Blick über den Teich
Ganz kurz NHL: Heute Spiel 7 zwischen Vancouver Canucks und Edmonton Oilers. Die Dallas Stars warten. Und in eigener Sache: Den Wochenrückblick schaffe ich erst morgen. Heute versuche ich mich noch am unfassbar emotionalen Kloppo-Abschied auf Anfield.

NBA

Zweimal Spiel 7 am Sonntagabend/Nacht, zweimal siegte das Auswärtsteam. Gerade der Erfolg der Timberwolves bei deim Titelverteidiger Denver Nuggets war schon ein Meisterstück, auch wenn es zum tatsächlichen Titel noch ein langer Weg wird.

New York Knicks – INDIANA PACERS* 109:130 (3:4)

Die Knicks warfen noch mal alles herein im heimischen brodelnden Madison Square Garden, boten sogar den angeschlagenen OJ Amunoby auf. Und tatsächlich gestalteten sie die Anfangsphase relativ ausgeglichen. Aber schnell war klar: Sie waren mit der Kraft am Ende, konnten nicht mehr so physisch verteidigen. Und die Pacers? Nutzten die kleinen Freirräume gnadenlos aus mit einer unglaublichen Wurfeffizienz. 77 Prozent trafen das Ziel, davon 7 von 9 Dreiern. Es ist nur dem unglaublichem Kampfgeist der Knicks geschuldet, dass es nach 12 Minuten „nur“ 27:39 stand. Im zweiten Viertel dasselbe Bild. Die Pacers trafen und trafen ihre Versuche, verzichteten gnädigerweise aufs Dreierwerfen, die Knicks (inzwischen wieder ohne Amunoby) wehrten sich. Namentlich durch Alec Burks, die Knicks-Entdeckung der Serie, der 12 Minuten durchspielte und 14 Punkte sammelte. Doch gerade ein Jalen Brunson tat sich unheimlich schwer Würfe zu erarbeiten.
Mit 17 Punkten Defizit gingen die Knicks in den Schlussabschnitt, und den mussten sie ohne ihren Superstar Brunson bestreiten, der einen Handbruch erlitt. Passte zum Verletzungsdrama. Die Aufholjagd musste also ausbleiben. Am Ende hatten die Statistiker noch was zu feiern. Mit einer Trefferquote von 67,1 Prozent stellten die Pacers einen Rekord für dieses Jahrhundert in einem 7. Spiel aus. Ein Mix aus unglaublicher Treffsicherheit, aber auch nicht mehr so hartnäckiger Verteidgung.

Mann des Tages
Tyrese Haliburton: Der Spielmacher begann brillant verwertete 4 von 5 Dreiern und brachte die Pacers schnell auf die Siegesstraße. Am Ende kam er auf 26 Punkte und 6 Assists.

Stark trotz der Niederlage
Donte DiVicenzo: Was für eine Partie des Italo-Amerikaners. Sein Dreier funktionierte von Beginn an (am Ende großartige 9 von 15). Lange weigerte er sich aufzugeben, die 39 Punkte sind Play-off-Rekord für ihn. Eine Minute vor Schluss verließ er vorzeitig das Feld: Das Publikum erhob sich und huldigte eine phänomenale Leistung, die leider wegen des mangelnden Suports seitens des Teams ohne Belohnung blieb.

x-Faktor
Trefferquote der Pacers: Während der gesamten Partie auf unglaublichem Niveau: Aufgedröselt nach Vierteln: 76,2/76,5/59,1/57,9 (also ein dramatischer Niedergang in der 2. Halbzeit …)

🇩🇪 Deutsche Brille 👓
Isaiah Hartenstein war von Beginn an anzumerken, dass er mit den Kräften relativ am Ende war. Nicht so spritzig bei den Rebounds, und schon der erste Wurf viel zu kurz aus guter Position ließ Schlimmes vermuten. Am Ende blieb er ohne Punkt, immerhin schnappte er doch 8 Rebound (ein guter Wert angesichts der Tatsache, dass es nicht viel zu rebounden gab am defensiven Brett.
Hartenstein hat eine formidable Saison gespielt und erst recht formidable Play-offs. Meines Erachtens wäre es schon Luxus vom deutschen Bundestrainer Gordie Herbert, ihn nicht für Olympia zu nominieren oder es wenigstens ernsthaft zu versuchen.

Analyse
Was wäre wenn (what if): Lieblingsbeschäftigung der Spekulanten, Mutmaßer. Doch hier komme ich nicht dran vorbei. Was wäre, wenn das Verletzungspech bei den Knicks nicht so furchtbar zugeschlagen hätte. Vier Spieler (Randall, Amunoby, Bogdanovic, Robinson) der ersten Acht fehlten teilweise oder ganz: Es fehlte also nicht nur deren Input, sondern hatte auch zur Folge, dass sich der Rest aufrieb und das übrigens in beeindruckender Art und Weise tat.
Die Pacers waren nicht immer souverän, aber sie haben eben mit Pascal Siakam und Tyrese Haliburton, die jederzeit den Unterschied ausmachen können. Im Conference Finale sind sie gegen die Boston Celtics dennoch klarer Außenseiter.

Und der Verlierer?
Muss jetzt im Wortsinn die Wunden pflegen. Doch am Ende wird die Zufriedenheit vorherrschen, mit ihren Ausfällen überhaupt so weit gekommen zu sein. Und der sonst so kritische Garden hat das mehr als wohlwollend registriert. Und mit Brunson haben sie ihren Franchise-Spieler für die nächsten Jahre gefunden.

Denver Nuggets – MINNESOTA TIMBERWOLVES* 90:98 (3:4)

Die Partie begann unserer Zeit nach kurz nach 2 Uhr nachts (netterweise vor einem Feiertag), und dennoch werden viele nach der ersten Halbzeit ihrem Schlafbedürfnis nachgekommen haben (Schlaumeier wie ich haben von vornherein auf relive heute Morgen gesetzt). Es war doch alles entschieden. Wie erwartet waren die jungen Wölfe dem Anlass nicht gewachsen. Ihre Würfe trafen nicht das Ziel (4 von 16 Dreier), die Abwehr ließ sich ausspielen. Der Titelverteidiger mit dem großartigen Nicola Jokic spielte dagen souverän, und ein Jamal Murray geigte auf wie noch nie in dieser Serie, sammelte 24 Punkte. Zur Pause konnten die Wolves froh sein, nur mit 15 Punkten im Rückstand zu sein, aber auch diese Differenz hat noch nie in der NBA-Geschichte ein Team in einen Sieg ummünzen können.
Tja und dann: Wuchs der Abstand erst mal auf 20, doch dann begannen die Wolfves zu knabbern, reduzierten den Rückstand nach und nach. Nicht mehr zweistellig, nur noch 6 Punkte, nur noch 1 Ballbesitz. Die Abwehr wurde zum Bollwerk, gegen das die Nuggets kein Mittel mehr fanden. Und so war die Partie Ende des 3. Viertels plätzlich auf Augenhöhe – und das, obwohl der Dreier bei Minnesota immer noch kaum fallen wollte (4 von 12).
Im vierten Viertel hatten die Nuggets dann nichts mehr zu melden, vielleicht auch, weil die Refs wieder mehr in der Verteidigung zuließen. Als Rudy Gobert mit einem Wurf aus der Drehung aus einiger Entfernung traf (das ist wirklich nicht das Ding des französischen Hönen), war die Partie entschieden. Die furchtbare Dreierquote der Nuggets in Durchgang 2 (4/21) half nicht gerade weiter.

Mann des Tages
Chris Finch: Der Wolves-Chefcoach muss großartige Worte gefunden in der Halbzeit gefunden haben und hat die Stellschrauben gerade in der Abwehr genau richtig neu justiert.Das gesamte Team war ausgeglichen und im 2. Durchgang richtig gut, außer bei den Dreiern (10/34)

Stark trotz der Niederlage
Jamal Murray: Mit Abstand sein bester Auftritt in der gesamten Post Season, in der ihn allerlei Wehwehchen plagten. Hauptverantwortlich mit 24 Punkten für den großen Vorsprung der Nuggets in der 1. Halbzeit. Dieses Niveau konnte er allerdings nicht halten, weil er wie alle auf ddem Parkett den Dreier nicht traf.

x-Faktor
Mike Conley: der so wichtige spiritus rector der Wolves. Seine Erfahrung (36 Jahre) war genauso hilfreich wie sein fehlerloser Ballvortrag (kein Turnover).

Analyse der Serie
Für mich war es die vorweggenommene Finalserie, vor allem im Westen. Die Wolves waren letztlich das vielseitigere Team und als einziges können sie Nikola Jokic wenigstens eein bisschen einbremsen mit Gobert und Towns. Ich sehe sie relativ klar favorisiert gegen die Dallas Mavericks.

Und der Verlierer
Hatten zumindest in der Theorie ein meisterschaftswürdiges Team, aber eben nur, wenn Jokic und Murray nicht Zuzweit-Unterhalter sind. Spiel 7 muss in Denver schwer zu denken geben. Jokic/Murray erzielten insgesamt 69 Punkte, der gesamte Rest nur 21. Noch schlimmer sah es bei den Bankspielern aus. Nur Christian Braun erzielte überhaupt Punkte (5), insgesamt gab Trainer Mike Maloney den Bankspielern nur 34 Minuten Einsatzzeit (Wolves 43), die insgesamt nur 4 Wurfversuche wagten. Deswegen hatten Jokic, Murray und Aaron Gordon 42+ Minuten auf dem Buckel.

Ansetzungen:

Die Conference-Finals stehen. In der Nacht zu Mittwoch beginnen die Celtics gegen die Pacers, einen Tag danach die Timberwolves gegen die Mavericks. Danach abwechselnd im Tagesrhythmus um 2 oder halb drei Uhr unserer Zeit. DAZN ist Euer Dauerfreund oder doch Original beim League Pass?