Sport und (Doping)sperren – das leidige Thema

Nein, jetzt soll es nicht zum xten Mal um die positiv getesteten Jannik Sinner und Iga Swiatek gehen(erst wenn sie die US Open gewonnen haben, aber in der vergangenen Woche hat es 3 Sperren von Sportlern gegeben, die mich an der Gerechtigkeit zweifeln lassen. Nicht dass ich jemanden der vorsätzlichen Bevor- oder Benachteiligung beschuldigen könnte (schon mangels Beweise), aber doch irgendwie auffällig und entlarvend wie absurd gering repektive zeimlich streng das Strafmaß ausggefallen ist. Wobei mir natürlich bewusst ist, dass kein Fall dem anderen gleicht und ich die näheren Umstände nicht kenne.

 

Norwegischer Anzugsbetrug – praktisch ohne Konsequenz

 

Es war das Thema der nordischen Ski-WM in Trondheim: die heimlich gefilmte Manipulation der norwegischen Skisprunganzüge, die diese (und damit die Athleten) besser fliegen lassen. Das Ganze wurde am drittletzten Tag aufgenommen, praktisch das ganze Team für das abschließende Springen (und für den Rest der Saison gesperrt. Es gab nichts tzu deuteln, dass hier absichtlich und mit vollem Bewusstsein an den Anzügen maniupuliert wurde – und zwar nachdem sie von unabhängiger Seite freigegeben wurden.

https://blickueberdenteich.de/anzugsskandal-ueberschattet-ein-fantastisches-skifest/

Jetzt der  finale Urteilsspruch, nachdem eine Ethik- und Compliancekommission monatelang über dem Fall gebrütet (eher: das Ganze ausbaldowert) hat: Die norwegischen Springer um die Stars Marius Lindvik und Johan-Andre Forfang werden 3 Monate gesperrt. Dazu je 2000 Schweizer Franken und die Verfahrenskosten. Das ist es. Die bereits vollzogene Sperre im März wird angerechnet, so dass beide pünktlich zum Wintersaison-Beginn (und damit auch bei Olympia!) wieder an den Start gehen können.
Für mich ist diese absurd niedrige Strafe ein veritabler Skandal und fast die Einladung für alle Verbände, Regeln wo es nur geht zu missachten. Tatsache belibt doch, dass genau zur Heim-WM den Norwegern eine Möglichkeit einfiel, Anzüge zu manipulieren, nachdem sie von der FIS abgenommen wurden. Und wer glaubt, dass dies erst vor dem letzten Wettbewerb  geschah, der glaubt auch an den Weihnachtsmann (der ja nicht weit von Trondheim am Polarkreis hausen soll). Alles spricht also dafür, dass auch in den Wettbewerben zuvor die Skispringer mit manipulierten Anzügen gesprungen sind, Marius Lindvik immerhin zum WM-Titel von der Normalschanze. Und auch die Kombinierer waren extrem erfolgreich, ich denke weiter laut …
Auch wenn eine rückwirkende Strafe ohne „Smoking Gun“ juristisch schwiierig ist: Der vorsätzliche Betrug ist eindeutig und wird auch nicht widerlegt. Warum dann die Springer mit absolut lachhaften 3 Monaten Sperre davonkommen, wird auf ewig das Geheimnis der Kommission bleiben. Sie hätten nichts gemerkt, behaupteten Lindvik und Forfang in der Vernehmung. Was bei jedem befragten Skispringer nur zu Hohngelächter und Unglaube führte, denn gerade die Skispringer sind derartig heikel mit ihrem Matrerial, dass sie jede auch nur geringste Kleinigkeit sofort spüren (es hängt ja auch Leib und Leben davon ab). Wie halt der Tennisspieler, wenn die Besaitung nur um ein halbes Kilo härter oder weicher ist (allerdings nicht lebensbedrohlich). Eine reine Schutzbehauptung, die der Welt-Verband freudig zum Anlass nahm, die Norweger weitestgehend zu schonen. Denn Norge ist der mit Abstand wichtigste Ski-Verband, erst recht bei den Nordischen.

 

Verpasste Tests – und die Höchststrafe

 

 

 

Betroffen ist die österreichische Weltklasse-Rodlerin Madaleine Egle, eine Kandidatin für eine Medaille 2026 in Cortina. Diese verpasste drei Dopingtests, weil sie nicht oder falsch angegeben hatte, wo sie die Dopinggfahnder für ihre unangekündigten Test antreffen könnten. Das Ganze war schon 2023, seitdem wird verhandelt (Egle durfte währenddessen weiter Wettkämpfe bestreiten) und erst jetzt das Ergebnis: 20 Monate Sperre (also das mehr als sechsfache des bewussten Norweger-Betrugs). Und vor allem: Egle verpasst Olympia, für eine rodlerin fast schon eine existenzielle Katastrophe. Sie beklagt die mangelnde Unterstützung des Welt-Verbandes, de doch eigentlich für die Sportlerinnen da sein müsste, aber nur „sein eigenes Süppchen kocht. Ein Kapitel für sich, denn jeder Olympiasportler muss monatelang im Voraus planen, wo er zu welcher Stunde ist. Kurzfristige Termin-Änderungen müssen gesondert und mit Nachdruck bekannt gegeben werden.

Eine enorme Belastung, die sich die Sportler zum Zweck des fairen Sports freiwillig/unfreiwillig auferlegen. Doch das Leben funkt halt dazwischen, hier eine Flugverspätung, dort eine Unachtsamkeit. Und natürlich auch bewusstes Verstecken, um eine positive Dopingprobe zu verschleiern. Madeleine Egle war nun dreimal innerhalb eines Jahres nicht dort, wo sie behauptet hat, dass sie ist. Aus unterschiedlichen Gründen, wie sie darlegte. Eine kurzfristig geänderte Übernachtung, eine verschobene Reise (plus nicht bedachter Zeitumstellung, ein Ort in LA ohne genaue Adresse). Wobei natürlich schon die Frage gestellt werden darf, warum nicht spätestens nach dem 2. verpassten Test alle Warnlampen bei ihr (und ihrem Tross) aufgeleuchtet haben.
Dennoch bleibt hier der fade Bbeigeschmack, dass eine Sporlterin ohne positive Dopingprobe viel härter angefasst wird als ertappte Sünder, denen man auch die absurdesten Ausreden glaubt (wobei ich doch wieder bei Swiatek und Sinner wäre). Ein Trost bleibt: Die im vergangenen Winter erzielten Sieg- und Platzprämien darf Egle behalten.

Siehe auch https://sport.orf.at/stories/3144826/

 

Gedopt, freigesprochen und jetzt doch (milde) bestraft

 

Kurz vorm Bundesliga-Start musste sich der SC Magdeburg nach einem neuen Torwart umschauen. Denn ihr Weltklassekeeper Johannes Portner wird jetzt doch gesperrt. Wegen Dopings, allerdings „nur“ für 4 Monate bis zum 10. Dezember.
Bereits im März 2024 lieferte der Schweizer eine positive Probe ab; gefunden wurde Methamphetamin (bekannt als Crystal Meth). Weil die Menge als zu gering betrachtet wurde, um eine vorsätzliche Einnahme zu unterstellen (Portner erklärte das CM im Blut mit einer Berührung („Abklatschen“ mit einem Fan), wurde er von der HBL freigesprochen und durfte die gesamte letzte Saison mittun (und verhalf dem SCM zum Champions-League-Titel und zum 2. Ligaplatz). Währenddesssen hatte allerdings die Nationale Dopingagentur Einspruch erhoben beim Internationalen Sportgerichtshof, auch wegen der „grundsätzlichen Bedeutung der Handhabung in diesem Fall“. Bevor dieser in der Sache entschied, kam es zur außergerichtlichen Einigung und der vergleichsweise geringen Strafe (normal sind 2 bis 4 Jahre). Diese ist relativ neu und gibt vor allem den gutbezahlten Anwälten gewaltigen Handlungsspielraum (vielleicht waäre auch eine Frau Egle diesebezüglich gut beraten gewesen, aber das ist pure Spekulation).

https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-dopingfall-portner-einigung-nada-fragen-li.3300127

3 Fälle, 3 Urteile: Ich weiß, ein sperriges Thema (wie viel leichter, aber auch langweiliger ist da ein 6:0 der Bayern über RB Leipzig).

 

 

 

Swiatek gedopt – und ein ganz übles Dejà vú

Die Doping-Nachricht ploppte am Donnerstag auf. Tennisspielerin Iga Swiatek ist positiv auf das verbotene Mittel Trimetazidin getestet. Die Probe datiert vom 12. August. Soweit, so extrem ungut, doch was danach folgte, ist ein Skandal, der böse Erinnerungen weckt, die noch sehr frisch sind.

Disclaimer: Ich mag Iga Swiatek und ihr aggressiv-attraktives Tennisspiel sehr. Sie ist vielleicht nicht die größte Entertainerin auf dem Platz , aber sie eines der wenigen prägenden Gesichter im Frauen-Tennis, wo ansonsten die Akteurinnen bis auf wenige Ausnahmen (Coco Gauff, Karolina Muchova) reichlich austauschbar scheinen.

 

Sehr milde Strafe

 

Iga Swiatek wurde am 12. September, also kurz nach den US Open, für 3 Wochen gesperrt, ohne dass die Öffentlichkeit davon in Kenntnis gesetzt wurde. Die Polin musste für die Asien-Tour passen, offiziell tat sie das wegen persönlicher Gründe, soweit ich mich richtig erinnere. In der Zeit erarbeiteten sich die Anwälte zusammen mit Swiatek die Begründung: Sie habe Melatolin, ein in Polen frei erhältliches Mittel, genommen, um den Jetlag der Vielreisenden zu bekämpfen. Leider leider sei da etwas kontaminiert worden mit dem verbotenen Zeug. Das reichte der für Dopingsachen zuständigen Tennis-Instanz Itia,  von einer härteren Strafe abzusehen, auch weil Proben während Olympia und der US Open negativ ausfielen. Großzügig sah man darüber hinweg, dass Swiatek das Melatolin ausgelassen hatte bei den insgesamt 14 Medikamenten, die ihr Sportlerkörper so braucht. Die Müdigkeit, der Jetlag, entschuldigte Swiatek sich,  Das reichte: Eine Woche muss die Polin noch gesperrt absitzen, sie konnte den Zeitraum frei wählen, und sie wählte den ohnehin spielfreien Dezember. Bei den WTA Finals in Saudi-Arabien durfte sie mitmachen allein durch ihre Vorrundenteilnahme gut 1 Million Dollar kassieren, ohne dass irgendjemand von ihrem Doping-Drama Bescheid wusste. Eine Farce in jeder Hinsicht.

 

Erinnerungen an den Fall Sinner

 

Zusammengefasst: Iga Swiatek wurde auf Trimetazidin getestet, jenes verbotene Mittel, das der russischen Eiskunstläuferin Karolina Walejewa letztlich zum Verhängnis wurde und sie eine 4-Jahressperre absitzen muss. Für den Tennisssport ist das eine Katastrophe: Swiatek war zum Zeitpunkt des Tests die Nummer 1 der Weltrangliste, zusammen mit Aryna Sabalenka dominierte sie bis dato das Jahr. Und genau wie der ebenfalls des Dopings überführte Jannik Sinner

https://blickueberdenteich.de/der-fall-jannik-sinner-stinkt-zum-himmel/

kommt sie mit einer absolut lachhaften Bestrafung seitens der Itia davon.

Mag ja sein, dass sie das Mittel unbewusst genommen hat, aber bei anderen Tennis-Sportlern ist man da mit Sperren sehr viel schneller und härter zur Hand. So wurde Simona Halep trotz ihrer Unschuldbekundungen vorläufig für 4 Jahre gesperrt, und vor der Berufungs-Entscheidung, die die Sperre auf 9 Monate reduzierte,  durfte sie nicht spielen. »Ich stehe hier und frage mich: Warum gibt es so einen großen Unterschied in Behandlung und Urteil?«, kommentierte die zu Recht fassungslose  die Rumänin auf Instagram. No names warten ewig auf eine Entscheidung, während der sie ihrer Tennis-Tätigkeit auch nicht nachkommen können. Die tschechische Nachwuchsspielerin Nikola Bartunkova, bei der ebenfalls Trimetazidin gefunden wurde und sich ebenfalls auf kontaminierte Mittel berief, wurde ohne aufschiebende Wirkung für ein halbes Jahr gesperrt – und das war angeblich noch die Untergrenze des vorgesehenen Strafrahmens.

 

Was bleibt, ist Fatalismus

 

Halten wir fest: Im Tennis ist 2024 sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern die Nummer 1 der Welt positiv auf Doping getestet wurden. In beiden Fällen gab es lachhafte Strafen, die weit unter dem normalen Strafrahnen 2 bis 4 Jahre blieben. In beiden Fällen erfuhr die Öffentlichkeit erst davon, als die Fälle zumindest Tennisverbands-mäßig abgeschlossen waren. Nick Kyrgios, einer der streitbarsten Profis, bringt es auf den Punkt: „Wir können einfach sagen, dass wir es nicht wussten. Das reicht.“
In der Öffentlichkeit ist zwar ein deutliches Rumoren zu spüren, das Wort Skandal, der die Fälle und deren Handhabung und Quasi-Nichtbestrafung nun mal sind meiner Meinung nach, höre ich selten. Ich stell mir nur mal vor, im Radsport wäre bei Tadej Pogacar, ähnlich überlegen wie ein Sinner oder eine Swiatek,  etwas gefunden worden, und der Slowene hätte die gleiche Begründung abgegeben. Das hätte in der SZ sofort den Dopingjäger Thomas Kistner auf den Plan gerufen, der ihn gekreuzigt hätte. Es sind ja ohnehin alle auch ohne positive Fälle vollkommen überzeugt, dass der Radsport verseucht ist. Oder es wären nicht zwei in der Szene und beim Publikum überaus beliebte Sportler aus Polen und Italien, sondern böse Chinesen oder gar Russen gewesen.

So wie es aussieht, werden sowohl Swiatek als auch Sinner beim nächsten Grand-Slam-Turnier, den Australian Open im Januar, antreten. Zwar hat die Wada im Fall Sinner Einspruch eingelegt und will eine höhere Strafe, doch über den will der Sportgerichtshof erst im Frühling entscheiden, wie es scheint. Auch dieses Hinhalten erachte ich als völlig indiskutabel und lässt im übrigen erahnen, dass auch de CAS keine längere Sperre ausspricht. Aber das ist reiner Spekulatius meinerseits. Aber wäre das nicht ein tolles Bild, (das nicht so unwahrscheinlich ist): Swiatek und Sinner gemeinsam mit ihren Siegespokalen? Bei mir kommt da sehr wenig Vorfreude auf..