommen, gerade die Österreicher suchen noch die Form der vergangenen Saison (die alledings so unfassbar gut war auch in de Breite, dass das kaum gelingen wird). Die deutschen fahnen halten Phillipp Raimund und auch Felix Hoffmann hoch. Schauederhaft die Auftritte von Andreas Wellinger, der sich erzürnt über sich sich erst mal aus dem Weltcup nahm, um zu trainieren. Wenns hilft …
  • Basketball: Der FC Bayern verliert in der Euroleague weiter, diesmal in Dubai. Dort kassieten sie 0,6 Sekunden vor Schluss den entscheidenden Korb, nachdem sie zu Beginn des letzten Viertels noch mit 12 Punkten geführt hatten. Die K.o.Runde ist schon in weite Ferne gerückt.
    Besser läuft es national: In Oldeng´burg siegten die Münchner mit 87:79 und verteidigten die Tabellenspitze vor Sensations-Aufsteiger Trier.
  • Handball: Der SC Magdeburg zieht weiter einsam seine Kreise. Auch die schwere Hürde in Gummesbach nahmen die Bördestädter und gewannen mit einiger Mühe mit 32:31. Der Vorsprung auf den zweiten SG Flensburg-Handewitt beträgt 6 Minuspunkte – das ist mehr als eine Vorentscheidung.