Das war rekordreif, lieber Dominic Thiem. Heimsieg in Kitzbühel gegen den Serben Laslo Djere nach mehr als dreieinhalb Stunden. 6:7 (3:7), 7:5, 7:6 (10:8) hieß es am Ende. Das längste Best-of-three-Match in der Karriere des Österreichers. 18-mal servierte er und gab trotz 12 Breakbällen kein einziges Service ab. Andererseits gelang ihm auch nur ein einziges Break; Gott sei dank gibt es Tiebreak, sonst würden sie jetzt noch spielen …Thiem wehrte insgesamt fünf Matchbälle ab, einen davon bei Aufschlag Djere.
Die Stimmung in Kitz war schon außergewöhnlich, wobei die Fans bestimmt keinen Fairnesspreis erhalten. Jeder Punkt von Thiem wurde frenetisch gefeiert, sogar Doppelfehler von Djere bejubelt. Allerdings wurde es nie feindselig.
Erstmals seit seiner Hand-OP vor gut zwei Jahren steht Thiem, US-Open-Sieger 2020 im Finale gegen Zverev, in einem Finale. Bisher lief das Comeback sehr schleppend; viel zu früh angefangen, zu ungeduldig. Die Unzufriedenheit wuchs. Auch in Kitzbühel sah man im gesamten Turnier neben Traumschlägen unerklärliche Fehler zu hauf. Allein der Heimvorteil trug ihn in Finale. Immerhin schaffte er dreimal ein Comeback nach zum Teil klar verlorenem ersten Satz; das zeugt von viel Willen und Kampfgeist.
Im Endspiel trifft er am Samstag auf den Argentinier Sebastian Baez, leider zur für mich ungünstigen Zeit 13 Uhr. Sky und relive is my friend. Und danach muss man sehen, ob der bald 30-jährige Thiem noch mal an seine wirklich guten Zeiten anknüpfen kann. Kitz gibt Anlass zur Hoffnung dazu, aber keine Garantie.
Für mich klingt das fair.
Gibt es das denn wirklich im Tennis, ein Publikum, welches zwar einen klaren Favoriten hat, aber trotzdem beide Spieler bei beklatschenswerten Aktionen mit Applaus bedenkt (den einen halt etwas mehr) und sich bei unforced errors Beifall verkneift?
Oder ist das ein Mythos?