Anmerkung: Leichtathletik-WM und Basketball-EM finden ausführliche Würdigung in gesonderten Texten.
Vingegaard triumphiert, und kaum einer spricht darüber
Wie erwartet, hat sich der zweitbeste Radprofi der Welt die drittwichtigste Länderrundfahrt des Jahres gesichert. In Abwesenheit des überragenden Tour-Triumphators Tadej Pogacar ließ es Jonas Vingegaard fast gemütlich angehen, sofern das bei zahllosen Bergetappen möglich ist, unter anderem mit dem Agrelu vielleicht einer der schwierigsten Anstiege überhaupt. Der Däne kontrollierte das Feld und die wenigen Kontrahenten, die ihn wirklich gefährlich hätten werden können, vor allem diejenigen, die nicht die Torur de Tour gute einen Monat zuvor in den Beinen hatten.
Dies gelang, obwohl Vingegaard selbst den Tour-Qualien Tribut zollen musste. Am Ende hatte er 1:16 Minuten auf den Portugiesen Joao Almeida und schon 3:11 auf den Briten Thomas Pidcock.
Doch das geriet fast nur Nebensache: Gemeldet und dabei war auch ein israelisches Team, der Rennstall Israel-Premier Tech. Dieses Team sah sich zunehmend Beleidigungen und sogar tätliche Angriffe während des Teamzeitfahrens ausgesetzt. Proteste gegen die Israel-Politik und der Angriffe gegen Gaza. Ziel der Proteste: Ein Boykott und Ausschluss des Teams.
Diese Proteste griffen zunehmend auf die Rundfahrt selbst über. Mehrere Etappen mussten gekürzt oder abgeändert werden, und die Schlussetappe, eigentlich die Ehrenfahrt für die Sieger, musste ebenfalls abgebrochen werden. Mit der Folge einer improvisierten Siegerehrung.
Die Spanier und ihre Regierung gehören traditionell zu den schärfsten Kritiker gegen die Politik des Staates Israel, noch ein Erbe aus der Franco-Zeit. Auch wenn Staats-Chef Pedro Sanchez den 7. Oktober klar als Terror-Akt bezeichnete: vehement wie kaum ein anderes EU-Land fordert Spanien eine 2-Staaten-Lösung, anerkennt Palästina als eigenständigen Staat. Da kam die Vuelta, nach Tour und Giro die dritte Rundfahrt über 3 Wochen, als Vehikel gerade recht.
Und mancher sieht den Radpsort schon in echter Gefahr. Dessen Attraktivität ist der freie Zugang aller Zuschauer zu praktisch jeder Stelle eines Rennens. Sogar wenn die Veranstalter es wollten, könnten sie nie eine gesamte Etappe über 200 Kilometer und mehr absperren. Der Radsport lebt ja auch davon, dass die Fans so unmittelbar am Geschehen dabei sind und nimmt Behinderungen Übereifriger (Achtung: Euphemismus!) wie bei manch irrer Bergetappe in Kauf. Doch alle waren sich einig: Letztlich wollen die Fans den fahrern nichts Böses. Wenn diese Erkenntnis nicht mehr gilt, wir es schwierig, denn wenn ein dahinrasendes Feld bewusst gestört wird (also die „Störer“ Behinderungen und Stürze herbeiführen wollen), wird es extrem schwierig. Wie das zu lösen wird, dürfte die Veranstalter und den Weltverband noch viel Kopfzerbrechen bereiten.
Und sonst?
- Bundesliga: Nach 3 Spieltagen gibt es nur noch eine verlustpunktfreie Mannschaft, natürlich ist das der FC Bayern. Die Münchner machten es am Samstag mit dem 5:0 gegen den HSV noch gnädig, denn nach einer halben Stunde stand es bereits 4:0.
Werder Bremen wird zum „Trainer-Killer“. Nach dem 4:0 in Gladbach zogen die Borusiia-Verantwortlichen die Notbremse und feuerten Gerald Seaune. Schon nach dem späten 3:3 bei Werder am Spieltag zuvor musste Bayer Leverkusens Coach Erik ten Hag seinen Hut nehmen. Für ihn kam Kasper Hujland, der am Freitag beim 3:1 gegen Eintracht Frankfurt ein erfolgreiches Debüt feierte - England: Fast unaufhaltsam strebt der FC Liverpool der Titelverteidigung entgegen (naja, dort haben wir ja immerhin schon den 4. Spieltag absolviert, also ganz klare Verhältnisse. Mit Ruhm bekleckert hatten sich die Reds nicht in Burnley, doch in de Nachspielzeit verwandelte Mo Salah einen berechtigten Elmeter zum vierten Sieg im vierten Spiel. Eine derart makellose Bilanz hat kein anderer Premier-League-Club.
Zumindest Manchester City wird extrem aufatmen. Im Stadtderby gegen United gelang ein souveränder 3:0-Erfolg, zu dem Erling Haaland zwei Treffer beisteuerte. Der Norweger scheint wieder in absoluter Topform, denn am Dienstag davor erzielte er beim 11:1 seiner Nationalmannschaft gegen Moldau gleich 5 Treffer. Norge ist damit ganz nah am Ziel einer WM-Teilnahme. - Handball: Die Füchse schlittern in der Bundesliga nach dem Rauswurf des Meistertrainers Jaron Siewert und Sportdirektor Stefan Kretzschmar in die Krise. Beim VfL Gummersbach kassierten die Hauptsädter eine empflindliche Niederlage, gegen die sich nur Welthandballer Mathias Gisdel wirklich wehrte. Und das, obwohl angeblich die Mehrheit der Spieler Siewerts Rauswurf gefordert hatten. Das könnte eine sehr ungemütliche Saison für den Hauptstadt-Club werden. verlustpunktfrei sind noch Vizemeister SC magdeburg und der THW Kiel.
- Tennis: Die deutschen Daviscupper haben die Auswärtshürde Japan souverän genommen auch ohne Alexander Zverev und Daniel Altmaier. Das Beschwerlichste war wohl die weite Anreise. Ein Erfolgreiches Debüt feierte der 17-jährige Justin Engel mit einem Sieg gegen Rei Sakamoto (im Matchtiebreak). Damit haben die Deutschen das Top-8-Turnier Ende November in Bologna erreicht. Wie völlig überraschend auch Österreich, das in Ungarn auch ohne Top-100-Spieler gewann. Überraschend draußen sind auch die USA, das gegen Tschechien den Kürzeren zog. Die Auslosung der Viertelfinali ist morgen. Einziges nicht-europäisches Land ist Argentinien.
Turniersiege bei den Frauen feierten zwei Teenager: die 19-jährige Tiantsoa Rakotomanga Rajaonah in Sao Paulo und die 17-jährige Iva Jovic in Guadalajara.
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