US Open, Achtelfinale

 

Match der Runde

 

Bis zum Achtelfinale war es das Turnier der Taylor Townsend. Einst als sehr großes Tennistalent gefeiert, schaffte sie nie den Sprung ganz nach vorne. Im Einzel wohlgemerkt, denn im Doppel ist die US-Amerikanerin Nummer 1 der Weltrangliste. Doch in New York überzeugte sie auch als Einzelkämpferin mit schönem, abwechlsungsreichem Tennis, mit einem ausgezeichneten Volley und viel Angriffslust.
Auch im Achtelfinale gegen die ehemalige Wimbledonsiegerin Barbora Krejcikova. Im 1. Satz fuht Townsend wie ein Hurrikan über die völlig überforderte Tschechin hinweg (6:1). Auch als diese sich im 2. Durchgang steigerte, Townsend hielt dagegen. Beim Stand von 5:4 hatte sie den ersten Matchball, den Kreijkova grandios abwehrte.
Dass Drama erfolgte im Tiebreak. 3 Matchbälle in Folge – vergeben, weil einerseits die Amerikanerin viel zu passiv agierte, andererseits die Tschechin großartiges Tennis auf den Platz zauberte. Viele Kinder, die mit überdimsensonierten Tennisbälle auf das Ende warteten, waren ebenso enttäuscht wie die Zuschauer, dass es nicht und nicht zu Ende ging. Danach erarbeitete sich Townsend noch 4 weitere Matchbälle, die alle nach ähnlichem Schema vergeben/abgewehrt wurden. Ein unwirklicher Kreijcikova-Volley fast hinter dem Rücken von der T-Linie bleibt mir im Gedächtnis haften. Es kam, wie es kommen musste: Die Tschechin sicherte sich den Tiebreak mit 15:13 und schließlich auch den 3. Satz. „Jetzt freue ich mich auf die nächste Amerikanerin“, spielte sie hinterher aufs Viertelfinale gegen Jessica Pegula an. Für Townsend bleibt der Trost des Doppels: Dort trifft sie im Viertelfinale mit ihrer Partnerin Katerina Siniakova auf Leylan Fernandez/Venus Williams. Richtig gelesen: Venus Williams hat mit ihren 45 Jahren schon 3 Doppelrunden siegreich überstanden!

 

Frauen

 

Das mit Abstand beste Spiel zeigten die ehemaligen Wimbledonsiegerinnen Lena Rybakina (2022) und Marketa Vondrousova. Es machte einfach Spaß zuzuschauen: zwei wenig exaltierte, unprätentiöse  Frauen auf dem Platz, die zum Teil unfassbare Schläge Zeichen. Auch ohne dieses entsetzliche Gestöhne und mit sichtbar Freude, an dem, was sie da taten (naja, die Verliererin am Ende weniger). Vondrousova setzte sich letztlich in drei höchst unterhaltsamen Sätzen durch.
Völlig ungefährdet dagegen Stöhn-Weltmeisterin Aryna Sabalenka und die meist verkniffen dreinsehende Iga Swiatek (positiv gesagt: extrem fokussierte). Ein Kapitel für sich mal wieder Coco Gauff, die im Duell zweier ehemaligen US-Opensiegerinnen gegen Naomi Osaka ohne jede Chance war. Keine Leichtigkeit, nirgends, der Aufschlag teilweise ein Desaster. Da scheint vieles in die falsche Richtung zu laufen. Und Osaka? Spielt das beste Turnier seit der Geburt ihrer Tochter Shai im Juli 2023.

 

Männer

 

8 Partien gab es, in 7 davon setzte sich der Favorit in 3 mehr oder weniger klaren Sätzen durch. Spannung suchten die Zuschauer vergeblich, der traurige Höhepunkt diese Nacht, als Wimbledonsieger Jannik Sinner den sonst so kreativen Alexander Bublick in 81 Minuten mit 6:1, 6:1, 6:1 demontierte. Auch Carlos Alcáraz, Taylor Fritz und Novak Djokovic haten nicht die geringste Mühe. der Serbe setzte sich gegen den deutschen Qualifikanten Jan-Lennard Struff durch, der nach seinen Überraschungssiegen gegen Holger Rune und Francis Tiafoe physisch, aber auch psychisch nichts mehr zuzusetzen hatte. Der Djoker beeindruckte einmal mehr mit einer fast fehlerfreien Leistung; dessen Weg muss noch längst nicht beendet sein.

 

Die Deutschen

 

Im Einzel ist mit Struff der letzte der 6 TeilnehmerInnen ausgeschieden, doch im Doppel sind sie noch zahlreich vertreten. Die Paarung Kevin Krawietz/Tim Pütz ist von der Setzung her mittlerweile schon das Beste, weil die 3 Topteams schon früh die Segel streichen mussten. Reichlich überraschend stehen Jakob Schnaider/Marc Wallner im Achtelfinale, ebenso Constantin Frantzen an der Seite des 38-jährigen Holländers Robin Haase.

 

Zahlereien

 

3 Tschechinnen stehen in der Runde der besten 8: Barbora Krejkicova, Marketa Vondrousova und Karolina Muchová: alle 3 nach zum Teil langen Leidensgeschichten.
81 und 76 Minuten dauerte heute Nacht die beiden auch noch extrem einseitigen Partien Sinner vs Bublik und Anisimova vs Haddad Maia. Da freut man sich ale Fan, der teures Geld hat und den weiten Weghinaus zur Anlage gefahren ist am Labour Day anstatt mit den Lieben zu Hause zu feiern..

 

Ansetzungen Viertelfinale Einzel (alle Partien auf Arthur Ashe)

 

Frauen

Mi., 17:30: Pegula – Krejcikova, 1. Spiel Day
Do., 01:00: Sabalenka – Vondrousova, 1. Spiel Night
Do: tba: Anisimova – Swiatek
Osaka – Muchová

Alle 3 Tschechinnen sehe ich als Außenseiterinnen mit allerdings guten Chancen. Swiatek vs Anisimova ist die Neuauflage des Wimbledonfinals, das für die Amerikanerin mit 0:6, 0:6 traumatisch endete.

 

Männer

Mi., ca. 19:00: Alcáraz – Lehcka
Do., ca. 02:30: Djokovic – Fritz
Do., tba: Sinner – Musetti
Auger-Alliasime – De Minaur

Djokovic hat keines der 12 Duelle gegen Fritz verloren. Alcáraz und Sinner sind in ihrer eigenen Form-Umlaufbahn. Auger-Alliasime hat nach langer Durststrecke mit den Dreisatzsiegen gegen Alexander Zverev und Alexander Rublew voll überzeugt, die Partie gegen De Minaur scheint völlig offen.

 

Zu schlechter Letzt

 

Die unfassbare Geschichte, als ein steinreicher, polnischer CEO eine Mütze stahl, die sein Landsmann Kamil Majrchrzak eigentlich einem Jungen nach dem Match schenken wollte. So absurd, dass es schon wieder lustig ist, zumal alles gut ausgegangen ist … (für den Jungen).

https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2025-09/us-open-kamil-majchrzak-polnischer-ceo-basecap-tennis#comments