Das war die Woche, die war

Transferwahnsinn feiert fröhliche Umstände

Harry Kane ist jetzt also ein Bayer nach einem am Ende schier unerträglichen Hin und her. 100 Millionen plus etwaige Boni sind ein Brett.. Nicht einmal 24 Stunden nach der Vertragsunterzeichnung in der Nacht zum Samstag gab er sein Debüt. Während ihm der Münchner Boulevard zum Einstand einen Gnaden-Dreier gab, erhielt er vom Kicker eine 5. „Nur 3 Ballkontakte“, notierte das Fachblatt. Das kann also nur besser werden.

Und auch sonst ging es hoch her. Den Vogel schoss – mal wieder – der FC Chelsea ab, der den 21-jährigen Mittelfeldmann Moses Caicedo für sage und schreibe 116 Millionen Euro von Brighton loseisteund damit den ebenfalls sehr interessierten FC Liverpool ausstach. Etwaige Boni nicht eingerechnet, weswegen er zum teuersten Transfer der Premier League aufsteigen dürfte. Wohlgemerkt – Calcedo ist 21 und hat bisherinternational noch sehr wenige Spuren hinterlassen. But what shells, wie der Engländer nicht sagt.

Schließlich verdichten sich die Anzeichen, dass Frankfurts Kolo Muani sich in Richtung P’SG verabschiedet. Geschätzte Abööse wären 100 Millionen. Noch ziert sich die Eintracht, aber bei dieser Summe …

Und noch mal die Bayern, deren Torwartsuche skurille Züge annimmt. Was so ein Skiunfall von Neuer so bewirkt. Angeblich war man sich mit Kepa einig, doch dann musste sich Reals Courtois unbedingt das Kreuzband reißen, und Kepa folgte dem Ruf der spanischen Heimat und heuerte bei den Madrilenen an. Also Rulli von Ajax? War ein vielvesprechender Kandidat, doch auch er fällt mit einer schweren Verletzung erst mal aus. Jetzt ist guter Rat – vielleicht tatsächlich – teuer. Es stehen unter anderem der marokkanische WM-Held Bono, der allerdings 20 Millionen kosten würde, und David de Gea zur Verfügung. Theroretisch ist der sehr gut, aber er hat seit mehr als einem Jahr kein wichtiges Spiel mehr bestritten.

Ach ja, und Neymar zieht es in die Wüste nach Saudi Arabien. Ich würde ihm keine Träne nachweinen.

Mancini wirft hin – für 40 Millionen per anno?

Völlig überraschend ist Roberto Mancini als italienischer Nationaltrainer mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Unter seiner Ägide holte die Squadra Azurra den EM-Titel 2021, verpasste aber die WM 2022. Trotzdem war er mit allen Vollmachten bis hinunter zu den Juniorenteams ausgestattet. Kolportiert wird, dass er als saudischer Nationaltrainer anheuert, angeblich für die Kleinigkeit von 40 Millionen Euro per anno, das zehnfache, was er jetzt verdient.

Pokal macht nicht nur Freude

Für die Erstligisten Werder Bremen, VfL Bochum und dem FC Augsburg hat sich das Thema nach Pleiten gegen niederklassige Vereine bereits erledigt. Am Montag kam dann noch das desaströse 0:3 von Darmstadt 98 beim Regionalligisten FC Homburg, Spezialist im Pokal, hinzu. Da gilt es, einiges aufzuarbeiten.

Kopecky feiert drei Rad-Titel, Deutsche Rad-Künstler räumen ab.

Ein Star der am Sonntag beendeten Rad-WM in Glasgow mit fast 200 Entscheidungen war die Belgierin Laura Kopecky. Nach ihren Titel auf der Bahn im Punktefahren und dem Ausscheidungsrennen gewann sie am Sonntag auch das Straßenrennen. Sie revanchierte sich damit an Demi Voltering, die vor knapp einem Monat die Tour de France vor ihr für sich entscheiden konnte – vor Kopecky

Während die Deutschinnen auf der Straße keine Rolle spielten, räumten sie bei den Kunstrad-Wettbewerben alle Titel ab. Radball, Einer, Zweier – eine deutsche Domäne fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Remember selige Sportschau-Zeiten.

Sinner und Pegula jubeln in Kanada

Yannick Sinner hat endlich seinen ersten Msasters-Titel gewonnen. Im Endspiel von Toronto bezwang er den Australier Alex de Minaur klar in zwei Sätzen und meldete seine Ansprüche für die US Open an. Gleiches gilt für Jessica Pegula in Montreal. Sie bezwang im Finale Samsonowa, nachdem sie zuvor ihre US-amerikanische Landsfrau Coco Gauff und die Weltranglistenerste Iga Swiantek bezwungen hatte. Caroline Wozniacki feierte nach dreieinhalb Jahren ihr Comeback. Nach dem Sieg über Birell erwies sich die Hürde Vondrousova, immerhin Wimbledonsiegerin als zu hoch. Doch die zweifache Mama ist voller Ehrgeiz.

Ehrung der Woche

Dirk Nowitzki ist jetzt offiziell in der Hall of Fame im Basketball. In einer ergreifenden Zeremonie wurde er am Samstag in Sprigfield geehrt, im Beisein der gesamten Familie. Auch die europäoischen Ikonen Tony Parker unbd Pau Gasol erhielten die Ehre. Was für eine geile Generation, die unter anderem mit Giannis und Luca Magic würdige Nachfolger hat. Und Nowitzki gehört für mich zu den drei größten Sportlern, die Deutschland je hervorgebracht hat. Und der sympathiste ist er sowieso.

Das wird die Woche, die wird

Am Samstag beginnen die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest. Die deutschen Medaillenhoffnungen sind an den Fingern einer Hand abzulesen, erst recht nach den Absagen von Weitspringerin Malaika Mihambo und Stabhochspringer Liga Bahre sowie Langstrecklerin Konstanze Klosterhalfen, die aber ohnehin ohne Form war. Mehr dazu am Donnerstag oder Freitag.

Die Frauen-WM trägt Dienstag und Mittwoch die Halbfinals zwischen Schweden und Spanien sowie Australien und England aus (siehe voriger Beitrag) Am Wochenende dann das Spiel um Platz 3 und am Sonntag in Sidney das Finale.

Die Bundesliga der Männer öffnet ihre 61. Saison mit der Partie am Freitag zwischen Werder und dem FC Bayern. Beide sind wahrlich nicht nach Wunsch in die Saison gestartet (Werder Pokalaus, Bayern-Klatsche im Super-Cup). Der Verlierer hat gleich hübsche Sorgen. Auch Italien startet in die Saison. Die Ligen in Frankreich, Spanien und England bestreiten schon den zweiten Spieltag

Im Tennis treffen sich sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen in Cincinatti. Hier wie dort ist fast die komplette Weltelite am Start -. ein letzter Formtest vor den US Open ab 28. August.

Und die Golfer biegen in die Zielgerade ihrer Fed-Ex-Saison ein. Die BMW Championships ab Donnerstag sind das vorletzte Turnier. 50 Profis sind dabei, die besten 30 qualifizieren sich fürs Finale. Geld gibt es zu Hauf.

 

Neue Weltmeisterin – aber wer?

Die Frauen-WM geht mit Halbfinale morgen und am Mittwoch  in die entscheidende Phase, und es steht fest, dass am Sonntag eine neue Titelträgerin die Trophäe in Empfang nehmen kann. Eine klare Favoritin hat sich für mich nach dem bisherigen Turnierverlauf nicht herauskristallisiert. Alle vier Teams haben ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen. Das versuche ich jetzt zu analysieren. Die Reihenfolge ist keine Wertung.

Spanien

Es ist wahrscheinlich die spielstärkste Mannschaft des gesamten Turniers mit glänzenden Einzelkönnerinnen wie Bonmati und Redondo sowie die pfeilschnelle Siegtorschützing gegen Holland Paralluelo (was für ein schöner Name), die auch vor einer verheißungsvollen Sprinterkarriere stand, bevor sie sich für Fußball entschied. Nicht zu vergessen die Weltfußballerin Putellas, die meist eingewechselt wird und für neuen Schwung sorgt. Dagegen scheint die Abwehr manchmal etwas leichtfertig und anfällig für Konter zu sein.

Schweden

Die körperlich wohl stärkste Mannschaft der verbliebenen Teams. Und sie haben mit Musovic die beste Torhüterin des Turniers, die sowohl die USA und Turnierfavorit Japan zur Verzweiflung gebracht hat. Eine weitere Stärke sind neben ihrer mannschaftllichen Geschlossenheit die stets gefährlichen Standards, wo Ilestedt eine zuverlässige Abnehmerin ist, die bereits viermal getroffen hat und als Abwehrspielerin tatsächlich die Torschützenwertung gewinnen könnte. Das kaschiert eigene Schwächen im Spielaufbau. Gerade die Partie gegen die USA wurde zur reinen Abwehrschlacht, die Nummer Glück überstanden wurde.

Ausblick auf die Partie Spanien vs Schweden (morgen 09.30)

Spanien hat es in der eigenen Hand, wenn sie ihr Offensivspiel ins laufen bringen, können sie die schwedische Abwehr in Not bringen. Wenn sie dann doch besser abschließen als die USA und Japan … Auf der anderen Seite kann Schweden jederzeit damit rechnen, nach einer Ecke oder so zum Erfolg zu kommen. Und Musovic ist ein echter Faustpfand. Und Selbstvertrauen müssten die Skandinavierinnen nach den Erfolgen gegen die vermeintlichen Turnierfavoriten genug haben.

Mein Verstand würfelt noch, mein Herz schlägt für Spanien

England

Als amtierende Europameisterin haben die Lionesses die größte Erfahrung in der Endphase eines Turniers. Und auch wenn sie spielerisch nicht immer überzeugt haben – man muss sie erst einmal schlagen. Trotz der vielen Ausfälle gibt es noch genug Klasse auf dem Feld wie Bayern-Legionärin Standway, die Antreibern im Mittelfeld, Bronze und Russo. Gerade die Kolumbianerinnen haben aber gezeigt, dass man mit schnellen technisch hochwertigem Spiel gegen England zu Chancen kommen kann: Die muss man dann halt nutzen.

Australien

Spätestens jetzt ist Euphorie im ganzen Land. Und diese Euphorie beflügelt die Matildas, die sich im Turnier nach einem ziemlichen Stotterstart klar gesteigert haben. Natürlich hatten sie in der Elferlotterie vs Frankreich auch das nötige Glück, aber das braucht jede Weltmeisterin (und auch jeder Weltmeister) im Laufe eines Turniers. Und die nötige Nervenstärke im Elfmeterschießen haben sie auch gezeigt, als Gorry, Yallup und Carpenter treffen mussten und es auch mehr oder weniger glücklich schafften..

Die Wundertüte heißt weiterhin Sam Kerr. Australien hat den Ausfall ihres absoluten Superstars überraschend gut weggesteckt, und vor allem in der Partie gegen Frankreich hat sie nach ihrer Einwechslung gezeigt, dass sie dass Spiel noch einmal beleben kann.

Ausblick England vs Australien

Es wird eine fantastische Stimmung sein in Sidney vor mehr als 75 000 Zuschauern. Natürlich genießen die Aussies Heimvorteil, aber England hat im Viertelfinale gegen Kolumbien gezeigt, als der Großteil der Zuschauer die Südamerikanerinnen anfeuerten, dass sie mit der Atmosphäre zurechtkommen, zumal diese nie in Feindseligkeit ausartet. Für Australien spricht die Euphorie und der Umstand, dass sie mit der größtmöglichen Drucksituation schon fertig geworden sind. England hat dagegen den unbedingten Siegeswillen und insgesamt die besseren Einzelkönnerinnen auf dem Platz stehen.

Mein Verstand neigt eher zu England, mein Herz umso klarer zu Australien.

Schaun mer mal.

Sturz des Favoriten

So kann es gehen: Die spielstärkste Mannschaft der WM wird den Titel nicht gewinnen. Die robusten Schwedinnen nahmen Nippon den Schneid ab. Mein Fußballherz weint ein bisschen, aber so ist das halt in den K.-o.-Spielen. Wobei die Schwedinnen anders als vs die USA aktiv das Spielgeschehen gestalteten und fast eine Stunde die bessere Mannschaft war. Sie spielten ihre körperliche Überlegenheit aus, und Ilestedt, bisher schon extrem torgefährlich, nutzte eine leichte Verwirrung nach einem Freistoß und netzte zum zu diesem Zeitpunkt durchaus verdienten 1:0 ein. Kurz nach der Pause ein mE ziemlich zweifelhafter Elfmeter, den die Schwedinnen verwandelten.

Erst jetzt besannen sich die Japanerinnen auf ihre Stärken gegen einen nachlassenden Gegner. Und sie hatten Chancen, zielten aber daneben oder scheiterten an der erneut großartigen schwedischen Torfrau Musolvic. Und Nippon zeigte Nerven, setzte einen erneut ziemlich zweifelhaften Elfer an die Latte.

Erst in der 87. Minute wurden die Bemühungen belohnt, doch trotz Sturm und Drang der Asiatinnen bei insgesamt 10 Minuten Nachspielzeit – Schweden rettete den Vorsprung über die Zeit.

Im Halbfinale am Dienstag treffen die Skandinavierinnen aufSpanien, die aber eine Verlängerung brauchten, um sich gegen Holland durchzusetzen. Eine Anmerkung sei gestattet. Es ist ein Armutszeugnis, dass die ARD diese Partie im Livestream versteckte. Das wurde lange Zeit anders kommuniziert. Es war die erwartet knappe Partie. Letztlich entschied die stärkere Bank der Iberer, denn sie konnten unter anderem mit Putellas und der späteren Siegestorschützin via Innenpfosten Parallueto – was für ein wunderbarer Name – nachlegen. Ob das für Schweden reicht, muss sich zeigen. Eine gesunde Bonmati wäre von Nutzen.

Powerranking: Japan weiter souverän

Vor dem Powerranking der Viertelfinalistinnen noch eine ‚Anmerkung: Wie fast erwartet ist Donald Trump über seine Lieblingsfeindin Megan Rapinoe nach ihren  Fehlschuss hergezogen. „Guter Schuss, Megan. Die USA fahren in die Hölle. Mehrere der Spieler stehen den USA feindlich gegenüber“, verkündete der Ex-Präsident. Und auch Joe Biden bekam sein Fett ab. „Die schockierende Niederlage gegen Schweden ist ein Symbol dafür, was unserem Land unter den Schurken Joe Biden widerfährt.“ Naja, wenn der Rant denn seiner Seele guttut …

Und jetzt das Powerranking

1. Japan

Weiter ist Nippon ziemlich souverän. Zwar haben die Asiatinnen vs Norwegen ihr erstes Gegentor kassiert, aber das steckten sie weg und erdrückten Norge zeitweise, so dass die Tore fast zwangsläufig fielen. In dieser Form bleiben sie mein WM-Favorit.

2. Frankreich

Es war schon beeindruckend, wie Les Bleues das Überraschungsteam aus Marokko auseinandernahm. Klar der Spielverlauf war ganz nach ihrem Geschmack und die Partie nach knapp einer halben Stunde entschieden, doch die Spielfreude das Können offensiv wie defensiv beeindruckt und haben hier wie dort Ausnahmekönnerinnen wie Renard und Diani.

3. Spanien

Aitana Bonmati ist für mich bisher die überragende Spielerin des Turniersw. Technisch perfekt, erfindungsreich und torgefährlich, was will man mehr. Und Espana hat bestimmt die Lehre aus dem 0:4 gegen Japan in der Vorrunde gezogen. Für mich sind sie deshalb leichter Favorit gegen Holland. Interessant wird sein, ob und wie Alexia Putellas eine Rolle spielt.

4. England

Immer noch ist mir nicht klar, wie stark die Lionesses wirklich sind. Aber eines steht fest: man muss sie erst mal bezwingen. Nigeria war nah dran, aber das reicht eben nicht. Auch wenn sie die spielerische Klasse des vergangenen Jahres vermissen lassen, ihr Kampfgeist ist ungebrochen. Der Ausfall von Laura James wiegt aber schwer.

5. Holland

Die gefährliche Hürde Südafrika hat Oranje mit etwas Mühe, aber letztlich verdient übersprungen. Auch wenn Miedema fehlt, mit Jill Roord, Lieke Martens und anderen haben sie genug Klasse, um Spanien einen heißen Tanz zu bieten. Auch wenn sie mE Außenseiter sind, Holland ist brandgefährlich und wird Nachlässigkeiten bestrafen.

6. Schweden

Gegen die USA waren sie klar das schlechtere Team und konnte sich nur dank der überragenden Torhüterin Zecira Musovic und einer gehörigen Portion Glück durchsetzen. Brandgefährlich bleiben die Standards, und man muss sehen, ob sie ihre körperliche Überlegenheit gegenüber Japan ausnutzen können. Das ist ihre einzige Chance gegen die flinken und vor Spielfreude sprühenden Asiatinnen.

7. Australien

Mit Mühe kamen sie ins Achtelfinale, doch spätestens jetzt ist allenthalben ‚Begeisterung im Land. Das kann die Wallabies zu noch größeren Taten inspirieren, zumal Sam Kerr jetzt tatsächlich wieder fit zu sein scheint. Dennoch sind sie vs Frankreich Außenseiter, aber ein gefährlicher Außenseiter im Hexenkessel zu Sydney vor wieder 75 000 Fans.

8. Kolumbien

Immerhin – anders als die Großmächte Frankreich und Brasien haben sie den Panzer von Jamaika geknackt. Sie bringen viel Körperlichkeit ins Spiel, hier werden sie gegen England dagegenhalten können. Wahrscheinlich werden sie es eher defensiv angehen und auf Konterchancen warten. Diese müssen sie dann halt anders als Nigeria auch nützen, dann könnten sie eine weitere Überraschung schaffen.

 

 

Trauriger Rekord für Marokko

Das Wichtigste zuerst. Heute ist Weltkatzentag. Grüße an alle Besitzer und Liebhaber der süßen Stubentiger. Und alle anderen: Mit Sicherheit gibt es auch einen Welttag für Euer Lieblingstier.

Zum Spocht. Ich stelle jetzt mal eine gewagte These in den Raum. Noch nie ist ein Fußball-Team, egal ob Männlein oder Weiblein, nach der ersten K.-o.-Runde mit einem Torverhältnis von 2:10 ausgeschieden wie heute Marokko. Man möge mich eines Besseren belehren.

Nach 25 Minuten war die Sache entschieden, da führten die Französinnen bereits mit 3:0. An allen drei Toren war Kadidiatou Diani (1 Treffer, zwei Vorlagen) beteiligt, bisher ohnehin schon die Auffälligste der equipe tricolore. Den letzten Treffer markierte Beche Desbonne. Musste im Hinblick auf meinen kicktipp echt nicht mehr sein. Frankreich war nie gefährdet; das wird schon schwieriger am Samstag in Sydney vs Australien, aber für mich sind Les Bleues die Favoritinnen in der unteren Hälfte.

In einem äußerst zähen Spiel setzte sich zuvor Kolumbien mit 1:0 vs Jamaika durch. Deren Torverhältnis nach insgesamt vier Spielen klingt mit 1:1 so traurig, wie es offenbar auch war. Hinten sehr dicht, vorne ziemlich schlicht. Fußballfeste waren das nicht; trotzdem natürlich ein Achtungserfolg der Reggae Girlz.Und Kolumbien trifft ebenfalls am Samstag auf England; ich erwarte eine weitere zähe Partie.

Mehr zur Frauen-WM morgen oder übermorgen mit einem Power Ranking der Vierelfinalistinnen.

Noch zwei Sachen

Federico Bahamontes, der älteste Toursieger, ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Er fuhr vor meiner Zeit, aber jeder, der sich auch nur ein wenig mit der Tour beschäftigt hat, ist über diesen Namen gestolpert. Noch immer gilt er als der beste Kletterer, den es je gegeben hat, aber er war auch ein lausiger Abfahrer und hat deshalb nur einmal die Tour gewonnen, dafür sechsmal das Bergtrikot. Mehr in einem sehr lesenswerten Nachruf auf spiegel.de

https://www.spiegel.de/sport/federico-bahamontes-ist-tot-der-adler-von-toledo-fliegt-nicht-mehr-a-e8d6a431-71b1-43fd-a486-a95b53a83c03

von Peter Ahrens, der überhaupt sehr gute Nachrufe schreibt. Offenbar keine Bezahlschranke.

Und Tennis: Gael Monfils hat mal wieder gezeigt, warum die Zuschauer ihn und sein Tennisspiel so liebten. Schaut euch im Internetz die Höhepunkte seiner Partie gegen Eubanks an. Schade, dass seine Zeit bald in absehbarer Zeit vorbei sein wird. Ich werde ihn sehr vermissen, aber noch ist er ja dabei. Zverev muss heute (anvisierte Zeit: 20 Uhr) übrigens vs Griekspoor ran, der gerade in Washington erst im Finale von Evans geschlagen wurde.

 

 

Das war die Woche, die war

In dieser Rubrik picke ich völlig subjektiv sportliche Begebenheiten aus, die vielleicht im Wust der Sportwelt untergegangen sind oder es Wert sind, kommentiert zu werden.

Abgang der Superstars

Die Brasilianerin Marta, die kanadische Olympiasiegerin Christine Sinclair und Megan Rapinoe aus den USA, drei Ikonen des Frauenfußballs, sind mehr oder weniger glanzlos von der großen Fußballbühne verschwunden. Ihre Verdienste für den Frauenfußball sind nicht hoch genug einzuschätzen; Marta war vielleicht der erste internationale Superstar, der viele Mädchen auf der ganzen Welt fürs Fußballspielen inspiriert hat.

Rapinoe verabschiedete sich mit einem veritablen Fehlversuch im Elfmeterschießen gegen Schweden. Sie lächelte danach – und erntete einen veritablen Shitstorm. Es darf bezweifelt werden, dass dieser rein sportlich motiviert war. Vielmehr hat Rapinoe, die so klar gegen den Trumpismus Stellung genommen hat wie kaum eine andere Sportlerin, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zahllose Feinde, die jetzt ihr Mütchen kühlen konnten. Ich hoffe, sie wird sich nicht beirren lassen und weiter klar und deutlich ihre Meinung kundtun.

Eine Glanzleistung

Was für ein Parforceritt von Mathieu van der Pool beim Straßen-WM-Rennen in Glasgow. Im Alleingang distanzierte dfer Holländer die Konkurrenz, und nicht einmal ein Sturz konnte ihn aufhalten. Blutverschmiert und mit zerfekten Trikot war er auf dem verwinkelten Kurs der Erste und krönte eine für ihn märchenhafte Saison: Weltmeister im Cross und die grandiosen Erfolge bei den Monument-Klassikern Mailand-San Remo sowie Paris-Roubaix. Die Tour wird er aufgrund seiner Schwäche im Hochgebirge wohl kaum gewinnen, doch er ist ein ganz Großer. Groß war auch die Cottbuserin Emma Hinze, die sich auf der Bahn im Teamsprint mit Weltrekord (gemeinsam mit Pauline Grabosch und Lea Sophie Friedrich) und im 500-m-Einzelzeitfahren Gold sicherte.

Das Comeback der Simone Biles

Bei Olympia 2021 zog sie sich weitgehend zurück, holte „nur“ Bronze statt der zig Goldmedaillen, die alle Welt von der brillanten Turnerin erwartet hatte – die Nerven spielten nicht mehr mit. Klassischer Fall von Burnout; sie war auch eines der Opfer in der unappetitlichen Missbrauchsaffaire im US-Turnen. Doch jetzt, nach gut zwei Jahren Pause und frisch verheiratet mit dem Football-Profi Jonathan Owens, meldete sie sich eindrucksvoll zurück und gewann den Mehrkampf. Es war nur eine nationale Ausscheidung, und man muss sehen, wie sie mit dem jetzt wieder steigenden Erwartungsdruck zurechtkommt. Noch ließ sie offen, wie ihr Weg weitergeht. Doch auf jeden Fall hat sie die Klasse, bei den anstehenden Wettbewerben wie die WM in Antwerpen dieses Jahr und bei Olympia 2024 ein gehöriges Wort mitzusprechen. „Die Fans lieben mich noch immer, und das erwärmt mein Herz“, macht sie Hoffnung auf weitere Großtaten.

Wenn das Wasser krank macht

Als ob ein Triathlon-Wettbewerb nicht schon schwer genug wäre: Gleich 57 Athleten klagten nach einer Veranstaltung in Sunderland über Übelkeit und Durchfall. Das Wasser war offenbar verseucht. „Ich fühle mich seit dem Rennen ziemlich mies, aber ich schätze, das passiert, wenn man in Scheiße schwimmt“, schrieb der Australier Jake Birtwhistle ziemlich drastisch.

Auch in Paris mussten sich die Veranstalter der schlechten Wasser-Qualität beugen. Die Olympia-General-Probe der Freiwasserschwimmer fiel ins Wasser. Zu viel Regen hatte die Seine in eine gesundheitsgefährdende Kloake verwandelt.

Ärger der Woche (angelehnt an den sonntäglichen Stammtisch im BR und andere)

Wenn die Fußballer Pause machen – es gibt immer noch Ignoranten, für die die Frauen-WM noch nicht einmal Methadon ist – erfreuen uns die Gerüchte von tatsächlichen oder vermeintlichen Transfers über Summen, die unser Vorstellungsvermögen überfordern (700 Millionen für Mbappe?!). Doch irgendwann ist es dann auch gut, und meine Geduld in Sachen Harry Kane von den Tottenham Hotspur, den die Bayern so gerne haben wollen, ist mittlerweile erschöpft. Ich kann das mit angeblichen Ultimaten, immer noch höheren Offerten und nichtssagenden Deutungen von tatsächlichen oder vermeintlichen Experten nix mehr hören.Ich persönlich halte es ohnehin für Irrsinn, die kolportierten 100 Millionen+ Euro für einen noch so begabten Stürmer auszugeben, den man im nächsten Jahr kostenlos haben könnte. Warum probieren sie es diese Saison nicht mit ihrem Supertalent Tel und dem altgedienten Choupo-Moting und investieren das Geld nicht in einen Sechser, den Trainer Thomas Tuchel ohnehin einfordert? Aber mittlerweile ist das Gerangel auch ein persönlicher Wettstreit voller Eitelkeiten auf beiden Seiten (Hoeneß, Rummenigge bzw Levy), in dem offenbar niemand sein Gesicht verlieren will und sei es betriebswirtschaftlich gesehen noch so sinnlos. Aber wahrscheinlich darf man dem Fußball und auch andere Sportarten nicht mit Vernunftsargumenten kommen. Oder warum protzen die LA Lakers damit, dass sie sich mit dem verletzungsanfälligen Anthony Davis und auch schon 31-jährigen vorzeitig auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung ab 2025 geeinigt haben, die ihm drei Jahre jedes Jahr 62 Millionen Dollar per anno (Rekord für die NBA!) garantiert.

Freude der Woche

Erst im Winter gab die Hallen-Volleyballerin Louise Lippmann ihren Wechsel zum Beach bekannt und versucht sich seitdem mit der Spezialistin Laura Ludwig, Olympiasiegerin 2016 und mittlerweile zweifache Mama.. Es ist eine gewaltige Umstellung. Sand anstatt fester Boden und beim Beachvolleyball ist man viel mehr gefordert. Gerade bei der Annahme, in der Halle für sie kein Thema, ist sie jetzt viel mehr involviert und offenbarte auch noch gewisse Schwächen. Doch bei der EM in Wien zeigte Lippmann ihre Fortschritte und spielte ihre Größe und Klasse am Netz aus, und das Paar sicherte sich Bronze. Ein wichtiger Schritt in Richtung Olympia-Qualifikation. Wenn es blöd läuft, steht dem deutschen Verband nur ein Startplatz zu. Insbesondere der Sieg im Achtelfinale über das vermeintlich beste deutsche Paar, Svenja Müller und Cinja Tillmann, immerhin WM-Dritte im vergangenen Jahr, ließ aufhorchen. Im Halbfinale mussten sich sich den späteren Schweizer Europameisterinnen Tanja Hüberli und Nina Brunner nur ganz knapp geschlagen geben. „Bronze scheint ein wenig wie Gold“, sagte Lippmann nach der Partie mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Ludwig ergänzte: „Ich habe Gänsehaut. Wir hatten harte Wochen und Monate. Ich bin so stolz.“

Ausblick für diese Woche

Frauen-WM Halbfinale, Pokal Männer, 1. Runde, CL-Qualifikation, 3. Runde Hinspiele unter anderem morgen mit der Partie Sturm Graz vs PSV Eindhoven und die Masters-Turniere im Tennis in Toronto (Männer) und Montreal bei den Frauen sind zu beachten. Außerdem die Rad-WM in Glasgow mit unzähligen Entscheidungen. Bemerkenswert: Hier wird Inklusion groß geschrieben; es starten auch (seh)behinderte Sportlerinnen und Sportler.