Es war ja einiges Schreckliches zu erwarten am Freitag für die Auslosungs-Zeremonie in Washington. Doch was vor allem Gianni Infantino, der Chef des Fußball-Weltverbandes, veranstaltete, ging weit über die schlimmsten Befürchtungen hinaus. Zusammenfassen lässt sich die Veranstaltung mit fogenden Worten: 2 alte, durch und durch korrupte, weiße Männer vergewaltigen den Fußball, und keiner tut etwas dagegen

Gott sei Dank war ich mit meiner wunderbaren Schwester bei einem hervorragenden Vietnamesen verabredet, so dass ich gar nicht in Versuchung geriet, mir diese Katastrophe und Niedergang aller guten Sitten live anzusehen. Als ich heimkam, überflog ich die Kommentare, die ließen schon Grauenhaftes erwarten. Da ich plante, hier ein paar Zeilen zu schreiben, „musste“ ich mir natürlich selbst ein Bild machen. Ich neige nämlich nicht zu Katastrophen-Tourismus, mein Dasein als Löwen-Fan mit all den damit verbundenen Irrungen und Wirrungen reicht da völlig aus.

 

Die Schleimspur des Gianni I.

 

Im Mittelpunkt des Grauens: Gianni Infantino und Donald Trump. 2 alte Männer. Der eine (Gianni, oder Jonny, wie ihn Donnie zu nennen pflegt). Ein skrupelloser, geldgieriger Funktionär mit mehr Dreck am Stecken als die Kläranlage einer Großstadt an einem Tag hergibt, weswegen er mittlerweile in ihm wohlgesonnenen Doha (oder ist es das wohlgesonnene Dubai?) sein Domizil aufschlägt. Der andere (Donald): Dem Rang nach Präsident der Vereinigten Staaten, aber tatsächlich: Topterrorist und Massenmörder. Und was macht Gianni?  Erfand kurzfristig einen FIFA-Friedenspreis, den natürlich Donnie als Erster erhalten sollte, wenn es schon mit dem Friedensnobelpreis nicht geklappt hat (Donald Trump: ist mir nicht mehr so wichtig). Die Lobrede, die danach Gianni auf seinen guten Buddy Donnie hielt, war das Widerwärtigste, Schleimigste, Unanständigste, Armseligste, was je ein Sportfunktionär von sich gegeben hat. Und diesbezüglich ist die Messlatte angesichts der ganzen Widerwärtigkeiten der Samaranchess und Blatters und Bachs (das sind nur die Allerallerschlimmsten) selbst und auch von Infantino selbst (etwa in Katarrh vor 4 Jahre) so hoch wie der Mount Everest. Die Gianni mühelos übersprang („Du bist es, der Frieden schafft“) wie Mondo Duplantis mit dem Stab die 5 Meter. Die Lobhudelei galt wohlgemerkt einem Mann, der gerade den Befehl ausgibt, Schiffe vor Venezuela zu versenken und die Besatzung zu ermorden, der Somalia und die migrierten Somalis als „Müll“ bezeichnet, der unmittelbar vor der Zeremonie den Befehl ausgab, das liberale Europa zu zerstören. Für die Veranstaltung selbst, die nächsten Sommer stattfinden wird, prophezeite Infantino in aller BVescheidnheit: „Das wird das größte Ereignis, das die Menschheit je geschaffen hat.“ 104 Fußballspiele (satte 40 mehr als bei der letzten WM) stehen auf dem Programm. „Dass ist 104-mal der Super Bowl.“ Apropos Superball: Im Fußball-Überschwang will Trump American Football unbennen, damit „Soccer“ endlich „auch in den USA Soccer endlich Football heißen kann.

Das mit Fußball-Funktionären (und -Trainern, -Direktoren) aus aller Welt durchsetzte Auditorium in Washington brach angesichts dieses Irrsinns zwar nicht in Jubel aus, Protest hörte ich allerdings auch nicht – im Gegeteil. Hinterher befand DFB-Chef Bernd Neuendorf, dass diese Auszeichnung doch verdient sei angesichts der Trumpschen Verdienste um den Frieden in Gaza (ein Frieden, bei dem immer noch täglich Dutzende Menschen den Gewalt-Tod finden, nota bene) und ließ den Diktatfrieden in der Ukraine ebenso aus wie das Vernichten von Menschenleben in der Karibik sowie den nationalen Irrsinn, den Trump jeden Tag veranstalten lässt. Andererseits ist es halt der Funktionär Neuendorf: ein armseliger, skrupelloser, geldgieriger, egoistischer Mann, dem der Fußball selbst völlig egal ist. Er steht zwar dem mitgliederreichsten Sportverband (heißt es zumindest) der Welt vor, zieht aber nur seinen Schwanz ein, wenn er für diese Mitglieder sprechen müsste. Hat wohl Angst um die FIFA-Fantastilliarden, die er persönlich so einsackt samt bezahlten Luxus-Urlaub in Washington, der Karibik und anderen FIFA-Tagungsstätten.

Trump (mit besonders orangenem Antlitz, wie mir schien) nahm die Ehrehrbietung samt schrecklich-protzig-güldenem Pokal erfreut die Kenntnis („eine meiner schönsten Auszeichnungen“), lobte seinerseits Infantino und freut sich auf die 20 Milliarden Dollar („really, so much?“) Einnahmen, die das Turnier so bringen wird. Erstaunlicherweise hielt er sich relativ kurz und vor allem mit seinen berühmten Anklagen zurück gegen die Vor-Regierung und auch den Mit-WM-Gastgebern (genau, in Mexiko und Kanada finden auch Spiele statt, man konnte es fast übersehen trotz der anwesenden Regeierungs-Chefs).

 

Zum Schluss die Village People

 

Garniert wurde der zauberhafte Abend mit Gesangseinlagen von alternden Künstlern: keine Taylor Swift, Rihanna oder andere aktuelle Topstars, dafür die bei Sportereigissen offenbar unvermeidlichen Andrea Bocelli, Robbie Williams und natürlich auch Trumps Lieblinge, die Village People, zu denen er so gerne tanzt (diesmal nicht): Ja, genau die Village People, einst in den 80ern eine aufsässige Schwulen-Band (besser: Liebling der Schwulen), jetzt (fast in derselben Besetzung) die Combo eines (noch dazu besonders reaktionären und schwulenfeindlichen) Präsidenten – wer hätte dies für möglich gehalten. Und als Moderatorin ward tatsächlich die Deutsche (!) Heidi Klum erkoren: sehr blond, sehr offenherzig und neben Co.-Mod. Kevin Hart sehr riesig, oder auch: eine Frau, die bestens in Trumps Frauen-Beuteschema passt …

 

Ach ja, die Auslosung selbst

 

Nach mehr als einer Stunde (ich: viel fast forward) erbarmten sich die Kombattanten, schritten zum eigentlichen Zweck der Veranstaltung und führten die 48 Endrunden-Teilnehmer in 12 Vierer-Gruppen zusammen, Die „deutsche“ Gruppe mit Curacao, die Elfenbeinküste und Ecuador gilt in der allgemeinen Einschätzung als „leicht“ und „machbar“. Das ist sicher zutreffend, weil es schwieriger hätte kommen können (Norwegen! Italien!!), aber: Immerhin sind die Ivorer amtierender Afrika-Meister und Ecuador wurde in der südamerikanischen Qualifikation starker Zweiter hinter Argentinien, aber klar vor Brasilien, Kolumbien und Uruguay. Und das lag nicht alleinb an den Heimspielen in der 4000 Meter hoch gelegenen Hauptstadt Quito. Außerdem verbietet sich angesichts des jeweils desaströsen Vorrunden-Aus des deutschen Teams 2018 und 2022  ohnehin jeglicher Hochmut.

Ausscheiden ist dieses Mal allerdings noch schwieriger geworden, weil sogar 8 der 12 Gruppendritten die K.-o.-Runde erreichen – die nächste Farce dieser an Farce so reichen Fußball-WM, für die wir jetzt den riechtigen Vorgeschmackk bekommen haben.