von Münchner Löwe | Dez. 6, 2025 | Fußball, sportpolitik, WM
Es war ja einiges Schreckliches zu erwarten am Freitag für die Auslosungs-Zeremonie in Washington. Doch was vor allem Gianni Infantino, der Chef des Fußball-Weltverbandes, veranstaltete, ging weit über die schlimmsten Befürchtungen hinaus. Zusammenfassen lässt sich die Veranstaltung mit fogenden Worten: 2 alte, durch und durch korrupte, weiße Männer vergewaltigen den Fußball, und keiner tut etwas dagegen
Gott sei Dank war ich mit meiner wunderbaren Schwester bei einem hervorragenden Vietnamesen verabredet, so dass ich gar nicht in Versuchung geriet, mir diese Katastrophe und Niedergang aller guten Sitten live anzusehen. Als ich heimkam, überflog ich die Kommentare, die ließen schon Grauenhaftes erwarten. Da ich plante, hier ein paar Zeilen zu schreiben, „musste“ ich mir natürlich selbst ein Bild machen. Ich neige nämlich nicht zu Katastrophen-Tourismus, mein Dasein als Löwen-Fan mit all den damit verbundenen Irrungen und Wirrungen reicht da völlig aus.
Die Schleimspur des Gianni I.
Im Mittelpunkt des Grauens: Gianni Infantino und Donald Trump. 2 alte Männer. Der eine (Gianni, oder Jonny, wie ihn Donnie zu nennen pflegt). Ein skrupelloser, geldgieriger Funktionär mit mehr Dreck am Stecken als die Kläranlage einer Großstadt an einem Tag hergibt, weswegen er mittlerweile in ihm wohlgesonnenen Doha (oder ist es das wohlgesonnene Dubai?) sein Domizil aufschlägt. Der andere (Donald): Dem Rang nach Präsident der Vereinigten Staaten, aber tatsächlich: Topterrorist und Massenmörder. Und was macht Gianni? Erfand kurzfristig einen FIFA-Friedenspreis, den natürlich Donnie als Erster erhalten sollte, wenn es schon mit dem Friedensnobelpreis nicht geklappt hat (Donald Trump: ist mir nicht mehr so wichtig). Die Lobrede, die danach Gianni auf seinen guten Buddy Donnie hielt, war das Widerwärtigste, Schleimigste, Unanständigste, Armseligste, was je ein Sportfunktionär von sich gegeben hat. Und diesbezüglich ist die Messlatte angesichts der ganzen Widerwärtigkeiten der Samaranchess und Blatters und Bachs (das sind nur die Allerallerschlimmsten) selbst und auch von Infantino selbst (etwa in Katarrh vor 4 Jahre) so hoch wie der Mount Everest. Die Gianni mühelos übersprang („Du bist es, der Frieden schafft“) wie Mondo Duplantis mit dem Stab die 5 Meter. Die Lobhudelei galt wohlgemerkt einem Mann, der gerade den Befehl ausgibt, Schiffe vor Venezuela zu versenken und die Besatzung zu ermorden, der Somalia und die migrierten Somalis als „Müll“ bezeichnet, der unmittelbar vor der Zeremonie den Befehl ausgab, das liberale Europa zu zerstören. Für die Veranstaltung selbst, die nächsten Sommer stattfinden wird, prophezeite Infantino in aller BVescheidnheit: „Das wird das größte Ereignis, das die Menschheit je geschaffen hat.“ 104 Fußballspiele (satte 40 mehr als bei der letzten WM) stehen auf dem Programm. „Dass ist 104-mal der Super Bowl.“ Apropos Superball: Im Fußball-Überschwang will Trump American Football unbennen, damit „Soccer“ endlich „auch in den USA Soccer endlich Football heißen kann.
Das mit Fußball-Funktionären (und -Trainern, -Direktoren) aus aller Welt durchsetzte Auditorium in Washington brach angesichts dieses Irrsinns zwar nicht in Jubel aus, Protest hörte ich allerdings auch nicht – im Gegeteil. Hinterher befand DFB-Chef Bernd Neuendorf, dass diese Auszeichnung doch verdient sei angesichts der Trumpschen Verdienste um den Frieden in Gaza (ein Frieden, bei dem immer noch täglich Dutzende Menschen den Gewalt-Tod finden, nota bene) und ließ den Diktatfrieden in der Ukraine ebenso aus wie das Vernichten von Menschenleben in der Karibik sowie den nationalen Irrsinn, den Trump jeden Tag veranstalten lässt. Andererseits ist es halt der Funktionär Neuendorf: ein armseliger, skrupelloser, geldgieriger, egoistischer Mann, dem der Fußball selbst völlig egal ist. Er steht zwar dem mitgliederreichsten Sportverband (heißt es zumindest) der Welt vor, zieht aber nur seinen Schwanz ein, wenn er für diese Mitglieder sprechen müsste. Hat wohl Angst um die FIFA-Fantastilliarden, die er persönlich so einsackt samt bezahlten Luxus-Urlaub in Washington, der Karibik und anderen FIFA-Tagungsstätten.
Trump (mit besonders orangenem Antlitz, wie mir schien) nahm die Ehrehrbietung samt schrecklich-protzig-güldenem Pokal erfreut die Kenntnis („eine meiner schönsten Auszeichnungen“), lobte seinerseits Infantino und freut sich auf die 20 Milliarden Dollar („really, so much?“) Einnahmen, die das Turnier so bringen wird. Erstaunlicherweise hielt er sich relativ kurz und vor allem mit seinen berühmten Anklagen zurück gegen die Vor-Regierung und auch den Mit-WM-Gastgebern (genau, in Mexiko und Kanada finden auch Spiele statt, man konnte es fast übersehen trotz der anwesenden Regeierungs-Chefs).
Zum Schluss die Village People
Garniert wurde der zauberhafte Abend mit Gesangseinlagen von alternden Künstlern: keine Taylor Swift, Rihanna oder andere aktuelle Topstars, dafür die bei Sportereigissen offenbar unvermeidlichen Andrea Bocelli, Robbie Williams und natürlich auch Trumps Lieblinge, die Village People, zu denen er so gerne tanzt (diesmal nicht): Ja, genau die Village People, einst in den 80ern eine aufsässige Schwulen-Band (besser: Liebling der Schwulen), jetzt (fast in derselben Besetzung) die Combo eines (noch dazu besonders reaktionären und schwulenfeindlichen) Präsidenten – wer hätte dies für möglich gehalten. Und als Moderatorin ward tatsächlich die Deutsche (!) Heidi Klum erkoren: sehr blond, sehr offenherzig und neben Co.-Mod. Kevin Hart sehr riesig, oder auch: eine Frau, die bestens in Trumps Frauen-Beuteschema passt …
Ach ja, die Auslosung selbst
Nach mehr als einer Stunde (ich: viel fast forward) erbarmten sich die Kombattanten, schritten zum eigentlichen Zweck der Veranstaltung und führten die 48 Endrunden-Teilnehmer in 12 Vierer-Gruppen zusammen, Die „deutsche“ Gruppe mit Curacao, die Elfenbeinküste und Ecuador gilt in der allgemeinen Einschätzung als „leicht“ und „machbar“. Das ist sicher zutreffend, weil es schwieriger hätte kommen können (Norwegen! Italien!!), aber: Immerhin sind die Ivorer amtierender Afrika-Meister und Ecuador wurde in der südamerikanischen Qualifikation starker Zweiter hinter Argentinien, aber klar vor Brasilien, Kolumbien und Uruguay. Und das lag nicht alleinb an den Heimspielen in der 4000 Meter hoch gelegenen Hauptstadt Quito. Außerdem verbietet sich angesichts des jeweils desaströsen Vorrunden-Aus des deutschen Teams 2018 und 2022 ohnehin jeglicher Hochmut.
Ausscheiden ist dieses Mal allerdings noch schwieriger geworden, weil sogar 8 der 12 Gruppendritten die K.-o.-Runde erreichen – die nächste Farce dieser an Farce so reichen Fußball-WM, für die wir jetzt den riechtigen Vorgeschmackk bekommen haben.
von Münchner Löwe | Sep. 23, 2025 | Leichtathletik, WM
Leichtathletik WM, Teil III inklusive Bilanz
Neugebauer mit Energieleistung
Mit einem sehr starken zweiten Tag hat sich Zehnkämpfer Leo Neugebauer das kaum mehr für möglich gehaltene Gold bei der Leichtathletik-WM in Tokio gesichert. Den Grundstein legte er mit zwei fulminanten persönlichen Bestleistungen in Diskus- und Speerwerfen, so dass er als Führender in den abschließenden 1500-Meter-Lauf ging, für 2-Zentner-Riesen wie ihn eine echte Horrorprüfung. Die Neugebauer mit einer grandiosen Energieleistung bewältigte im Fernduell mit dem leichteren und viel schnelleren Ayden Owens-Delerme. Am Ende rettete er gerade 20 Punkte Vorsprung auf den Puerto Ricaner (der virtuell lange geführt hatte), die Tortur hatte sich also für den Silbemedaillengewinner von Paris gelohnt. „So krass war es noch nie“, bekannte der 25-Jährige, der sogar für kurze Zeit in einen Rollstuhl gehievt wurde. 8804 Punkte sind zwar weit von eine persönlichen Bestleistung entfernt (dafür war der erste Tag einfach zu „schwach“), aber die spielte naturgemäß keine Rolle.
Natürlich profitierte Neugebauer auch vom Nichtantreten von Weltrekordler Kevin Mayer (zum wiederholten Male) und Damian Warner (ganz kurzfristig), und dass Olympiasieger Sander Skotheim (in Paris „stahl“ der Norweger Neugebauer noch das Gold) nach dem völlig missglückten Hürdenlauf sogar disqualifiziert wurde; aber das pannenfreie Durchkommen ist dem Mehrkampf bei Großereignissen immanent.
Gina Lückenkempers Traumlauf
Neugebauers Triumph war das einzige Gold für den deutschen Verband, der letztlich mit fünf Medaillen gut im Rahmen der Erwartungen blieb. Ein Highlight setzte dabei die Sprintstaffel der Frauen. Bei strömenden Regen stürmten Sina Mayer, Rebekka Haase (was für eine Gegengerade!), Sophia Junk und Gina Lückenkemper zu Bronze, und sogar die siegreichen USA sowie Jamaika schienen für die grandiose Schlussläuferin Gina Lückenkemper (schnellste auf ihrer Strecke) in Reichweite (wenn vielleicht das Rennen 20 Meter länger gegangen wäre?). Lückenkemper konnte nach der brillanten Vorstellung ihren Frieden mit den Titelkämpfen schließen, die mit dem klaren Verpassen des 100-Meter-Finals so enttäuschend begonnen hatten. Wie der Riese Neugebauer die vier erfolgreichen Frauen in seine mächtigen Arme schloss – aus deutscher Sicht bestimmt eines der Bilder der WM (01:30) https://www.zdfheute.de/video/leichtathletik-wm-neugebauer-gold-sprint-staffel-frauen-bronze-100.html
Diesmal triumphiert Botswana
Eigentlich hatten die USA durch einen völlig missratenen Vorlauf das Finale über die 4x 400 Meter verpasst, doch weil sie dabei angeblich entscheidend behindert wurden, dürften sie sich nachqualifizieren. Dem Showdown mit den 400-Meter-Spezialisten aus Botswana (3 Endlaufteilnehmer plus 200-Meter-Olympiasieger Tebogo) stand also nichts mehr entgegen. Und die Zuschauer wurden mit einem geradezu epischen Lauf belohnt, (in der mit Südafrika sogar noch ein Dritter Wettbewerber eingriff). https://www.n-tv.de/sport/Botswana-holt-WM-Gold-ueber-4×400-Meter-Leichtathletik-erlebt-hellblaues-Wunder-article26047364.html
Lange führten die USA, als Schlussläufer Rui Benjamin (immerhin der souveräne Weltmeister über 400 Meter Hürden) als klar Führender auf die Zielgerade einbog. Doch dann zündete Collen Kebinatshipi den Turbo. Der 400-Meter-Weltmeister (flach) machte Meter und Meter gut, zog noch am Amerikaner vorbei und sicherte Botswana sowie dem afrikanischen Kontinent den 1. Titel in der Staffel-Geschichte (9 der vergangenen 10 WM-Finals hatten die USA gewonnen). Angesichts der Leistungen in Tokio sowie der ganz knappen „Niederlage“ (Silber!) im Olympia-Finale vor einem Jahr allerdings keine allzu große Überraschung
Diese gelang allerdings Südafrika, und das wiederum lag an dem unglaublichen Wayde van Niekerk. Dabei schien die Karriere des 400-Meter-Weltrekordlers nach einer schweren beim Rugby zugezogenen Verletzung zumindest über diese Strecke vorbei. Doch in der Staffel war er dabei, und als 3. Läufer hatte er mit angesichts der katastrophalen Bahnverhältnisse (es war eher ein Freistilschwimmen denn Rennen) unfassbaren 43,28 sein Team herangelaufen. Schlussläufer Nene, der als einziger der insgesamt 32 Starter überhaupt neben van Niekerk unter 44 Sekunden blieb, griff dann sogar in den Goldkampf ein, musste sich aber knapp geschlagen geben (gegenüber dem Zweiten USA nur durch Tausendstel getrennt). What a Race!!!
Und sonst?
- In einem weiteren Giganten-Endlauf sicherte sich der Kenianer Emmanuel Wanyonyi den Titel über 800 Meter vor Djamel Sedatjy (Algerien) und dem Kanadier Marco Arop. Diese Drei blieben unter 1:42 Minuten, alle 5 weiteren Läufer unter 1:43.
- Diskusfarce zum Abschluss: Im Gegensatz zu Läufern ohne Spikes, waren sie in einem nassen Ring den Wasser-Elementen fast schutzlos ausgeliefert. Wäre es nicht der Schlusstag gewesen, hätte man den Wettbewerb sicher (na hoffentlich!) verschoben. So wurde er quasi als Nachschlag zu später Stunde serviert, und der Schwede Daniel Stahl knackte tatsächlich die 70-Meter-Marke. „Ich habe oft bei schlechten Bedingungen trainiert, die gibt es in Schweden oft“, erklärte er. Alle anderen Teilnehmer dürften in erster Linie froh sein, dass sie den Wettbewerb ohne Verletzung überstanden haben. Irregulär war er auf jeden Fall.
WM-Bilanz
Mir haben die Titelkämpfe mit vielen tollen Wettkämpfen trotz mancher Längen (Vorläufe über 1500 Meter in der Hauptsession müssen nicht sein) viel Spaß gemacht. Höhepunkt war der erneute Weltrekord von Stabhochsprung-Überflieger Mondo Duplantis auf 6,30 Meter. Ssowie die 400-Meter-Ausnahmeleistung von Sidney McLaughlin-Levine, die mit 47,78 Sekunden sogar den Weltrekord von Marita Koch (47,60) streifte. Für viele läuft da der Verdacht mit (auch angesichts der Vorgeschichte ihres Trainers Bob Kersee/FloJo), doch gibt es absolut keine konkreten Anhaltspunkte (außer der famosen Leistung).
Ein emotionaler Höhepunkt: das unglaubliche Gold der Schweizerin Ditaji Kamboundji über 100 Meter Hürden (ein Schweizer Reporter flipptvöllig aus) und der Marathon-Zielfoto-Thriller zwischen dem Tansanier Felix Simbu und Amanal Petros. Der für mich trotz Leo Neugebauer oder Hammer-Zauberer Merlin (Entschuldigung, die Worspielhölle muss sein) Hummel die schönste deutsche (Flüchtlings)-Geschichte schrieb.
Zahlereien (muss sein, muss die Medaillenzählerei wirklich sein?)
Mit Abstand erfolgreichstes Teilnehmerland waren erwartungsgemäß die USA mit erstaunlichen 16 Goldmedaillen (und 26-mal Edelmetall insgesamt), also bei beiden Zählweisen. Kenia eroberte gleich siebenmal Gold (11 Medaillen). 10 Medaillen holte Jamaika, allerdings nur eine aus Gold durch Oblique Seville (wenigstens in der für die Sprintnation wichtigsten Disziplin 100 Meter Männer).
0 Gold: Für ihre Verhältnisse desaströs schnitten die erfolgsverwöhnten Leichtathletik-Nationen Großbritannien und Äthiopien ab, die beide ohne Titel blieben. Über die Gründe darf man spekulieren, doch gerade die Briten schienen für mich am meisten unter dem recht späten Termin zu leiden. Bei Äthiopien (eigentlich neben Kenia die Langstrecken-Nation schlechthin) sehen viele Experten ein strukturelles Problem (bedingt auch durch die ewigen Kriege im Vielvölkerstaat). Die Folge: schlechtes Training, schlechte Infrastruktur (Kleinkrieg der Stämme um Posten und Pöstchen), schlechte Trainer. Deshalb oft schlechte Taktik (Bummeltempo, so dass die läuferische Überlegenheit verpufft). Mal sehen, ob neue Top-Talente dem Abhilfe schaffen können.
von Münchner Löwe | März 9, 2025 | Wintersport, WM
Nordische Ski-WM in Trondheim, in der norwegischen Heimat des Skilanglaufs. Ein Skifest für alle mit der unvergleichlichen Stimmung an den Loipen, wo Kind und Kegel und Opa und Oma stundenlang an der Strecke stehen, um alle Läufer anzufeuern. Die norwegischen euphorisch und mehr als respektvoll alle anderen, sogar die so erfolgreichen Schwedinnen, die alle Rennen gewonnen haben (der 50er steht heute noch aus).. Schaut euch auf youtube eine Staffel an oder auch die 50 Kilometer und genießt die Atmosphäre ganz in Rot. Gänsehaut ist garantiert.
Doch über dem norwegischen Skifest liegt ein ganz großer Schatten, und den hat nicht das ehe übeschaubare Wetter (typisch allerdings für Trondheim nahe des Polarkreises) gelegt, sondern die Skispringer. Vielmehr die unselige Diskussion um die Anzüge.
Material und Medizin – das sind die zwei der großen Feinde des fairen Leistungssport (es gibt noch einige mehr, wie gerade die deutschen Turnerinnen berichten). Doping war (erstaunlicherweise?) in Trondheim kein Thema (anders etwa als in Lahti 2001), umso mehr das Material. Gerade um die Anzüge gibt es schon jahrelang Diskussionen und Beschuldigungen. Laienhaft ausgedrückt: Je mehr sich ein Anzug aufplustern kann, also luftdurchlässiger, desto mehr Luftkissen und Stabilität gibt er dem Springer. Deshalb gibt es klare Normen (Körpermaße,Gewicht), die Anzüge werden vor jedem Wettbewerb von einer Jury abgenommen und erhalten eine Plombe, einen Clip. Ein Problem: Auch nachher veändert sich der Körper und es darf (mit ganzn festen Regeln) noch am Anzug gearbeitet werden.
Und diese engen Regeln scheinen die gastgebenden Norweger extrem ausgereizt und gar überschritten zu haben. Ihre Ergebnisse waren erstaunlich, erst recht angesichts der eher bescheidenen Leistungen im bisherigen Winter. Gerade der Leistungssprung des Weltmeisters Martin Lindvik von der kleinen sorgte für Argwohn, es gab von Beginn an Gerüchte, Verdächtigungen. Sven Hannawald etwa befand, dass niemand ohne „Betrug“ erfolgreich sein könne. Dabei muss man allerdings wie oben geschrieben bedenken, dass es gegen besonders erfolgreiche Teams immer Verdächtigungen gibt; zur Jahreswende auch gegenüber den Österreichern bei der Vierschanzentournee, als sie die gesamte Konkurrenz in Grund und Boden sprangen.
Es wäre wahrscheinlich bei den Gerüchteleien geblieben, wenn nicht ein geheimnisvolles Video aufgetaucht wäre, das die Norweger bei der verbotenen Manipulation von Anzügen zeigt. Die Fenster waren schwarz abgedunkelt, an plombierten Anzügen wurde vebotenerweise ein stützendes, nicht erlaubtes Material eingearbeitet. Die Erklärung der Norweger nimmt es mit jeder Doping-Ausrede auf. „Das waren Arbeiten für die Wettbewerbe nächste Woche in Oslo“, hieß es. Für die es alledings noch keine plombierten Anzüge gibt. Und es ist natürlich auch ganz logisch, das in der größten WM-Hektik der norwegische Bundestrainer nichts Besseres zu tun hat, als bei der Präparierung der Anzüge für nächste Woche live dabei zu sein.
Die FIS reagierte auf den Protest unter anderem von Österreich und Slowenien und disqualifizierte die norwegischen Springer nachträglich für den Großschanzen-Wettbewerb, erst im zweiten Anlauf allerdings. So verlor Marius Lindvik sein Silber. Doch sein Gold von der Kleinen Schanze darf er behalten, wie alle norwegischen Medaillen-Gewinner von der Schanze inklusive die überlegenen Kombinierer ihre Medaillen behalten dürfen. Mag jeder Skisprungfan seine eigenen Schlüsse ziehen, wie rechtmäßig bei den dortigen Wettbewerben die Anzüge waren und wie wertvoll die Medaillen sind.
Weil ich die Kombinierer angesprochen habe: Die hatten am Freitag ihren eigenen Skandal, weil im Teamwettbewerb der Norweger Jörgen Grabak wegen einer unerlaubten Bindung disqualifiziert wurde. Die Norweger schoben auch hier jegliche Schuld von sich, beschuldigten Fremde, den Ski manipuliert zu haben: eine nicht explizit ausgesprochene aber konkludente Anschuldigung an die direkte Konkurrenz, die zurzeit an der absoluten Spitze nur aus Österreich und Deutschland kommt. Der Streit kommt absolut zur Unzeit, denn der olympische Status der Kombinierer steht extrem auf der Kippe – und da ist Uneinigkeit der führenden Verbände das schlechteste aller Argumente.
Grabaks Sprung zählte also nicht fürs norwegische Team, das damit wertvolle Punkte verlor. Allerdings durften Grabak und das Team den Langlauf in Angriff nehmen, für mich eine sehr seltsame Regelung, denn in anderen Sportarten muss bei jeder Staffel muss jeder Athlet alle Disziplinen sauber absolvieren – ohne Disqualfikation, aus welchen Gründen auch immer. Aber das scheinen die Regeln zu sein, und so holten die Norweger noch Bronze hinter Deutschland und Österreich. Wobei auch hier die Sprung-Anzüge zumindest mal mitgedacht werden dürfen.
All das überschattet die unglaubliche Leistung von Johannes Klaebo, der tatsächlich alle 6 Langlaufwettbewerbe gewann, vom Sprint bis zum 50-Kilometer-Marathon. Natürlich kommt ihm die Massenstart-Regel beim 50er zu Gute (der leider diese Strecke weniger attraktiv macht als der Intervallstart). Dennoch ein einmaliges Kunststück, in seiner Vielfalt vergleichbar höchstens mit Ausnahmeschwimmer Michael Phelps und dem Eisschnelläufer Eric Heiden 1980 in Lake Placid, als dieser ebenfalls alle Strecken von 500 bis 10.000 Meter gewann, heute absolut unvorstellbar.
Klaebo wird sich bedanken, dass sein Triumph verschattet wurde, alle LangläuferInnen werden stocksauer auf die Sprungkollegen sein, die ihr Skifest arg beeinträchtigten. Aber eines wird bleiben: Nordische Ski-WM in Norwegen – das ist das Nonplusultra. gerne möglichst bald wieder.
von Münchner Löwe | März 4, 2025 | EM, Fußball, Leichtathletik, Wintersport, WM, Wochenvorschau
Im Blickpunkt stehen: Nordische Ski-WM, Achtelfinale im Europapokal, Hallen-Leichtathletik-EM und Bob/Skeleton-WM (wers mag)
Ab auf die Großschanze
Die zweite Woche der Nordischen Ski-WM in Trondheim beginnt heute, und jetzt kommt die umgebaute Großschanze zu ihrem Recht, nachdem sich die Skispringer am kleinen Bakken abgearbeitet haben. Gleich 4 Wettbewerbe gibt es noch, das Mixed morgen (je 2 Frauen und Männer), das Einzel bei Frauen und Männern (Freitag und Samstag) sowie das Team der Männer am Donnerstag.
Nachdem es für die deutschen Springerinnen und etwas überraschend auch für Andreas Wellinger Medaillen gab, sind die Erwartungen hoch. Im Mixed könnte (wie von der Normalschanze erneut Bronze herausschauen hinter den Favoriten Österreich und Norwegen. Im Einzel hat vor allem Selina Freitag gute Chancen, ihre Medaillenbilanz aufzuhübschen, hier ist das Feld ziemlich offen.
Bei den Männern führt der Titel im Team nur über Österreich (alles andere wäre nach dieser Saison auch eher ein Witz). Die Deutschen um Andi Wellinger haben im Medaillenkampf mit Norwegen (eher weniger) und Slowenigen (schon mehr) durchaus Potenzial, allerdings nur mit einem verbesserten Pius Paschke, der seine Form völlig verloren hat und auch noch gesundheitlich angeschlagen war.
Bei den Langläufern gehen die norwegischen Festspiele aller Voraussicht nach weiter. Es gibt heute die beiden Einzel über 10 km klassisch, die in Intervallstarts vor sich gehen (so wie es früher gang und gäbe war). Das hat durchaus seinen Reiz. Hier könnte auch die größte Chance der Deutschinnen auf eine Einzelmedaille (Victoria Carl, Katharina Hennig) liegen.
Spektakel ist bei den Staffeln zu erwarten, jeweils 4x 7,5 Kilometer. Die Streckenlänge ist jeweils Premiere, bisher liefen die Frauen 4×5 und die Männer 4×10 Kilometer.
Abschluss sind dann bei den Langläufern die beiden 50er diesmal im Freien Stil, die die Frauen erstmals bei einer WM in Angriff nehmen (bisher 30 km). Hier sehe ich niemanden, der Therese Johaug das Wasser reichen könnte, aber die Streckenlänge ist doch ziemliches Neuland, und die Frage ist natürlich auch, wer am Ende der Titelkämpfe noch die meisten Körner hat.
Schließlich noch die Kombinierer. Die Frauen haben ihr Programm schon beendet, die Männer bestreiten noch Team und Einzel von der Großschanze/4x5km bzw 10 km je nach Gundersen). Wieder werden aller Wahrscheinlichkeit nach Norweger, Deutsche und Österreicher sämtliche Medaillen unter sich ausmachen, wobei ich Jarl Magnus Riiber herausheben würde.
Bayern vs Bayer – Kampf um die deutsche Machtposition
Sorry für den etwas martialischen Titel, aber im innerdeutschen Duell geht es schon um sehr viel. Gerade für die Münchner: Nachdem sie die 2024 (an Bayer Leverkusen) verlorene Meisterschaft aller Wahrscheinlichkeit wieder zurückerobern (die Pflicht), steht jetzt die Kür an. Die dieses Jahr allerdings schon fast zur Pflicht ausgerufen wurde, weil das Endspiel in der heimischen Arena ausgetragen wird. Ein Scheitern im Achtelfinale ist da eigentlich verboten, erst recht gegen Bayer Leverkusen. Aus dem Finale dahoam könnte gar ein Albtraumfinale dahoam werden, wenn Bayer (oder gar Borussia Dortmund) dort den Titel holen würde. Man frage Bayern-Fans, wie es ihnennach dem Münchner Finale 1997 (damals noch im Olympiastadion) erging, als der BVB gegen Juve triumphierte.
Das Endspiel ist natürlich noch Ziukunftsmusik, aber das Kräftemessen Bayern vs Bayer macht schon (auf beiden Seiten) den Unterschied zwischen okayer und guter Saison aus. Einen Favoriten kann ich nicht erkennen, auch wenn Bayer mit Trainer Xavi Alonso in bisher 5 Treffen mit den Münchnern noch ungeschlagen ist. Die Leverkusener wirken mannschaftlich geschossener, doch die Münchner haben insgesamt die besseren Einzelspieler.
Was den Deutschen Bayern vs Bayer, ist den Madridern das Stadtderby Real vs Atlético. Real ist in der Champions League so etwas wie die Nemesis für Atlético. Zweimal verloren die Mannen von Trainer Diego Simeone bereits im Endspiel gegen den ohnehin viel prominenteren Kontrahenten. Auch hier sehe ich beide Teams mehr oder weniger auf Augenhöhe, die Formschwäche, die die Königlichen zuletzt in der Liga zeigte, ignoriere ich und verweise auf den imposanten Auftritt in der Zwischenrunde gegen Manchester City, vor allem im heimischen Bernabéu.
Ziemlich im Schatten darf auch Borussia Dortmund sein Glück versuchen, gegen das immer noch relativ unbeschriebene Blatt OSC Lille (ich unterdrücke mit schwerem Herzen Wortspiel des Städtenamens mit dem Olympiaort von 1994). Deer OSC ist in der Vorrunde immerhin Siebter geworden, unter anderem mit Siegen gegen die beiden Madrider Clubs.
Die Ansetzungen im Einzelnen
Di., 18.45: FC Brügge – Aston Villa (Rückspiel:12/03)
Di., 21:00: Borussia Dortmund – OSC Lille (12/03)
Di., 21:00: Real Madrid – Atletico Madrid (12/03)
Di., 21:00: PSV Einhoven – FC Arsenal (12/03)
Mi., 18:45: Feyenoord – Inter (11/03)
Mi., 21:00: FC Bayern – B. Leverkusen (11/03)
Mi., 21:00: Benfica – FC Barcelona (11/03)
Mi., 21:00: PSG – FC Liverpool (11/03)
Im Schatten der Königsklasse gehen aber auch Europa und Conference League ins Achtelfinale. Eintracht Frankfuert hat in der EL die interessante und machbare Aufgabe Ajax Amsterdam vor der Brust. Außerdem ist vor allem die PartieReal Sociedad vs Manchester United zu beachten. Für United die letzte Chance, eine ansonsten katastrophale Saison noch zu retten, nachdem das Team auch im FA Cup zu Hause gegen Fulham (und dem deutschen Elfertöter Bernd Leno) ausgeschieden ist.
Die Conference League ohne deutsche Beteiligung, dafür mit österreichischer. Rapid Wien als letzter internationaler Austria-Vertretergekommt es (zunächst auswärts) mit Banja Luca zu tun, das klingt machbar.
Ogunleye will nächsten Titel
Gleich 37 StarterInnen entsendet der deutsche Leichtathletik-Verband zu den am Freitag beginnenden Halleneuropameisterschaften in Apeldoorn, bisher eher bekannt für seine Rad-Wettbewerbe. Eine der größten Gold-Hoffnungen ist Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Oguleye, die zuletzt mit der persönlichen Bestweite von 20,27 Metern aufwartete und sich an die europäische Spitze setzte. Als weitere Medaillenkandidaten gelten Weitspringerin Maleike Mihambo und Dreispringer Max Heß, die beide sogar die Weltjahresbestenliste anführen. Im Weitsprung geht es übrigens wieder nach konventionellen Regeln, es muss also der Balken möglichst genau getroffen werden.
Die holländischen Gastgeber hoffen auch die fantastische 400-Meter-Läuferin Fenmke Bol, in der Halle notgedrungen ohne Hürden unterwegs. Aus internationaler Sicht wird der Doppel-Auftritt von Jakob Ingebrigtsen und der ewartbare Höhenflug der Ukrainerin Jaroslawa Mahutitsch bemerkenswert – sowie natürlich die Flugshow von Mondo Duplantis, der den Weltrekord mit dem Stab kürzlich in Clermont-Ferrond auf 6,27 verbessert hat. Der Schwede hat noch einige Luft nach oben im Wortsinn.
Wer das Ganze im Fernsehen oder Stream verfolgen will, den verweise ich auf eurovisionsport.com. Eurosport selbst oder gar die deutschen Sender planen offenbar keine Live-Übertragungen, ist ja nur die olympische Kernsportart. Wer allerdings den ORF empfangen kann (über simplitv oder VPN,der ist ist orf on repektive orfsport+ die richtige Adresse mit österreichischem Kommentar, großer und etwas neidischer deutscher Seufzer
Bob und Skeleton gut
Sehr spät im Winter findet dieses Jahr die Bob- und Skeleton-WM statt. Die Wettbewerbe auf der Olympiabahn in Lake Placid starten am Donnerstag. Insgesamt stehen dieses und nächstes März-Wochenende 7 Entscheidungen an. Bis auf das Skeleton Mixed werden alle Wettbewerbe in 4 Läufen entschieden.
Bob: Frauen Mono (8./9.) und Zweier (15./16.), Männer Zweier (8./9.) und Vierer (15./16. März)
Skeleton: Frauen und Männer (je 6./7.) und Mixed-Staffel (8.).
Im Bob sind in allen Wettbewerben die Deutschen sowie di amerikanischen Gastgeber Favorit, dito im Skeleton. Auch hier sei auf orfsportplus verwiesen, ard und zdf planen zumindest live streams.
Und sonst wird jetzt erst mal entfallen und wird vielleicht am Donnerstag/Freitag aktualisiert
von Münchner Löwe | Feb. 25, 2025 | Wintersport, WM, Wochenvorschau
Nordisches Skifest in Trondheim
Nach alpiner Ski-WM in Saalbach und Biathlon-WM in Lenzerheide findet ab Mittwoch die Nordische Ski-WM im norwegischen Trondheim statt. Wie die Alpinen in 1991 Saalbach waren auch die Nordischen 1997 in Trondheim schon mal bei Welttitelkämpfen am Start.
Es gibt einige Neuerungen: Erstmals werden zwei Para-Ski-Wettbewerbe in die reguläre WM eingebettet (jeweils ein klassischer Langlaufsprint). Außerdem dürfen sich die Frauen erstmals in einem 50-Kilometer-Langlauf vesuchen, der am Sonntag in einer Woche auch den Abschluss bildet.
Die Kombinierinnen schließlich bestreiten zwei Wettbewerbe (und ein Mixed). Jeweils auf der Normalschanze mit dem Unterschied, dass einmal zuerst 5 km gelaufen werden im Massenstart und dann gesprungen wird und einmal die bewährte Gundersen-Methode (1 Sprung, Langlauf je nach Abstand, und die erste im Ziel gewinnt). Die Männer wie gewohnt einmal von der Großschanze und einmal von der Normalschanze in der Gundersen-Methode (10 repektive 7,5 km), aber neben dem Mixed nur noch eine Staffel.
Insgesamt stehen 27 Entscheidungen an.
Mein Interesse am nordischen Skisport hat stark nachgelassen (ich muss Prioritäten setzen), doch so viel lässt sich sagen. In allen Langlauf-Disziplinen bei Frauen und Männern gehören die Norweger zu den Titelfavoriten, nicht nur eine(r), sondern mehrere. Was dann die vermeintlichen Superstars Therese Johaug und Johannes Klaebo wirklich zeigen auch gegen die nationale Konkurrenz, muss man sehen. Im Skilanglauf haben die Deutschinenen um Katharina Hennig und Victoria Carl durchaus Medaillenchancen, vor allem in der Staffel und im Teamsprint, aber vielleicht auch im 10-km-Einzel und Skiathlon. Der 50er am Ende wird dann eher ein Survival of the fittest sein.
Anders sieht es in der Nordischen Kombination aus. Bei den Männern werden Deutsche, Österreicher und Norweger die Medaillen unter sich ausmachen. Jedes Land hat mehrere Kandidaten dazu. Ich sehe außerhalb dieser Nationen keinen echten Kandidaten auf Edelmetall, aber bei Großereignissen kotzen die Pferde besonders gerne vor der Apotheke.
Bei den Frauen ist die junge Schwarzwälderin Nathalie Armbruster diesee Saison zu eine Siegläuferin avanciert, und das in ihrem Abiturjahr. Mal sehen, wie es ihr bei ihrem ersten Großereignis auf Schanze und Loipe ergeht. Erfrischend ist die junge Dame auf jeden Fall, wie auch ihr Sportstudio-Auftitt zeigte.
Schließlich noch das Skispringen, wo es mittlerweile 7 (!) Wettbewerbe gibt, je drei bei Männern und Frauen (Normalschanze, Großschanze, Team) und ein Mixed mit je 2 Frauen und Männern.
Die deutschen Männer sind nach nahezu perfektem Saisonstart und eine noch ordentlichen Tournee in ein gruseliges Formtief geplumpst, gerade der November/Dezember-Siegspringer Pius Paschke. Ob sie sich da wieder rausrobben, ist doch sehr zweifelhaft, aber nicht ausgeschlossen. Die Österreicher sind bei den Männern klar zu favorisieren, auch wenn Slowenen und auch die Norweger fast von Woche zu Woche stärker wurden.
Ein wenig anders sieht es bei den Frauen aus: Hier sind die Deutschinnen um Juliane Seifarth und Katharina Freitag Medaillen- (und wenn es gut läuft)sogar Gold-Favoritinnen.
„Nordisches Skifest“, habe ich getitelt. Die Stimmung in Trondheim nahe des Polarkreises wird grandios sein. Bei aller Begeisterung für einheimische Erfolge werden die norwegischen Fans eine fantastische Stimmung für alle schaffen, so war es zumindest 1997 in Trondheim, und das sehen wir ja auch jedes Jahr bei den Wettbewerben am Holmenkollen nahe Oslo. Unvergessen natürlich Olympia 94 in Lillehammer, großer Seufzer.
Ich werde die Wettbewerbe also verfolgen (allerdings nicht sklavisch) und sicher auch die eine oder andere Entscheidung hier kommentieren und analysieren: aber sicher nicht in dem Umfang wie bei den Alpinen, auch weil es 27 anstatt nur 11 Wettbewerbe sind.
Ach, Pokal ist ja auch noch
Der DFB hat ja in all seiner Weisheit das Viertelfinale zweigeteilt. Nach den ersten beiden Partien vor drei Wochen, die Bayer levekusen vs Köln und der VfB Stuttgart vs FC Augsburg für sich entschieden, steht jetzt der zweite Schwung an. Heute empfängt dabei der letzte verbliebene Drittligist Arminia Bielefeld Werder Bremen (oder auch die Herzensclubs von Arnd Zeigler und Philipp Köster), die darüber in ihrem gemeinsamen Podcast launig (oder übellaunig berichten). Morgen kommt es zum Plasikclub-Knaller RB Leipzig gegen VfL Wolfsburg, für Traditionsfans ein echtes Grauen anders: Pest gegen Cholera. Das ZDF wird jeweils live dabei sein zur besten Sendezeit ab 20.15 Uhr.
Und sonst?
- Bundesliga: Der FC Bayern beendet seinen heißen Februar am Freitag mit dem Ausswärtsspiel gegen den VfB Stuttgart. Die Ausgangsposition des Tabellenführers ist mit 8 Punkten plus weitaus besserem Torverhältnis auf Bayer Leverkusen mehr als kommod.
Der Meister seinerseits ist bei Eintracht Frankfurt gefordert: Es geht auch um die unglaubliche Serie in de Fremde von zuletzt 27 Spielen ohne Niederlage (zuletzt im Mai 2023 beim VfL Bochum).
Apropos Bochum: Das Team trifft am Samstag auf 1899 Hoffenheim und könnte mit einem Sieg bis auf 4 Punkte an den Gegner heranrücken (plus 2 potenzielle Zähler aus dem Union-Spiel im Dezember).
Der unglaubliche SC Freiburg (Platz4) erwartet am Sonntag (17:30) den nicht viel weniger unglaublichen FC Augsburg
- 2. Bundesliga: Der März beginnt und damit normalerweise auch die Leidenszeit des HSV. Ein Sieg beim SC Paderborn am Sonntag würde de Seele also besonders gut tun..
- Internationaler Fußball: Die Premier League spielt schon während der Woche, weil in England am Wochenende die nächste FA-Cup-Runde ansteht (alledings ohne echten Schlager). Am Mittwoch empfäng der souveräne Tabellenführer Liverpool die Wundertüte Newcastle; außerdem kommt es unter anderem zum Verfolgerduell, Verfolger im weiteren Sinne also, Arsenal vs Nottingham.
Der Dreikampf an der Spitze in Spanien geht weiter. Atlético hat mit dem Vierten die schweirigste Aufgabe, wenigstens zu Hause. Real spielt bei Betis Sevilla, der FC Barcelona empängt am Sonntag Real Sociedad San Sebastian, ein hübsches katalonisch-baskisches Duell.
Der absoltute Schlager des Wochendes findet allerdings in Italien statt, wenn am Samstag (18.00) der Zweite SSC Neapel den Ersten Inter Mailand empfängt. Inter hat einen Punkt Vorsprung; Atalanta Bergamo (vs Venedig) ist nach einer kleinen Formdelle (un ter anderem das Überraschungs-Aus in der Champions League gegen Brügge) nur noch in Lauerstellung.
- Handball: Der nächste Schlager in der HBL: Dabei ist die SG Flensburg-Handewitt gegen die MT Melsungen zum Siegen verdammt, will sie noch in den Titelkampf eingreifen (Sa., 19 Uhr). Eher Pflichtaufgaben haben die anderen Titelanwärter THW Kiel (in Bietigheim), Füchse Berlin (in Leipzig), Hannover-burgdorf (in Erlangen) und SC Magdeburg (vs Potsdam).
- Basketball: Nach der EM-Qualifikation geht es für die Vereine wieder heftig zur Sache. In der Euroleague muss de FC Bayern bei Paris ran; die beiden Teams sind sieggleich auf Platz 6 und 7. Wem das nicht reicht: Es kommt auch zum innerspanischem Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona.
In der BBL gibt es am Freitag das Verfolgerduell zwischen Ulm und Braunschweig, die Münchner sind am sonntag bei den Niners Chemnitz gefordert.
- Tennis: Die Männer sind in Dubai (Medwedew, Rublew, Tsitsipas, Struff)), Acapulco (Zverev, Ruud, Paul, Runde, Altmaier) sowie Santiago (Cerundolo, Hanfmann) zu Gange; die Frauen haben die letzten Vorbereitungsturniere vor dem Doppel Indian Wells/Miami in Austin (Pegula, Shnajder, Maria, Siegemund) und Mérida/Kolumbien (die beiden Milliardärinnen Navarro, Badosa).
- Wintersport: Die Frauen ab Freitag in Kvitfjell (2 Abfahrten, Super-G), die Männer Samstag/Sonntag in Kranjska Gora (Riesenslalom, Slalom).
von Münchner Löwe | Feb. 25, 2025 | Biathlon, bundesliga, Fußball, ski alpin, WM, Wochenrückschau
Mit einem Tag Verspätung, die Nachwehen einer langen Wahlnacht und der Aufarbeitung. Willkommen im Merz-Land, seufz. Mehr Worte will ich hier dazu erst mal nicht verlieren, zu bitter oder sarkastisch wären meine Gedanken.
Mikaela Shiffrin – allein im 100er-Club
Da war sie wieder, die wunderbare Slalom-Artistin Mikaela Shiffrin, der ich seit 12 Jahren bewundernd zuschaue. Sestriere, 2. Duchgang. Als Beste des 1. Laufes stand die Amerikanerin im Starthäuschen und legte dann auf der schon reichlich ramponierten Piste einen fabulösen Lauf in den sulzigen Schnee, der sehr an ihre besten Zeiten erinnerte. Die noch gar nicht so lange her sind, bevor sie sich Ende November in ihrer Fast-heimat Killington bei einem Riesenslalom-Sturz eine Stichverletzung zuzog. Seitdem war sie nicht mehr die Alte, auch nach ihrem Comeback Ende Januar, stand sie ungewohnt unsicher auf dem Ski, wackelte gar nicht Shiffrin-Like. Noch tags zuvor hatte sie im Riesenslalom im 1. Lauf den 33. Platz belegt und erstmals seit 2012 (!) den 2. Durchgang verpasst. Tiefe Verzweiflung hatte sie gepackt.
Jetzt also der Triumph, der 100. im Weltcup, was noch die ein (alpiner) Skifahrer geschafft hat. Hochemotional reagierte sie, vergoss Tränen der Freude, der Erleichterung. Sie selbst ist ja ihre schärfste Kritikerin, die auch nach vielen Siegen noch einiges auszusetzen hatte, weil dieser Rechtsschwung oder jene Haarnadelkombination nicht perfekt gelungen war nach ihren Maßstäben. Jetzt war nur noch Glück. Und an diesem Glück werden wir hoffentlich noch lange teilhabendürfen (mindestens bis Olympia 2026, allein um uns an wunderbarem und für objektive Augen perfektes Skifahren ergötzen zu dürfen.
Wer es nicht gemerkt haben sollte: Ich bin absoluter Shiffrin-Fanboy, obwohl ich es normalerweise nicht so habe mit Seriensiegern. Zu den Ausnahmen gehört auch das Tennis-Genie im Ruhestand Roger Federer.
In Shiffrins Schatten fuhr Emma Aicher als Sechste zu ihrem besten Slalom-Ergebnis, Lena Dürr landete auf Rang 7 und war nicht wirklich zufrieden.
Brignone feiert Doppel-Heimsieg
Nicht nur Mikaela Shiffrin durfte in Sestriere jubeln, sondern auch Federica Brignone. Die Italienerin gewann auf der Olympiastrecke von 2006 gleich 2 Riesenslaloms und führt jetzt im Gesamt-Weltcup klar vor der Schweizerin Lara Gut-Behrami, die einmal den zweiten Platz belegte. Nur diese beiden kommen realistischerweise für die Große Kristallkugel in Betracht. Brignone hat auch den Riesenslalom-Weltcup im Blick, muss hier allerdings auf die sehr konstante Neuseeländerin Alice Robinson (in Sestriere einmal Zweite, einmal Dritte) 40 Punkte aufholen.
Die Männer bestritten Abfahrt und Super-G in Crans Montana, dem WM-Austragungsort 2027. Es war auf einer eher leichten (langweiligen?) Strecke ohne große Herausforderung (deshalb umso schwieriger zu gewinnen) wieder mal eine Stärke-Demonstration der Schweizer Gastgeber. Abfahrts-Weltmeister Franjo van Allmen führte in der Abfahrt den Dreifachtriumph vor Marco Odermatt und Alexis Monney an, im Super-G hielt sich das Ski-Genie Odermatt schadlos und siegte vor Monney und Dominic Paris, tatsächlich: kein Schweizer, sondern stolzer Italiener.
Da geht sie dahin, die Spannung
Zumindest im Meisterrennen de Fußall-Ligen in Deutschland und England. Da beseitigten die jeweiligen Tabellenfühhrer Bayern München und FC Liverpool praktisch die letzten Zweifel am Titelgewinn. Die Münchner siegten (zeitgleichund deshalb zumindest bei mir überschattet) gegen Eintracht Frankfurt fast locker mit 4:0. DieHessen erinnerten mit einem fast hasenfüßigen Aufritt an viele Gastspiele von Borussia Dortmund, als diese zum vermeintlichen Gipfeltreffen in der WM-Arena aufkreuzten. Balsam für die Seele der Münchner, wo die Laune nach dem ermauerten 0:0 in Leverkusen und dem fast glücklichen 1:1 am Dienstag in der Champions League gegen Celtic Glasgow doch arg gelitten hatte.
Und Liverpool? Ich hatte ja nach dem 2:2 am Mittwoch bei Aston Villa geargwöhnt, dass es noch knapp werden könnte. Und was passierte? Der letzte ernsthafte Verfolger Arsenal verliert zu Hause gegen West Ham United, und die Reds gewinnen sehr souverän beim Meister Manchester City, das allerdings meilenweit von der Bestform entfernt ist. Jetzt haben die Reds wieder 9 Punkte Vorsprung auf die Gunners (bei einem Spiel mehr).
Bauchweh verhindert weitere Großtaten
Die so erfolgreiche Biathlon-WM der Franziska Preuß endete am Wochenende mit 2 leichten Enttäuschungen. In der Frauen-Staffel konnte sie als Schlussläuferin nichts mehr ausrichten, und das deutsche team verpasste eine Medaille. Im Massenstart kämpfte sie trotz großer Bauchschmerzen, wie sie hinterher erzählte, lange zumindest um Medaillen mit. Am Schießstand lief es bei nur einem Fehler auch prächtig, aber in der Loipe war sie weit weg von guter Laufform. So reichte es „nur“ zu Rang 7.
Dafür gewann das bis dato heftig kritisierte deutsche Männer-Team doch noch eine Medaille. Die Staffel riss sich zusammen, war am Schießstand sehr gut und eroberte noch Bronze, was nach den Einzelleistungen nicht zu erwarten war.
Der große Sieger der WM war Frankreich, das insgesamt 6 Titel und 13 Medaillen holte. Vor allem das Frauen-Team ist der Konkurrenz meilenweit voraus, zu sehen bei dem unglaublich überlegenen Triumph der Staffel. Wahrscheinlich hätte auch eine zweite Staffel um die Medaillen mitgekämpft. Unfassbar stark in Spitze und Breite.
Die Norweger räumten bei den Männern ab. Johannes Tignes Boe gewann seine WM-Titel Nummer 21 bis 23 und ist damit alleiniger Redordsieger. Die Konkurrenz wird aufatmen, wenn er wie angekündigt seine Karriere nach diesem Winter beendet. Nachfolger und Kronprinzen in Norge gibt es allerdings mehr als genug.
Und sonst?
- Wembanyama veletzt: Saisonaus für grandiosen Profi im Dress der San Antonio Spurs. Der Franzose leidet an einer Venen-Thrombose in der linken Schulter. Da kann ich für ihn nur hoffen, dass das keine chronische Verletzung ist, sonst könnte die so vielversprechende Karriere des 2,21-Meter-Mannes gehörig leiden.
- Bundesliga: Borussia Dortmund atmet ein bisschen auf: Das 6:0 gegen ein allerdings zusammenbrechendes 1. FC Union gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Westfalen vielleicht doch noch in den Kampf um Champions-league-Plätze eingreifen kann.
Im Abstiegskampf setzte der VfL Bochum das nächste Achtungszeichen mit dem 2:2 beim VfL Wolfsburg. Zumindest Platz 16 scheint machbar, das hätte ich vor Jahresfrist klaum noch für mögllich gehalten.
- 2. Bundesliga: Kann es tatsächlich sein? Der HSV ist nach dem überzeugenden 3:0 gegen den 1. FC Kaiseslautern Tabellenführer und auf dem besten Weg zurück ins Obehaus. Naja, die für die Hamburger heiklen Monate März und April kommen noch und damit einige Partien, die man noch versemmeln kann
- Internationaler Fußball: Anders als in England und Deutschland ist in Spanien Hochspannung im Titelkampf angesagt. Die ersten Drei Barcelona, Real und Atlético Madrid trennt gerade mal ein Punkt. barca scheint seine Formdelle überwunden zu haben, bei Real zaubert der alte Luca Modric wie zu besten Zeiten (was für ein Tor vs Girona) und Atlético ist halt Atlético mit unangenehmen Fußball.
- Europäische Wettbewerbe: In der Champions-League-Zwischenrunde setzten sich Borussia Dortmund gegen Sporting und der FC Bayern gegen Celtic mehr oder weniger souverän durch. Ein Debakel erlebte Manchester City, das 1:3 bei Real Madrid im Rückspiel spiegelt die Unterlegenheit nicht im Entferntesten wider. Da geht eine Ära zu Ende.
Im Achtelfinale kommt es zu deutschen Duell Bayern München vs Bayer Leverkusen, der BVB bekommt es mit OSC Lille zu tun, das erscheint durchaus machbar.
Vorbei ist das europäische Abenteuer für den 1. FC Heidenheim nach der 1:3-Heimniederlage in der Conference League gegen den FC Kopenhagen. Vielleicht besser für die Ostalbstädter, dass sie sich jetzt auf den Abstiegskampf konzentrieren können.
- Handball: MT Melsungen verteidigte die Tabellenführung der HBL durch ein schmuckloses 35:29 gegen Stuttgart. Beeindruckend der Heimerfolg der Füchse Berlin im Verfolgerduell mit der SG Flensburg-Handewitt.
- Basketball: Die deutschen Männer haben durch Siege in Montenegro und gegen Bulgarien wie erwartet die EM-Qualifikation geschafft. Der Weltmeister wird sich im Sommer allerdings gehörig steigern müssen, kann dann aber auch auf die NBA-Profis um Franz Wgner und Dennis Schröder zurückgreifen.
- Tennis: Turniersiege feierten der der argentinische Titelverteidiger Sebastian Baez in Rio (nachdem die Woche zuvor der Brasilianer Joao Fonseca in Buenos Aires triumphierte), Alexander Rublew in Doha sowie die erst 17-jährige Russin Mirra Andreewa, die in Dubai erstmals ein 1000er-Turnier für sich entschied und in der Weltrangliste nunmehr schon Zehnte ist.
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