von Münchner Löwe | Aug. 31, 2025 | Tennis
US Open, 3. Runde
Mein Aufreger
Seit Beginn des letzten Grand-Slam-Turniers diskuriert die Tennis-Gemeinde wieder mal über den Gesundheits/Fitnesszustand von Novak Djokovic. Wie ein lebender Leichnam wandelt (wankt?) er durch seine Runden, nimmt hier eine Verletzungspause, schneidet dort Schmerz- und Leidensgrimassen, als bräuchte er bald die letzte Ölung. Was den serbischen Ausnahmespieler nicht daran hinderte, dass er mit drei zum Teil sehr klaren Siegen das Achtelfinale in New York erreichte.
Männer
Arg gerupft wurden die US-Amerikaner bei ihrem Heim-Grand-Slam. Einzig Taylor Fritz ist noch im Rennen der besten 16 Spieler, ausgeschieden sind dagegen Ben Shelton, Tommy Paul und Francis Tiafoe, die jeweils schlechter eingestuften Kontrahenten (Mannarino, Bublik, Struff) unterlagen.
Recht überraschend den ersten Satz gab Top-Favorit Jannik Sinner (neben Carlos Alcáraz) ab gegen Denis Shapovalov ab. Hätte der stark verbesserte Kanadier im 2. Durchgang seine durchaus vohandenen Chancen effizienter genutzt, wäre vielleicht sogar die ganz große Sensation möglich gewesen.
Unglaublich die Leistung von Alexander Bublik: In 3 Partien gab der Kasache nicht ein einziges Mal seinen Aufschlag ab.
Die DeutschInnen
Wer hätte gedacht, dass Jan-Lennard Struff der letzte verbliebene Mohikaner in den Einzeln sein würde. Mühsam quälte sich der 35-Jährige durch die Qualifikation (und nur eine Regenpause bewahrte ihn vorm Aus gegen den Japaner Taro Daniel, wie er freimütig bekannte): Jetzt steht er nach 2 Topleistungen gegen Holger Rune und erst recht gegen Tiafoe im Achtelfinale. Er darf jetzt aus nächster Nähe die Schauspiel- (und natürlich auch Tennis)künste des Djoker bewundern. Wenn es wirklich gut für den Warsteiner läuft (und weil Djokovic tatsächlich angeschlagen wirkt), räume ich ihn sogar Chancen ein. Wer 10 Euro auf ihn setzt, würde im Erfolgsfall 52,50 zurückbekommen, warum eigentlich nicht?
Für Alexander Zverev und Daniel Altmaier ist das Turnier hingegen beendet. Gerade Zverev enttäuschte mal wieder bei einem Grand-Slam-Turnier. Wieder mal agierte der Hamburger gegen den zugegeben sehr starken Felix Auger-Aliassime zu passiv, wieder mal sehr weit hinter der Grundlinie stehend. Da der Kanadier mit dem Service von Zverev sehr gut zurechtkam, kam dieser bei seinen Aufschlagspielen häufig in die Bredoulle. Die Viersatz-Niederlage war somit fast folgerichtig, wieder ein Jahr für Zverev ohne Grand-Slam-Erfolg.
Altmaier zeigte gegen die australische Tenniswand Alex De Minaur eine äußerst couragierte Leistung und gewann auch den ersten Durchgang. Doch nach 2 Fünfsatzpartien ging ihm die Luft aus und musste im 4. Satz entkräftet aufgeben.. Trotzdem ein sehr erfreulic hes Turnier für Altmaier, vor allem der Erfolg gegen Stefanos Tsitsipas war ein Ausrufezeichen!
Ohne jede Chance blieb Laura Siegemund, die allerdings nicht hundertprozent fit scheint, der sgtark bandagierte Oberschenkel muckt. Gegen die bärenstarke Russin Ekaterina Alexandrowa blieb ihr beim 0:6, 1:6 nur ein Spielgewinn. Immerhin ist sie noch im Doppel dabei gemeinsam mit der Brasilianerin Beatriz Haddad Maia.
Frauen
Paris- und Wimbledonsiegerin Iga Swiatek wankte erneut, fiel aber nicht gegen die Russin Anna Kalinskaya, die im ersten Satz eine 5:2- und 6:5-Führung bei jeweils eigenem Aufschlag nicht durchbrachte. Souverän wirkt das bisher nicht, was die Polin da zeigt, aber in den entscheidenden Momenten kann sie den Schalter umlegen.
Keine Blöße gaben sich die Mitfavoritinnen Aryna Sambalenka und Coco Gauff.
Die schönste Story liefert aber Taylor Townsend. Einst galt sie als Riesentalent, doch zuletzt war sie nur noch im Doppel äußerst als Nummer 1 der Weltrangliste) erfolgreich. Jetzt begeistert sie mit abwechslungsreichem Tennis (sie hat von allen Frauen mit den besten Volley und traut sich auch nach vorn). Ihre Siege gegen Jelena Ostapenko und vor allem Mirfa Andreewa begeisterten nicht nur das amerikanische Publikum.
Zahlereien
4 Männer mussten in den insgesamt 16 Drittrundepartien aufgeben. Dazu Tommy Paul, der sich am Ende fast wehrlos ergeben mussten.
2 Qualifikanten haben das Achtelfinale erreicht. Neben Struff auch völlig überraschend der Schweizer Leandro Riedi, nur die Nummer 435 der Welt. Ihm kam natürlich die Aufgabe seines Kontrahenten Majchrzak schon im 1. Satz zupass.
Achtelfinale, Männer (MESZ)
(01) Sinner – (23) Bublik (Mo.)
(10) Musetti – Munar (Mo.)
(15) Rublew – (25) Auger-Alliasime (Mo.)
(08) De Minaur – Riedi (Mo.)
(07) Djokovic – Struff (Mo., 01:00, Arthur Ashe, 1. Spiel Night Session)
(04) Fritz – (21) Machac (Mo., 01:00, Louis Armstr., 1. Spiel Night Session
Mannarino – Lehecka (So., 17:00, LA, 1. Spiel Nachmittag)
(02) Alcáraz – Rinderknech (So., 17:00, AA, 1. Spiel Nachmittag)
Machac hat mir bisher außerordentlich gut gefallen und könnte gegen Taylor Fritz überraschen. Bublik kam zuletzt mit Sinner gut zurecht, mir fehlt allerdings der Glaube bei einem Best of 5.
Frauen
(01) Sabalenka – Bucsa (Mo., ca. 03:30, LA, 2. Spiel Night)
(09) Rybakina – Vondrousova (Mo., ca. 03:30, AA, 2. Spiel Night)
(04) Pegula – Li (So., 17:00, AA, 1. Spiel Nachmittag)
Krejkicova – Townsend (ca. 19:30, LA, 2. Spiel Nachmittag)
(11) Muchova – (27) Kostyuk (Mo.)
(03) Gauff – (23) Osaka (höchstwahrscheinlich in der Night Session auf AA Dienstagfrüh unserer Zeit)
(08) Anisimova – (18) Haddad Maia (Mo.)
(02) Swiatek – (13) Alexandrowa (Mo.)
Gauff vs Osaka – das Duell zwischen zwei ehemaligen Open-Siegerinnen elektrisiert. Ebenfalls hochinteressant, wie Swiatek mit der bisher so starken Alexandrowa zurechtkommt.
von Münchner Löwe | Juli 4, 2025 | Tennis
Wunderliches Wimbledon, 2. Runde
Ein Fazit sowie einige Anmerkungen zu Alexander Zverevs bemerkenswerter Pressekonferenz nach seiner Niederlage
Draper und Paolini schon raus
Auch in der 2. Runde hatten es die Favoriten auf dem noch grünen Rasen schwer, und manche Stars mussten ihre Hoffnungen schon begraben. Von den insgesamt 64 gesetzten Frauen und Männer haben bereits sage und schreibe 37 (17 Frauen, 20 Männer, wenn ich mich nicht verzählt habe), bereits die Segels streichen müssen. In manchen Setzvierteln herrscht schon eine sehr große Leere, und so wäre es wenig verwunderlich, würden wir im Halbfinale Akteure antreffen, die sich selbst dort nichtn in ihren kühnsten Träumen shene würden. So erwischte es in der 2. Runde den Amerikaner Tommy Paul gegen Sebastian Ofner aus Österreich, noch überraschender kam das Aus des britischen Lokalmatadoren Jack Draper gegen Marin Cilic; eigentlich hat der Kroate seine besten Tage (US-Open-Sieg, Wimbledonfinale) schon längst hinter sich, doch er scheint einen Jungbrunnen gefunden zu haben.
Wenigstens die Top-Favoriten gaben sich keine Blöße. Carlos Aláraz, Jannik Sinner und Novak Djolovic landeten glatte 3-Satz-Erfolge, Tayler Fritz brauchte wie in der 1. Runde die volle Distanz gegen den aufschlagstarken Kanadier Gabriel Diallo.
Auch bei den Frauen ging der Aderlass der Stars weiter. So erwischte es die tschechische Wimbledonsiegerin 2023, Marketa Vondrousova, die gegen die englische Lokalmatadorin Emma Raducanu ihre Meisterin fand. Jasmine Paolini aus Italien, Finalistin in Wimbledon 2024, zog gegen die Russin Kamilla Rakhmowa den Kürzeren.
Und die Deutschen? Trugen zum Favoritensterben bei, denn sowohl Laura Siegemund (gegen Leyla Fernandez) als auch Jan-KLennard Struff (Felix Auger-Allisasime) zogen durch Erfolge gegen Gesetzte aus Kanada in die 3. Runde ein. Dort wird Struff mit einem Spiel auf dem Center Court gegen Alcáraz belohnt, während es Siegemund mit der amerikanischen Australian-Open-Siegerin Madison Keys zu tun bekommt.. Ein echter Schlager beschließt den Tag auf dem Center Court. Die Britin Emma Raducanu darf sich gegen die Nummer 1 Aryna Sabalenka durchaus Chancen einräumen (kann allerdings auch von der Weißrussin abgeschossen werden!).
Zverevs Geständnis
Die Worte des Hamburgers nach seiner Niederlage gegen Arthur Rinderknech
https://blickueberdenteich.de/zverev-macht-zverev-dinge/
waren ein einziger Hilfeschrei. Und beleuchteten sehr viel mehr als nur eine schnöde Niederlage im Tennis. Er habe zurzeit keine Freude mehr am Leben, bekannte Alexander Zverev. Fühle sich einsam auf dem Platz, aber auch außerhalb. „Es ist nicht nur Tennis. Ich fühle mich insgesamt sehr allein und sehr, sehr einsam im Leben.“
Die Finalniederlage von Melbourne wirkt offenbar immer noch nach, wo er gegen Jannik Sinner absolut chancenlos war. Gut 5 Monate ist das her, aber seitdem spielt Zverev für seine Verhältnisse äußerst bescheidenes Tennis, ungeachtet des Turniererfolgs in München Ende April.
Es war kein Vorwurf gegen bestimmte Personen, aber das Verhältnis gerade zum Vater ist offenbar belastend. „Niemand spricht mit mir. Mein Vater hat nach 20 Jahren genug von mir und geht direkt nach dem Match nach Hause. Mein Bruder hat hier seine Kinder dabei und hat zu tun. Ich stehe allein vor dem Spiegel und spreche mit mir selbst.“ Zverev wurde deutlich: „Nur meine vierjährige Tochter macht mich glücklich.“ Die allerdings weit weg bei der getrennt lebenden Mutter lebt.
Mag sein, dass er im ersten Frust über die Niederlage allzu drastische Worte gefunden hat, Tatsache allerdings ist auch, dass auch er jetzt Veränderung anstrebt. Sogar eine Therapie, die er bisher kategorisch ausschloss, steht offenbar zur Debatte. Er habe sich noch nie so leer gefühlt. Er hoffe, beim Masters-1000-Turnier im kanadischen Toronto Ende Juli weitere Antworten geben zu können.
Ich bin nicht unbedingt der größte Zverev-Fan. Aber allergrößten Repekt, dass er so offen über die Einsamkeit im Profitennis sprach, die wahrhaftig nicht nur den Deutschen befällt. Es gibt wohl keinen Sport, wo der Athlet/die Athletin so allein auf sich gestellt ist, wo jede Regung über Stunden auf dem Platz von der Öffentlichkeit (und natürlich vom Gegner) registriert wird. Keine Minute dort zum Verstecken wie beim Mannschaftssport. Ewiges Herumreisen von Ort zu Ort, wo sie dann doch nur die Hotelzimmer und Tennisanlagen sehen. Kein Zweifel, die Topstars werden mehr als üppig belohnt, aber der Preis scheint manchmal arg hoch. Wie schrieb Andre Agassi in seiner fantastischen Autobiographie „Open“? Er habe Tennis gehasst. Offenbar steckte in diesen Worten sehr viel mehr Wahrheit als von mir angenommen und war nicht nur Koketterie.
von Münchner Löwe | Juli 1, 2025 | Tennis
Zverev raus, Maria raus. Die beiden großen deutschen Hoffnungen mussten schon in der 1. Runde reichlich überraschen und noch viel enttäuschender die Segel streichen. Während Tatjana Maria nach verlorenem Tiebreak im 2. Satz (dort nach 4:2- und 5:4-Führung) mit ihren Kräften bei sengender Hitze am Ende war und im letzten Durchgang gegen die Außenseiterin Katie Volynets schlicht nichts mehr zuzusetzen hatte, zog Zverev gegen den zwar starken, aber keineswegs übermächtigen Arthur Rinderknech in 5 Sätzen den Kürzeren.
Es war ein Zverev, wie er leibt und lebt in einer Partie, die über 2 Tage ging, weil in Wimbledon ohne Ausnahme um 23 Uhr Ortszeit die Lichter ausgehen (also zumindest die Spiele abgebrochen werden). Schon gestern Abend hatte sich Zverev gegen den Franzosen schwer getan, doch alles schien sich zum guten zu wenden, als er mit gewonnenen Tiebreak im zweiten Satz (und abgewehrten Satzball) den 1:1-Ausgleich herstellte. 1:1 führt er, konstatierte auch Expertin (und leider auch ziemliches Fangirl) Andrea Petkovic.
Nach offenbar unruhiger Nacht am Nachmittag die Fortsetzung: Zverev wirkte verschlafen, ließ sich fast ohne Gegenwehr den Aufschlag abnehmen und ließ den 3. Satz wegrauschen. Im 4. nutzte Zverev einige Breakbälle nicht, und so kam es zum nächsten Tiebreak. Und beim Stand von 5:5 nahm Zverev allen Mut zusammen und drosch Rinderknech einen unerreichbaren 2. Aufschlag (der zweithärteste des gesamten Spiels) nur so um die Ohren, holte sich kurze Zeit den Satz.
Jetzt aber doch Zverev, oder? Zumal der Franzose bei größter Hitze immer müder wurde. Doch der Hamburger verhühnerte ein 40:0 und gab den eigenen Aufschlag zum 1:2 ab. Un obwohl sich der wackere Rinderknech kaum mehr auf den Beinen halten konnte, blieb er in seinen Aufschlagspielen reichlich ungefährdet. Warum? Weil Zverev, der im 4. Satz noch so viel Cojones gezeigt hatte, jetzt jegliches Risiko scheute und dem Franzosen wie ein Tennislehrer die Bälle vor die Beine spielte auf dass dieser sich nicht mehr allzu sehr bewegen musste.
Der Matchball war Sinnbild. Rinderknech schubste einen Aufschlag ins Feld, Zverev schubste zurück. So ging es mehrere Schläge hin und her (als würden sich die Herrschaften einschlagen), dann ergriff Rinderknech nach einem allzu dürftigen Ball doch die Initiative und beendete das Match mit einer krachenden Rückhand. Sank zu Boden und feierte den wohl wichtigsten Sieg seiner Karriere, in der er noch nie einen Top-5-Spieler geschlagen hat. Unfassbar: In 5 langen Sätzen und 28 Aufschlagspielen gelang es Zverev kein einziges Break – gegen einen zwar guten, aber keineswegs mit überragendem Service ausgestatteten Aufschläger.
Damit sind nach der 1. Runde 4 der 7 deutschen Starterinnen und Starter ausgeschieden. Neben Maria scheiterte auch Qualifikantin Ella Seidel, die böse umknickte und ihre Partie gegen die Spanierin Jéssica Bouzas Maneiro beim Stand von 3:6, 2:3 aufgeben musste. Bänderriss, lautet die niederschmetternde erste Diagnose. Auch Daniel Altmaier ist schon raus. Gegen den Argentinier Gabriel Diallo hatte er letztlich keien Chance.
Im Rennen sind noch noch Eva Lys, Laura Siegemund sowie Jan-Lennard Struff, die sich ihrer Erstrunden-Aufgaben souverän lösten. Morgen wird es für das verbliebene Trio schwer: Struff bekommt es mit Felix Auger-Aliassime aus Kanada zu tun, Siegemund in einem weiteren deutsch-kanadischen Duell mit Leila Fernandez. Lys letztlich trifft auf die starke Tschechin Linda Noskova, für viele eine Geheimfavoritin fürs Turnier.
Favoriten straucheln und fallen sogar
Die 1. Runde brachte schon viel Unterhaltung. So benötigte Titelverteidiger Carlos Alcáraz 5 Sätze und sehr viel mehr Mühe als erwartet, um den widerspenstigen Italiener Paulo Fognini aus dem Weg zu räumen. De befindet sich mit seinen 37 Jahren auf Abschiedstour und bat den Spanier hernach um ein Autogramm für seine Nichte.
Gerade noch von der Schippe des Ausfallens sprang Taylor Fritz. 0:2-Sätze lag er gegen den französischen Aufschlagriesen Giovanni Mpetshi Perricard zurück und nach gewonnenem 3. Durchgang im Tiebreak des 4. Satzes gar mit 1:5. Dann bekam der junge Franzose das Nervenflattern, sein Aufschlag verließ ihn, und er gab den Tiebreak ab. Auch hier Unterbrechung wegen Sperrstunde und heute die Forsetzung, in der Perricard beim Stand von 4:5 eine kleine Aufschlagschwäche erfuhr und Game und Satz und Match velor.
Tatsächlich draußen sind die hochgesetzten Lorenzo Musetti, Holger Rune und Daniil Medwedew. Auch der als sehr gefährliche Außenseiter Alxander Bublik ist nicht mehr dabei. Der Sieger des Turniers in Halle zeigte seine üble Seite und verlor am Ende ohne jede Lust gegen den Spanier Munar. Bei den Frauen erwischte es Jessica Pegula, eine Mitfavoritin auf den Turniersieg, die nach ganz schwacher Leistung der Italienerin Elisabetta Conciaretto (Nr. 116 der Welt) beugen musste. Die Italienerin trifft nur auf Maria-Bezwingerin Volynets. Auch Olympiasiegerin Qinwen Zheng (vs Katerina Siniakova) ist nicht mehr dabei.
von Münchner Löwe | Jan. 26, 2025 | Tennis
Die Australian Open sind zu Ende, doch für Alexander Zverev gab es kein Happy End. Im Finale unterlag er dem Weltranglistenersten Jannik Sinner 3:6, 6:7, 3:6. Er verlor damit das dritte Mal bei seinem dritten Grand-Slam-Finale nach den beiden Fünfsatz-Pleiten gegen Dominic Thiem (US Open 2020) und Carlos Alcáraz (French Open 2024). Drei Finalsniederlagen bei drei verschiedenen GS-Turnieren bei keinem eigenen Sieg, das hat es meiner Kurz-Recherche nach noch nie gegeben. Ivan Lendl hat allerdings sogar seine ersten 4 Finals verloren, bevor er 1985 in Flushing Meadows triumphierte.
Im Finale kann sich Zverev gar nicht viel vorwerfen. Sinner war an diesem Tag einfach der bessere Spieler, machte mit seinem eersten Aufschlag 83 Prozent der möglichen Punkte, ein unfassbar guter Wert. Folgerichtig musste der Italiener nicht einen einzigen Breakball abwehren. Dazu kam noch Glück hinzu wie sein unerreichbarer Netzroller im Tiebreak des 2. Satzes. Wenn (ja dieses Wen …) Zverev den gewonnen hätte, wäre die Partie vielleicht gekippt. Dadi wari, verschüttete Milch.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass ein Zverev mit seiner eher abwartenden Spielweise gegen einen Sinner auch nur in guter Form ohne Chance ist (und wahrscheinlich auch gegen Carlos Alcáraz). Zverev steht jetzt vor der sehr schwierigen Entscheidung: Ändert er sein Spiel zu mehr Risiko, also ein, zwei Schritte näher zur Grundlinie, wie es objektive Beobachter schon länger fordern. Doch letztlich hat ihn dieses Spiel nicht nur dreimal in ein GS-Finale geführt (in Melbourne praktisch unangefochten); er ist auch die ganz klare Nummer 2 hinter einem seit einem Jahr schier unbezwingbaren Sinner.
Und damit komme ich zur eigentlichen Tragik des ganzen Turniers: Meines Erachtens nämlich dürfte es den Triumphator Sinner gar nicht geben nach seinen zwei positiven Dopingproben vom März 2024. Die der Tennisverband schlicht ignorierte (bzw. die Räuberpistole des händeverseuchten Masseurs glaubte). Und das Tun dieses engen Vertrauten nicht Sinner zurechnete, obwohl das in derlei Fällen zwingend ist. Dass der CAS bisher den Einspruch der Dopingagentur gegen diesen skandalösen Freispruch nicht entschied, sonden sich erst im März dazu bequemt, st en weiterrer Skandal. Sinner hat damit 2 Grand-Slam-Turniere gewonnen (auch die US Open 2024), an denen er nicht hätte teilnehmen können, wenn es auch nur ansatzweise mit rechten Dingen zugegangen wäre. Betrogen werden damit alle Zuschauer, all seine Gegner. Un er selbs hat zwei Sieger-Schecks in Höhe von insgesamt 5 Millionen Euro kassiert.
Gestern war Eva Lys im ZDF-Sportstudio: ohne Namen zu nennen hat sie auf die enorme Ungleichbehandlung nahmhafter Tennisstars und dem Rest verwiesen (auch ohne Namen zu nennen: Dass sie neben der Polin Iga Swiatek auch Jannik Sinner meinte, lag klar auf der Hand). Ich übersetze: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen. Widerlich, und das schreibe ich als Sinner-Fan, der ich bis zur Doping-Bekanntgabe war.
Fantastische Madison Keys
Während mich das Männer-Finale nicht vom Sofasitz riss, war das beim Frauen-Finale am Samstag zwischen Titelverteidigerin Aryna Sabalenka und Madison Keys ganz anders. Ein söektakuläres Endpiel, spannend bis zum tatsächlich entscheidnenden Matchball, den Keys mit einem brachialen Winner für sich entschied. Was im Tennis äußerst selten vorkommt. Beide Spielerinnen packten in der entscheidenden Phase der Partie ihr allerbestes Tennis aus. Dumme Fehler gab es kaum noch, dafür Traumschläge en masse auf beiden Seiten.
Disclaimer: Ich bin Fan von Madison Keys, seitdem sie mit 14 jahren in der Profitour aufschlägt. Ein Riesentalent, doch in entscheidenden Momenten nicht Herrin ihrer Nerven. Es gab Experten wie zum Beispiel Oliver Faßnacht von Eurosport, der sogar wetten wollte: Keys wird nie ein Grand-Slam-Turnier gewinnen, trotz ihrers fulminanten Aufschlags und krachenden Grundschläge. Weil sie nicht Herrin ihrer Nerven sei, in entscheidenden Phasen oft die falschen Entscheidungen treffe.
Ich fand das damals extrem anmaßend, gerade in dieser Endgüligkeit. Als ob sich ein 17-jähriger hochtalentierter Mensch nicht ändern könnte. Doch Faßnacht schien recht zu behalten. Einmal erreichte sie zwar in New York das Finale, das sie allerdings völlig wegwarf und absolut chancenlos gegen ihre gute Freundin Sloane Stevens.
In den vergangenen Jahren wurde es stiller um Keys, auch weil sie viele Verletzungen hatte. Auch ich hatte die Hoffnung auf einen GS-Erfolg von ihr aufgegeben. Jetzt bei den Australian Open war sie bei kaum einem Experten auch nur im erweiterten Favoritenkreis, obwohl sie mit der Empfehlung eines Turniererfolges im Vorfeld nach Melbourne kam. Was ich dann früh sah, war eine etwas anders spielende Keys. Immer noch mit beeindruckenden Schlägen, aber taktisch schien sie viel reifer, und ihre Nerven schien sie auch im Griff zu habern. Es folgte der schier unglaubliche Lauf, die ihre Nerven und die ihrer Anhänger gehörig strapazierte. Schwerer hätte der Weg ins Finale kaum sein können: Schon in der 2. Runde hatte sie große Mühe gegen die Qualaifkantin Ruse und setzte sich e kanapp mit 7:5 im 3. Satz durch. Es folgten Siege gegen die weit höher aingestuften Danielle Collins und Elena Rybakina, ein Zittererfolg gegen die unglaubliche Ukrainerin Elina Svitolina: Im Halbfinale der Thriller gegen Iga Swiatek, als sie gar einen Matchball abwehren musste und dies mit einem perfekten Schlag auch tat. Dann der Showdown vs Sabalenka, zuvor in Melbourne 20-mal hintereinander als Siegerin vom Platz gegangen bei 2 Turnier-Triumphen 2023 und 2024.
Attraktives Tennis spielt sie sowieso mit unglaublich harten Grundschlägen (es gibt nicht so viele Männer, die durchgehend so hart spielen), wenn auch mit mehr Drall).
29 Jahre musste Madison Keys werden, es war ihre 47. Grand-Slam-Teilnahme. So gesehen hat Alexander Zverev noch ein bisschen Zeit
von Münchner Löwe | Jan. 24, 2025 | Tennis
Ich habe es befürchtet, aber erwartet: Jannik Sinner hat das Finale der Australian Open erreicht. Dass er da nacheinen Leistungen objektiv hingehört, möchgte ich gar nicht bestreiten. Aber es bleibt der Gestank seines immer noch nicht endgültig entschiedenen Doping-Falls. Warum de CAS es nicht geschafft hat, in der Causa wenigstens eine Entscheidung zu treffen, empfinde ich jetzt als noch ärgerlicher, weil aus dem virtuellen Australian-Open-Finalist Sinner ein tatsächlicher geworden ist. Der normalerweise schon längst zumindest für ein Jahr aus dem Verkehr gezogen worden häte müssen, so wie normalerweise Dopingfälle bestraft werden. Meine Meinung zum Fall selbst habe ich schon öfter auch hier zum Ausdruck gegeben. Auch wenn die Räuberpistole der dopingverseuchten Masseur-hand zutrifft (was ich persönlich schon bezweifle), Sinner muss sich unbedingt den Fehler eines seiner engsten Vertrauten zurechnen lassen.
In dem Zusammenhang bleibt für mich der Super-Gau wenigst3ns aus, weil die zweite Dopingsünderin Iga Swatek nach einem grandiosen Halbfinale an Madison Keys gescheitert ist.
Meine persönliche Pest also gegen Alexander Zverev, meine Cholera. Ein Frauenschläger (ein Verfahren, das die Ex-Frau anstrengte, wurde eingestellt), dem doch der deutsche Boulevard (und nicht nur der) zu Füßen liegt. Der im übrigen ebenfalls beeindruckend spielt. Immerhin hat es die Cholera Zverev geschafft, meine persönliche Nemesis Novak Djokovic (also Corona) aus dem Weg zu räumen (wenn auch nur durch einen Aufgabesieg nach dem ersten Satz. Den mag ich halt persönlich überhaupt nicht, wegen seines überbordenden Nationalismus, seiner Attitüde des allseits verfolgten Stars, den niemand liebt, sondern bestenfalls respektiert. Nota Bene mag ich seine Art, Tennis zu spielen nicht, und nicht nur wegen seiuner chronisch unsportlichen ewigen Balltipperei vorm Aufschlag.
Es waren zwei merkwürdige Halbfinali am Freitag: Zunächst Zverev vs Djokovic, am hellichten Tag und dementsprechenden Temperaturen in Melbourne. Losgelöst von meinen Vorlieben oder nichtlieben der betreffenden Spieler. Was einem bei Zverev oft in den Wahninn treibt, ist sein manches arg defensives Spiel meterweit hinter der Grundlinie. Weiß er selber, wie er hinterher zugab, aber warum es ihn seit Jahren kein Trainer beibringen kann die Bälle früher zu nehmen, öfter am ans Netz zu rücken (gut, dann müsste der betreffende Trainer ihm noch einen überdurchschnittlichen Volley beibringen), das verstehe ich nicht. So verpufft die unglaublich gute Rückhand, weil sie shclicht ewig unterwegs ist, bis sie beim Gegner ankommt. Gegerade gegen einen Djokovic, der an guten Tagen kaum Fehler macht, ist so etwas verheerend.
Verlassen konnte sich Zverev im Gegensatz zum Tommy-Paul-Match auf seinen Aufschlag. Der erste kam kam zu 76 Prozent und führte in 83Prozent der Fälle zum Punkt, also praktisch eine sichere Bank.
Djokovic konzentrierte sich darauf, seine Aufschlagsspiele durchzubringen. Er wirkte nicht fit, nach dem er in der voritgen Partie gegen Alcáraz sich am Oberschenkel behandeln ließ. Doch wie oft hat beim Djker der Schein getrügt und er trotz tatsächlicher oder vermeintlicher Malaisen ein Spiel noch gewonnen. Diesmal nicht, diesmal war es offenbar ernst. nach dem verlorenem Tiebreak gab Djokovic unvermittelt auf. Es war ihm klar, dass er nach 80 Minuten Spielzeit, in die er viel Energie gesteckt hatte, nie drei Sätze gegen Zverev hätte gewinnen können. Die einzelnen Pfiffe, mit denen er beim Abschied aus der Arena bedacht wurde, hätten isch die Pfeifenden auch sparen können, darauf wies im übrigen auch Zverev hin. Denn egal, wie man letztlich zu Djokovic steht: Das hat der 24-malige Grand-Slam-Gewinner (davon 10-mal in eben jeder Rod-Laver-Arena, nicht verdient.
Im Finale gegen Sinner am Sonntag (09:30, Eurosport) sehe ich Zverev tatsächlich leicht favorisiert, vor allem wenn sein Service so gut funktioniert. Der Italiener nämlich wirkte bei seinem jur dem Ergebnis klaren 7:6, 6:2, 6:2 gegen den Amerikaner Ben Shelton nicht immer souverän. Sheltonhatte die große Chance auf den ersten Satz, als er bei eigenem Aufschlag zwei Satzbälle vergab. Auch in der Folgezeit hielt Shelton mehr als mit, versagte aber wiederholt in den entscheidnden Szenen. Auch Sinner wirkte alles andere als topfit und ob er ein längeres Match durchgehalten hätte, schien sehr zweifelhaft. Am Ende schaffte er unter Aufbietung letzter Kräfte die entscheidenden Spielgewinne.
Wenn nicht jetzt, wann dann könnte es also für den besten deutschen Tennisspieler seit Boris Becker und Michael stich heißen. Ein Grand-Slam-Sieg würde zumindest seine Tennis-karriere rund machen nach 2 ATP-Finals und mehreren Masters-Triumphen. Vom Olympiasieg 2021 ganz zu schweigen. Lieben werde zumindest ich den Frauenschläger deshalb nicht mehr.
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