Tolle Tage in Tokio

Leichtathletik-WM, Teil I

 

Die ersten drei Tage in Japans Hauptstadt sind Geschichte, höchste Zeit für mich, nach Basketballstress mich dem (angeblich) größten Sportereignis des Jahres hinzuwenden

 

3 Hundertstel entscheiden den Marathon

 

 

Es war ein denkwürdiger Einlauf, als der Deutsche Amanal Petros und Felix Simbu aus Tansania gleichzeitig das Nationalstadion in Tokio erreichten, wo sie dann noch eine knappe Runde ins Ziel zu bewältigen hatten. Petros zog den Endspurt an, doch Simbu konterte und erreichte tatsächlich als Erster das Zielband. Mit bloßen Auge war das nicht zu erkennen, und zunächst auch nicht die eletronische Zeitmessung, die für beide 2:09,48 Stunden anzeigte. Anstatt 2 Goldene zu vergeben, musste als letztmögliche Entscheidungsfindung das Zielfoto her: Der Afrikaner hatte 3 Hunderstelsekunden weniger für die 42,195 Kilometer gebraucht als der Deutsche, die knappste Entscheiung in der Marathon-Geschichte (ich kann mich dunkel an zwei russische Geher erinnern, die Hand in Hand ins Ziel gingen, aber mit meiner Google-Suche komme ich erst mal nicht weiter.

Anstatt über verlorenes Gold zu hadern (naja: ein bisschen schimpfte er er schon über sich „beim nächsten Mal schaue ich mich nicht mehr um“) , bejubelte Petros sein Silber. Und beschämte gleichzeitig alle Deutschen, die dieses Land von Flüchtlingen möglichst besenrein haben wollen. „Ich habe Deutschland so viel zu verdanken“, sagte er in der ARD. 2012 war er aus Äthiopien geflohen, seine Mutter wohnt immer noch im bitterarmen ostafrikanischen Land – mitten im Kriegsgebiet ohne Strom und Internet. „Ich habe sie seit 8 oder 9 Jahren nicht mehr gesehen.“

Dass die allerbesten Marathonis der Welt den Titelkämpfen fernblieben, weil sie sich lieber auf die lukrativen Stadtläufe in New York, Berin etc konzentrieren – tut da keinen Abbruch. Wer nicht dabei ist, kann eben auch nicht gewinnen. Erstmals Gold gewonnen hat mit Felix Simbu ein Leichtathlet für Tansania, das 68. Land in der WM-Geschichte, das wenigstens einen Titel eroberte (Österreich fehlt in dieser Aufstellung übrigens …).

 

Malaika Mihambo – mehr als Silber war nicht drin

 

Kam der 2. Platz für Petros völlig überraschend, entsprach das Silber für Malaika Mihambo letztlich den Erwartungen. Mit 6,99 war sie klar vor der Dritten Natalia Linares (6,92) und noch klarer hinter Weltmeisterin Tara Davis-Woodhall. In einem ihrer berühmte letzten Versuche flog Mihambo zwar weit über die angezeigte Siegesweite hinaus, doch er war klar übergetreten. Und da es (noch?) keine Messung dieser ungültigen Versuche gibt, ist es müßig zu überlegen, ob er denn gereicht hätte, wenn Mihambo das Brett ideal getroffen hätte.

 

10,61 Sekunden – FloJo ist gar nicht mehr so weit

 

Eine unfassbare Zeit trommelte 100-Meter-Weltmeisterin Melissa Jefferson-Wooden auf die schnelle Bahn im Naitonalstadion. 10,61 Sekunden bedeuten WM-Rekord, und sogar die unknackbar gehaltenen 10,49 Sekunden von Frorence Griffith-Joyner aus dem Jahr 1988 (bei den damaligen US-Trials für Olympia in Seoul aufgestellt) scheinen in Reichweite. Denn nahezu windstill war es gewesen, als Jefferson-Wooden ihr Rennen hinlegte und vor der Jamaikanerin Tina Clayton (10,76) und Olympiasiegerin Julian Albert (10,84) triumphierte. Nur mal hochgerechnet: 1m/Sekunde Wind-Unterstützung bringen etwa ein Zehntell, 2 Meter/Sekunde sind zulässig für Weltrekorde …

Mal wieder nicht in einem großen Finale dabei war Gina Lückenkempfer, die im Halbfinale mit 11,11 Sekunden klar scheiterte. Nicht schlecht, aber die seit Jahren beste Springerin Deutschlands kann sich bei weltweiten Großereignissen leider auch nicht steigern.

 

Was mich fast direkt zur bisher fast unglaublichsten Weltmeisterin führt. Denn die Schweizerin Ditaji Kambudji triumphierte über 100 Meter Hürden: Also in einer Disziplin, in de Euopäerinnen seit Jahren kaum mehr etwas zu melden haben. Kambundji galt im Finale ohne Topfavoritin (dafür höchst ausgeglichen auf Top-Niveau) durchaus als chancenreich, aber höchstens auf eine Medaille. Aber dass sie ihre Bestzeit um gleich 16 Hundertstelsekunden auf tolle 12,24 Sekunden steigerte, die letztlich zum Sieg reichten vor 2022-Weltmeisterin Tobi Amusan aus Nigeria. „Das fägt“, sagte sie auf Schwyzerdütsch (machte ihr also richtig Spaß) über ihr brillantes Rennen mit Blitzstart und ohne sichtbaren Fehler über den Hürden.
Kamboundji eroberte als erste Schweizerin WM-Gold in der Leichtathletik und tat es ihren Landsmaännern Werner Gühthör (dreimal im Kugelstoßen) und Andre Bucher. Allerdings ist sie nicht die erste Medaillengewinnerin aus ihrem Land. Denn vor sechs Jahren stürmte ebenfalls eine Kamboundji. Ihre ältere Schwester Mujinga stürmte 2019 zu Bronze über 200 Meter. Diese drückte aus der Heimat die Daumen, wo sie ein Kind erwartet.

 

Dem Himmel ein Stück näher *

 

Ach ja, der Mondo! Am Montagabend (Nachmittag MESZ) begeisterte dann noch die Stabhochsprung-Show die Zuschauer im Stadion und aun den Fernsehgeräten. Gleich 7 Männer meisterten 5,90 Meter (normalerweise garantiert diese Höhe eine Medaille), Sam Kendricks reichten nicht mal 5,95 zu Edelmetall.
Und ganz kurz kam sogar eine ganz kleine Spannung über den Sieger auf: Als nämlich der Grieche Emmanouis Karalis im 1. Versuch nur hauchzart an 6,15 Meter scheiterte, da sah ich beim Überflieger Armand Duplantis tatsächlich so etwas wie Erleichterung. Aber wahrscheinich war das doch nur Einbildung, denn wie der Schwede danach souverän diese Höhe meisterte, verdeutlichte allen: Nur Ich habe hier das Sagen und Siegen. Nachdem Karalis auch mit 2 weiteren Versuchen (nicht mehr ganz so knapp) die Latte riss stand der Sieg von Duplantis fest. Doch der Ausnahmeathlet ließ sich nicht Lumpen und ließ die neue Weltrekordhöhe von 6,30 Meter auflegen. Beim ersten Mal scheiterte er relativ klar, beim zweiten schon knapper, und es war allen klar, dass er diese Höhe an diesem Abend „drin“ hatte. Das bewies er dann im dritten Versuch, als er ohne die Latte auch nur zu berühren, über diese Höhe flog. Alle Konkurrenten stürmten danach zu ihm, um zu gratulieren. Karalis als Erster (und anhänglichster, der ihn gar nicht mehr loslassen wollte).
Alle Stabhochspringer wissen, was sie dem derzeit bekanntesten und beliebtesten Leichtathleten der Welt zu verdanken haben, der ihrer so komplizierten Disziplin einen unglaublichen Bekannheitsgrad beschert. Den Stabhochsprung allerdings schon spätenstens seit Sergej Bubkas (und Jelena Isinbajewas) Zeiten hat. Aber immer wieder faszinierend und herzerwärmend, wie kollegial die Konkurrenten miteinander umgehen. Wie etwa Sam Kendricks dem Australier Curtis Marschall zu dessen 5,95 gratulierte, obwohl dem Amerikaner damit klar war, dass er damit Bronze verlor. Wenn diese hewrzlichkeit nur gespielt war, muss Kendricks unbedingt den Oscar gewinnen.
Duplantis macht sie alle besser: Mich würde absolut nicht wundern, wenn Karalis nächstes Jahr nicht nur 6,15 springen würde (zurzeit ist seine Bestleistung 6,08 Meter), sondern vielleicht sogar 6,20 und höher. Und der Schwede selbst? Hat ja schon gesagt, dass für ihn sogar 6,40 realistisch erscheinen. Dennen er nächstes Jahr Zentimeter für Zentimeter näherkommen will.

 

* die Überschrift habe ich dem Kicker „geklaut“, der 1972 (!) auf der Erbebnisseite so titelte, als Bob Saegren mit 5,63 Weltrekord sprang

 

 

 

 

 

Was so übrigblieb

Erfolgslauf von Ella Seidel erst im Achtelfinale gestoppt

 

Die 20-jährige Hamburgerin hat in Cincinnati erste sichtbare Spuren auf der Frauen-Profitour hinterlassen. Sie schaffte zum ersten Mal die Qualifikation für ein Masters-Turnier und besiegte unter anderem die gesetzten US-Amerikanerinnen Emma Navarro und McCartney (was für ein Vorname) Kessler. Sogar das Viertelfinale schien greifbar gegen die Französin Varvara Gracheva (Qualifikantin wie sie selbst), doch nach dem 6:2 im ersten Satz lief gar nichts mehr zusammen bei der jungen Deutschen (1:6, 1:6).
Immerhin kann sie sich mit gut 100.000 Dollar Preisgeld trösten (Planungssicherheit!) und den Sprung auf Patz 105 der Weltrangliste. Vor allem aber: Sie hat ihre unglückliche Verletztung aus Wimbledon gut überstanden, als sie in der 1. Runde auf einer Spielfeldumrandung umknickte und aufgeben musste.
Die Top 3 der Welt (Sabalenka, Gauff, Swiatek) sind allesamt noch vertreten und spielen am heutigen Freitag im Viertelfinale (vs Rybakina, Paoini und Kalinskaya. Dazu das Duell der Ungesetzten zwischen Gracheva und Veronica Kudemertova.

Bei den Männern stehen Jannik Sinner und dem französischen Überraschungs-Qua,lifikanten Terence Atmane bereits im Halbfinale. Atmane besiegte unter anderem Taylor Fritz und Hlger Rune Im Viertelfinale stehen heute noch die Partien Alexander Zverev vs Ben Shelton sowie Carlos Alcáraz vs Alexander Rublew auf dem Programm. Zverev revanchierte sich im Achtelfinale gegen Karim Khachanov für die Nieerderlage in Toronto. Shelton prolongiert seinen Erfolgsrun nach dem Turniersieg in Kanada.

 

PSG siegt und degradiert den Torwarthelden

 

Das Supercup-Finale am Mittwoch in Udine zwischen Champions-League-Gewinner Paris Saint Germain und den Tottenham Hotspur (Europa League) wurde erst im Elfmeterschießen entschieden. Dort hatte der französische Dauermeister das bessere Ende für sich. Der Erfolg spielte aber nur eine zweitrangige Rolle. Im Blickpunkt stand und steht die Degradierung des Torwart Gianluigi Donnarumma. Der Italiener hatte mit grandiosen Partien in den K.-.-Runden erst den Triumph in der Champions möglich gemacht, jetzt befdand TrainerLuis Enrique, dass er nicht mehr gut genug für die Nummer 1 sei und gab Nuezugang Lucas Chevalier den Vorzug. Ein böser Affront, und folgedessen fühlt sich Donnarumma „gemobbt“, wie sein Berater klagte. Der sich sofort bei Europas Spitzenclubs umsieht, wo er besser behandelt wird. So zeigt Manchester City großes Interesse, wo Trainer Pep Guardiola mit den Leistungen von Ederson nicht hundertpronzent glücklich ist. Gut 2 Wochen sind es noch, in denne ein möglicher Transfer abgeschlossen werden muss.

Apropos schlecht behandelte Torhüter bei Top-Clubs. Der öffentlich ausgetragene Streit des FC Barcelona mit Marc-André ter Stegen scheint offiziell beigelegt. Ter Stegen hart nun doch zugestimmt, dass seine medizinischen Daten nach seiner Rücken-OP an den spanischen Verband weitergeleitet werden. Im Gegenzug hat Barca ihn wieder die Kapitänsrolle zugestanden. Der Vergband seinerseits hat den Verletzungsstatuns auf 4 Monate eingeschätzt, so dass die Katalanen den NeuzugangGarcia als Torwart für die Saison inklusive Champions League benennen dürfen.
Trotz des Burgfriedens scheint es mehr als fraglich, dass der 33-Jährige noch mal ein wichtiges Spiel für Barca bestreiten wird. Um seine Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme zu wahren, müsste er im Winter den Club wechseln. Galatasaray soll weiter interessiert sein.

 

Mondo bleibt der Überflieger

 

Beim Meeting in Budapest überquerte der 25-jährige Ausnahme-Athlet mit dem Stab 6,19 Meter, sein mittlerweile 13. Weltrekord, den er Zentimeter für Zentimeter verbessert, was ihm jeweils eine Prämie von 100.000 Dollar einbringt. 6,40 Meter seien auf jeden Fall drin, ließ der Armand Duplantis verlauten.
Eine weitere herausragende Leistung in Budapest schaffte Lokalmatador Bence Halasz, der den Hammer auf 83,18 Meter schleuderte und Olympiasieger Ethan Katzvberg (81,61) auf Platz 2 verwies. Der Jamaikaner brillierte über 200 Meter mit 19,68 Sekunden, die Holländerin Femke Bol mit 52,24 über 400 Meter Hürden.

Olympia tous les jours

Zwei Gänsehautmomente ziemlich zur gleichen Zeit, und ein lohnender Schwimm durch die dreckige Seine – das waren nur die Höhepuntke des Montags.

Krönung vor zwei Königen

Das Basketballmärchen ist perfekt. Die deutschen 3×3-Basketballerinnen haben tatsächlich Gold gewonnen. Es war ja schon eine Glanzleistung, überhaupt nach Paris zu kommen mit einem Wurf in letzter Sekunde beim Quali-turnier in Ungarn. Die unglaubliche Vorrunde mit 6 Siegen und nur einer Niederlage nährte schon leichte Hoffnungen. Und in zwei unfassbar spannenden Begegnungen erst im Halbfinale gegen Kanada und noch am Abend im Endspiel gegen Spanien schafften Svenja Bronckhorst, Sonja Greinacher, Marie Reichert und Elisa Mevius die Krönung: Gold vor den Augen des spanischen Königs Felipe und des deutschen Basketballkönigs Dirk Nowitzki, der es sich nicht nehmen ließ, live vor Ort bei der ersten olympischen Basketball-Medaille für Deutschland überhaupt live vor Ort am stimmungsvollen Court am Place de la Concorde zu sein. Er war dann auchn einer der ersten Gratulanten.
Wieder hatten die Frauen im Finale einen 4-Punkte-Rückstand aufgeholt. Sie waren in ihren Partien ja nie haushoch überlegen, aber am nervenstärksten und auch das eingespielteste Team. Und sie hatten mit Greinacher auch die vielleicht beste Spielerin des Turniers in ihren Reihen: eine exzellente Verteidigerin und gute Schützin. Für Bronckhorst hingegen konnte der Abschied vom Leistungssport in ihrem letzten Spiel überhaupt besser nicht sein.
An Spannung nicht zu toppen? Vielleicht nicht aus deutscher Sicht, aber später das Finale der Männer war wenn das überhaupt möglich ist, noch nervenaufreibender zwischen Frankreich und Holland. Es ging in die Verlängerung, wo dann derjenige gewinnt, der als Erster 2 Punkte schafft, also jenseits der Linie trifft. Die Franzosen schafften nur einen Einer, die Holländer waren noch mal am Ball, die Zeit lief ab. Ttsächlich traf Worthy de Jong mit einem unglaublichen Zweier, auf den der weiter anwesende Nowitzki stolz gewesen wäre. Die fanatischen Franzosen verstummten, aber nur kurz, dann feierten sie ihre Silber-Jungs, und auch die Gold-Oranjes. 3×3-Basketball, zum zweiten Mal olympisch, hat sich etabliert als fantastische Version des Hallenbasketballs.

Dem Himmel ein Stück näher

Diese Überschrift, las ich im „kicker“, als in den 70ern der Amerikaner Bob Saegren mit dem Stab 5,63 Meter überwand, damals Weltrekord. Und damals war eine Höhe bereits jenseits der 6 Meter utopisch, aber erst recht die 6,25 Meter, die der Schwede Mondo Duplantis am späten Montag auflegen ließ. Als Olympiasieger stand er fest, die Konkurrenz um Sam Kendricks (5,95/Silber) und Emmanoul Karralis (5,90/Bronze) hatte sich schon längst aus dem Wettbewerb verabschiedet und stand Spalier, um ihren Stabhochsprungkönig zu huldigen. Zunächst übersprang er 6,10 Meter – olympischer Rekord. Jetzt also Weltrekord-Versuche: Nummer 1 scheiterte knapp, Nummer 2 ziemlich klar. In knisternder Spannung also Versuch Nummer 3, und diesmal klappte es. Ohne die Stange zu berühren überflog Duplantis 6,25, die wahrscheinlich sogar 6,30 Meter gewesen wären. Das Stade de France explodierte, und Duplantis feierte ausgelassen, wie man es selten gesehen hatte. Herzte die Freundin, herzte die Trainer, herzte Renaud Lavellinie, vor Duplantis Weltrekordler und mittlerweile ein guter Freund. Jeder Konkurrent klatschte ihn ab ohne Neid: Was für ein Gefühl muss das sein, von vornherein zu wissen, auf keinen Fall Gold zu gewinnen.
Dieser olympische Moment wird bleiben – bei mir hat er sich jetzt schon sehr viel tiefer eingebrannt als das 100-Meter-Finale.

Dreckig zu Gold

Nein, den Schmutz der Seine sah ich den Triathleten nicht an, nachdem sie in der Mixed-Staffel die Seine durchquert hatten. Und zumindest den Deutschen wird er letztlich auch egal sein, Denn zum Abschluss der Wettbewerbe siegte die Staffel Tim Hellwig, Lisa Tertsch, Lasse Lührs und Laura Lindemann vor den USA und Großbritannien. Lindemanns fantastischer Endspurt sicherte das Gold. Im Einzel hatte sie noch Pech, als sie auf der Radstrecke stürzte und den Anschluss an die Spitze verlor. „Dafür lohnt es sich, zwei Tage krank zu sein“, spielte Tertsch auf die Kolibakterien im Fluss an.

Standhaft in der Hölle

In den Ballsportarten kommt es im Viertelfinale ja gleich viermal zum Duell Frankreich gegen Deutschland. Die Volleyballer machten gestern den Anfang, und dem Team um Georg Grozer (Hammer Schorsch genannt) stand gegen die Gastgeber und Weltmeister vor der Sensation. Die ersten zwei Sätze gewannen die Deutschen, die dort wahrscheinlich das beste Volleyball vorführten, das je ein Team aus Germany gezeigt hat. Frankreich glich aus, schaffte im Decider einen klaren Vorsprung. Die Deutschen kamen noch mal heran im Hexenkessel zu Paris, doch zum ganz großen Coup sollte es nicht reichen, weil am Ende die risikoreichen Aufschläge allesamt im Aus landeten. Niemand muss sich etwas vorwerfen. Augenzeugen berichteten, sie hätten noch nie beim Volleyball ein feindseligeres Publikum erlebt als das französische, das bei jedem deutschen Aufschlag zu einem gellenden Pfeifkonzert ansetzte. Dieses ist ja für seine Unsportlichkeit berüchtigt, wie es Jahr für Jahr bei den French Open in Roland Garros zeigt.

Und sonst?
– ein absurder Wettbewerb: Kanu-Cross heißt die neueste olympische Errungenschaft. Vier Kajakfahrer gleichzeitig stürzen sich in den Eiskanal, das kennt man vom Skifahren und Snowboard. Dort klappt es einigermaßen, doch beim Kanu erinnert das Ganze eher an Autoscooter, wenn sich die Kanus gegenseitig rammen, und die Slalomstangen dem Gegner mit Absicht vor den Bug geknallt werden. Sicher amüsant, aber der sportliche Wert erschließt sich mir nicht. Dann könnte man auch das Wiesn-Teufelsrad olympisch machen, wäre das nicht eine Idee für die Spiele 2040, wenn sie denn wirklich wie erhofft/befürchtetin Deutschland stattfinden. Seis drum: Am Ende fanden sich auch hier zwei Goldene: Noemie Fox aus Australien (nicht zu verwechseln mit Kanu-Ikone Jessica Fox) und Finn Butcher aus Neuseeland jubelten über Gold. Für den Deutschen Noah Hegge blieb Bronze
– Geschlagene Simone Biles: Am Schwebebalken blieb sie gar ohne Medaille nach einem unfreiwilligen Abgang, und am Boden musste sie sich trotz einer spektakulären Kür mit Silber hinter der Brasilianerin Rebecca Andrade begnügen. Barren-Weltmeister Lukas Dauser war nach seiner Bizeps-Verletzung nicht wieder voll fit und wurde nur Siebter.

🇩🇪🇦🇹👓
Im Teamsprint sicherte das Bahnradtrio Pauline Grabosch, Emma Hinze und Lea Friedrich Bronze. Die dreifachen Weltmeisterinnen mussten ihren Traum von Gold trotz Weltrekordes im Vorlauf begraben, weil dort die Britinnen und Neuseeländerinnen noch schneller waren.Die Britinnen holten letztlich Gold
Klettermaxe Jakob Schubert: Der Österreicher beeindruckte in der Lead-Quali und darf sich Hoffnungen auf Gold machen.