Blick über den Teich, World Series

 

Los Angeles Dodgers – Toronto Blue Jays 1:6

 

Es sind unglaublichen Geschichten wie die von Trey Yesavage, die die Sportfans jubeln, Drehbuchautoren  jedoch verzweifeln lassen. Die Realität schlägt jede Fiktion. Niemand hätte gewagt, eine Story wie die des Toronto-Pitchers zu schreiben (auch aus Mangel an Fantasie), geschweige denn mit so einem Irrsinn an irgendein Studio heranzutreten.
Im Frühjahr, als die MLB begann, warf Yesavage irgendwo in der 5. Mannschaft der Jays Bälle irgendwo in der Pampa. Ein rasend schneller Aufstieg folgte durch die immer besseren Teams (anstatt mindestens 2 Jahre), und im Spätsommer fand sich der  22-Jährige tatsächlich im Kader der MLB-Mannschaft wieder. Wo er gute Leistungen ablieferte wie etwa in den Divisional Series gegen die Yankees und auch im 1. Spiel gegen die Dodgers. Doch niemand konnte erwarten, dass er in einem World-Series-Spiel Historisches würde zeigen. Wie Mittwochnacht in Los Angeles (natürlich, die Filmstadt!) bei der 5. Partie der Dodgers gegen die Toronto Blue Jays

Als Trey Yesavage  das Mound nach 7 Innings beim Stand verließ (drehbuchreif das Double Play  zum Abschluss) und kurz danach die Niederlage der Dodgers feststand, da wird der eine oder andere Filmproduzent erstens entsetzt über seine Dodgers (das Sportteam von LA) und zweitens mit Befehl an seine Leute in den Abend (ca. 21:30 Ortszeit) getreten sein, sofort eine Yesavage-Geschichte zu schreiben. Was für ein Auftritt des Rookies!
Schon in nüchternen Zahlen beeindruckend-unfassbar: 7.0 Innings, 3 Hits, 1 Earned Run (der Homerun von Kiké Hernandez), 0 Walks, dafür 12 Strikeouts, Rookie-Rekord und die sechstmeisten ever in einem World-Series-Spiel. Und das nicht gegen irgendeine Kirmestruppe, sondern den Titelverteidiger mit den furchteinflößenden Schlagmännern zu Beginn der Line Up: Shohei Ohtani (der im 3. Spiel noch neunmal auf Base gekommen war), Will Smith, Mookie Betts. Nicht einer von ihnen gelangte in den jeweils 3 At Bats gegen den Frischling auch nur ein einziges Mal auf Base.
Das alles schaffte Ysavage mit einem unaufgeregten, gar nicht mal sooo schnellen Wurf, der die Dodgers-Batter bis auf Teoscar Hernández (2 Hits) vor unlösbare Probleme stellte. Faszinierend die Kontrolle, 71 Strikes bei 104 Würfen. Die Frage stellte sich: Wer war der Lehrbub (60.000 Dollar Jahresgehalt, immerhin), wer die zigmillionenschweren Superstars?

 

Blue Jays starten mit 2 Homeruns

 

Natürlich kam Yesavage der Spielverlauf entgegen, denn die Toronto-Offensive war gleich hellwach. Den ersten Pitch überhaupt jagte Davis Schneider über den Zaun. Den dritten Pitch der Partie von Blake Snell, dem Pitching-Ass der Dodgers, sandte Vlad Guerrero jr. per Homerun in die Zuschauertribüne – 2:0. Seine unglaubliche Coolness bewies Yesavage, dass er den Homerun von Kiké Hernández (ja, es gibt zwei von den Hernandez‘, nicht verwandt) seelenruhig zur Kennnis nahm und danach Alex Call und Shohei Ohtani ausmachte.
Auch Snell fing sich, musste zunächst nur den Run nach einen Sacrifice Fly hinnehmen, sodass es bis Anfang des 7. Innings beim 1:3-Rückstand der Dodgers blieb, im Baseball ein Nichts.
Im 7. Inning begann dann die zweite Pitcher-Geschichte, die des Blake Snell, allerdings ohne Happy End. Obwohl er schon 90 Pitches im Arm hatte, beließ ihn Manager Dave Roberts erst mal auf dem Mound; er dachte an seine furchtbaren Einwechselwerfer (ich übertreibe jetzt bewusst, aber nur ein kleines bisschen, denn es ist in sdiesem Luxuskader ein echtes Elend mit ihnen …). Aber mit der Kraft fehlte die Genauigkeit. Wild Pitch, Torontos Barger rückt auf die 2. Base. Walk Andres Gimenez. Wild Pitch, Barger rückt auf die 3. Base.
Nach dem Strikeout gegen Schneider wechselte Roberts Snell (am Ende: 116 Pitches) gegen Edgardo Henriquez aus. Der fabrizierte gleich den nächsten Wild Pitch, so dass Barger tatsächlich zum dritten Mal praktisch kampflos eine Base weiterrückte zum 4. Run der Kanadier – ebenfalls rekordverdächtig.
Boe Bichette besorgte gegen Henriquez einen weiteren Run (durch Gimenez), und im 8. Inning legte Isiah Kiner-Falefa mit einem RBI (Run: Ernie Clement) zum Endstand nach.

 

Ausblick

 

Dass die Blue Jays mit eine 3:2-Führung nach Toronto zurückkehren würden, hätten nach der herzzerreißenden 18-Inning-Niederlage in Spiel 3 vor 2 Tagen wohl auch die größten Optimisten kaum zu hoffen gewagt. Doch entschieden ist noch lange nichts: Gerade in dieser geschichtsträchtigen Serie halte ich ein Comeback (zumindest ein Spiel 7) geradezu für zwingend, zumal in Partie 6 für die Dodgers mit Yoshinobu Ymamoto ein weiterer Pitcher bereitsteht, der für hollywoodreife Geschichten steht. Schafft er etwa sein drittes Complete Game in Folge?

 

Ansetzungen (MEZ)

 

Sa., 01:10: Blue Jays – Dodgers (3:2)
So., 01:10: Blue Jays – Dodgers (Spiel 7, falls erforderlich