Blick über den Teich, NFL

Also Kansas City Chiefs gegen die San Francisco 49ers. Es ist alles andere als mein Traumfinale, der Super Bowl in zwei Wochen. Aber schon die gesamten Play-offs zieht es sich durch, dass meistens das Team verloren hat, dem ich die Daumen drücke. Aber gerade am Sonntag haben die unterlegenen Teams Baltimore Ravens und Detroit Lions ihr Grab, wenn ich ds so dramatisch nennen darf, selbst geschaufelt. Zu dumm zum Gewinnen, zwei Teile

Teil I. Baltimore Ravens – Kansas City Chiefs 17:10 (17:7)

Ein merkwürdiges Spiel, das mich am Ende ratlos zurücklässt. Die ersten beiden Drives der Chiefs führten gleich zu zwei Touchdowns. War das wirklich die gefürchtete Ravens-Defense? Die Ravens brachten ihrerseits in der 1. Halbzeit außer einen schönen TD wenig bis nichts zustande und konnten von Glück sprechen, dass sie zur Pause nicht höher als mit 7:17 zurücklagen, weil die Chiefs u. a. in einem Drive auf TD anstatt sicheres Fieldgoal spielten und dabei per Fumble den Ball verloren.

Baltimore hatte also noch alle Chancen, aber mit einer Melange aus Pleiten, Pech und Pannen verhinderten sie praktisch selbst ein Comeback. Ein verschossenes Fieldgoal, ein Fumble an der 1-Yard-Linie statt des vermeintlich sicheren Touchdown und ein zwar behänder, aber manchmal auch reichlich wirrer Quarterback Lamar Jackson, der manchmal kreuz und quer lief und trotz reichlich Zeit keine Anspielstation fand oder sich schlicht nicht traute, seine Ballempfänger in eine 1 zu 1 Coverage zu schicken. Ein Patrick Mahomes hätte sicher den einen oder anderen Pass mehr gewagt, aber das bleibt meine unbewiesene Theorie.

Die Chiefs brachten ihrerseits offensiv gar nichts mehr zu Stande und kamen nicht einmal auch nur in die Nähe eines Fieldgoals, aber ihr Vorsprung reichte zum Einzug in den Super Bowl, der die Titelverteidigung möglich macht. Warum sie sich in dieser vermeintlich so superstarken AFC mit eigentlich nie überragenden oder auch nur überdurchschnittlichen Leistungen durchsetzen können, gehört zu den Rätseln des Footballs, die ihn halt auch so spannend und für die Fans so rasend machen. Denn das beste Team der AFC stellen sie mE auf keinen Fall, aber wie sagte schon Fußball-Trainer Hermann Gerland? Immer Glück ist auch Können.

Teil II. San Francisco 49ers – Detroit Lions 34:31 (7:24)

Eine Halbzeit lang lief es gigantisch für die Lions und „laufen“ kann hier wörtlich genommen werden, denn alle 3 Touchdowns erzielten sie nach Läufen. Und auch sonst liefen Montgomery, Gibbs und Co fast wie das Messer durch warme Butter durch die SF-Defense. Und Quarterback Jared Goff fand auch seine Ballempfänger wie Amon Ra St. Brown. Der Defense gelang es darüberhinaus, die 49ers einigermaßen in Zaum zu halten, gerade auch Christian McCaffrey.

Allen Beteiligten musste klar sein, dass die Partie zwar auf einem guten Detroiter Weg war, aber noch längst nicht entschieden. Die 49ers begannen mit einem Fieldgoal, die Lions brachten in ihrem ersten Drive den Ball bis zur 28-Yards-Linie – und es folgte die folgenschwere Entscheung von Headcoach Campbell, nicht auf das (durchaus machbare) 45-Yards-Fieldgoal zu setzen, das wieder einen Drei-Score-Abstand hergestellt und überdies die Partie wieder beruhigt hätte, sondern den 4. Down und2 auszuspielen. Das ging schief, und danach für die Lions erst mal alles. Zunächst gelang 49ers QB ein langer Wurf, der mit mehr Glück als Verstand kurz vor der Endzone Brandon Aiyuk fand anstatt intercepted wurde, weil er vom Helm eines Detroiter Verteidiger abprallte. Es folgten Touchdown und unmittelbar danach ein Fumble von RB Gibbs und ein weiterer Touchdown der 49ers zum 24:24 und relativ kurz danach ein Fieldgoal von San Francisco zum 27:24.

Doch noch war natürlich nichts verloren für die Lions, und sie kamen bis zur gegnerischen 30-Yards-Linie. Wieder klare Field-Goal-Range (zum möglichen Ausgleich), doch wieder ließ Campbell den 4. Versuch ausspielen, und wieder ging es schief. Im Gegenzug dann ein TD der 49ers und die Entscheiung.

Danach wurde natürlich über die ausgespielten 4. Downs diskutiert. Zumindest die erste Entscheidung habe ich überhaupt nicht verstanden, einfach weil sich ein 3-Score-Abstand sehr gut anhört und die Nerven beruhigt. Klar, Campbell hat schon die gesamte Saison mit unerwarteten Plays Erfolg gehabt. Und dass danach bei zwei Plays alles schiefgeht, was schiefgehen kann (aber das ist halt auch part of the game), kann man dem Coach nicht anlasten. Aber das was wäre wenn bleibt, wie bei so vielen Teams, die es letztlich nicht geschafft haben, siehe Bills, siehe Packers, siehe, siehe, siehe …

Jetzt also Chiefs vs 49ers. Für mich sind die Teams  ziemlich gleichwertig und leider für mich ist es letztlich egal, wer gewinnt. Ich kann mit beiden Siegern gut leben und leide mit keinem Team über Gebühr. Vielleicht setze ich ein kleines Sümmchen, damit ich ein bisschen mehr fiebere … Ein bisschen mehr wünsche ich es den 49ers, weil sie insgesamt die klar bessere Saison gespielt haben. Mehr dazu in zwei Wochen. Den Pro Bowl in einer Woche werde ich wenn überhaupt nur sehr marginal verfolgen, wie immer in den vergangenen Jahren.