Blick über den Teich, NBA

Jeweils Spiel 1 der Best-of7-Serien ist gespielt, und die Heimteams gaben sich durch die Bank keine Blöße. Und ausgerechnet beim Ersten im Westen lag noch am ehesten eine Überraschung im, Bereich des Möglichen. Eine Erklärung ist vielleicht, dass in der Post Season das Heimpublikum sehr viel fanatischer ist. Die ungewohnte Atmosphäre, in der regulären Saison höchstens mal in einer engen Crunchtime, erklärt vielleicht auch die zum Teil brutalen Fehlstarts der Auswärtsteams

Boston Celtics – Miami Heat 114:94 (1:0)
Die Celtics starteten mit einem 14:0-Run, und man musste Schlimmstes für die Heat befürchten. Doch sie berappelten sich und verkürzten den Rückstand noch im ersten Viertel auf 21:26. Doch wenn ich ehrlich bin: Zu keiner Zeit habe ich ernsthaft an einen Auswärtscoup gedacht. Immer, wenn Boston die Punkte brauchte, landeten die Bälle wie ferngesteuert in der Reuse. Alle acht eingesetzten Spieler steuerten mindestens einen Dreier ein, 6 von ihnen punkteten zweistellig. Jimmy Butler fehlte den Heat an allen Ecken und Enden, zu zumindest der Butler in Play-off-Form, der das Team vergangenes Jahr bis in die NBA Finals geführt hatte. Eine Wiederholung scheint mehr als unwahrscheinlich.
Mann des Spiels
Aus dem Kollektiv einen herauszuheben, ist fast unfair. Ich entscheide mich für Derrick White, immer etwas im Schatten der Superstars Tatum und Brown. Er gibt immer volle Energie und ist ein Eckstein der formidablen Verteidigung.
Ausblick: Mir fehlt gerade die Fantasie, wie die Heat diese Serie gewinnen wollen ohne ihren vielleicht besten Mann. Die Celtics sind dermaßen breit aufgestellt, dass sie als wohl einziges Team auch den Ausfall eines ihrer Schlüsselspieler kompenieren könnten. Und ihre Dreierquote von fast 45 Prozent muss jedem Gegner Angst machen.

Milwaukee Bucks – Indiana Pacers 109:94 (1:0)
Die Bucks wie erwartet ohne Giannis, doch das erwies sich zumindest in der ersten Partie gegen die Pacers nicht als großes Problem. Fast könnte man sagen: im Gegenteil. Für Damian Lillard trifft das auf jeden Fall zu. In der ersten Hälfte legte er sagenhafte 35 (!) Punkte auf, und Spannung war eigentlich nur, ob er alleine mehr Punkte auf die Anzeigetafel bringen würde als das gesamte Pacers-Team. Nein, das schaffte er dann doch nicht: Er „verlor“ mit 35:42.Am Ende der Partie hatte Lillard immer noch 35 Punkte auf der Scorekarte, und gerade an den Brettern hätten die Bucks einen Antetokuonpo gut brauchen können. So lautete das Verhältnis der Offensiv-Rebounds 5:14, und allein die zweiten Chancen hielten die Pacers am Leben. Deren Dreierquote war allerdigs indiskutabel  mit 8:38 und in der 1. Hälfte gar 3 von 18. So lässt sich ein Play-off-Spiel auswärts nur schwer gelingen.
Mann des Spiels
Trotz der fast unsichtbaren Leistung in der 2. Halbzeit kann das nur Damian Lillard sein. Im ersten Durchgang traf er fast nach Belieben seine wilden Dreier ebenfalls wie nach einem unwiderstehlichen Solo zum Korb. Auf der Gegenseite hielt Pascal Siakam mit 36 Punkten und einer Wurfquote von 60% glänzend dagegen, aber das alleine war zu wenig.
Ausblick: Diese Serie sehe ich enger, zumal Giannis wohl erst mal weiter ausfallen wird. Indiana dürfte sich was gegen Lillard überlegen, das hat ja in der 2. Halbzeit schon gut geklappt. Wichtig wird allerdings sein, dass ihr Allstar Tyrese Haliburton seine gewohnte Form abliefert, dann sehe ich schon Chancen für Spiel 2.

Los Angeles Clippers -Dallas Mavericks 109:97 (1:0)
Auch so ein Spiel, wo die Gäste sehr schwer in die Gänge kamen, namentlich Luka Doncic, der an seinem Wurf schier verzweifelte. In der 1. Halbzeit traf er nur 1 von 7 Dreiern, die Bilanz des gesamten Teams war desaströse 2 von 18. Das brachte ihnen einen 30:56 Halbzeitstand ein. 30 Punkte schaffen sie normalerweise in einem Viertel. Ganz anders die Clippers, die in Durchgang 7 von 15 Versuchen vesenkten. James Harden allein die ersten 4 seiner 4  Versuche. Die Mavs bestanden letztlich in der Offensive praktisch nur aus Doncic (33 Punkte) und Kyrie Irving (31). Nur PJ Washington punktete überhaupt noch zweistellig. Die Clippers dagegen auch ohne Kawhi Leonard sehr ausgeglichen. Harden, Gleich 4 Spieler hatten 20+ Punkte.
Mann des Spiels
Schwere Entscheidung, also entscheidet auch die Sympathie. Und zwar für Ivica Zubac, trotz seiner Größe immer ein wenig im Hintergrund. 20 Punkte und 15 Rebounds belegen seine Klase und Überlegenheit an den Brettern. Aber natürlich hatte man auch Harden mit seiner Glanzvorstellung vor allem in der ersten Hälfte (19 Punkte) wählen können.
Ausblick: bei den Mavs kann es eigentlich nur besser werden, vor allem ihre Wurfquote. Wenn dann noch Doncic und Irving mehr Unterstützung erfahren, wird es höchstwahrscheinlich wesentlich enger.

Oklahoma City Thunder – New Orleans Pelicans 94:92 (1:0)
Die einzig wirklich spannende Partie der ersten zwei Spieltage, die folgerichtig erst nach dem letzten Angriff entschieden war. Doch CJ McCallum verfehlte hart bedrängt von der Thunder-Defense das Ziel und zumindest die Overtime. Wie schon das auf beiden Seiten nur zweistelige Ergebnis zeigt. Es war der Tag der Verteidigungen. Jeder Wurf musste hart erarbeitet werden. Zweimal zogen die Thunderim zweiten Durchgang auf 10+ Punkte davon, zweimal schlugen die Pelicans zurück. Fast 20-mal wechselte die Führung.
Die Thunder legten auch den Schwachpunkt bloß, der den Thunder schon vorher attestiert wurde. Sie sind im Rebounding zu knacken. 52:44 lautete die Bilanz für die Pels, gar 18:8 bei den Offensiv-Rebounds. Und dabei fehlte ihnen mit Zion Williamson der beste Mann an den Brettern. Der hätte sehr viel Unheil anrichten können.
Mann des Spiels
Wie unoriginell, aber letztlich war es der unwiderstehliche Allstar Shay Gilgeous-Alexander, der für die Thunder den kleinen Unterschied ausmachte. 28 Punkte bei fast 50 Prozent Wurfquote, allerdings von der Dreierlinie 3 Fahrkarten bei 3 Versuchen. Bei den Pelicans hielte vor allem Jonas Valenciusas mit 20 Rebounds (9 OR!) prächtig dagegen.
Ausblick: Spätesten jetzt sind die Thunder gewarnt, dass das alles andere als ein Selbstgänger wird. Andererseits hat jeder der Thunder noch Steigerungspoztenzial. Doch die Pelicans dürften letztlich doch positiv aus der ersten Partie gehen und noch mehr überzeugt sein, dass auch in Oklahoma City was zu holen ist.

Programm heute
01:00: Cleveland Cavaliers – Orlando Magic (1:0)
01:30: New York Knicks – Philadelphia 76ers (1:0)
04:00 Denver Nuggets – Los Angeles Lakers (1:0)

DAZN macht übrigens laut eigener Vorschau für die jeweils 2. Spiele Pause und meldet sich erst in der Nacht zu Freitag zu Spiel 3 der Lakers vs Nuggets zurück. Premium-Sender halt, aber nur am Wochenende. Der NBA-Pass ist davor unser aller Freund.