„Ich wünsche mir mal wieder patriotische Experten im Fernsehen. ‚Wir lieben Yamal und machen uns Sorgen um ihn‘! Was haben wir mit Yamal zu tun? Nix“

(Jens Lehmann bei X beim Champions-League-Spiel FC Barcelona vs Eintracht Frankfurt voller Ärger über die Magenta-Crew)

 

Vorwurf aus Absurdistan. Fehlender Nationalismus, das kann ich deutschen Fußball- und Sportreportern wirklich nicht vorwerfen. Mir persönlich geht die fürchterlich auf die Nerven.
Ich empfinde jedwede Deutschtümelei als nervend. Bei Länderspielen kann ich sie ja noch verstehen (in Maßen, bitte). Aber warum soll ich, um beim Beispiel Barca vs Frankfurt zu bleiben, automatisch für die deutsche Mannschaft sein in einem schnöden EC-Spiel, die mich ehrlich gesagt sehr viel weniger interessiert als der FC Barcelona (den ich zurzeit leider überhaupt nicht mag wegen irrsinnigen Finanzgebarens et all.

Oder gar für den FC Bayern?, egal gegen wen?

Entsetzlich wird es dann, wenn wir Leistungen eines Ausnahmespielers nicht mehr goutieren dürfen, nur weil er  das falsche Trikot trägt und/oder die falsche Nationalität hat. Es sind doch die brillanten Kicker wie Lamine Yamal, wegen derer ich als Neutraler überhaupt so ein Fußballspiel anschaue.

(Disclaimer: Ich bin absolut kein Fan von Lamine Yamal. Das Gejammere von ihm und vor allem seines Vaters, dass er dieses Jahr nicht den Ballon d’Or gewonnen hat, fand ich empörend (der Sugar-Daddy sprach empört sogar vom größten Sportbetrug). Aber dass der an guten Tagen fantastisch kicken kann, steht außer Frage, und daran kann ich ich auch delektieren)

Vielleicht darf ein fanatischer Eintracht-Fan so reden. Vielleicht sogar hoffen, dass ein Yamal oder sonstiger starker gegnerischer Spieler verletzt (muss ja nicht schwer sein, Hauptsache er schadet „uns“ nicht mehr) ausgewechselt werden muss. Aber ein Reporter sollte bei aller Zuneigung für die ihm näherstehenden Eintracht-Profis doch auch ansprechen dürfen, wenn ihm ein Barca-Spieler gefällt (oder in diesem Fall analysieren, warum es gerade nicht so toll bei ihm läuft).

Aber Herrn Lehmann kann ich schon seit Jahren nicht mehr Ernst nehmen. Trunkenheitsfahrt nach der Wiesn (und zu besoffen, die Papiere zu zeigen). Als sein Starnberger Nachbar vermeintlich mit einem Schwarzbau die Sicht verstellte, rückte er dem Gebäude mit einer Kettensäge zu Leibe.

https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/lg-muenchen-ii-jens-lehmann-kettensaege-urteil-rechtskraeftig

„Mad Jens“, tauften ihn die englischen Reporter höchstbeeindruckt, als er bei seinem Arsenal-Gastspiel (höchst erfolgreich übrigens) sogar die Eskapaden der englischen Profis in den Schatten stellte, und die kann man nicht so einfach übertreffen, nicht wahr, Paul Gascoigne?
Jens Lehmann war ein großartiger Schlussmann. Ich war voll auf seiner Seite beim Duell gegen Oliver Kahn  um den Platz im deutschen Tor vor der WM 2006 und habe Klinsmanns Entscheidung gutgeheißen – gegen die Empörung der Bayern-MafiaFans.

Vielleicht sollte Jens Lehmann  Skispringen in der ARD verfolgen. Mischen da deutsche Springer vorne mit (was sie gelegentlich bis häufig tun), freut sich Reporter Tom Bartels wie Bolle über jeden missglückten Versuch österreichischer und norwegischer Konkurrenz („Gott sei Dank, Kraft verpasst Absprung, wieder ein Platz gutgemacht“).