Nein, es geht nicht um unser allerliebstes Verkehrsmittel. Sondern um olympische Bob- und Rodelbahn in Innsbruck-Igls, wo 1976 tollkühne Frauen und Männer zu Tal gesaust sind. Mit 3 Goldenen für die DDR, wer sich erinnert. Und erstaunliche riesenei-hafte Behelmung in scheußlichem Gelb der bundesdeutschen Starter (bisschen scrollen, bitte).
https://www.sport1.de/news/wintersport/rodeln/2022/10/weltmeister-und-visionar-fendt-wird-75
Seitdem ist die Bahn im schönen Tirol natürlich immer wieder aufgehübscht worden, um auch den modernen Anforderungen des Schlittensports (zu Bob und Rodel kamen die Skeletonis dazu) gerecht zu werden. Natürlich das Trainingszentrum für die Österreicher, die neben Deutschland gefühlt einzige Nation, die Rodeln ernsthaft betreibt (ich übertreibe nur ein bisschen, liebe Italiener und Letten!). Sehr medaillenträchtig fürs Ösi-Land. Und nach dem vorläufigen Zerstörung der Bahn vom Königssee nach dem verheerenden Murenabgang 2021 die einzig noch aktiv betriebene Kunsteisbahn in den Alpen (RIP die musealen Cesenatico 2006 und La Plagne 1992). Innsbruck-Igls galt lange sogar als seriöse Alternative für die olympischen Wettbewerbe 2026, falls die Bahn in Cortina nicht rechtzeitig fertig würde (was wie durch ein Wunder tatsächlich gelang).
Also war die neue Sanierung nur logisch, und gerne sprangen Bund, das Land Tirol und die Stadt Innsbruck zu je ein Drittel als Finanzier ein, die Ösi-Medaillen, verstehst? 31 Millionen Schilling Euro kostete der Umbau, eine Stange Geld. Doch spätestens als die Ösi-Rodler im Oktober zu ihrer Hausbahn kamen, war der Schrecken riesig. 2 Kurven erwiesen sich bei ersten Probefahrten als absolut unfahrbar und brandgefährlich: Obwohl Weltklasserodler und Testpilot Jonas Müller sogar nur vom Juniorenstart losgefahren war, also wenig Geschwindigkeit hatte, war die Sturzgefahr immens. Kurzfristige Umbauten versprachen und versprechen absolut keinen Erfolg. In dieser Woche versuchten auch die Skeleton-Fahrer ihr Glück – und brachen ebenso chancenlos ab.
„Ein Desaster“, bilanzierte Austrias Rodelverbands-Präsident Markus Prock, zu aktiven Zeiten einer der härtesten Konkurrenten vom Hackl Schorsch. Nicht nur fallen die Weltcups auf der Traditions-Bahn aus. Den Österreichern fehlt jetzt auch die Trainigsbahn. Betroffen ist aber auch ein Teil der deutschen Fahrer, nämlich alle Bayern, die nicht nach Oberhof und/oder Winterberg ausweichen wollen. Innsbruck-Igls war nach dem Wegfall von Königssee (Wiedereröffnung frühestens 2026) die nahe Alternative: nicht nur für die Elite-Rodler, sondern vor allem auch für Kinder und Jugendliche, die an diesen Sport herangeführt werden sollen.
Und nun? Muss die Sanierung der Sanierung erfolgen. Die noch mal Geld kostet, und seien es nur 30 Millionen Schilling (Spaß muss sein …). Vor allem ist völlig unklar, wer diesen eklatanten Konstruktionsfehler der unfahrbaren Kurven 13 und 14 begangen hat. Angeblich kamen schon recht früh Zweifel an der neuen Bahnführung auf, warum denen nicht nachgegangen oder nicht abgeholfen wurde, das versucht man jetzt zu klären. Die gegenseitige Schuldzuweisung hat ebenso begonnen wie das Indeckunggehen der vermeintlich Verantwortlichen – zumindest auf diese Schutzmechanismen ist auch in Österreich Verlass.
Immerhin in einem Punkt sind sich alle einig: Schlittensport in Innsbruck-Igls soll es weiter geben. Ein wichtiges Datum leuchtet schon. Im Januar 2027 sollen Rodel-Weltmeisterschaften dort stattfinden. Es eilt also extrem.
Herrlich!