Blick über den Teich, NHL

Its Stanley-Cup-time. Und während ich bei den NBA-Finals nur leicht für die Dallas Mavericks bin gegen die Boston Celtics und mir vor allem spannende Spiele erhoffe, verhält es sich bei den NHL-Finals anders. Hier bin ich voll und ganz auf der Seite der Edmonton Oilers in der Serie gegen die Florida Panthers. Dabei habe ich überhaupt nichts gegen das Team aus Sunrise, habe ihnen in den Play-offs gegen die Rangers, die Bruins und die Lightning jeweils die Daumen gedrückt (wofür mich wahrscheinlich jeder echte NHL-Fan verachtet, aber halt meine Finnen (wenn viele von ihnen im Team sind, haben sie meine Sympathie). Und kaum ein Team hat mehr Finnen als das der Panthers: neben Kapitän Alexander Barkov auch Anton Lundell und Eero Lusorainen. Und trotzdem will ich den Oilers-Triumph. weil

– zum einen würde ich es sehr einem Team aus Kanada wünschen, nach 1993 (Montreal Canadiens) die Trophäe des Lord Stanley wieder ins Mutterland des Hockeys zu bringen.
– mit Conor McDavid spielt der mit Abstand beste Eishockeyspieler der Welt für die Oilers
– last but not least: Leon Draisaitl, der Kölner, der Sohn des auf Ewigkeit penalty-berühmten Peter Draisaitl https://www.youtube.com/watch?v=517a_I559N0  (8:00). Leon hat eine großartige Saison hinter sich, ist der zweitbeste Scorer in den Play-offs (hinter McDavid). Klar, es hat schon deutsche Stanley-Cup-Sieger gegeben, aber ohne Uwe Krupp, Tim Kühnhackl und Dennis Seidenberg nahetreten zu wollen: noch nie in einer so tragenden Rolle: 2. Co-Star, einer der besten 10 Spieler der Welt (sach ich jetzt mal).

Auf was kommt es an?
Ich habe die Play-offs in der NHL lange nicht so intensiv verfolgt wie die der NBA, aber ein paar Dinge sind mir schon aufgefallen

für die Oilers spricht
– ihre immense Angriffspower: nicht nur McDavid und Draisaitl: Mit Zach Hyman (14 Tore) haben sie den treffsichersten Schützen in ihren Reihen, mit Evan Boucard den gefährlichsten Verteidiger ((27 Scorerpunkte).
– das Powerplay: Sowohl in der Offensive als auch im Penalty-Killing sind die Oilers das beste Team der Liga. Mehr als jedes dritte Überzahlspiel führt zu einem eigenen Treffer. Während McDavid und Draisaitl grundsätzlich in getrennten Linien spielen, setzt Trainer Kris Knoblauch im Powerplay auf gemeinsame Power.
– die Leidenschaft: Edmonton ist Eishockey-Town mit unfassbarer Tradition. Es gibt dort nichts Wichtigeres. Gretzky, Messier, Kurri und andere sind Legenden. Dagegen Florida, der Sunshine State: nicht viel, was ich dort mit Eishockey in Verbindung bringe auf den ersten Blick.

für die Panthers spricht
– der Torwart: Sergej Bobrowski spielt grandiose Play-offs, praktisch fehlerlos und mit ein paar Wunderparaden. Außerdem strahlt er eine enorme Ruhe aus. Stuart Skinner von den Oilers ist dagegen immer wieder einen Bock, ja einen Aussetzer gut. Und wirkt für mich immer ein bisschen hektisch. Seine Jugend (25) könnte ihm helfen (Unbekümmertheit) oder behindern (Unerfahrenheit).
– die Ausgeglichenheit: gleich starke Linien, gerade auch in der Abwehr, die zum Bollwerk werden kann. Und doch auch viel individuelle Klasse eines Tkachuk und Barkov.
– die Stanley-Cup-Erfahrung: Die meisten Panthers waren im vergangenen Jahr schon dabei, als sie im Finale gegen die Las Vegas Knights verloren, auch weil sie mit den Kräften ziemlich am Ende waren. Daraus und dieser besonderen Endspiel-Situation haben alle Beteiligten gelernt. Fraglich ist halt, ob das dann wirklich ausschlaggebend ist.

Und sonst?
– stellt sich die Frage, wer mit den Reisestrapazen am besten umgeht. 4100 Meilen liegen zwischen den beiden Hallen in Sunrise und Edmonton, soviele wie noch nie in einer Finalserie. Bei einer Best-of-7-Serie müssten die Teams bis zu viermal hin und her reisen. Für die Fans ist somit ein Mitreisen sehr schwierig (keine Direktverbindung). Auswärtsunterstützung wird es also kaum geben.
– mein Tipp: Oilers in 6