Venezuela begräbt den WM-Traum

 

Die Qualifikation für das Fußball-Turnier in Nordamerika schreitet voran, und nicht nur die Deutschen müssen zittern, dass sie trotz der Aufstockung aufs 48er-Feld dabei sind. Die wichtigsten Erkenntnisse der September-Spieltage:

 

Südamerika

 

Offen vor dem dem letzten Spieltag war ja nur noch, ob Venezuela oder Bolivien sich Platz 7 schnappen würde, der zu einer interkontinentalen Ausscheidung berechtigt. Und der Gewinner heißt – Bolivien. Das Team besiegte in der Höhe von La Paz das schon qualifizierte Brasilien und überholte so noch Venezuela, das zu Hause gegen Kolumbien ein 3:6-Debakel erlebte. Vierfacher Torschütze war Luis Suárez, nicht verwandt und verschwägert (soweit bekannt) mit dem uruguayischen Superstürmer gleichen Namens.
Venezuela muss damit den Traum von der ersten WM-Teilnahme überhaupt begraben, ein klein wenig blutet mein Herz, denn bei einer Reise 1990 (viele Grüße an Stefan Gloger) habe ich das wunderschöne Land sehr liebgewonnen. Sehr glücklich wird dagegen zumindest der US-Gastgeber sein, weil Venezuela ja auf der schwarzen Liste steht, dessen Bürger nicht ins Land einreisen dürfen.
Bolivien darf dagegen auf die 2. WM-Teilnahme nach 1994, ebenfalls in den USA hoffen.

 

Europa

 

Obwohl das Kontingent auf 16 Teams aufgestockt wurde, manch große Fußball-Nation muss tatsächlich um die Teilnahme am Riesenturnier bangen, nicht nur die Deutschen nach dem 0:2 gegen die Slowakei. Vor allem für Italien schaut es (mal wieder) nicht gut aus, zumindest was die direkte Qualfikation betrifft, die nur die 12 Gruppensieger schaffen. Denn Norwegen hat ja nicht nur das erste Duell mit 3:0 gewonnen, sondern auch alle anderen Spiele. Zuletzt am Dienstag gleich mit 11:1 gegen Moldau (5 Tore Erling Haaland), weswegen das Torverhältnis ganz klar für die Nordländer spricht für den Fall, dass Italien das Rückspiel überhaupt erfolgreich bestreitet. Immerhin bleibt dann der Weg über Platz 2 (oder die Nations League). Möglich wäre also ein Endspiel zwischen Italien und Deutschland um ein WM-Ticket.
Auch Frankreich muss(te) noch zittern. Das äußerst glückliche 2:1 gegen Island (ein für mich reguläres Tor der Gäste in der Nachspielzeit wurde aberkannt) beseitigte allerdings die ganz großen Nöte des Vizeweltmeisters. Souverän sieht anders aus.
Österreich dagegen hat einen großen Schritt nach Amerika gemacht, es wäre die erste WM-Teilnahme seit 1998 (!). Doch auch beim 2:1 in Bosnien-Herzegowina war das alles andere als souverän, was die Rangnick-Truppe auf den ziemlich übel aussehenden Rasen in Zenica zeigte. Zwei Tore der Bundesliga-Legionäre Marcel Sabitzer (BVB) und Konrad Laimer (FC Bayern) genügten bei einem Gegentreffer des offenbar alterslosen Edin Dzeko, dem Wolfsburger Meister von 2009 (!) und mittlerweile 39 Lenze auf dem Buckel.
Endlich mal überzeugend trumpfte England unter Thomas Tuchel auf. gleich mit 5:0 siegten die Briten beim vermeintlich hätesten Konkurrenten Serbien. Harry Kane von den Bayern erzielte wie so oft den Führungstreffer.

 

Afrika

 

Hier gibt es 9 Gruppen, in denen sich die Sieger qualfizieren. Die 4 besten Gruppenzweiten spielen im November noch einen Teilnehmer aus, der dann wiederum im März an der interkontinentalen 6er-Qualifikation (außerdem: Bolivien aus Südamerika, Neukaledonien aus Ozeanien, Asien (n.N., 2 Nordamerika) teilnimmt.
Wie so oft in Afrika ist es verdammt schwer für die etablierten Nationen, eine echte Hegemonie gibt es nicht, wie zum Beispiel Kamerun erfahren muss, dass im Kampf um den Gruppensieg fast aussichtslos hinter den Kap Verden zurückliegt. Noch finsterer schaut es für Nigeria aus, in seiner Gruppe gar nur Dritter hinter Südafrika und Benin.
Immerhin: Die Nordafrikaner Tunesien, Marokko und Algerien dürften die Quali schaffen, wahrscheinlich auch Ghana, die Elfenbeinküste, Südafrika, und der Senegal. Also doch recht gutklingende Namen. Ob die dann ihr Potenzial in Amerika abrufen, steht auf einem ganz anderen Blatt.