Der Unfall, der meine Welt veränderte
Es war ein wunderschöner Sonntag, der 1. im Mai 1994, als meine Welt zusmmenbrach. Damals war ich glühender Formel-1-Fan, schon seit den späten 70ern, also lange vor dem Boom, den Michael Schumacher in Deutschland ausgelöst hatte. Geprägt wurde ich als Süddeutscher ohnehin vom ORF, dem Programm, zu dem wir immer ein bisschen neidisch schauten und Gott sei Dank auch schauen konntn . Legendäre Sendungen wie Club 2 oder Trailer, die Zeit im Bild war so viel besser als Tagesschau und heute – und eben Sport, viel Sport aus österreichischer Sicht, viel Kenntnis, Charme und Nationalismus, der den Deutschen so fremd war. Ewige Analysen, warum der Klammer Franz ausnahmsweise mal nicht gewonnen hat. Sport am Montag war praktisch Pflichtprogramm.
Die ORF-Formel-1-Legende hieß lange natürlich Niki Lauda, aber für mich mindestens so wichtig war der Mann am Mikrofon. Heinz Prüller, lange vor Internetzeiten eine wandelnde Enzyklopädie, voller Wissen über Geschichten und Geschichtchen über die Königsklasse des Motorsports. Manchmal natürlich viel zu viel des Guten, es gab und gibt eine Seite pruellereien.at. Ich weiß noch genau:; Wegen Olympia war er anderweitig beschäftigt, ein Schweizer (!) sprang im ORF ein, es war eine Tragödie. Jährlich gab Prüller seine „Grand Prix Story“ heraus, ein umfassender Rückblick auf die Saison. Alle ERennen, alle Zahlen, alle Geschichten.
Also saß ich an jedem schönen Nachmittag 94 auf dem heimischen Sofa und wartete etwas beklommen auf das Rennen, war doch tags zuvor der Österreicher Rudolf Ratzenberger im Training tödlich verunglückt, hatte Rubens Barrichello im Freitagstraining einen schweren Unfall gehabt. Michael Schumacher hatte im Benneton die ersten rein Rwnnen gewonnen, Senna hatte also viel aufzuholen und startete furios. Und dann der Albtraum: In Führung liegend verlor Senna die Kontrolle über seinen Williams und raste in der berüchtigten Tamburello-Kurve nahezu ungebremst in die Mauer. Lähmendes Entsetzen auf der Tribüne, bei Heinz Prüller, und lähmendes Entsetzen auch bei mir zu Hause in Deggendorf., wo ich damals arbeitete, Und doch die kleine Hoffnung, Senna, der Übermensch, könnte überlebt haben. Mein Senna, der mir zum ersten Mal zehn Jahre vorher aufgefallen war, als er sich im unterlegenen Toleman lange vehement gegen alle Überholversuche von Niki Lauda wehrte, der die Punkte doch so dringend für den WM-Titel brauchte. Lauda schaffte es dann doch und holte seinen 3. Titel, einen halben Punkt vor Alain Prost.
Es dauerte und dauerte, aber die spärlichen Informationen verhießen nichts Gutes, bevor dann am späten Nachmittag Sennas Tod offiziell bestätigt wurde, ein abgebrochenes Teil hatte seinen Helm zerschlagen. Heute, da sind sich alle einig, hätte er bei der extrem verbesserten Sicherheit der Boliden, den Unfall bestimmt überlebt. Es war dann genau dieser tödliche Unfall der damaligen Herrschers der Formel , der die Verbesserung dieser Sicherheit extrem beschleunigte.
Am Abend telefonierte ich mit einem Freund. Wir konnten es wie so viele einfach nicht glauben. Mit Senna ist für auch ein Teil der Formel 1 gestorben. Ich verfolgte die Rennen weiter, aber es machte die Sache wahrlich nicht besser, dass plötzlich der mir nie besonders sympathische Michael Schumacher die Szene beherrschte. Spätestens aber, seit ich beruflich nach Frankfurt (Oder) umzog und damit außerhalb von Heinz Prüllers Reichweite, schalte ich lange nicht mehr so regelmäßig ein.
Für mich wird immer Ayrton Senna der Größte bleiben, auch wenn später Schumacher und Lewis Hamilton viel erfolgreicher waren. In seiner Sportart sowieso, aber auch einer der größten Sportler überhaupt. Charismatisch, sicher nicht immer freundlich, beinharter Kämpfer. Die Beisetzung in Brasilien vor einer unübersehbaren Menschenmenge, live im ORF übertragen, war mein Abschiednehmen von meinenmir damals liebsten Sportler.
Heute ist es also genau 30 Jahre her. Er fehlt mir immer noch. Und nicht nur ich frage mich, was Senna noch alles hätte erreichen können. sportlich, fürs Land Brasilien villeicht gar als Präsident, für die ganze Welt
Toll. Mehr in dieser Art. Und dann ein Buch mit solchen Texten über dein Sporthelden. Bravo!