Basketball-Europameisterschaft, Viertelfinale in Riga

 

Deutschland – Slowenien 99:91

 

Ein furchtbares Gewürge, und zwar von Beginn an. Die Refs setzten früh ein Zeichen, als sie nach nur 2 Minuten Sloweniens Superstar Luka Doncic ein technisches Foul wegen Meckerns gaben. Sicher den Regeln entsprechend, aber der Partie absolut nicht zuträglich.
Doncic und die Fouls, das sollte das Leitmotiv dieser Partie werden. Die Deutschen versuchten fast von Beginn an, dem Spielmacher möglichst viele Fouls anzuhängen (mit 5 wäre automatisch Schluss). Das gelang allerdings nicht wirklich – im Gegenteil, denn so  besannen sich Dennis Schröder und Co. nicht auf ihre eigentlichen Stärken, dem Tempobasketball, der nur sehr selten aufblitzte.
Weil außerdem die Würfe aus der Ferne erneut kaum das Ziel fanden, erarbeiteten sich die Slowenen, angeführt von ihrem überragenden Kapitän Doncic, eine Führung, die allerdings nie ins Uferlose anwuchs (maximal 11 Punkte).

Eine ganz entscheidende Phase kurz vor Ende des 3. Viertels: Die Deutschen liegen mit 7 Zählern hinten. Die Slowenen im Ballbesitz, der Wurfversuch verfehlt das Ziel, und auf der anderen Seite versenkt Tristan da Silva einen eher unmöglichen Wurf von der Mittellinie bei auslaufender Uhr. Ein sogenannter Buzzerbeater, und selten war er so wertvoll. Statt der möglichen 9 oder 10 Punkte betrug der Rückstand nur 4 Zähler, und weil Anfang des vierten Viertels Andi Obst einen seiner Zauberdreier traf und sogar Dennis Schröder aus der Ferne erfolgreich war, erarbeiteten sich die Deutschen einen kleinen Vorsprung.
Die letzten fünf Minuten waren dann Basketball zum Abgewöhnen, und das lag auch an den Schiedsrichtern. Viel zu viele Aktionen pfiffen sie ab, so dass beide Teams sehr schnell die Foulgrenze überschritten hatte. Bedeutete: Jedes weitere Foul: Freiwürfe, und so begann eine wahre Orgie von der Linie. Spielfluss gab es überhaupt keinen mehr, auch weil die Slowenen und vor allem Doncic jeden (und damit meine ich wirklich jeden) Pfiff gegen sie oder Nichtpfiff für sie lamentierend mit Worten und Gesten begleiteten (wo blieben hier die Technischen Fouls?). Die absolut konfuse Spielleitung der Refs ohne klare Linie tat noch ihr übriges: Wobei ich gestehen muss, dass ich immer noch nicht wirklich weiß, sondern höchstens ahne, wann bei welcher Aktion ein Verteidiger-Foul, Stümerfoul oder gar kein Foul gepfiffen wird. Doch auch die Magenta-Experten schienen oft sehr ratlos ob der Pfiffe, und zwar auf beiden Seiten des Feldes
So brauchte es nicht viel Basketball-Kunst, dafür umso mehr Basketball-Arbeit, damit die Deutschen die Partie letztlich siegreich bestritten und ins Halbfinale einzogen

Dort wartet völlig überraschend Finnland, das dem Sensationssieg im Achtelfinale gegen Serbien ein fast nie gefährdetes 93:79 gegen das ebenfalls so überraschende Georgien folgen ließ. Bemerkenswert, dass die Suomis nicht einmal eine Top-Leistung ihres NBA-Stars Lauri Markkanen benötigten, der nur in manchen Szenen andeutete, was für ein Klassespieler er ist. Erneut trumpfte der ganz junge Muurinen mit 2 Dreiern auf; aber vor allem Mikael Jantunen, der 25-jährige Forward von Fenerbahce, mit 19 Punkten Finnlands Topscorer..

 

Halbfinale

 

Fr., 16:00: Deutschland – Finnland (RTL, Magenta)

Schon in der Vorrunde in Tampere trafen die beiden Mannschaften aufeinander. Wobei das am Ende klare Ergebnis für den Weltmeister (91:61) bestenfalls ein Hinweis auf die Stärke-Verhältnisse gibt, aber keineswegs überbewertet werden sollte. Die Suomis haben mit ihrer ersten Halbfinale-Teilnahme bei einer EM überhaupt schon weitaus mehr erreicht als erwartet. Sie haben ein homogenes Team mit einem überragenden Akteur (Markkanen), von dem sie aber längst nicht so abhängig scheinen wie etwa die Slowenen von Doncic. Wehe, wenn Jantunen und Muurinen in Fahrt kommen
Dennoch: Wenn Dennis Schröder, Franz Wagner und Co. auch nur ansatzweise ihre Stärken ausspielen (und vielleicht sogar den einen ode anderen Dreier treffen), sind die Deutschen klar zu favorisieren. Eine gmahde Wiesn wird es allerdings wohl eher nicht.

 

Fr., 20:00: Griechenland – Türkei (Magenta)

 

Ein echter Basketball-Leckebissen zweier in herzlicher Feindschaft verbundenen Länder, die gerade auf dem Basketball-Feld ihre Rivalität ausleben. Mal sehen, ob die Halle in Riga wenigstens ein bisschen zu einem Istanbuler/Athener Hexenkessel (samt Bengalos) wird. Die Rollen scheinen klar verteilt. Hier die Griechen mit dem alles überragenden (nicht nur körperlich) Ginnis Antetokuonmpo, dort das starke Kollektiv, angeführt von Alperen Sengün (Houston Rockets), der wohl den besten Basketball seiner noch recht jungen Karriere spielt.
Ich würde die Türken leicht favorisieren, weil die Griechen jenseits von Giannis nicht so vortrefflich besetzt sind, wie das in vergangenen Jahren schon der Fall war (zB ihr Nationaltrainer Spanoulis). Im Viertelfinale gegen Litauen waren sie doch sehr abhängig von ihrem „Greek Freak“ und profitierten vor allem davon, dass den Balten um den lange überragenden Valenicunas die Luft ausging. Diese Gefahr sehe ich bei den Türken eher nicht.

 

Ein Extralob für Magenta

 

Ich verfolge die EM bei Magenta (erst seit der K.-o.-Runde intensiver), und ich wüsste nicht, wie man Basketball noch besser präsentieren kann als der Streamingdienst. Vor allem das Kommentatorenpaar Michael Körner (Reporter) und Alex Vogel (Experte) überzeugt und begeistert mich auf der ganzen Linie. Alex Vogel, der Coach des BBL-Clubs Heidelberg, ist tatsächlich ein Experte, der mir und allen Zuschauern Dinge erklärt, die vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind (wobei auch er so manchen Schiri-Pfiff nicht erklären konnte …). Über die Expertise des absoluten Baskeball-Kenners Michael Körner besteht ohnehin keinerlei Zweifel.
Die beiden hatten von vornherein aus ihrer grundsätzlichen Sympathie für das deutsche Team keinen Hehl gemacht. Doch im Gegensatz zu vielen unerträglichen „Experten“, die nur zu brüllenden Fanboys mutierten, blieben Körner und Vogel immer wohltuend neutral (dabei trotzdem für D mitgehend). Am Beispiel Doncic bestens zu sehen: einerseits der berechtigte Ärger über den dauernd meckenden Slowenen, andererseits auch echte Anerkennung, wenn er Spielzüge initiierte, an die sonst kein Basketballspieler auf dieser Erde auch nur denkt (maßlose Übertreibung, ich weiß!). Mein Doncic-Dilemma, das so viele haben.
Auch die Vor- und Nachbereitung ist um Längen besser als fast alles, was einem im Fußball so angeboten wird. Profunde Analysen, gute Interviews. Wobei anzumerken sei, dass Basketballspieler schlicht angenehmere Gesprächspartner sind als die doch sehr abgehobenen Fußball-Profis (man verzeihe mir die Verallgemeinerung). Und dann noch der zugeschaltete Moe Wagner aus LA, einfach großartig …

Parallel hat ja auch RTL die Partie übertragen. Nach allem, was ich gelesen habe, hat auch Frank Buschmann einen prima Job verrichtet. Basketball, das ist halt die Welt des ehemaligen Zweiutligaspielers. Manchmal würde ich mir wünschen, der Schuster wäre bei seinen Leisten geblieben. Beim Fußball ist Buschi nämlich unerträglich mit seiner sinnlosen Schreierei.