Schröder macht den Deckel drauf

„Deutschland wird Basketball-Europameister!“, habe ich in der vergangenen Woche vor den Viertelfinali in Riga hier etwas wagemutig geschrieben. Und der Weltmeister von 2023 ist seiner Favoritenstellung (nicht nur bei mir) gerecht geworden. In einem extrem spannenden Finale setzte sich das Team gegen die Türkei durch. Für schwache Nerven war es jedenfalls nichts, ehe der 88:83-Triumph feststand.
Zum Matchwinner (besser gesagt: zum Helden der entscheidenden Phase) avancierte der Kapitän: Dennis Schröder übernahm Verantwortung, als es drauf ankam. Er hatte die so oft beschworenen „Eier, Cojones, Balls“; Wahrlich nicht alles war dem NBA-Profi zuvor gelungen. Doch die letzten Körbe besorgte der Braunschweiger unter anderem mit einem unwirklichen Korbleger übers Brett und hoch gegen den gut 20 Zentimeter größeren Alperen Sengün. Zuvor hatte er sich einige Fehler geleistet, unter anderem gleich 6 Ballverluste, eigentlich viel zu viele in so einer wichtigen Partie.

Offenbar war dieser letzte Eindruck aber der Prägendste, denn für mich etwas überraschend wählten die Journalisten Schröder zum MvP des Turniers. Gerade im deutschen Team, wenn die Ehre schon einem Akteur des Turniersiegers zuteil werden soll, hätte ich eher den so unfassbar smarten Franz Wagner gewählt (dies bekannte übrigens auch Dennis Schröder selbst, dem die Ehre fast peinlich zu sein schien). Im Finale waren es dem in der 1. halbzeit grandiosen Wagner vor allem Isaac Bonga und Tristan da Silva, die die deutsche Mannschaft, die fast die gesamte Zeit in Rückstand lagen, immer wieder zurück in die Partie brachten, wenn die Türken wegzuziehen drohten . Bonga verwandelte 4 von 4 Dreierversuche, da Silva 3 von 4, allesamt zu enorm wichtigen Zeitpunkten.

Einerlei: Der Hauptknackpunkt war die unglaubliche mannschaftliche Geschlossenheit, in der wirklich einer für den anderen da war. „Wir sind Brüder“, schwärmte Wagner fast kitschig gerade angesichts der Tatsache, dass sein leiblicher älterer Bruder Moritz wegen eines noch nicht ganz ausgeheilten Kreuzbandisses fehlte. Und noch einmal vom besten Mann auf dem Parkett ließen  sich die „Brüder“ verrückt machen. Alperen Sengün stellte die deutschen Verteidiger zwar vor viele zum Teil auch unlösbare Rätsel, aber diese blieben dran, machten es dem überragenden Center der Houston Rockets so schwer wie irgend möglich. Am Ende gingen dem 23-Jährigen, „mein“ insgesamt bester Spieler des Turniers, die Kräfte aus. Wie auch all den anderen wunderbaren türkischen Akteuren wie Dreier-Magier Cedi Osman (6/8)b und Ersatz-Center Adem Bona, die mich schon in den Runden zuvor verzückt hatten. Ich hätte dieser Truppe, angeleitet vom großartigen Trainer Ataman, einem der ganz großen seiner Zunft, den Titel ebenso gegönnt. Wer mich nur ein bisschen kennt, wird diese Worte auch glauben!

Einen großen Anteil verdiente sich auch das deutsche Trainerteam. Obwohl Chefcoach Alex Mumbro von schlimmen Baucherkrankung sehr genandicapt war (er magerte um 7 Kilo ab), gab es keinen Abbruch. Dies lag am Assistent Alan Ibrahimagic, der das Mumbro-Konzept mit überfall-schnellen Basketball perfekt anleitete. Als Cheftrainer diverser deutscher Nachwuchsteams hatte Ibrahimagic schon viele Meriten gesammelt, jetzt bestand er seine Reifeprüfung mit Bravour. Der Verband sollte sich gut überlegen, wie und auf welchen Posten er den Coach länger behalten kann. Denn dessen Trainerkunst war ein Bewerbungsschreiben für ganz Europa, vielleicht sogar für die NBA; wo einige Teams neuen Ideen und Wegen sehr aufgeschlossen sind.

Die Deutschen sind jetzt amtierende Welt- und Europameister, und da auch die Nachwuchsteams der absoluten Spitze angehören, scheint die Zukunft tatsächlich golden. Zumal mit Weltmeister Moritz Wagner und NBA-Champion Isaiah Hartenstein zwei ganz starke Akteure für die „großen“ Positionen fehlten. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich die neue Situation der Nachwuchsspieler entwickelt. Viele von denen sehen die Zukunft in den US Colleges, auch weil sie nun dort Summen verdienen können, die hierzulande (und in ganz Europa) nicht zu generieren sind. Nicht alle von denen, die jetzt hoffnungsvoll in die Staaten übersiedeln, werden im Stahlbad dort auch den Sprung ganz nach oben (sprich: NBA) schaffen. Der Verband und natürlich auch die Vereine sollten jetzt schon ein gutes Alternativ-Konzept erarbeiten, in dem auch diejenigen aufgefangen werden, die es „überm Teich“ nicht schaffen.

Zukunftsmusik Das nächste Großereignis ist die Weltmeisterschaft 2027 in Katar. Und dafür muss sich sogar der amtierende Welt- und Europamesiter erst in 2 Turnieren qualifizieren. Die zum Teil parallel zur NBA stattfinden, also ohne die dort angestellten Profis. Doch selbst ohne Schröder, die Wagners, da Silva und Hartenstein sollte das möglich sein, ohne dass ich die Qualität von Gegnern wie Israel, Hlland und Lettland kleinreden will.

 

Plötzlich trifft Franz sogar den Dreier

Basketball-EM, Halbfinale

 

Letztlich souverän schafften die deutschen Riesen den Sprung ins Endspiel. Gegen Finnland gewannen Dennis Schröder und Co. mit 98:86. Nur ganz zu Beginn lag das Team zurück, ein donnernder Slam Dunk von Franz Wagner Mitte des 1. Viertels war das Zeichen, dass man es jetzt Ernst nehmen möge gegen die Suomis, die im Achtelfinale immerhin den Titelfavoriten Serbien aus dem Turnier genommen hatten.
Das gab den Skandinaviern um NBA-Star Lauri Markkanen durchaus Selbstvertrauen, doch die Deutschen sind mittlerweile wirklich gefestigt (für mich, der auch die Niederungen des deutschen Basketballs miterlitten hat, schrebt sich das immer noch extrem verwunderlich). Immer wenn es eng zu werden drohte besannen sie sich, und vor allem trafen sie dieses Mal auch aus der Ferne. Die Dreierquote von 40 Prozent ist jedenfalls die mit Abstand beste im Turnierverlauf, und sogar Franz Wagner, der bis dato jenseits der 6,25-Meter-Linie so gut wie überhaupt nichts getroffen hatte und jenseits von Gut und Böse, fand gleich mit 3 Versuchen das Ziel. Gott sei Dank hörte Coach Alex Ibrahimagic (er heißt wirklich so!!!) nicht auf meinen Rat, er möge Wagner den Dreier mögllichst verbieten …)
Zwei Stärken der Finnen aus Achtel- und Viertelfinale kamen dagegen weniger zum Tragen: die Offensiv-Rebounds und ihre eigenen Dreier. Da deuteten sie jeweils ihre Klasse (Muurinen) nur an. Trotz der Niederlage werden sie mit dem schon jetzt besten Abschneiden ihrer EM-Geschichte hochzufrieden sein, zumal sie am Sonntag mit einem Sieg gegen Griechenland sogar eine Medaille gewinnen könnten. Und die Zukunft scheint ohnehin äußerst hell.

 

Finale, Deutschland – Türkei (Sonntag, 20 Uhr, Magenta Sport, RTL)

 

Im Endspiel wartet allerdings mit der Türkei ein ganz anderes Kaliber. Im emotionalen Duell gegen Nachbar Griechenland ließen NBA-Star Alperin Sengün und Co. von Beginn an nicht den geringsten Zweifel am Sieg. Können sie diese Form ins Finale transportieren, wird es verdammt schwer für die Deutschen. Denn die Türken haben eine enorm homogene Mannschaft beieinander und befinden sich auf ihrer Mission Titel. Gegen die Griechen langte es fast locker, deren Star Giannis Antetokuonpo kam praktisch überhaupt nicht zur Geltung und musste sich mit für ihn kümmerlichen 12 Punkten begnügen. Was die Türkei zeigte gerade in der 1. Halbzeit des Halbfinals, war jedenfalls klar das Beste, was ich bei diesem Turnier gesehen habe. Mit dieser Erkentnis stehe ich wahrlich nicht allein.

Aber Quervergleiche sind natürlich immer schwierig, und jede Partie beginnt von Neuem (das Phrasenschwein muss auch gefüttert werden …). Zumal die Türken völliges Neuland betreten, zumindest diese Spieler-Generation. 2001 hatte eine türkische Mannschaft das EM-Finale beim Heimturnier erreicht, das gegen ein jugoslawisches Team verloren wurde; übrigens nach einem denkwürdigen Halbfinale gegen Deutschland (mit Dirk Nowitzki) nach Verlängerung, die der damalige Superstar Hidayet Törkoglu mit einem unglaublichen Dreier erreichte. Noch immer fragen sich Experten und hadern deutsche Fans, warum man nicht vorher gefoult hatte, um ein 3-Punkte-Spiel (und den Ausgleich) zu verhindern. Die Frage und vor allem deren Antwort wird ein ewiges Geheimnis bleiben. Von diesem Team ist natürlich kein Spieler mehr dabei.
zum Nachleiden ca.1:20:00): https://www.youtube.com/watch?v=KE_orYNbt6w

Die Deutschen dagegen sind finalerprobt aus dem siegreichen WM-Endspiel 2023 in Manila gegen Serbien (nach dem unglaublichen Halbfinal-Erfolg zuvor gegen die USA). Gerade die Stützen Dennis Schröder, Franz Wagner und Daniel Theis sowie Dreier-Spezialist Andi Obst naben also Erfahrung, wenn es tatsächlich um den Titel geht. Letztgenannter muss allerdings noch ein wenig an seinem Visier schrauben.
Es ist das 3. EM-Finale einer deutschen Mannschaft. 1993 gewann das Team in einem Thriller in der Münchner Olympiahalle gegen Russland (Reporter Fritz Thurn und Taxis, unvergessen), 2005 verloren Dirk Nowitzki (zum MvP des Turniers gewählt) und Co. gegen Griechenland nahezu chancenlos mit 62:78.

Für mich sind die Türken leichter Favorit, weil sie eben nicht nur den einen Superstar haben wie die deutschen K.-o.-Runden-Gegner Slowenien (Doncic) und Finnland (Markkanen). Andererseits haben sie ihr perfektes Spiel schon hinter sich, während bei den Deutschen tatsächlich noch Potenzial nach oben ist. Eines scheint allerdings sicher: Auf die Basketball-Fans wartet ein großer Abend.

Deutsche Riesen würgen sich ins Halbfinale

Basketball-Europameisterschaft, Viertelfinale in Riga

 

Deutschland – Slowenien 99:91

 

Ein furchtbares Gewürge, und zwar von Beginn an. Die Refs setzten früh ein Zeichen, als sie nach nur 2 Minuten Sloweniens Superstar Luka Doncic ein technisches Foul wegen Meckerns gaben. Sicher den Regeln entsprechend, aber der Partie absolut nicht zuträglich.
Doncic und die Fouls, das sollte das Leitmotiv dieser Partie werden. Die Deutschen versuchten fast von Beginn an, dem Spielmacher möglichst viele Fouls anzuhängen (mit 5 wäre automatisch Schluss). Das gelang allerdings nicht wirklich – im Gegenteil, denn so  besannen sich Dennis Schröder und Co. nicht auf ihre eigentlichen Stärken, dem Tempobasketball, der nur sehr selten aufblitzte.
Weil außerdem die Würfe aus der Ferne erneut kaum das Ziel fanden, erarbeiteten sich die Slowenen, angeführt von ihrem überragenden Kapitän Doncic, eine Führung, die allerdings nie ins Uferlose anwuchs (maximal 11 Punkte).

Eine ganz entscheidende Phase kurz vor Ende des 3. Viertels: Die Deutschen liegen mit 7 Zählern hinten. Die Slowenen im Ballbesitz, der Wurfversuch verfehlt das Ziel, und auf der anderen Seite versenkt Tristan da Silva einen eher unmöglichen Wurf von der Mittellinie bei auslaufender Uhr. Ein sogenannter Buzzerbeater, und selten war er so wertvoll. Statt der möglichen 9 oder 10 Punkte betrug der Rückstand nur 4 Zähler, und weil Anfang des vierten Viertels Andi Obst einen seiner Zauberdreier traf und sogar Dennis Schröder aus der Ferne erfolgreich war, erarbeiteten sich die Deutschen einen kleinen Vorsprung.
Die letzten fünf Minuten waren dann Basketball zum Abgewöhnen, und das lag auch an den Schiedsrichtern. Viel zu viele Aktionen pfiffen sie ab, so dass beide Teams sehr schnell die Foulgrenze überschritten hatte. Bedeutete: Jedes weitere Foul: Freiwürfe, und so begann eine wahre Orgie von der Linie. Spielfluss gab es überhaupt keinen mehr, auch weil die Slowenen und vor allem Doncic jeden (und damit meine ich wirklich jeden) Pfiff gegen sie oder Nichtpfiff für sie lamentierend mit Worten und Gesten begleiteten (wo blieben hier die Technischen Fouls?). Die absolut konfuse Spielleitung der Refs ohne klare Linie tat noch ihr übriges: Wobei ich gestehen muss, dass ich immer noch nicht wirklich weiß, sondern höchstens ahne, wann bei welcher Aktion ein Verteidiger-Foul, Stümerfoul oder gar kein Foul gepfiffen wird. Doch auch die Magenta-Experten schienen oft sehr ratlos ob der Pfiffe, und zwar auf beiden Seiten des Feldes
So brauchte es nicht viel Basketball-Kunst, dafür umso mehr Basketball-Arbeit, damit die Deutschen die Partie letztlich siegreich bestritten und ins Halbfinale einzogen

Dort wartet völlig überraschend Finnland, das dem Sensationssieg im Achtelfinale gegen Serbien ein fast nie gefährdetes 93:79 gegen das ebenfalls so überraschende Georgien folgen ließ. Bemerkenswert, dass die Suomis nicht einmal eine Top-Leistung ihres NBA-Stars Lauri Markkanen benötigten, der nur in manchen Szenen andeutete, was für ein Klassespieler er ist. Erneut trumpfte der ganz junge Muurinen mit 2 Dreiern auf; aber vor allem Mikael Jantunen, der 25-jährige Forward von Fenerbahce, mit 19 Punkten Finnlands Topscorer..

 

Halbfinale

 

Fr., 16:00: Deutschland – Finnland (RTL, Magenta)

Schon in der Vorrunde in Tampere trafen die beiden Mannschaften aufeinander. Wobei das am Ende klare Ergebnis für den Weltmeister (91:61) bestenfalls ein Hinweis auf die Stärke-Verhältnisse gibt, aber keineswegs überbewertet werden sollte. Die Suomis haben mit ihrer ersten Halbfinale-Teilnahme bei einer EM überhaupt schon weitaus mehr erreicht als erwartet. Sie haben ein homogenes Team mit einem überragenden Akteur (Markkanen), von dem sie aber längst nicht so abhängig scheinen wie etwa die Slowenen von Doncic. Wehe, wenn Jantunen und Muurinen in Fahrt kommen
Dennoch: Wenn Dennis Schröder, Franz Wagner und Co. auch nur ansatzweise ihre Stärken ausspielen (und vielleicht sogar den einen ode anderen Dreier treffen), sind die Deutschen klar zu favorisieren. Eine gmahde Wiesn wird es allerdings wohl eher nicht.

 

Fr., 20:00: Griechenland – Türkei (Magenta)

 

Ein echter Basketball-Leckebissen zweier in herzlicher Feindschaft verbundenen Länder, die gerade auf dem Basketball-Feld ihre Rivalität ausleben. Mal sehen, ob die Halle in Riga wenigstens ein bisschen zu einem Istanbuler/Athener Hexenkessel (samt Bengalos) wird. Die Rollen scheinen klar verteilt. Hier die Griechen mit dem alles überragenden (nicht nur körperlich) Ginnis Antetokuonmpo, dort das starke Kollektiv, angeführt von Alperen Sengün (Houston Rockets), der wohl den besten Basketball seiner noch recht jungen Karriere spielt.
Ich würde die Türken leicht favorisieren, weil die Griechen jenseits von Giannis nicht so vortrefflich besetzt sind, wie das in vergangenen Jahren schon der Fall war (zB ihr Nationaltrainer Spanoulis). Im Viertelfinale gegen Litauen waren sie doch sehr abhängig von ihrem „Greek Freak“ und profitierten vor allem davon, dass den Balten um den lange überragenden Valenicunas die Luft ausging. Diese Gefahr sehe ich bei den Türken eher nicht.

 

Ein Extralob für Magenta

 

Ich verfolge die EM bei Magenta (erst seit der K.-o.-Runde intensiver), und ich wüsste nicht, wie man Basketball noch besser präsentieren kann als der Streamingdienst. Vor allem das Kommentatorenpaar Michael Körner (Reporter) und Alex Vogel (Experte) überzeugt und begeistert mich auf der ganzen Linie. Alex Vogel, der Coach des BBL-Clubs Heidelberg, ist tatsächlich ein Experte, der mir und allen Zuschauern Dinge erklärt, die vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind (wobei auch er so manchen Schiri-Pfiff nicht erklären konnte …). Über die Expertise des absoluten Baskeball-Kenners Michael Körner besteht ohnehin keinerlei Zweifel.
Die beiden hatten von vornherein aus ihrer grundsätzlichen Sympathie für das deutsche Team keinen Hehl gemacht. Doch im Gegensatz zu vielen unerträglichen „Experten“, die nur zu brüllenden Fanboys mutierten, blieben Körner und Vogel immer wohltuend neutral (dabei trotzdem für D mitgehend). Am Beispiel Doncic bestens zu sehen: einerseits der berechtigte Ärger über den dauernd meckenden Slowenen, andererseits auch echte Anerkennung, wenn er Spielzüge initiierte, an die sonst kein Basketballspieler auf dieser Erde auch nur denkt (maßlose Übertreibung, ich weiß!). Mein Doncic-Dilemma, das so viele haben.
Auch die Vor- und Nachbereitung ist um Längen besser als fast alles, was einem im Fußball so angeboten wird. Profunde Analysen, gute Interviews. Wobei anzumerken sei, dass Basketballspieler schlicht angenehmere Gesprächspartner sind als die doch sehr abgehobenen Fußball-Profis (man verzeihe mir die Verallgemeinerung). Und dann noch der zugeschaltete Moe Wagner aus LA, einfach großartig …

Parallel hat ja auch RTL die Partie übertragen. Nach allem, was ich gelesen habe, hat auch Frank Buschmann einen prima Job verrichtet. Basketball, das ist halt die Welt des ehemaligen Zweiutligaspielers. Manchmal würde ich mir wünschen, der Schuster wäre bei seinen Leisten geblieben. Beim Fußball ist Buschi nämlich unerträglich mit seiner sinnlosen Schreierei.

 

Deutsche Riesen zittern, Serbien schon raus

Basketball-Europameisterschaft, Achtelfinale

 

Schon die ersten 4 der 8 Achtelfinalpartien zeigten, dass die K.-o.-Runden in jeder Sportart ihre ganz eigenen Geschichten schreiben. 3 nach der Vorrunde haushohe Favoriten hatten extrem zu kämpfen, und die von allen Experten als klarster Titelfavorit genhandelten Serben hat es tatsächlich erwischt.

So hatte auch die Deutschen zunächst ihre Müh und Not, den krassen Außenseiter Portugal in die Schranken zu verweisen. Das lag vor allem an einer indiskutablen Dreierquote in der 1. Halbzeit (1 von 18!), in der die Riesen alles trafen, nur nicht in die Reuse. So gingen die Portugiesen tatsächlich mit eine Führung in die Pause. Nach dem Wechsel eine klare Steigerung jenseits der Dreierlinie (9/18), aber dass am Ende ein auch der Höhe standesgemäßer 85:57-Erfolg heraussprang, lag vor allem am Einbruch der Portugiesen im 4. Viertel, als sie nur noch 7 Punkte auf die Anzeigetafel schafften. Äußerst bedenklich, dass Franz Wagner, Dennis Schröder und auch Scharfschütze Andi Obst ihre Dreier so überhaupt nicht treffen (diese 3: 1/18); dafür erfreulich, dass Maodo Lo (4/7), Tristan da Silva (3/3) einsprangen. Vielleicht sagt jemand den ansonsten (vor)trefflichen Wagner und Schröder, dass sie das mit den Dreiern einfach bleiben lassen sollten, denn sonst könnte es gegen einen stärkeren Gegner (Slowenien/Italien im Viertelfinale) ein böses Erwachen geben.

Dieses gab es schon für die Serben: Der Turnierfavorit erlebte sein Dèjá vu und schied wie schon bei der EM 2022 (Italien) völlig überraschend aus. Die Niederlage gegen Finnland darf als eine der größten Sensationen der neueren Turnier-Geschichte gelten. Hier die Basketball-Nation Serbien, gespickt mit NBA-Stars um den besten Basketballer der Welt (Nikola Jokic), dort ein No-name-Team aus einer Eishockey-Nation mit nur einem außergewöhnlichen Akteur (Lauri Markkanen). Doch wieder mal zeigt sich die Schönheit des Sports; Namen zählen nicht: Hier funktioniert das Mannschaftsspiel wenig bis gar nicht, dort wachsen No Names über sich hinaus wie bei den Finnen die wahrscheinlich nicht nur mir bis dato unbekannten Mikael Jantunen und der erst 18-jährige Miika Muurinen. Der hatte die Dreistigkeit, 2 Dreier über den in jeder Hinsicht großen Jokic hinweg in den Korb zu versenken.

Fast hätte es auch die bisher so großartigen Türken erwischt: Die mussten tatsächlich bis zur Schlussminute bangen, ehe sie sich gegen die hartnäckigen Schweden durchsetzten. Die Skandinavier sahen sich am Ende gar betrogen (sagen wir: stark benachteiligt), als der türkische Star-Center Alperin Sengün ein vermeintliches Stürmerfoul nicht bekam (es wäre sein fünftes gewesen), sondern im Gegenteil 2 Freiwürfe erhielt. Der Bonus der NBA Stars, den ich bei macher Aktion gegen Jokic gesehen zu haben glaubte.

Erwischt hat es die Gastgeber: Im Balten-Duell gegen Litauen waren die Letten letztlich chancenlos, trotz des beeindruckenden Kristaps Porzingis. Aber gegen die mannschaftliche Gechlossenheit des baltischen Rivalen hatten die Letten letzlich keine Chance. Schade um die Stimmung, die allerdings zumindest die nahen Litauer und Finnen (und vielleicht auch die Deutschen) in der Halle ausbreiten.

Heute dann der zweite Teil des Achtelfinals, in dem Slowenen und Italiener den deutschen Viertelfinal-Gegner ermitteln.

Deutsche Riesen sind meistertauglich

Die Vorrunde der Basketball-Europameisterschaft ist absolviert, und die deutschen Hoffnungen auf eine Medaille, vielleicht sogar auf den Titel, sind durch die 5 Auftritte bestimmt nicht kleiner geworden. 5 überzeugende Erfolge gelangen dem Team, 4 davon mit einer dreistelligen Punkte-Ausbeute. Und das, obwohl der neue Bundestrainer Alex Mumbro wegen akuter Beschwerden am Bauch im Krankenhaus lag und nicht in der Halle war. Mittlerweile ist er aus dem Krankenhaus in Tampere entlassen und dürfte in der K.o.Runde wieder coachen. Jedenfalls wurde er von Alan Ibrahomagic glänzend vetreten, mit dem er in ständiger Verbindung war und ist.

Nun muss ich natürlich einschränken, dass die Gegner nicht unbedingt die allererste Klasse waren. Aber die Art und Weise, wie Franz Wagner, Dennis Schröder und Co. Montenegriner (nach fahriger Anfangsphase), Briten und Schweden beherrscht hatten war eindrucksvoll. Auch die beiden „Auswärtspartien“ gegen Litauen (tausende Fans hatten sich in nahe Tampere gemacht) und Gastgeber Finnland waren letztlich eine klare und ungefährdete Angelegenheit. Und eben nicht nur Wagner und Schröder zeigten ihre Stärke, das ganze Team wirkt extrem harmonisch, vielleicht sogar noch stärker als beim WM-Triumph vor zwei Jahren in Asien. Allerdings mit einer Schwäche, die dem Team böse auf die Füße fallen könnte: den Defensivrebound. Sogar die Finnen angelten sich gegen die Deutschen 19 Rebounds am  offensiven Brett

Können die deutschen Basketballer tatsächlich Europameister werden? Ich sehe nicht, was dagegenspricht, aber ein Selbstgänger ist der Weg vom Achtelfinale ab Samstag bis zur Pokalübegabe am Sonntag eine Woche danach (alles jetzt in Riga) natürlich nicht. Aber in den anderen Gruppen hat sich jetzt auch kein Übergegner herauskristallisiert. Sehr gut haben mir die Türken gefallen, die in einer grandiosen Partie (wohl die beste der Vorrunde) den Titelfavoriten Serbien bezwungen haben. Also ist auch Nikola Jokic, der beste Basketballer der Welt, schlagbar mit seinem serbischen Team. Zumal jetzt mit Bojan Bogdanovic ein sehr wichtiger Spieler fehlt. Schlagbar heißt natürlich nicht, dass Deutschland gegen Serbien (wenn ich aufs potenzielle Halbfinale vorausblicken darf) auch mit Sicherheit schlagen wird, denn da spielt der gewisse Jokic mit …).
Die Türken ihrerseits sind allerdings tatsächlich brandgefählich mit ihrem Super-Center Alperin Sengün von den Houston Rockets, einer meiner absoluten Lieblingsspieler.

Und sonst? Natürlich die absoluten Weltklassespieler Giannis Antetokuonpo (Griechenland) und Luka Doncic (Slowenien), die an einem fabulösen Tag jeden Gegner praktisch im Alleingang bezwingen können. Ob das allerdings in gleich vier Spielen innerhalb von nur einer Woche gelingt, erscheint mir doch fraglich, und die jeweiligen Teams wirken nicht breit genug aufgestellt im Kader für diesen Parforceritt.
Italien und Frankreich (ohne den Außerirdischen Victor Wembanyama), idurchaus stark, mmer gefährlich, allein mir fehlt der Glaube.

Aufmerksame und des Basketballs kundige Leser werden ein Team vermissen: den Alles-Gewinner und Titelverteidiger Spanien, das doch aus aussichtslosesten Situationen noch heil und erfolgreich herauskommt. Doch die Ibero-Freunde müssen stark sein, das verjüngte Team ist tatsächlich in der Vorrunde gescheitert, wurde in seiner Gruppe nur Fünfter, unter anderem hinter der Basketball-Großmacht Georgien. Im letzten Vorrundenspiel gegen Griechenland schien es tatsächlich so, als könnten sich die Spanier Houdini-mäßig aus der Malaise herauswinden, doch jetzt fielen Würfe eben nicht, die sonst in ähnlichen Schlussphase wie von Zauberhand geführt durch die Reuse rutschten.

 

Achtelfinal-Tableau 

 

Litauen – Lettland (Sa., 17:30)
Griechenland – Israel (So., 20:45)
Türkei – Schweden (Sa., 11:00)
Polen – Bosnien-Herzegowina (So., 11:00)
Deutschland – Portugal (Sa., 14:15)
Italien – Slowenien (So., 17:30)
Serbien – Finnland (Sa., 20:45)
Frankreich -Georgien (So., 14:15)

Alle Partien finden in der Xiaomi Arena in Riga statt. Sie fasst im Basketball 11.000 Zuschauer. Grandios dürfte das Duell zweier baltischer Basketball-Nationen zwischen Lettland und Litauen werden, aber auch Griechenland vs Israel und Italien vs Slowenen (der mögliche deutsche Viertefinal-Gegner wird hier ermittelt) klingt extrem vielvesprechend.

Und jetzt schreib ichs einfach hin, und man nehme mir bitte, bitte ab, dass keine Deutschtümelei oder gar übertriebener Nationalismus dahintersteckt: Deutschland wird Europameister!