Als am Dienstag die Nachricht von Laura Dahlmeiers schweren Unglück in den Bergen von Pakistan aufkam, musste man schon das Schlimmste befürchten. Am gestrigen Mittwoch dann die traurige Gewissheit – die einst überragende Biathletin hat den Steinschlag und Sturz nicht überlebt. Die Suche wurde eingestellt, auf Dahlmeiers zuvor schriftlich hinterlegten Wunsch gibt es vorerst auch keine gefährliche Bergungsaktion, das ist bei erfahrenen Bergsteigern so üblich. Ob für immer, bleibt abzuwarten, ist letztlich auch recht belanglos.
Die Berge hatten es Dahlmeier schon immer angetan. Schon während ihrer enorm erfolgreichen Karriere zog es sie immer wieder in die gefährlichen Höhen. So war es folgerichtig, dass sie die sehr anspruchsvolle Prüfung einer Bergretterin in den heimischen Garmischer Alpen mit Bravour absolvierte und bestand.
31 Jahre nur wurde Dahlmeier alt. Ich habe sie nur per Fernsehen erleben und kennenlernen dürfen. Wir sahen eine lebensfrohe, immer natürliche (im besten Sinn) junge Frau, naturverbunden und der ihre Erfolge auch nie zu Kopf gestiegen sind. Erfolge hat sie unzählige gefeiert. mit ihrem persönlichen Höhepunkt bei der WM im nahen Hochfilzen/Österreich, als sie 5 von 6 möglichen Titeln errang plus eine Silbermedaille. Bei Olympia 2018 in Pyeongchang gewann sie das bis dato einmalige Doppel Sprint/Verfolgung.
Sie war ja 2013 ziemlich unvermittelt ins deutsche Team gekommen, Nachdem sie bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Obertilliach drei Titel abgeräumt hatte, nominierte der Deutsche Skiverband die damals 19-jährige Garmischerin für die WM in Nove Mesto nach, wo sie als Staffelläuferin einsprang und ihr Team zwischenzeitlich sogar auf Platz 1 führte (letztlich wurde es Fünfte). Bei Olympia 2014 war sie noch Lernende, doch in der Saison danach (die sie wegen eines Sturzes beim Klettern und einem daraus resultierenden Bänderriss verspätet angehen konnte), startete sie durch in die Weltspitze. Erster Podestplatz in Antholz, erster Weltcupsieg (von insgesamt 33) in Nove Mesto, und bei der WM in Kontiolahti holte sie Staffelgold und Verfolgungssilber. Sie konnte sich enorm gut konzentrieren, und in der Loipe machte ihr eh niemand etwas vor.
Die WM am Holmenkollen in Oslo war dann schon extrem erfolgreich mit 5 Medaillen (Gold, Silber, 3-mal Bronze), und die Saison 2016/17 wurde zu ihrer erfolgreichsten. Neben dem erwähnten WM-Durchmarsch sicherte sie sich den Gesamtweltcup, den Einzel-, Sprint- und Verfolgungsweltcup (im Massenstart wurde sie tatsächlich nur Zweite).
Nach den Olympia-triumph 2018 und 3 weiteren Medaillen bei der WM 2019 in Östersund beendete die freiheitsliebende Laura Dahlmeier mit nur 25 Jahren ihre aktive Karriere, auch weil sie immer wieder von Verletzungen und Krankheiten geplagt wurde. Die Berge auf der ganzen Welt lockten sie. Im Winter war sie bei ZDF eine ebenso informative wie unterhaltsame Expertin beim Biathlon, immer natürlich, fröhlich, charmant (auch wenn sie etwas zu kritisieren hatte). Die Zukunft schien rosig, doch das Schicksal hatte offenbar andere Pläne. Vielleicht ein ganz kleiner Trost, dass Laura Dahlmeier bei ihrer allerliebsten Tätigkeit ums Leben kam. Sie wird fehlen. Mir wird sie fehlen.
Neueste Kommentare