Echtes Endspiel in Denver

Blick über den Teich, NBA

 

Der letzte Vorrunden-Spieltag des NBA-Cups steht heute Nacht an, wo im Osten und Westen jeweils vier K.-o.-Runden-Teilnehmer ermittelt werden. Fix ihren Platz haben erst 2 (Toronto Raptors/Ost und LA Lakers/West), fix ausgeschieden sind jeweils 8 Mannschaften, darunter erstaunlicherweise die grundsätzlich so gut in die Saison gesarteten Houston Rockets. 12 Teams haben also noch mehr (Miami Heat) oder weniger (Milwaukee Bucks) realistische Chancen. Das versuche ich zu beleuchten, wobei ich jetzt nicht jede Unwahscheinlichkeit (Siege mit mehr als 40 Punkten Unterschied einfließen lasse.
Am interessantesten dabei sind naturgemäß die direkten Duelle, in denen der Sieger (fast) sicher weiter ist und der Verlierer das Viertelfinale verpasst.

Ein solches findet in Denver statt, wo die Nuggets in 1600 Meter Seehöhe die San Antonio Spurs empfangen. Wer gewinnt, ist Gruppensieger und sicher weiter, wer verliert, ist sicher raus. Bei den Nuggets fehlen sehr starke Spieler wie Christian Braun und Aaron Gordon, bei San Antonio der Außerirdische Victor Wembanyama.
Im Westen sind sonst noch die Partien Thunder vs Suns (Gruppe A) und Clippers vs Grizzlies (B) relevant fürs Weiterkommen. Die Ausgangsposition: Thunder und Suns liegen derzeit bei 3:0 Siegen, wer gewinnt kommt also sicher weiter  (bei der unfassbaren Form der Thunder höchstwahrscheinlich die Suns). Der Zweite Phoenix hat derzeit das klar bessere Korberhältnis (+35) gegenüber den Protagonisten Grizzlies (+9) oder gar Clippers (-15). einzig einigermaßen spannendes Szenario entwickelt sich also bei einer Niederlage der Suns und einem Sieg der Grizzlies, wo de Unterschied „nur“ 26 Punkte beträgt, die sich bei Niederlage Suns und Sieg Clippers ja gegenseitig abknabbern.

 

Mehr Spannung im Osten

 

Nur kampflos zuschauen können die Miami Heat, ob sie als Gruppensieger in der Gruppe C noch von den New York Knicks abgefangen werden. Diese empfangen die Milwaukee Bucks und würden mit einem Sieg aufgrund des Erfolgs im direkten Duell am 3. Spieltag auf jeden Fall an den Heat vorbeiziehen. Verlieren sie dagegen, sind sie sicher raus. Doch die Bucks (auch noch ohne Giannis Antetokuonpo) haben eben gegen die Heat verloren, können also nicht mehr Gruppensieger werden. Und ihr Korbvehältnis ist so schlecht (+11), dass es äußerst unwahrscheinlich praktisch ausgeschlossen ist, dass sie als bester Gruppenzweiter weiterkommen.

In der Gruppe B gibt es ein direktes Duell um den Gruppensieg: Dabei empfangen die Pistons (2:1) die Magic (3:0) mit Franz Wagner und Tristan da Silva). Wer gewinnt, ist also sicher durch. Falls die Magic verlieren, hätten sie noch die Chance auf den besten zweiten Platz, den sie zu 98 Prozent sicher haben, wenn sie nicht mit mehr als 12 Punkten Unterschied unterliegen (und den Cavs nicht ein Kantersieg gelingt/siehe unten). Die Pistons wären mit einer NIederlage auf jeden Fall raus.

Ihtr wollt es noch komplizierter, bitte sehr! Bleiben nämlich die Chancen der Cavaliers, die bestenfalls auf ein Weiterkommen über Platz 2 hoffen dürfen (die Raptors können sie in der Gruppe A nicht mehr einholen). Sie müssen also vor den Heat (ich setz jetzt mal den Sieg der Knicks gegen die Bucks voraus) und Magic/Pistons bleiben.
Die Heat würden sie mit einem Sieg mit +16 und mehr abfangen. Dann hinge alles von der Partie Pistons vs Magic ab. Gewinnen die Magic, wären die Cavs auf jeden Fall vor den Pistons. Auf die Magic müssten sie insgesamt 28 Punkte gutmachen.

Wer das jetzt alles verstanden hat, Gratulation … Wobei die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass ichs falsch erklärt habe.

 

Langer Rede, kurzer Tipp

 

Im Westen kommen weiter: Oklahoma City Thunder (Gruppe A), LA Lakers (B), Nuggets/Spurs (C) sowie als bester Gruppenzweiter die Phoenix Suns.
Im Osten kommen weiter: Raptors (A), Magic (B), Knicks (C) und als bester Gruppenzweiter Miami Heat.

Schaun mer mal …

Jeweils die beiden besten Gruppensieger in Ost und West haben in den Viertelfinali (9./10. Dezember) Heimrecht. Nach Stand der Dinge wären das die Raptors und Magic respektive die Thunder und Lakers.

Das Final Four findet in Las Vegas statt mit den Halbfinali (Sa., 13. Dezember, 23::30/So., 03:00 MEZ) und dem Finale (16. Dezember/02:30).

Bahn-Sanierung endet im Desaster

Nein, es geht nicht um unser allerliebstes Verkehrsmittel. Sondern um olympische Bob- und Rodelbahn in Innsbruck-Igls, wo 1976 tollkühne Frauen und Männer zu Tal gesaust sind. Mit 3 Goldenen für die DDR, wer sich erinnert. Und erstaunliche riesenei-hafte Behelmung in scheußlichem Gelb der bundesdeutschen Starter (bisschen scrollen, bitte).

https://www.sport1.de/news/wintersport/rodeln/2022/10/weltmeister-und-visionar-fendt-wird-75

Seitdem ist die Bahn im schönen Tirol natürlich immer wieder aufgehübscht worden, um auch den modernen Anforderungen des Schlittensports (zu Bob und Rodel  kamen die Skeletonis dazu) gerecht zu werden. Natürlich das Trainingszentrum für die Österreicher, die neben Deutschland gefühlt einzige Nation, die Rodeln ernsthaft betreibt (ich übertreibe nur ein bisschen, liebe Italiener und Letten!). Sehr medaillenträchtig fürs Ösi-Land. Und nach dem vorläufigen Zerstörung der Bahn vom Königssee nach dem verheerenden Murenabgang 2021 die einzig noch aktiv betriebene Kunsteisbahn in den Alpen (RIP die musealen Cesenatico 2006 und La Plagne 1992). Innsbruck-Igls galt lange sogar als seriöse Alternative für die olympischen Wettbewerbe 2026, falls die Bahn in Cortina nicht rechtzeitig fertig würde (was wie durch ein Wunder tatsächlich gelang).

Also war die neue Sanierung nur logisch, und gerne sprangen Bund, das Land Tirol und die Stadt Innsbruck zu je ein Drittel als Finanzier ein, die Ösi-Medaillen, verstehst? 31 Millionen Schilling Euro kostete der Umbau, eine Stange Geld. Doch spätestens als die Ösi-Rodler im Oktober zu ihrer Hausbahn kamen, war der Schrecken riesig. 2 Kurven erwiesen sich bei ersten Probefahrten als absolut unfahrbar und brandgefährlich: Obwohl Weltklasserodler und Testpilot Jonas Müller sogar nur vom Juniorenstart losgefahren war, also wenig Geschwindigkeit hatte, war die Sturzgefahr immens. Kurzfristige Umbauten versprachen und versprechen absolut keinen Erfolg. In dieser Woche versuchten auch die Skeleton-Fahrer ihr Glück – und brachen ebenso chancenlos ab.

„Ein Desaster“, bilanzierte Austrias Rodelverbands-Präsident Markus Prock, zu aktiven Zeiten einer der härtesten Konkurrenten vom Hackl Schorsch. Nicht nur fallen die Weltcups auf der Traditions-Bahn aus. Den Österreichern fehlt jetzt auch die Trainigsbahn. Betroffen ist aber auch ein Teil der deutschen Fahrer, nämlich alle Bayern, die nicht nach Oberhof und/oder Winterberg ausweichen wollen. Innsbruck-Igls war nach dem Wegfall von Königssee (Wiedereröffnung frühestens 2026) die nahe Alternative: nicht nur für die Elite-Rodler, sondern vor allem auch für Kinder und Jugendliche, die an diesen Sport herangeführt werden sollen.

Und nun? Muss die Sanierung der Sanierung erfolgen. Die noch mal Geld kostet, und seien es nur 30 Millionen Schilling (Spaß muss sein …). Vor allem ist völlig unklar, wer diesen eklatanten Konstruktionsfehler der unfahrbaren Kurven 13 und 14 begangen hat. Angeblich kamen schon recht früh Zweifel an der neuen Bahnführung auf, warum denen nicht nachgegangen oder nicht abgeholfen wurde, das versucht man jetzt zu klären. Die gegenseitige Schuldzuweisung hat ebenso begonnen wie das Indeckunggehen der vermeintlich Verantwortlichen – zumindest auf diese Schutzmechanismen ist auch in Österreich Verlass.

Immerhin in einem Punkt sind sich alle einig: Schlittensport in Innsbruck-Igls soll es weiter geben. Ein wichtiges Datum leuchtet schon. Im Januar 2027 sollen Rodel-Weltmeisterschaften dort stattfinden. Es eilt also extrem.

Das wird die Woche, die wird

Handball-WM der Frauen, die deutschen Fußballfrauen im Nations-League-Finale, plötzlich Spannung in der Fomel 1 und Ski in den USA.

 

Norwegen auch ohne Eis und Schnee überragend

 

Stell Dir vor, es ist Heim-WM und niemand darf zugucken. Leider wahr, wie die Handballfrauen gerade feststellen müssen. Morgen beginnen die Titelkämpfe in Deutschland und Holland, aber das lineare Fernsehen bleibt außen vor. ARD und ZDF, die jeden schwachsinnigen Wintersport-Weltcup in epischen Wochenendstrecken übertragen (siehe unten), sind ebenso außen vorgeblieben wie die Privatsender. Reiner Frauensport, wenn es nicht gerade Fußball ist (siehe unten), fristet immer noch ein erbärmliches Dasein.
Ich will eingestehen, dass Frauen-Handball jetzt auch nicht das ist, wofür ich alles stehen und liegen lasse. Aber Welttitelkämpfe, die interessieren dann schon. Auch wenn mit Norwegen, zuletzt dreimal Olympiasieger, die Weltmeisterin schon feststeht – oder sind es doch die Französinnen oder gar Däninnen?
Die Deutschinnen jedenfalls gehören nicht zu den Topfavoritinnen. Viertelfinale wäre schon hübsch, allerdings bei einem (Co)-Heimturnier auch Pflicht. In Deutschland finden Spiele in Stuttgart (deutsche Gruppe), Trier (Vorrunde) sowie in der Dortmunder Westfalenhalle (Hauptrunde) statt. Im Nachbarland gibt es Spiele in s´Hertogenbosch und Rotterdam, wo dann auch das Finalwochenende (13./14. Dezember) ausgetragen wird.

 

Modus

 

32 Länder haben sich qualifiziert und  spielen in acht Gruppen mit jeweils 4 Teams. Drei Mannschaften steigen in die Hauptrunde auf, die jeweils Tabellenletzten dürfen (müssen?) im Presidents Cup eine Trostrunde ausspielen. In den 4 Hauptrunden á 6 Mannschaften erreichen die beiden besten das Viertelfinale.
Deutschland ist in der Gruppe C gesetzt und trifft jeweils in der Stuttgarter Porsche-Arena auf Island (Mi., 18:00), Uruguay (Fr., 18:00) und Serbien (So., 18:00). Sollte die Hauptrunde (es wäre die Gruppe 2) erreicht werden, trifft das Team um Emily Vogel (bekannter unter dem Mädchennamen Bölk) jeweils in Dortmund auf die 3 besten Vertreter der Gruppe D (Spanien, Montenegro, Färöer und Paraguay). Die Vorrundenpunkte gegen die ebenfalls qualifizierten Mannschaften werden wie gehabt mitgenommen.

 

Deutsche Aussichten

 

Ziel ist eine Medaille, Minimalziel das Viertelfinale. Das sollte angesichts der Gegner zu schaffen sein. Island in der eigenen Gruppe und später Spanien sehe ich auf Augenhöhe, gefährlich könnte Montenegro werden. Aber wirklich einschätzen kann ich die Konkurrenz nicht. Knackpunkt wird das Auftaktmatch gegen Island. Spekulatius über den weiteren Turnierverlauf erspare ich mir und Euch.

 

Favoritinnen

 

Norwegen war bei Olympia der Konkurrenz um Längen voraus, allerdings ist Welthandballerin Stine Oftedahl Dahmke zurückgetreten. Titelverteidigerin ist Frankreich, dessen junges Team zu großen Leistungen in der Lage ist, allerdings beim heimischen olympischen Turnier 2024 gegen Norge absolut chancenlos blieb. In Dänemark ist Frauenhandball Nationalsport. Zu beachten ist sicher Co.-Gastgeber Holland, 2019 völlig überraschend Weltmeisterin.

 

Fernsehen (Stream)

 

Wer alle Spiele sehen will, kommt um sporteurope.tv (früher sportdeutschland) nicht herum. Der Turnierpass kostet schlanke 15,99 Euro (wer legt solch krumme Preise fest?). ARD und ZDF gingen leer aus bei der Vergabe (offenbar ohne großes eigenes Verschulden, aber wirklich mit Verve hat man sich nicht bemüht, auch nicht nachträglich), Rechte an zeitversetzten Übertragungen sicherte sich Eurosport. Für ARD/ZDF bleiben Beiträge fürs Morgen- und Mittags-Magazin …

 

Fußball-Frauen kämpfen um Titel

 

Es geht um die Nations League, und in den beiden Endspielen ist mal wieder Spanien der Gegner. Und Espana muss als klare Favoritin gelten mit den beiden brillanten Mittelfeldakteurinnen Bonmati und Putellas sowie einer ganzen Armada von Hochbegabten. Doch schon der Final-Einzug ist ein großer Erfolg für das Team von Bundestrainer Christian Wück. Die Halbfinalerfolge gegen Frankreich durfte man wirklich nicht erwarten.
Das Hinspiel findet am Freitag (20:30) in Kaiserslautern statt. Das ZDF überträgt natürlich live (es geht um Fußball, nicht um schnöden Handball), das Rückspiel ist für Dienstag (2. Dezember) ab 18:30 in Madrid (Stadio Metropolitano, die Heimat von Atlético) terminiert oder für die Daheimgebliebenen in der ARD zu verfolgen.
Mit Rückenwind eines US-Titels kommt die deutsche Torhüterin Ann-Katrin Berger in die Heimat.

 

Ski Alpin über dem Teich

 

Männer und Frauen machen zum Auftakt des US-Trips in Copper Mountain Station. Für die Männer gibt es den ersten Super-G-Weltcup (Donnerstag) sowie tags den zweiten Riesenslalom der Saison, am Samstag und Sonntag folgen Riesenslalom und Slalom der Frauen. Als haushohen Favorit sehe ich Marco Odermatt (für Super-G und RS), bei den Frauen führt der Weg zum Sieg allein über Mikaela Shiffrin; im Slalom geradezu unschlagbar, im Riesenslalom allerdings nur eine von vielen Sieganwärterinnen. Siehe der Auftakt im österreichischen Sölden vor einem Monat, wo die Einheimische Julia Scheib triumphierte.

 

Und sonst?

 

  • Champions League: Wieder mit schön klingenden und schön anzusehenden Partien wie ManCity – vs Leverkusen (Di., 21:00/Prime), Arsenal vs FC Bayern und Atlético vs Inter( beide Mi., 21:00/DAZN). Allerdings jeweils ohne große Bedeutung, höchstens fürs Ego. Das gilt nicht für Eintracht Frankfurt, das ebenfalls am Mittwoch gegen Atalanta Bergamo (21:00/DAZN) unbedingt einen Sieg braucht, um einen Top-24-Platz (und damit die K.-o.-Runde) zu sichern. Ich persönlich kann mit dem Format nix anfangen, es gibt aber Fußball-Fans, die darauf schwören …
  • Bundesliga: Es wartet ein durchaus interessantes Freitagsspiel, wenn Borussia Mönchengladbach (zuletzt 3 Siege) den „schärfsten“ Bayern-Verfolger RB Leipzig empfängt. Die Münchner selbst sind am Samstag (15:30) Gastgeber für das derzeit desaströse St. Pauli (zuletzt 8 Ligapleiten in Folge). Echtes Topspiel am Samstag ab 18:30 bei der Partie der Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund.
  • Internationale Fußball-Ligen, England: Nächstes London-Derby für den souveränen Tabellenführer FC Arsenal. An der Stamford Bridge bittet der Zweite FC Chelsea zum Tanz (So., 17:30).
    Italien: Tabellenführer AS Rom empfängt Meister SSC Neapel (So., 20:45), der als Dritter nur 2 Punkte Rückstand hat und die Roma mit einem Auswärtserfolg ablösen könnte.
  • Basketball: Auftakt der WM-Qualifikation für die deutschen Männer mit einem Heimspiel gegen Israel (Do, 19:30/Ulm) und einer Partie am Montag auf Zypern (18:00). Drei Teams der Vierergruppe (für D auch noch Kroatien) erreichen die nächste Runde, das ist Pflicht ür den Titelverteidiger, auch wenn die NBA-Stars Dennis Schröder, Franz Wagner nicht dabei sind.
    Zuvor spielt der FC Bayern noch in der Euroleague in Valencia (Di.).
  • Wintersport: Nach und nach sind und kommen alle Disziplinen in den Weltcup-Modus. Die Skispringer sind schon heute und morgen in Falun im Einsatz (Normal- und Großschanze) sowie am Wochenende in Ruka.
    In Ruka haben auch die SkilangläuferInnen sehr gut zu tun mit Klassik-Einzel (Fr.), Klassiksprint (Sa.) und Massenstart in der Freien Technik (So.).
    In Östersund greifen die Biathleten ins Geschehen ein mit Männer/Frauen-Staffeln (Sa.) sowie Single Mixed und Mixed-Staffel (So.). Alles episch bei Eurosport und ARD zu verfolgen. Wer braucht da noch den Presseclub und andere uninteressante Politik-Magazine?

 

 

 

 

 

Das war die Woche,, die war

Doppeldisqualifikation der McLaren, Shiffrin weiter in der eigenen Welt, und Bayern-Talent Lennart Karl macht alle wuschig.

 

Selbstfaller oder Regie-Anweisung?

 

Das Glamour-Rennen der Formel 1 in Las Vegas wäre eigentlich kaum einer Erwähnung würdig gewesen. Ohne Spannung, wenige Positions-Kämpfe. Der Sieg von Max Verstappen stand nach dem Fehler von WM-Leader Lando Norris in der Startkurve schon sehr früh fest.
Doch kurze Zeit, nachdem die Zielflagge geschwenkt wurde, kam es zum Ereignis des Wochenendes. Beide McLarens nämlich hielten der Fahrzeugkontrolle nicht stand, die Bodenplatte war an beiden Rennern zu sehr abgenutzt. Folge: Sowohl der Zweitplatzierte Norris als auch der Viertplatzierte Oscar Piastri verlieren alle Punkte, plötzlich hat Titelverteidiger Max Verstappen nur noch 24 Zähler Rückstand auf Norris und liegt gleichauf mit Piastri. Die Aufholjagd des Holländers könnte also tatsächlich noch in den fünften WM-Triumph in Folge münden, was im August wohl jeder für völlig ausgeschlossen gehalten hätte.
Ein glatter Selbstfaller von McLaren also. Tatsache ist allerdings auch, dass dem Vermarkter der Königsklasse Liberty Media diese Doppel-Disqualifikation extrem in die Karten spielt, weil es jetzt eben noch Hochspanung gibt vor den letzten beiden WM-Rennen in Katar und Abu Dhabi. 24 Punkte, das ist nicht mal mehr ein Rennen, und in Doha steht nächstes Wochenende zusätzlich auch noch ein Sprint an. Zumal das Problem mit der abgenutzten Bodenplatte sich auch nicht so einfach aus der Welt schaffen wird. In nicht einmal einer Woche müssen die Papayas das gefürchtete Purpoising (extremes Hoppeln der Boliden) wieder in den Griff bekommen

Noch hat Lando Norris alle Trümpfe in der Hand. Aus eigener Kraft kann ihn Verstappen nicht mehr einholen, wenn der Brite wenigstens dritte Plätze hinter ihm belegt. Aber genau das ist jetzt nicht mehr selbstverständlich. Klar dürfte sein, dass McLaren ab sofort im Zweifel eine Stallorder für Norris und gegen Piastri ausruft. Unfassbar, wie der bis zur Sommerpause so souveräne Piastri jeglichen Speed veloren hat, was sich ja auch in jeder Qualifikation zeigt, in der er chancenlos hinterherfuhr.

Im Titelkampf helfen könnten Verstappen ausgerechnet die ihm nicht wohlgesonnenen Mercedesse, wo man nach der aberwitzigen WM-Entscheidung 2021 immer noch einen gewissen Groll gegen den Holländer hegt: George Russell und Kimi Antonelli jedenfalls sind sauschnell, und zu verschenken hat der deutsche Rennstall im Kampf um Platz 2 in der Teamwertung gegen Red Bull (hinter den weit enteilten McLarens) keinen Punkt.

 

4 Fahrten, 4 Laufbestzeiten

 

Es wurde im Skizirkus schon vor Saisonbeginn gemunkelt, dass Mikaela Shiffrin unglaublich gut in Form ist. Ihre Ausnahmestellung im Slalom bewies die Amerikanerin jetzt auch beim 2. Weltcup in Gurgl, den sie erneut mit mehr als einer Sekunde Vorsprung (1,27 sek., um genau zu sein) vor der Zweitplatzierten (erneut Lara Culturi) gewann. Die Bilanz nach 2 Rennen in Levi und Gurgl: 2 grandiose Siege, vier tolle Laufbestzeiten, obwohl zweimal im 2. Duchgang mit der Startnummer 30). Wenn sie nur einigermaßen durchkommt, scheint die mittlerweile 103-fache Weltcupsiegerin zumindest im Slalom unschlagbar – und nach allem, was so berichtet wird, ist ihre Form auch im Riesenslalom enorm stark.

Die Deutschinnen verpassten in Gurgl absolute Top-Plätze. Andererseits sind Platz 7 für Lena Dürr und Rang 9 für Emma Aicher aller Ehren Wert. Zumal Aicher im Kampf um den Gesamtweltcup erneut wichtige Punkte sammelte. Dieser scheint für die Allrounderin jetzt noch greifbarer, denn eine der vermeintlich größten Konkurrentinnen im Kampf um die Große Kristallkugel erlitt einen herben Rückschlag: Die Schweizerin Lara Gut-Behrami zog sich bei einem Trainingssturz einen Kreuzbandriss zu; es droht nicht nur das Saison-Aus, sondern sogar das Karriere-Ende für die 33-Jährige.
Aicher ist zurzeit die einzige im Weltcup-Zirkus, die in allen 4 Disziplinen mit Punkte-Chancen an den Start geht (mal sehen, was Shiffrin nicht doch macht). Bevor ich jetzt allerdings in allzu große Euphorie verfalle, warte ich doch die ersten Speedrennen in Amerika (in 2 Wochen) ab, ob sie nämlich dort ihre Traumform vom März konservieren kann.

Beim Männerslalom in Gurgl gab es einen Premierensieg: Mit einem fulminanten 2. Duchgang raste der Franzose Paco Rassat von Rang 14 auf Rang 1 vor dem nicht minder erstaunlichen Armand Marchant aus Belgien und dem Halbzeitführenden Atle Lie McGrath. Der Münchner Linus Straßer vonm TSV 1860 (also der Skilöwe) sicherte sich als Achter offiziell das Olympia-Ticket, zeigte sich auch gegenüber Levi klar verbessert.

 

Der junge Herr Karl und die überbordende Erwartungshaltung

 

Was für ein Auftritt des 17-Jährigen Lennart Karl vom FC Bayern beim 6:2 (2:2) zu Hause gegen den SC Freiburg. Mit einem Tor und einer Vorlage (jeweils im Zusammenspiel mit dem Franzosen Michael Olise) hatte er wesentlichen Anteil daran, dass die Münchner noch vor der Pause den frühen 0:2-Rückstand egalisierten und am Ende triumphierten.
Eine wirklich außerordentliche Leistung vor allem in de 1. Halbzeit, das will ich ausdrücklich betonen. Was mir allerdings absolut missfiel, waren die unfassbaren Lobeshymnen, die folgten. Er „muss“ zur Nationalmannschaft, musste ich vielerorts lesen. Bundestrainer Julian Nagelsmann komme an diesenm Juwel nicht mehr vorbei.
Ich finde das maßlos übertrieben: Zum einen hat Lennart Karl gerade mal 9 Bundesliga-Partien absolviert, davon nur 2 von Beginn an. Von konstanter Leistung kann also noch längst nicht die Rede sein. Zum anderen besteht gerade in der Offensive im deutschen Team gerade wenig Bedarf, wie der glanzvolle 6:0-Triumph vor einer Woche gegen die Slowakei zeigte.
Niemand tut Karl mit diesen absurden Forderungen einen Gefallen, und niemandem ist auch gedient. Karls selbst am wenigsten, der erst einmal schauen muss, dass er im Luxuskader der Münchner überhaupt zu seinen Einsätzen kommt und diese mit guten Leistungen nutzt. Den Münchnern nicht, die ihr Juwel langsam reifen und schleifen lassen wollen. Schon am Mittwoch steht für sie der Champions-League-Schlager beim FC Arsenal an. Da ist es keineswegs ausgeschlossen, dass ihn der Gott sei Dank Ruhe bewahrende Trainer Vuncent Kompany erst mal auf der Bank lässt (vor drei Wochen bei PSG spielte Karl keine Sekunde lang). Und was soll das Geschwätz mit der Nationalmannschaft? Die nächsten Länderspiele stehen erst im März an, und sollte Karl bis dahin eine Glanzpartie nach der anderen abliefern, wird Nagelsmann bei all seinen absurden Nominierungen den begabten Angreifer schon von selbst entdecken.
Langweilig, aber kurz gesagt: einfach den Ball flachhalten und Karl erst mal machen lassen.

 

Und sonst?

 

  • Bundesliga: Härtester Verfolger der einsamen Müncher ist Leipzig, mit 6 Punkten Rückstand. Jene Roten Bullen also, die zum Saison-Auftakt mit 0:6 beim FCB untergegangen waren. Damit ist zur Qualität der Liga schon sehr viel gesagt.
    Im Abstiegskampf schaut es mittlerweile für den 1. FC Heidenheim extrem trübe aus. Ein trostloses 0:3 zu Hause gegen Mönchengladbach hält die Ost-Albler auf Rang 18 mit wenig Hoffnung auf Besserung. Andererseits zeigt das Beispiel Gladbach, wie schnell es aufwärts gehen kann. Noch vor 3 Wochen hinter Heidenheim, jetzt 3 Siege hintereinander mit dem erst Interims- jetzt Chefcoauch Eugen Polanski.
    Aufreger des Spieltags war das Brutalo-Foul des Mainzers Dominik Kohr an den Hoffenheimer Max Moerstedt, der wie durch ein Wunder nahezu unverletzt blieb. Es folgte völlig zurecht der bereits 9. Platzverweis – Bundesliga-Rekord. „Hard-Kohr“ nennt er sich selbst mit einem gewissen Stolz, aber sein überhartes Einsteigen ist grundsätzlich eine versuchte Körperverletzung und hat mit gesunder Härte nichts zu tun. Eine hoffentlich lange Sperre könnte folgen mindestens bis Jahresende; zudem sollte sein Trainer überlegen, ob er solche Psychopathen auf dem Spielfeld brauchen kann.
  • Internationale Ligen, England: Schöner Spieltag für den FC Arsenal: ein letztlich ungefährdeter 4:1-Sieg im Nordlondon-Derby gegen Tottenham, und außerdem patzte der vermeintlich härteste Kontrahent im Titelrennen. Manchester City unterlag mit 1:2 bei Newcastle United, wo Deutschlands junge Sturmhoffnung allerdings keinen Treffer erzielte.
    Nur noch trostlos ist die Lage bei Meister FC Liverpool. Gleich mit 0:3 unterlag das völlig verunsicherte Team zu Hause gegen Nachzügler Nottingham Forest. Der Titel ist jetzt schon futsch (11 Punkte Rückstand auf Arsenal). Nach zuletzt 6 Ligapleiten in 7 Partien sind die Reds auf Platz 12 abgestützt, immerhin sind die Champions-League-Plätze in dieser hinter Arsenal extrem ausgeglichenen Liga noch nicht außer Rechweite.
    Italien: An der Spitze bleibt es kuschlig eng. Die ersten Fünf trennen gerade mal 3 Punkte (da können deutsche und englische Fans nur neidisch seufzen). Tabelleführer ist, man lese und staune, die AS Rom.  Der bisherige Leader Inter verlor das Mailänder Stadtderby gegen Milan mit 0:1 und rutschte auf Rang 4 ab hinter den Lokalrivalen und Titelverteidiger Napoli.
    Spanien: Endlich darf der FC Barcelona wieder im Camp Nou spielen, wenngleich noch nicht alle Plätze zugänglich sind. Immerhin 45.000 Zuschauer sahen ein überzeugendes 4:0. Als Zweiter hat Barca nunmehr nur noch einen Punkt Rückstand auf Real, das in Elche nicht über ein auch noch recht glückliches 2:2 hinauskam.
  • Basketball: In der BBL kam es zur Wiederauflage des Finals der vergangenen Saison zwischen Ulm und München. Wie einst im Mai behielt der FC Bayern die Oberhand, brauchte aber eine Verlängerung, bis der Sieg feststand. Und doch können auch die Ulmer Hoffnung schöpfen aus ihrem klar verbesserten Auftritt. Sie befinden sich ja gerade in einem Strudel der Niederlagen.
    In der Euroleague erfolgte für die Bayern der nächste Rückschlag. Nach starkem 1. Vietel (26:14) unterlagen die Münchner bei Nachzügler Badalona gleich mit 73:95.
  • Wintersport: Zum Auftakt des Weltcups sprangen die deutschen Stars Paschke, Wellinger und Geiger weit hinterher. Anderer Formaufbau für die 4-Schanzentournee nach dem Traumstart 2024 und verpatzter Tournee? Wenn es nur so einfach wäre. Immerhin sprangen am Sonntag Felix Hoffmann als Dritter und Philipp Raimund (4.) in die Bresche. Die Siege holten sich am Samstag der Österreicher Daniel Tschofenig (vor 2 Landsleuten) und am Sonntag der unverwüstliche Japaner Ryoyo Kobayashi.
  • Tennis: Italiens Männer sicherten sich zum dritten Mal in Folge den Daviscup, obwohl mit Jannik Sinner und Lorenzo Musetti die beiden Topspieler beim Final-Turnier in Bologna fehlten. In die Bresche sprangen Flavio Cobolli und Matteo Berrettini, die auch im Finale gegen Spanien gegen Jaume Munar und Paulo Carreno Busta die Oberhand behielten.
    Gegen jenes Spanien hatte das mitfavorisierte deutsche Team im Halbfinale verloren. Alexander Zverev gewann zwar sein Einzel gegen Munar, doch Jan-Lennard Struff vergeigte gegen Carreno Busta, und das so hoch eingeschätzte Doppel Krawietz/Pütz zog gegen Granolliers/Portero den Kürzeren. Eine auf dem Papier klare Titelchance, die da leichtfertig vergeben wurde, aber gespielt wird halt auf dem Platz. Und nur wir Journalisten verteilen die Punkte schon im Voraus.

Stimmungsexplosion in Glasgow

Die Kontinental-Verbände haben ihre WM-Qualifikation abgeschlossen. 42 der 48 Teilnehmer am Riesenturnier 2026 in Nordamerika stehen fest. 4 europäische Plätze werden in Play-offs noch ausgespielt, dazu zwei interkontinentale Starter.

Im Gedächtnis bleibt das unfassbare Ereignis in Glasgow. Der Hampden Park ist ohnehin eine der stimmungsvollsten Fußball-Arenen der Welt, doch was sich dort am Dienstagabend beim Entscheidungs-Match der Schotten gegen Dänemark abspielte, hat sogar dieses Stadion noch nie gesehen (schreib ich jetzt bis zum Beweis des Gegenteils). Ein Wechselbad der Gefühle durchlebten die Fans nach zweimaliger Führung und zweimaligen Ausgleich. Unbeschreiblicher Jubel der Tartan Army nach Kieran Tierneys Traumtor schon in der Nachspielzeit zum 3:2, nur noch Ekstase nach dem Treffer von der Mittellinie zum 4:2, das den Sieg und das WM-Ticket endgültig sicherte.

https://www.youtube.com/watch?v=TZLKtkb-Lp0

Scott McTominays einzigartiger Fallrückzieher zum 1:0, der jeden Vergleich mit Klaus Fischers Wundertoren in den späten 70ern standhält, geriet da fast schon in Vergessenheit.

 

Schottland fährt damit zum ersten Mal seit 1998 zu einer WM-Endrunde, das gleiche Kunststück nach so langer Durststrecke vollendete praktisch gleichzeitig Österreich. Das Team des deutschen Teamchefs Ralf Rangnick musste im Praterstadion allerdings lange zittern: Nach dem frühen Rückstand nach einer Ecke (mal wieder), berannte Austria reichlich einfallslos das Tor der Gäste. Ein Treffer von Konni Laimer wurde absurderweise vonm VAR kassiert, weil  eine halbe Minute vorher (!) bei der Balleroberung angeblich eine Regelwidrigkeit vorlag. Letztlich war es Bundesliga-Profi Michael Gregrorisch, der einen Lattenabpraller zum 1:1 verwertete. Beim SC Freiburg nurmehr zweite Wahl (wenn überhaupt), erlebte er wie jeder Österreicher den Höhepunkt seiner Karriere. Viele von ihnen verdienen oder verdienten ihr Geld in der deutschen Bundesliga.
Auch im Praterstadion  brachen alle Dämme, doch Hampden Park bleibt unerreichbar.

 

Jubel auch in Curacao und Haiti

 

In der Nacht zum Mittwoch wurden dann dieMittelamerika-Ticket erreicht (neben den Gastgebern USA, Kanada, und Mexiko). Eines schnappte sich Curacao, eher als Ferieninsel bekannt und für die Drinks. 156.000 Einwohner hat die Insel nach letzter Zählung, weniger hatte noch nie ein WM-Teilnehmer (bisher war das Island/330.000).
Und doch war es eine fast erwartbare Überraschung: Alle Spieler sind in den Niederlanden geboren, spielen zum großen bei europäischen Clubs in den ersten nationalen Ligen, vor allem in der holländischen Eredivise. Angeleitet werden sie von Dick Advocaat, den weitgereisten holländischen Trainer. Der 78-Jährige betreute bereits die WM-Teilnehmer Holland (1994) und Südkorea (2006).

Auch Haiti löste das Ticket nach Amerika. Zum zweiten Mal nach 1974, als der Inselstaat bei der WM 1974 dabei war und drei Partien im Münchner Olympiastadion absolvierte. Dabei faszinierte Schlussmann Henri Francillon mit fantastischen Paraden – und zwar derart, dass sich 1860 München diesen außerordentlichen Torhüter schnappten. Immerhin 5 Zweitliga-Spiele absolvierte der heute 79-Jährige für die Löwen.
Pikant: Der von uns so geliebte US-Präsident Donnie (ich darf doch Donnie sagen, Mr. Trump?) belegte alle Haitianer (eines der sog. Shithole States) mit einem Einreise-Verbot in die USA, wie übrigens auch alle Iraner, dessen Fußball-Team ebenso qualifiziert ist. Da werden die diplomatischen Drähte glühen. Oder der och viel beliebtere FIFA-Boss Gianni I. verfügt, dass Haiti und Iran in Kanada/Mexiko-Gruppen spielen werden. Weiter, so die allgemeine Hoffnung, werden die beiden Teams eh nicht kommen, und wenn die Schiris dafür sorgen müssen …

 

Europäische Play-offs

 

16 Teams spielen vier noch offene Plätze aus. Die Auslosung ergab folgendes für die Halbfinali (26. März) und Finali (31. März).

Wales/Bosnien-Herzegowina vs. Italien/Nordirland
Ukraine/Schweden vs. Polen/Albanien
Slowakei/Kosovo vs. Türkei/Rumänien
Tschechien/Irland vs. Dänemark/Nordmazedonien

Den Italienern droht damit zum dritten Mal in Folge ein Aus in den europäischen Play-Ins. Denn ein mögliches Finale in Wales oderBosnien-H. ist alles andere als ein Vernügen für die nach den b eiden Norwegen-Pleiten eh waidwunde Fußball-Nation.