2 Ereignisse, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen ein unfassbares Football-Match, zum anderen einen Überraschungs-Sieger beim Super-G in Gröden, den nur diese Strecke und dieser Ort kreiern kann
Seattle Seahawks – Los Angeles Rams 38:37 (OT)
Von diesem Spiel werden sie noch lange reden, in seattle wie LA und wahrscheinlich in der gesamten NFL-Blase weltweit.
Schon vor der Partie war die Erwartungshaltung groß, trafen doch die beiden besten Teams der NFC aufeinander, beide in der Division West: Es ging also auch um einiges: den Divisonstitel, der gleichzeitig auch den Platz 1 der gesamten Konferenz und somit Freilos in der ersten Play-off-Runde bedeuten könnte.
Drei Viertel war es ein durchaus unterhaltsames Spiel mit einem glänzend aufgelegten Rams-Quarterback Matthew Stafford, aber auch ein paar schönen Spielzügen von den Seahawks in ihrem regnerischen Seattle. Doch als Darmold Anfang des 4. Viertels beim Stand von 14:30 den Ballin die Hände eines gegnerischen Verteidigers warf (2. Interception der Partie), schien die Messe gesungen. Wer von den Seahawks-Fans enttäuscht den Fernseher ausgemacht hat, wird sich bis an sein Lebensende darüber ärgern.
Denn es folgte ein unfassbares Comeback: Punt-Return-Touchdown plus 2-Point-Conversion zum 22:30. In der nächsten Angriffsserie der Seahawks ein fabulöser Touchdown-Pass von Darmold auf Barner zum 28:30. Es folgte ein erneuter Versuch einer 2-Point-Conversion und einer der absurdesten Spielzüge, die ich (und sehr viele Football-Fans) gesehen habe. Darmold passte, ein Rams-Verteidiger wurde getroffen, und der Ball fiel auf den Boden und rollte in die Endzone. Seahawks-Spieler Chgarbonnet klaubte das Lederei eher pflichtschuldig auf, und übergab es an die Schiris. Plötzlich Aufregung, denn Darmold hatte den Ball ja nach hinten gepasst, so dass er nach den Football-Regeln „frei“ war. Quasi ohne es zu wollen, hatte Charbonnet, der ausgezeichnete Running Back, die Conversion verwertet, und die Seahawks glichen aus.
Kurze Zeit später Overtime, und diese wird erst seit dieser nach einer abermals veränderten Regel gespielt. Kurz gesagt: Jedes Team ist wenigstens einmal im Ballbesitz; früher war es so, dass das erste Score, seit paar Jahren: der erste Touchdown schon das Endergebnis darstellte, ohne dass die verteidigende Mannschaft die Möglichkeit einer Antwort gehabt hätte. Wie gesagt das ist jetzt anders. Und sollte irgendein Traditionalist den Sinn dieser Regel bezweifeln, möge er an dieses Spiel erinnert werden.
Der brillante Rams-Receiver Nacua (wahrscheinlich der beste der Liga) verwertete einen 41-Yard-Pass von Stafford zum Touchdown – 37:30 für die Rams. Also brauchten die Seahawks in ihrer Angriffsserie ebenfalls einen Touchdown. Und der Routinier Darmold agierte wie ein ganz Großer, führte die Seahawks übers gesamte Feld: In der Endzone fand er den ebenfalls fantastischen Wide Receiver Smith-Njigba (wahrscheinlich de zweitbeste der Liga) zum Touchdown – 3:13 Minuten vor Ablauf der Overtime.
Was also tun?, war nun die Überlegung der Seahawks-Trainer. Ein Extra-Kick würde die Partie nur ausgleichen, und die Rams mit ihrer tollen Offensive hätten noch genug Zeit, in einer weiteren Angriffsserie zu punkten, jetzt würde sogar ein Field Goal reichen. Also eine erneute Conversion, weitaus unsicherer als ein Extra-Kick. Aber mit dem Riesenvorteil, dass ein Gelingen auch den Sieg bedeuten würde. Die Coaches entschieden auf Risiko, beide Teams verzögerten mit Auszeiten die Ausführung, doch dann war es soweit: der auf jeden Fall letzte Spielzug der Partie, erfolgsversprechend, aber nicht erfolgsgarantiert, das gibt es relativ selten im Football. Darmold nahm Maß feuerte das Ei mit Schmackes knapp an Freund und Feind vorbei in Richtung Mitspieler Saubert, der es auch zum Sieg festhielt. Riesenjubel im Seattle Stadion.
Der Erfolg der Seahawks bedeutet jetzt einen klaren Vorteil im Kampf um den Divisonssieg. Doch auch für die Rams ist der Kampf um die Super-Bowl-Teilnahme noch längst nicht vorbei, denn mindestens über die Wild Cards haben sie ebenfalls schon die Play-offs erreicht. Nicht wundern würde mich, wenn beide Teams das Conference Finale spielen würden, in dem der Superbowl-Teilnehmer der NFC ermittelt wird (der nach jetziger Lage der Dinge gegen den AFC-Kandidaten auch klar favorisiert wäre.
Super-G der Männer in Gröden
Wie ich schon in meiner Vorschau geschrieben habe, ist die „Saslong“ ein echter Klassiker, seit Jahrzehnten fester Bestandsteil im Rennkalender immer kurz vor Weihnachten. Mauer, Kamel, Chaslat-Wiesen – jeder Skifan kennt diese herrlich anzusehenden Passagen. Und jeder Skifan weiß auch, dass das Ergebnis gerade bei strahlendem Sonnenschein wie amheutigen Freitag auch weit nach den besten Fahrern noch kippen kann: Wenn nämlich die Sonne über den Langkofel herauskriecht, einen Teil der Strecke in plötzlich gleißendes Licht taucht und überdies den Schnee auch schneller macht (nicht fragen, glauben …).
Und doch – als der überragende Marco Odermatt eine fantastische Bestzeit hinlegte, die auch nach den sehenswerten Fahrten von Guiseppe Franzoni aus Italien und Nils Allegre aus Frankreich Bestand hatte, da schien der nächste Triumph des Schweizers besiegelt. Bis Jan Zabystran die Saslong in Angriff nahm: Der 27-jährige Tscheche ist einer der vielen mutigen gungen Männer, die sich Jahr für Jahr auf die schwierigsten Abfahrten wagen, ohne ans Siegerpodest auch nur zu schnuppern. Zabistran hatte gleich tolle Zwischen-Zeiten, im Ziel verstummten die Interviews mit dem vermeintlichen Sieger und Platzierten, und alle starrten auf die Piste respektive Riesenmonitore. Als der Tscheche auch ohne erkennbaren Fehler die Chaslat-Wiesen passierte, war die Sensation zum Greifen nah, und tatsächlich hatte Zabystran im Ziel satte 22 Hundertstelsekunden Vorsprung auf Odermatt. Als er auf die Anzeigentafel guckte, schien er zunächst gar nicht zu begreifen, was diese grün leuchtende „1“ bedeutete, erst mit Verspätung setzte (immer noch ungläubiger) Jubel ein. „Ein verrückter Tag. Ich hatte noch nie grünes Licht, wenn ich im Ziel war“ bekannte der Tscheche
Und tatsächlich reichte es zum Sieg, obwohl noch weitere Läufer mit Startnummer weit jenseits der 40 noch glänzend unterwegs waren. Die Gratulation von Odermatt schien ehrlich: Schlussendlich hat jeder, der seine Chance nutzt, es auch verdient. Deshalb Gratulation an Jan. Aber klar fuchst es einen ein bisschen.“
Odermatt weiß selbst, wie wichtig die vemeintlichen Statisten fürs große Ganze sind, die aus so einem Skirennen erst ein Spektakel werden lassen. Und auch wenn der Tscheche (wahrscheinlich) bessere Verhältnisse vorgefunden hat, nutzen musste er die Chance, und das tat er beeindruckend und eben viel besser als die Läufer mit ähnlich guten Bedingungen.
Odermatt, der gestrige Sieger der Kurz-Abfahrt, wird es verschmerzen. Im Gesamtweltcup liegt er schon 383 (!) Punkte vor dem Zweiten Hendrik Kristoffersen, die nächste Große Kristallkugel scheint ihm jetzt schon sicher. Auch in den Spezialwertungen Abfahrt, Super-G und Riesenslalom hat er bereits die Nase vorn. Und morgen kann er auf der ihm wie auf den Leib geschneiderten Salsong den nächsten Sieg einfahren, oder kommt ihm dann erneut ein Fahrer mit Startnummer 30 oder später zuvor?
Ich bewundere deinen Elan, all die Sportdinge so toll zu beschreiben. So, dass man auch als Nicht absoluter Sportfan fasziniert ist. Wie kann man deinen blog publiker machen?
Herzlichst, Julia