Die Erwartungen an das Premier-League-Spiel zwischen dem FC Liverpool und Manchester City waren schon enorm. Meisterschaftsduell und noch dazu vielleicht die letzte Begegnung der die Fußballwelt im vergangenen Jahrzehnt extrem prägenden Trainern Jürgen Klopp und Pep Guardiola.
Und was passierte? Ein fanrtastisches Fußballerlebnis mit allem, was dazugehört. Gänsehautstimmung, elektrisierende Spannung von der ersten bis zur letzten Minute. Grandiose Einzelleistungen, Aussetzer, wunderbare Verteidigungen. Bestes Anschauungsmaterial, um irgendjemanden zu erklären, warum ihr dem Fußball frönt. Und dann als Thrill, wie es sich zuz einem guten Drehbuch halt gehört, am Ende eine mehr als strittige Entscheidung. Elfer oder nicht für Pool. Der Schiri sagte nein nach Konsultation des VAR. Für mich war der Tritt des City-Verteidigers strafstoßwürdig, aber der Schiri wollte diese rassige Partie halt aktiv nicht entscheiden: Und noch eine Pointe.Ansonsten zeigte Mr. Oliver eine vorzügliche Leistung Wenn Pool und City sich streiten, freut sich der Dritte, nämlich der FC Arsenal, der jetzt die Tabellenführung innehat knapp vor Liverpool und ManCity.Es geht weiter mit viel Spannung: in drei Wochen trifft City auf Arsenal.
Natürlich gab es auch Helden: tragische wie Liverpools Stürmer Luis Diaz, der ein unglaubliches Pensum absolvierte, aber im Abschluss eher unglücklich agierte. Oder City-Torwart Ederson, der nicht nur den Elfmeter zum Ausgleich nicht nur durch eine überflüssige Aktion verursachte, sondern sich dabei auch noch verletzte und ausgewechselt werden musste. Sein Vertreter Stefan Ortega, aus der Bundesliga wohlbekannt, machte seine Sache hervorragend. Er und noch mehr der fantastische Verteidiger Kyle Walker, an dem ja die Bayern vor der Saison so baggerten, retteten letztlich das Remis. Die packenden Duelle Diaz vs Walker waren allein das Zuschauen wert.
Letztlich kann Jürgen Klopp trotz des Ärgers über den verweigerten Elfmeter („Was hat der denn im Kaffeee gehabt?“)mit dem Punkt zufrieden sein. Unglaublich, welche Spieler er bei der Verletztenflut der Reds (u. a. fehlten Alisson, Trent Alexander Arnold, Diogo Jota, Konaté und Thiago) aus der eigenen Jugend ausgegraben hat. Ein Quansah, ein Eliot, ein Bradley spielten fast fehlerfrei, dabei mutig und abgeklärt. Guardiola dagegen zeigte durch eine grandiose Variante, dass man Eckbälle sehr wohl trainieren kann. Nicht nur die flache Hereingabe von Kevin de Bruyneauf John Stones überraschte die Pool-Abwehr, entscheidend war das perfekte Freiblocken von Ake, der die Verteidger neutralisierte.
Was bleibt, sind durchweg positive Erinnerungen an ein fantastisches Fußballspiel. Und auch ein bisschen Wehmut, dass Klopp erst mal dem Fußball Lebewohl sagt. Apropos: Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn er auch aus den zig Werbespots verschwinden würde; was zuviel ist ist zuviel.
Die Fans mit ihrem infernalischem Lärm, aber Gott sei Dank aktionsabhängig und nicht nur monotones Singen, hatten erheblichen Anteil daran, dass dieses Spiel zum Spektakel wurde. Und Anfield zeigte, dass „Youll never walk alone“ hier zu Hause ist und nur hier und vielleicht noch im Glasgower Celtic Park. Immer wieder tatsächlich Gänsehaut, sogar an einem PC.
Gut eine Stunde danach der deutsche Kontrapunkt. Bayer Leverkusen gegen VW, äh, VfL Wolfsburg. Nur eine Mannschaft, angreifen will. Aber wenig inspiriert trotz aller Klasse schienen die Leverkusener mir. Dienst nach Alonso-Vorschrift. Schön, dieses Ballkreiseln, aber wenig Zug zum Tor. Eines fiel dann doch nach einer wunderbaren Kombination. In der 2. Halbzeit dasselbe Bild, vielleicht mit noch weniger Tordrang. Und der VfL? Eine makaber schlechte Leistung. Okay, gut verteidigt, aber was Eigenes, gar was Produktives? Bestenfalls Ansätzchen, aber nie zwingend. Der DAZN-Reporter brachte es auf den Punkt: Der VfL spielt, als würde er noch auf ein Rückspiel hoffen. Man akzeptierte also die knappe Niederlage, und erst der fulminante Direktschuss von Florian Wirtz brachte wenigstens noch ein bisschen Leben in die eingeschlafene Partie.
Man hat es im Nachgang häufiger gehört, dass der Schiri das Spiel durch den (fälligen) Pfiff nicht entscheiden wollte, zumal er sich das Vergehen noch nicht einmal am Monitor angeschaut hatte. Für mich ist diese Sichtweise sehr merkwürdig. Er entscheidet damit über den Nicht-Sieg von L‘pool und schwingt sich zu einem Fußballgott-ähnlichem Wesen auf. Es gab hier m.E. keinen Raum für Ermessen oder gar „Fingerspitzengefühl“. Neben dem Strafstoß hätte auch zwingend gelb-verwarnt werden müssen.