Das wird die Woche, die wird

Anfang Juli, das heißt es wird Zeit für zwei Weltereignisse des Sports: die Tour de France und Wimbledon, die klaren Aushängeschilder des Radsports und Tennis. Wer dann immer noch nicht genug hat, dem bleibt ja die Club-WM …

 

Pogacar unschlagbar – oder vielleicht doch nicht?

 

Glaub man den Auguren, müssen die Fahrer die 3.000 Kilometer rund durch Frankreich ab Samstag in Lille gar nicht erst in Angriff nehmen. Denn klarer Favorit ist erneut Tadej Pogacar. Nach einem grandiosen Frühjahr mit Siegen un ter anderem bei den Monumenten Flandern-Rundfahrt und Lüttich-Bastogne-Lüttich ersparte er sich sogar die Strapazen des Giros. Offenbar ist der Slowene in Top-Form.
Gefährlich werden kann ihm wohl allenfalls Jonas Vingegaard. Der Däne ließ wie gehabt die Frühjahrsklassiker aus und konzentriert sich allein auf die Tour. Dass er dort mit Pogacar wenigstens einigermaßen mithalten konnte, zeigte er beim beim Criterium Dauphiné, die er hinter Pogacar als Zweiter beendete und in den Bergen fast ebenbürtig war.
Beim Criterium zeigte auch ein Deutscher auf. Florian Lipowitz wurde hinter Pogacar und Vingegaard Dritter und ließ sogar Hollands Hoffnung Doppelolympiasieger Remco Evenepoel, hinter sich. Dennoch wird er in seinem Bora-Team nicht als Kapitän in die Tour gehen. Diese Rolle hat der 36-jährige Primoz Roglic inne. Ein starker Rundfahrer, gewiss, aber immer wieder für kräfteraubende Stürze gut. Kurios: Sowohl Roglic (Skispringen) als auch Lipowitz (Biathlon) begannen ihre Karriere als Wintersportler, bevor sie umsattelten.
Die Entscheidung wird wie immer in den Bergen fallen. Ins Auge fallen die Bergankünfte am Mont Ventoux (16. Etappe/22. Juli), Superbagneres (14./19.Juli) und das Dach der Tour in Col de la Loz (2320 m Seehöhe/18./24. Juli).
2 Einzelzeitfahren wird es geben: Rund um Caen (flach 33 km/5. Etappe/9. Juli) und das Bergzeitfahren hoch nach Peyragudesüber 10,9 Kilometer und der 16-prozentigen Rampe am Flughafen.
Nach dem olympia-bedingten Schlussakkord 2024 in Nizza wird die Tour wie immer auf dem Camps Elysee enden, und zwar am 27. Juli.

 

Alles spricht für Alcáraz – oder widerwpricht etwa ein Fritz (Sinner)?

 

Schon am Montag gebührt Alcáraz als Titelverteidiger die Ehre, auf dem Center Court von Wimbledon das Turnier zu eröffnen. Paolo Fognini dürfte zwar unterhaltsame Elemente einbringen, letztlich aber chancenlos sein. Wie Pogacar gilt auch Alcáraz bei fast allen Experten als mehr oder weniger klarer Fvorit auf den Einzeltitel, es wäre sein dritter in Folge auf dem heiligen Rasen. Nicht nur gewann er das epische French-Open-Finale vor knapp einem Monat in Paris gegen Jannik Sinner, sondern zwei Wochen danach auch die Generalprobe in Queens, praktisch ohne Eingewöhnung auf Rasen.
Zumindest nominell geht Jannik Sinner als Nummer 1 ins Rennen. Trotz leichter Rasenschwächedürfte der Italiener wieder weit kommen, ob es zum Finale oder sogar mehr reicht, bleicbt indes abzuwarten.
Als Best of the Rest hat sich Taylor Fritz empfohlen, der die Rasen-Turniere in Halle/Westfalen und zuletzt auch Eastbourne (dort allerdings gegen eher zweitklassige Konkurrenz) für sich entschied.
Fritz wäre ein möglicher Viertelfinal-Gegner von Deutschlands einzig seriöser Titelhoffnung (naja) Alexander Zverev. Der hat absurderweise in Wimbledon allerdings noch nie die Runde der besten Acht erreicht.
Nicht nur mein Dark horse ist Alexander Bublik. Der Kasache brillierte in Halle und hat das perfekte Rasenspiel. Und natürlich immer der ewige Novak Djokovic, der Finalist 2023 und 2024 und 24-malige Grand-Slam-Triumphator.

So klar die Sache bei den Männern scheint, so offen ist das Feld bei den Frauen. Wimbledon war zuletzt ein (H)ort der Überraschungen. Zuletzt siegten dort die Tschechinnen Barbora Krejcikova (2024), Marketa Vondrousova (2023) und Lena Rybakina aus Weißrussland (2022). Alles tolle Spielerinnen, gewiss aber auch aufgrund von Verletzungen keineswegs dominierend in der Tour. Dagegen sind die Top-Frauen Aryna Sabalenka, Iga Swiatek und Coco Gauff bisher nicht mal in die Nähe eines Turniersieges in Wimbledon gekommen. Schon in der 3. Runde könnte es zum Knaller Vondrousova vs Sabalenka kommen. Ich persönlich bin auch sehr auf das Abschneiden von Australian-Open-Siegerin Madison Keys gespannt, die grundsätzlich alles für ein gutes Rasenspiel mitbringt, es aber bisher nie auf den Rasen brachte.
Und Tatjana Maria? Der Queens-Siegerin (und gleich zur Königin gekürte) Schwäbin ist alles zuzutrauen, nach oben und unten. Nach einer machbar klingenden Erstrundenaufgabe gegen Katie Volynets wartet allerdings wahrscheinlich Jessica Pegula, gerade die Siegerin von Bad Homburg geworden.

Übertragen wird das Ganze bei Amazon Prime. Mir hat das im vergangenen Jahr hervorragend gefallen mit ihrem Studio vor Ort und auch den Reportern vor Ort. Das ist einfach was anderes, als wenn sich die Eurosport-Crew fast ausschließlich aus ihrem Studio in München meldet. Schaum wir mal, ob es wieder so gut wird.

 

Deutschinnen voller Hoffnung

 

Die Fußball-EM der Frauen in der Schweiz beginnt am Freitag. 16 Mannschaften haben sich qualifiziert.  Das deutsche Team rechnet sich durchaus Chancen aus, die Gruppe mit Polen, Dänemark und Schweden ist allerdingsh kein Selbstgänger, auch wenn gerade die Däninnen ihre wirklich gute Zeit hinter sich haben.
Ich kann tatsächlich zum Team wenig sagen, prägende Spielerinnen wie Torhüterin Almuth Schult und Stürmerin Alexandra Popp sind nicht mehr dabei, dafür hat sich Giulia Gwinn, so etwas wie das Postergirl, in den Vordergrund gespielt. Christian Wück ist der Bundestrainer, der in dieversen Jugendnationalmannschaften schon gezeigt hat, dass er mit frauen arbeiten kann.

Als große Favoritinnen schätze ich England und Spanien ein. Die Engländerinnen profitieren von der in allen Belangenbesten Liga zumindest in Europa, die Spanierinnen von ihren glänzenden Einzelspielerinnen, wobei ihre beste Akteurin, Aitana Bonmati  mit einer Meningitis ins Krankenhaus musste. Wann sie ins Turnier eingreifen kann, ist derzeit noch unklar. Wenn allerdings eine Mannschaft einen solchen Verlust kompensieren kann, dann die Weltmeisterinnen von 2023.

 

Und sonst

 

  • Die Fußball-Club-WM: Nach der ewigen Vorrunde werden gerade die Achtelfinali gespielt und dann am Freitag und Samstag die Viertelfinali. Wers braucht …
  •  Diamond League in Eugene: Mal sehen, welche Leichtathleten sich den Trip zur US-Westküste antun.
  • Formel 1 in Silverstone: Das Heimrennen für Lando Norris (McLaren), George Russell (Mercedes) und Lewis Hamilton (Ferrari). Obs was hilft gegen WM-Leader Oscar Piastri (McLaren) und Weltmeister Max Verstappen (Red Bull)?
  • Golf: BMW Open in München Eichenried. Die ganz großen Namen suche ich vergeblich, vielleicht Sergio Garcia und Matthew Fitzpatrick. Am Schlag ist immerhin die deutschen Top-Spieler Stephan Jäger und Matti Schmid wowie auch Martin Kaymer.

Rasenqueen und Rasenking gesucht

Nicht nur Euro und Copa biegen in die Zielgerade ein, sondern auch das Tennisturnier in Wibledon, wo heute und morgen bei Männer und Frauen die Viertelfinalei stattfinden. Und zwar an beiden Tagen je ein Spiel pro Geschlecht auf Centre Court und Court 1Nicht dabei ist allerdings Alexander Zverev, der gestern im Achtelfinale gegen Taylor Fritz eine 2:0-Satzführung verspielte. Er war allerdings klar gehandicapt durch seine im vorigen Spiel erlittene Knieverletzung. Längst nicht so beweglich wie sonst und klar beeinschränkt beim Aufschlag. Bei einem Nicht-GS-Turnier wäre er höchstwahrscheinlich gar nicht angetreten. Schade für ihn, denn er hat seinen Rasenstil gefunden und mit seinem Aufschlag eine unfassbare und kaum zu verteidigende Waffe gehabt, man verzeihe mir diesen kriegerischen Ausdruck.
Jetzt also die Viertelfinali, und alle, die jetzt noch dabei sind, haben auch die Aufnahme in die Elite 8 des Wimbledon-Clubs geschafft. Ich schau mal aufs Tableau.

Männer
Di., 14.30: Jannik Sinner (ITA/1) – Daniil Medwedew (RUS/5) Centre Court
Sinner hatte die härteste Auslosung mit dem echten Test, als er es bereits in,  der 2. Runde mit seinem aufschlagsstarken Landsmann Matteo Berrettini zu tun bekam. Er entledigte sich seiner Aufgaben mit Bravour
Medwedew ist nicht der Rasenspezialist par excellence, aber mit seinem Konterspiel brandgefährlich. Er kann jederzeit Traumbälle spielen. Siehe das Tiebreak im 4. Satz gegen Jan-Lennard Struff

Di., 16:00: Carlos Alcaraz (ESP/2) – Tommy Paul (USA/13) Court 1
Auch Alcaraz hatte schon seinen Tester, als er gegen Francis Tiafoe in den 5. Satz musste. er kann Bälle wie kein anderer spielen und hat das Selbstvertrauen eines Titelverteidigers und frischgebackenen French-Open-Siegers.
Tommy Paul war für viele das Dark Horse schlechthin im Feld, prädestiniert für den ramponierten Rasen in Wimbledon. Ich glaube letztlich aber nicht, dass das für einen Alcáraz reicht.

Mi: Novak Djokovic (Ser/3) – Alex De Minaur (AUS/9) konkrete Ansetzung folgt
Djokovic hatte große Mühe, ins Turnier zu finden, kein Wunder nach der Bänderoperation nur 3 Wochen zuvor. Er hatte das Glück bei der Auslosung, dass ihm gefährliche ungesetzte Spieler wie Berrettini oder Struff erspart blieben und hatte somit Zeit, sich einzuspielen. Jetzt wird er besser und besser, und immerhin hat er schon  7 Wimbledonsiege auf dem Konto. In Bestform ist er noch nicht, aber die kann noch kommen …
Dass er von Alex De Minaur gestoppt wird, wage ich zu bezweifeln. Er ist sicher der Aufsteiger des Jahres, agiert extrem konstant. Aber er hat einfach nicht das Spiel, mit dem er Djokovic wirklich gefährlich werden kann.

Mi.: Taylor Fritz (USA/12) – Lorenzo Musetti (ITA/25)
Taylor Fritz kommt gerade von einem gedrehten Spiel(siehe oben), das er bei allem Respekt vor seiner vorzüglichen Leistung wahrscheinlich gegen einen fitten Zverev nicht gewonnen hätte. Aber er ist in vortrefflicher Form, hat das Vorbereitungsturnier in Eastbourne gewonnen und zeigt tolles Rasentennis.
Musetti habe ich bisher noch nicht gesehen, doch sein Weg ins Viertelfinale war jetzt nicht der schwerste, und er hat trotzdem schon 5 Sätze abgeben in 4 Spielen.  Viele warten schon länger auf seinen Durchbruch,

Tipps, Viertelfinale:
Sinner – Medwedew
Alcaraz – Paul
Djokovic – De Minaur
Fritz – Musetti

Halbfinale:
Sinner – Alcaraz
Djokovic – Fritz

Finale: Sinner – Djokovic

Frauen
Di., 14:00: Lulu Sun (NZL/131) – Donna Vekic (CRO/37) Court 1
Was für ein Tennismärchen – für beide. Sun musste durch die Qualifikation, setzte sich dort in der 2. Runde erst im Matchtiebreak des 3. Satzes gegen die Tschechin Gabriela Knutson durch. Und jetzt nahm sie im Achtelfinale die frenetisch angefeuerte Lokalmatadorin Emma Raducanu aus dem Turnier. Toll, wie sie da die Nerven behielt. Jetzt im Vieretlfinale gegen die genauso erstaunliche Donna Vekic, scheinbar ewig schon dabei. Sie gewann in der 2. Runde gegen das russische Wunderkind Mira Andreewa.

Di., 16.30: Jasmine Paolini (ITA/7) – Emma Navarro (ESP/17) Center Court
Die French-Open-Finalistin Paolini hatte im Achtelfinale sicher großes Glück, weil Madison Keys sich bei eigener 5:2-Führung im 3. Satz verletzte und nicht zu Ende spielen konnte. Ich mag Paolinis attraktives Tennis mit den geraden Schlägen ohne großen Spin, ihr Kämpferherz, ihre erkennbare Freude an ihrem Spiel. Die Aufsteigerin des Jahres bekommt es jetzt aber gegen eine sehr gute Rasenspielerin zu tun. Navarro überzeugte mich sehr im Achtelfinale gegen Coco Gauff und warf auch zuvor Naomi Osaka aus dem Turnier.

Mi.: Jelena Ostapenko (LET/14) – Barbora Kreijcikova (TCH/32)
Das Duell zwweier ehemaliger French-Open-Siegerinnen. Zuletzt hier wie dort sehr schwankende Ergebnisse. Kreijikova tat sich ehre im Doppel hervor, zuletzt siegte sie mit Laura Siegemund in Paris und steht mit der Deutschen auch in Wimbledon im Achtelfinale (so wie Ostapenko an de Seite von Ludmilla Kitschenok aus der Ukraine). Ostapenko ist die Alles-oder-nichts-Spielerin. Wenn ihre Bälle ins Feld kommen, wird es für jede Gegnerin schwierig bis unmöglich, aber oft landen sie halt im Nirgendwo.

Mi.: Lena Rybakina (KAZ/4) – Elina Svitolina (UKR/21)
Die klare Turnierfavoritin gegen die Favoritin der Herzen. Hier Rybakina, Wimbledonsiegerin 22, die bisher ziemlich ungefährdet durchs Feld pflügt und nur gegen Siegemund einen Satz abgab, wahrscheinlich eher aus Leichtsinn. Toller Aufschlag, tolle Grundschläge – das ganze Rasenpaket.
Dort Switolina, mit den Gedanken in ihrer ukrainischen Heimat mit all den Gräueln. Sie wird nicht müde, daran zu erinnern, sogar ein schwarzes Zeichen, eher ein Mahnmal,  trug sie und durfte sie auch tragen. So blöd das vielleicht klingen mag: Angesichts der furchtbaren Ereignisse in ihrer Heimat kann sie sportlich fast befreit aufspielen, denn was kann bei einem Tennisspiel schon Schlimmeres drohen als eben eine Tennisniederlage und nicht das eigene Leben. Sie spielt ja ausgezeichnet, glänzte etwa gegen Ons Jabeur.

Tipps, Viertelfinale
Sun – Vekic
Paolini – Navarro
Ostapenko – Kreijikova
Rybakina – Svitolina

Halbfinale
Sun – Navarro
Rybakina – Krejikova

Finale: Navarro – Rybakina